Liebe Laufgemeinde!
Es ist so weit, ich versuche jetzt einen Liebesbrief zu schreiben. Ne, nicht was Ihr gleich denkt. An meiner Seite lebt schon eine holde Maid. Und zwei süße kleine Engel haben wir auch. Das soll auch alles so bleiben.
Nein, das hier soll ein Lobgesang an den LDL werden. Nix mit Blutfetten. Ich meine natürlich den langsamen Dauerlauf. Mir ist das heute noch mal so richtig bewusst geworden. Ich meine von allen Trainingsvarianten ist mir diese die liebste.
Hatte heute nach einem Schichtdienst frei. War ziemlich kaputt und hatte keinen Bock zum Laufen. 2°C und dazu windig. Aber schlafen konnte ich auch nicht und deshalb ging es dann trotzdem in die Laufklamotten. Hatte vorgestern einen T(empo)DL in eine 18 km Gesamtstrecke eingebaut. Lief gut, war am Ende doch etwas knülle. Also war heute so was ganz Ruhiges dran. Darum zwei statt einem Hemd und sogar die dünnen Handschuhe an.
Sch…, Gegenwind. Das fängt ja echt gut an. Aber so nach 15 bis 20 Minuten langsamen Dahintrottens war der olle Wind vergessen. Es “lief” sich alles ein. Nichts zwickte, nichts zwackte. Komisch, dachte ich, an manchen Tagen tut gar nichts weh. Und da war er dann auch schon bald, dieser Rhythmus. Das gleichmäßige, leichte setzen der Füße. Die unbeschwerte Atmung. Der ruhige Herzschlag. Zwischendurch immer mal ein Blick zur Uhr - leider. Aber diesmal nur, um das Tempo zu bremsen. Runter auf 5:45, dann sogar 5:50. Man, so langsam laufe ich sonst nie. Aber ich merke, wie sich mein Körper darüber freut. Die Gedanken schweifen ab. Der Blick schweift umher. Ich sehe einen Kormoran im Sturzflug wie ein Pfeil ins Wasser schießen. Und wie lange hatte ich schon ohne Erfolg nach dem Eisvogel Ausschau gehalten. Und plötzlich sah ich ihn - einfach so saß er da am Uferrand. Ich war glücklich.
Über die Strecke hatte ich mir bis dahin noch keine Gedanken gemacht. Aber das war auch egal. Der Weg war heute wirklich das Ziel. Ich hatte das Gefühl stundenlang so weiter laufen zu können und zu wollen. Leider hatte ich nur ein auf zwei Stunden beschränktes Zeitlimit - der lieben Engel wegen und so.
Und plötzlich war das Feindbild da. Zwei Frauen mit jeweils einem “riesigen” Schäferhund. Zum Glück war es nicht unsere erste Begegnung. Schon oft hatte ich die energischen Stimmen der beiden Frauen schätzen gelernt, da auch die Hunde wussten, dass sie darauf zu hören hatten. Und heute sprang ich mal über meinen eigenen Schatten und hielt einfach an. Die Beiden, besser die Vier, schauten sich verdutzt an. Schnell sagte ich, dass ich mich einfach nur einmal bedanken wollte, dass sie ihre Hunde so gut erzogen haben. Eine kurze Plauderei, ein Lächeln. Ich war zufrieden.
Auf dem Heimweg noch Rückenwind. Das Blut voller Sauerstoff. Der Kopf ganz frei. Und mit einem Mal ist aus dem anfänglichen Kampf eine Wonne geworden. Und deshalb, weil ich so etwas nur erlebe, wenn ich langsam unterwegs bin, liebe ich den langsamen Lauf so. Mehr wollte ich nicht erzählen. Hoffentlich habe ich nicht gelangweilt.
Wie geht Euch das so? Kennt Ihr so etwas auch? Was ist Euer liebstes Training?
Heiko
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Hallo Heiko, 
ein schöner Bericht! Ich kann Dir das so richtig nachempfinden. Auch mein liebster Lauf ist der LDL. Am Sonntag war ich 25 km unterwegs. Einfach so, just for fun.
Es steht bis jetzt noch kein bestimmter Trainingsplan an und ich "gurk" so gemütlich vor mich hin! Ich finde das einfach toll! Ich bin bei dem LDL gut gelaunt und glücklich. Oft lächle ich einfach so vor mich hin oder grüße sogar Hundebesitzer oder Nordic Walker! 
Etwas schade finde ich, dass mich die wenigsten Läufer zurück grüßen. Sind wohl immer in einen Tempo Dauerlauf vertieft!
Dir noch viele schöne lange Läufe!
Ach ja, und gerade zur Zeit, wo ich ziemlich viel Streß in der Arbeit habe, tut mir der LDL am Sonntag besonders gut. Ich merke richtig, wie ich mich mit jedem Schritt mehr entspanne!

ein schöner Bericht! Ich kann Dir das so richtig nachempfinden. Auch mein liebster Lauf ist der LDL. Am Sonntag war ich 25 km unterwegs. Einfach so, just for fun.


Etwas schade finde ich, dass mich die wenigsten Läufer zurück grüßen. Sind wohl immer in einen Tempo Dauerlauf vertieft!

Ach ja, und gerade zur Zeit, wo ich ziemlich viel Streß in der Arbeit habe, tut mir der LDL am Sonntag besonders gut. Ich merke richtig, wie ich mich mit jedem Schritt mehr entspanne!
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Hallo Heiko,
Du schilderst exakt den Grund, warum ich laufe: einmal oder zwei Mal im Jahr den perfekten Lauf (im wahrsten Sinne des Wortes) zu haben, wo Du nichts erwartest, wo alles passt, wo Du eins bist mir Dir und der Natur, wo Du wie aufgeladen wieder nach Hause kommst und wofür sich die ganze Mühe lohnt. Dieses 'Flow'-Erlebnis habe ich meistens im Winter beim LDL in bergigem Gelände, wo es auch was zu gucken gibt.
Gruß Zwangsläufer
Du schilderst exakt den Grund, warum ich laufe: einmal oder zwei Mal im Jahr den perfekten Lauf (im wahrsten Sinne des Wortes) zu haben, wo Du nichts erwartest, wo alles passt, wo Du eins bist mir Dir und der Natur, wo Du wie aufgeladen wieder nach Hause kommst und wofür sich die ganze Mühe lohnt. Dieses 'Flow'-Erlebnis habe ich meistens im Winter beim LDL in bergigem Gelände, wo es auch was zu gucken gibt.
Gruß Zwangsläufer
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JA, das macht es aus!
Ich wünsch uns allen solche Läufe, zumindest hin und wieder. Am meisten schätzt man sie, wenn man nach Verletzungspausen wieder laufen darf.

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Schön, einfach nur schön!
Ich fühle - zumindset zur Zeit - genau wie du. Einfach raus und es laufen lassen.
Beneide dich wirklich um diesen schönen Lauf.
Viele Grüße
Frank
Ich fühle - zumindset zur Zeit - genau wie du. Einfach raus und es laufen lassen.
Beneide dich wirklich um diesen schönen Lauf.
Viele Grüße
Frank
10km PB 44:32 (2006)
15km PB 1:09:17 (2006)
20km PB 1:32:42 (2004)
HM PB 1:39:55 (2005)
25km PB 2:16:21 (2003)
M PB 3:55:21 (2005)
Es ist nichts großartiges, besser zu sein als jemand anders - wahre Größe bedeutet es, besser zu sein, als man selbst vorher war
(...wie ich finde, das einzige Motto, dass 95% aller Läufer motiviert)
15km PB 1:09:17 (2006)
20km PB 1:32:42 (2004)
HM PB 1:39:55 (2005)
25km PB 2:16:21 (2003)
M PB 3:55:21 (2005)
Es ist nichts großartiges, besser zu sein als jemand anders - wahre Größe bedeutet es, besser zu sein, als man selbst vorher war

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Tja, so schlimm kann es kommen. Wenn ich diese Anfälle habe, breche ich den Lauf sofort ab.brunny hat geschrieben: Oft lächle ich einfach so vor mich hin oder grüße sogar Hundebesitzer oder Nordic Walker!

"Das Internet ist der dümmste Ort der Welt." Jan Gorkow
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Ja das hört sich gut an.Jetzt wo du es schreibst denke ich auch an die Anfangszeiten noch mal nach und denke das es an der Zeit ist das Training wieder ausgewogener zu gestalten.
Grüße Joachim
Grüße Joachim
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Hier ein etwas anderer Bericht über meine aktuelle Lieblingseinheit:NB902 hat geschrieben:
Wie geht Euch das so? Kennt Ihr so etwas auch? Was ist Euer liebstes Training?
Heiko
So leider wieder etwas später losgekommen als geplant, um die 9km bis zu "meiner" Tartanbahn zu radeln. Also verzichte ich auf den Wald und laufe mcih auf dem roten Rund ein. Heute gehört die Bahn wirklich mir allein - wie fast immer im Winter. 6 Runden bzw 12 min später bin ich eingelaufen und ziehe mich um. In kurzen Hosen und Spikeschuhen betrete ich wieder die Bahn, zum Glück ist es heute sehr mild.
Bei den 2 Steigerungen merke ich den kräftigen Wind, aber zunächst kümmert er mich wenig.
So, erstmal die 400er. 4 Stück, 200m Pause. Das Vorgeplänkel, nur damit ich nachher schon müde bin, wenn es zur Sache geht. Der erste in 74s, 76 hatte ich mir mind. vorgenommen. Während ich die 200m Trabpause heruntertrotte nehme ich mir vor, mich etwas zusammenreißen, schließlich brauche ich die Kraft für später. Also gehen die anderen in 76, 74 (wieder zu schnell) und wieder 76. Beim letzten werden die Beine etwas schwerer, dazu noch Gegenwind auf der letzten Gerade. Aber jetzt ist Serienpause. 200m wird gegangen, dann trabe ich so lange, dass ich pünktlich nach knapp 5min Gesamtpause am 300m Start bin.
Jetzt wird es ernst, das Tempo schneller, die Pause kürzer. Die 300er will ich so in 2'55 bis 2'50/km laufen, ein Tempo, dass ich im Sommer im Wettkampf über 1500m durchhalten will. Es geht los, etwas zu schnell, mist. Knapp unter 50s für den ersten, in dem Tempo halt ich das nicht durch. Nach der Pause muss ich mich mehr zusammenreissen. 100m Traben, ich bin wieder am start, bevor ich nachdenken kann, wie verdammt kurz die Pause ist. Jetzt etwas langsamer, Körner sparen. 53 tief, gut. Aber ich bin schon so fertig, die ersten meter der Pause atme ich keuchend und jogge so langsam, das ich fast gehen könnte. Weiter, die 100m sind immer schnell vorbei. Auf zum dritten 300er. Jedesmal merke ich früher, wie mir das Laktat in die Muskeln schießt, jetzt wird es nach 200m schon deutlich mühsamer. Trotz schwerer Beine geht das in unter 52, aber halt, da soll noch einer gehen, wie das?
Die Beine sind wie Pudding, der Puls rast, mühsam kann ich mich zum trab überwinden. Das einzige, was mich zum letzten 300er antreten lässt, ist die verlockende Aussicht, dass ich danach wieder 200m gehen darf. Weitere Gedanken lässt die knappe Minute Pause nicht zu, ich renne schnell los, um gegen den Wind nicht zu viel zu verlieren, auf der Zielgerade werde ich eh breit sein, aber da schiebt mich der Wind schon irgendwie ins Ziel. Von Anfang an die bekannten Puddingbeine, und nach 150m wird der Laktatsee, in dem ich wate, noch merklich tiefer. Aber ich denke immer an die Worte meines früheren Trainers "großbleiben, sauberen Schritt ziehen". Im Ziel bin ich wieder bei knapp unter 50s, deutlich schneller als erwartet. Ich wollte halt in die Gehpause.
Jetzt gehen. Dann Traben. Jedesmal erstaunt, wie schnell ich mich erhole. Die 200er müssten jetzt eigentlich Kindergeburtstag sein, da ich mir da 200m Trab erlaube. Und so geht es dann auch, und endlich stimmt auch die Konstanz beim Tempo. Die ersten drei 200er sind alle unter 32s und liegen keine 2 Zehntel auseinander. Also gebe ich im letzten mal etwas mehr Gas, aber kontrolliert. Einfach eine schnelle Zielgerade, aber sauber gelaufen ohne zu knüppeln. 29,6 s - nett. Voll durchgezogen wäre es bestimmt in 28 oder sogar schneller gegangen, also Richtung 400m Tempo - das lässt hoffen für die kommende Saison.
Jetzt umziehen und auslaufen. Ich sehe auf die Uhr, eine gute Stunde dauert das Programm nur. Bin jedesmal wieder begeistert, wie schnell man sich so tüchtig plattmachen kann. Dennoch leider wieder keine Zeit für längeres auslaufen im Wald. 6 Runden auf dem Platz müssen reichen. Grob im Kopf nachgerechnet: bin im Schnitt wohl alles etwas schneller gelaufen als letzte Woche, bei kürzeren Pausen. Nach der Auswertung zuhause bestätigt sich das. Meine neue Lieblingseinheit ist geboren. Nächste Woche wird die Serienpause weiter verkürzt und das Tempo noch etwas verschärft. Es muss ja noch vorne gehen.
So, das war der Bericht von der Bahn, keine Walker und Hunde da, sehr angenehm.

Gruß
Christof
"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister
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Sehr schön - beide Berichte: ich will beides! 
Eisvögel habe ich leider schon lange nicht mehr gesehen, dafür aber zwei Störche (dachte immer die wären Zugvögel) - 2m von der Laufstrecke im Bach stehen, Reiher etc. Gerne laufe ich auch am Niederwaldsee eine Runde und bleibe bei gemütlichen GA-Einheiten auch schon mal 5 min stehen, um die Fortschritte einer Familie Haubentaucher im Sommer zu beobachten.
Freue mich schon jetzt, den Sonnenaufgang in einigen Wochen bei meinen Morgenläufen zu beobachten, dem morgendlichen Rumgröhlen
der Vögel zuzuhören und - erstmalig nikotinfrei - den Duft des Frühlings zu riechen - und auf erfolgreiche 3000er Intervalle auf der Bahn in 3:55
.

Eisvögel habe ich leider schon lange nicht mehr gesehen, dafür aber zwei Störche (dachte immer die wären Zugvögel) - 2m von der Laufstrecke im Bach stehen, Reiher etc. Gerne laufe ich auch am Niederwaldsee eine Runde und bleibe bei gemütlichen GA-Einheiten auch schon mal 5 min stehen, um die Fortschritte einer Familie Haubentaucher im Sommer zu beobachten.
Freue mich schon jetzt, den Sonnenaufgang in einigen Wochen bei meinen Morgenläufen zu beobachten, dem morgendlichen Rumgröhlen

