Als ich vor ein paar Monaten überlegte, welche Veranstaltung für meinen ersten Marathon passend wäre, stieß ich auf Salzburg und die Organisation AMREF, die einen Flying-Doctor-Service für die ärmsten und entlegensten Regionen Kenias organisiert. Die Startgelder der Laufveranstaltung kommen AMREF zugute und man läuft somit auch für einen guten Zweck.
Dies und auch die Tatsache, dass Salzburg einfach eine schöne Stadt ist, haben schließlich zu meiner Anmeldung dort geführt.

Mein Mann und ich fuhren schon am Samstag nach Salzburg, nach dem Check-In im Hotel gingen wir dann die etwa 800m vom Hotel zum Residenzplatz, um die Unterlagen abzuholen. Dort gab's auch einen Essensgutschein der ortsansässigen Bio-Bauern, die im Marathonzelt für die Verpflegung sorgten. Man konnte sich für den Gutschein ein Hauptgericht aussuchen (Preis für Normalsterbliche: 11 Euro!). Ich fragte die Bedienung, was sie mir denn empfehlen würde und da ich keine Vegetarierin bin, riet sie mir zu Rindergulasch mit Vollkornnudeln. Das sah zwar widerlich aus, denn die Nudeln waren total grau mit dunklen Sprenkeln, es schmeckte aber wirklich gut! Hinterher schlenderten wir noch etwas durch die Stadt und erkundigten uns nach einem guten Italiener für den Abend. Anm.: Ein Bekannter von mir ist "Greifianer" und der erzählte mir, dass Papa Greif total auf Pizza am Abend vor einem Marathon schwört. Das wollte ich einfach mal ausprobieren


Eingeschlafen bin ich erst nach Mitternacht und um fünf Uhr morgens war ich schon wieder wach und konnte kein Auge mehr zu tun.
Ab sechs Uhr gab's Frühstück und ich zwang mich, zwei Semmeln mit Honig zu essen. Normalerweise bringe ich so früh nix runter, aber da musste es eben sein!
In unserem Hotel waren auch einige der kenianischen Läufer, die mit der AMREF-Organisation zusammenarbeiten und für den guten Zweck bei dieser Laufveranstaltung teilnehmen, untergebracht, die dann auch kurz nach uns zum Frühstück erschienen. Ich war total gespannt, was die so essen würden! Dass sie kein feudales Mahl abhalten würden, war mir schon vorher klar, aber was ich sah, erstaunte mich schon: Vier Scheiben trockenes Toastbrot ohne irgendwas drauf mit einer Tasse Tee! Ich hatte damit gerechnet, dass sie vielleicht zerquetschte Bananen oder Honig auf dem Toast verteilen würden, aber so

Kurz nach acht Uhr schlenderten wir dann zum Start, um halb neun suchte ich mir nochmal ein Dixi und gegen zehn vor neun begab ich mich schließlich in die Startaufstellung.
Als dann der Startschuss fiel, war das schon ein komisches Gefühl....Freude, gespannte Erwartung, aber auch Unsicherheit und etwas Bangen vor der Distanz - echt eigenartig.
Ich ließ es locker angehen, fand auch schnell mein angepeiltes Tempo von 6 Minuten pro Kilometer und ließ es einfach laufen. In Salzburg sind zwei Runden durch absolut sehenswertes Terrain zu absolvieren. Nach der ersten Runde ging's mir noch blendend und die Kilometer danach waren auch noch ok. Aber ab Kilometer 31 wurde es wirklich hart. Es war ja um die Mittagszeit, die Sonne schien recht warm und wir liefen in einer Gegend ohne Schatten. Das ging mir ganz schön an die Substanz! Bei Kilometer 26 hatte ich einen Läufer "gefunden", der mein Tempo lief und mich an diesen drangehängt. Es war auch sein erster Marathon und er wollte mit etwa 4:15 finishen. Dieser brach dann bei knapp 32 Kilometern total ein und musste gehen. Ich bin dann ohne ihn weitergelaufen, musste aber noch zwischendrin Erste Hilfe bei einem "Krampfopfer" leisten, bis die Sanis kamen: Ein junger Kerl vor mir hüpfte plötzlich wie ein Ziegenbock und fiel dann seitlich um wie ein Stein. Ich bin gleich zu ihm hin, packte seinen Fuß und brachte ihn in Gegenstreckung. Zum Glück war die medizinische Versorgung auf der Strecke echt gut organisiert, so daß ich nicht lange warten musste, bis ich abglöst wurde und meinen Weg fortsetzen konnte. Die Sonne brannte weiter herunter und ich drosselte das Tempo einfach so weit, dass ich noch relativ locker und ohne besonders schlimme Schmerzen laufen konnte - ich meine, weh tut's sowieso irgendwie, aber halt so, dass es mich nicht behinderte. So brachte ich dann die letzten Kilometer hinter mich und bei Kilometer 40 kam dann das erleichternde Gefühl dazu, es bald geschafft zu haben. Das Kopfsteinpflaster und die Platten auf den letzten paar hundert Metern zum Zieleinlauf waren zwar nicht gerade eine Wohltat, aber das war mir auch schon egal. Mit einem Lächeln konnte ich nach 4:22:15 auf dem roten Teppich ins Ziel laufen


Im Zielbereich gönnte ich mir dann eine Flasche Iso, einen Becher Cola, ein Glas alkoholfreies Weizen und ein Stück Kuchen und hielt dann nach meinem Mann Ausschau, den ich aber gleich fand, weil wir vorher einen festen Treffpunkt vereinbart hatten. Nach einiger Zeit merkte ich, dass meine Beine bleischwer wurden. Wir sind dann zurück ins Hotel, wo ich dann in aller Ruhe duschen konnte, da wir ein Marathon-Paket mit Late-Checkout bis 16 Uhr gebucht hatten. Danach traten wir glücklich und zufrieden die Heimreise an


Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass es eine Zeit lang dauert, bis man das Erlebte ganz begriffen hat, so geht's zumindest mir....der Mythos "Marathon" ist eben wirklich was Besonderes!
So, jetzt ist es aber lang geworden - hoffentlich seid ihr nicht beim Lesen eingeschlafen!

Lieber Gruß
Renate