nachdem ich jetzt 2 Tage Zeit hatte mir dieses große Erlebnis nochmal durch den kopf gehen zu lassen, wird es jetzt Zeit für einen kleinen Bericht.
Hätte ich ihn früher geschrieben, hätte sich alles eher nach nem Kitschroman angehört, denn ich war so voller Emotionen, die mussten erstmal verarbeitet werden.

Aber was will man auch erwarten, nach 12 Wochen akriebischer Vorbereitung, die oft mit Schmerzen verbunden waren (ja damit hatte ich im Training oft zu kämpfen), als pure Emotionen?!
Ich hatte diesem einen Tag so lange entgegengefiebert, es war fast unwirklich dann tatsächlich an der Startlinie zu stehen.
Ich hatte anfangs ein bischen Sorge, dass mir die Temperatur und mein leicht schmerzender rechter Oberschenkel sehr zu schaffen machen würde.
Aber als dann der Startschuss fiel waren alle Befürchtungen vergessen, es blieb nur ein Klos im Hals und eine Gänsehaut.
Ich fand mein Tempo relativ schnell und hatte mich anscheinend ganz gut eingeordnet, denn ich musste kaum überholen und war auch den anderen Läufern kaum im Weg.
Mein Oberschenkel machte sich auch nicht bemerkbar, so dass ich die ganze Atmosphäre ungetrübt genießen konnte.
Ich freute mich jedesmal wahnsinnig über anfeuernde Zuschauer und Bands. Ich hätte nie gedacht, dass sie einen nochmal so pushen könnten.
Manchmal lies ich mich aber auch zu sehr pushen, denn ich beging den typischen Anfängerfehler und wurde zu schnell. Ich hatte eigentlich eine Pace von 5:40min/km vorgesehen aber schon bei km10 zeigte mein Garmin mir teilweise Werte von 5:00-5:10min/km.
Ich mahnte mich zur Vorsicht, denn ich wusste ich würde später dafür büßen.
Aber mein Körpergefühl siegte über die Vernunft und ich lies es einfach rollen.
Ich genoss die schöne Strecke, es war mittlerweile bestimmt über 20 Grad warm und die Sonne strahlte. Die Sambatrommler taten ihr Übriges und ich fühlte mich nicht mehr wie bei einem Marathonlauf in Würzburg, sondern eher wie im Urlaub im Süden.

Bei km 15 warf ich dann mein erstes Gel ein und auch das Trinken klappte erstaunlich gut.
Ich hatte mir extra kleine Strohhalme mitgenommen, weil ich ohne kaum Wasser in meinen Mund, dafür aber ins Gesicht bekomme.

So bei km 18 wurde ich dann vom 3:59 Pacemaker überholt (war also wirklich am Anfang zu schnell unterwegs) und hängte mich an ihn dran.
Das Tempo war super und ich fühlte mich immernoch gut. Wir liefen in einer kleinen Gruppe gut gelaunter Läufer hinter ihm her.
Bei km26 verlor ich ihn leider aus dem Blick, denn ich wollte mein nächstes Gel zu mir nehmen und an der Wasserstelle war ganz schön was los.
Von da an merkte ich, das es mir langsam schwerer fiel das Tempo zu halten. Aber ich hielt noch bis km29 durch.
Dann musste ich leider etwas zurückstecken und lief etwa mit einem Schnitt von 6:00-6:15min/km. Ich beschloss meinen Beinen die Erholung zu gönnen und lieber den Lauf zu genießen als mich auf Teufel komm raus ins Ziel zu quälen.
Überaschenderweise konnte ich mit Hilfe meines 3. und letzten Gels bei km 36 wieder beschleunigen und schaffte einen Schnitt von etwa 5:45-5:50min/km.
Das war wieder mein Tempo und es fühlte sich sogar leichter an als das Geschlurfe vorher.
Die letzten km vergingen wie im Flug und als ich bei km 41 ankam gabs für mich kein Halten mehr.
Ich lief wie in Trance, alles war so intensiv. Die Zuschauer, die einen anfeuerten und sagten man sähe noch so gut aus (na wenn das mal nicht gelogen war

Ich sah unterwegs so viele Läufer, die Gehpausen eilegen mussten und ich lief an allen vorbei.
Mit geschlossenen Augen ließ ich mich von der klatschenden Menge und der Musik ins Ziel tragen.
Das war ein Moment, der eigentlich kaum zu beschreiben ist.
Wieder hatte ich einen Klos im Hals und Tränen in den Augen.
So finishte ich meinen ersten Marathon in 4:06:35.
Die paar Minuten die ich über meiner Zielzeit blieb sind nicht weiter schlimm, es gibt schließlich noch sooo viel Marathons und ich habe noch große Ziele.
(sorry das der Bericht so lang geworden ist)
liebe Grüße
Ivonne