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Salzburg AMREF Marathon 2008 oder: Was Kenianer zum Frühstück essen

Salzburg AMREF Marathon 2008 oder: Was Kenianer zum Frühstück essen

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Für alle, die es interessiert, hier der Bericht zu meiner Marathon-Premiere gestern:
Als ich vor ein paar Monaten überlegte, welche Veranstaltung für meinen ersten Marathon passend wäre, stieß ich auf Salzburg und die Organisation AMREF, die einen Flying-Doctor-Service für die ärmsten und entlegensten Regionen Kenias organisiert. Die Startgelder der Laufveranstaltung kommen AMREF zugute und man läuft somit auch für einen guten Zweck.
Dies und auch die Tatsache, dass Salzburg einfach eine schöne Stadt ist, haben schließlich zu meiner Anmeldung dort geführt. :)
Mein Mann und ich fuhren schon am Samstag nach Salzburg, nach dem Check-In im Hotel gingen wir dann die etwa 800m vom Hotel zum Residenzplatz, um die Unterlagen abzuholen. Dort gab's auch einen Essensgutschein der ortsansässigen Bio-Bauern, die im Marathonzelt für die Verpflegung sorgten. Man konnte sich für den Gutschein ein Hauptgericht aussuchen (Preis für Normalsterbliche: 11 Euro!). Ich fragte die Bedienung, was sie mir denn empfehlen würde und da ich keine Vegetarierin bin, riet sie mir zu Rindergulasch mit Vollkornnudeln. Das sah zwar widerlich aus, denn die Nudeln waren total grau mit dunklen Sprenkeln, es schmeckte aber wirklich gut! Hinterher schlenderten wir noch etwas durch die Stadt und erkundigten uns nach einem guten Italiener für den Abend. Anm.: Ein Bekannter von mir ist "Greifianer" und der erzählte mir, dass Papa Greif total auf Pizza am Abend vor einem Marathon schwört. Das wollte ich einfach mal ausprobieren :D Ungelogen bekam ich dann in dem empfohlenen Lokal eine der besten Pizzen serviert, die ich je in meinem Leben gegessen habe - mmmmhhh! Nach einem kleinen Abendspaziergang sind wir wieder ins Hotel, wo ich nur noch am Hibbeln war, so aufgeregt war ich. :peinlich:
Eingeschlafen bin ich erst nach Mitternacht und um fünf Uhr morgens war ich schon wieder wach und konnte kein Auge mehr zu tun.
Ab sechs Uhr gab's Frühstück und ich zwang mich, zwei Semmeln mit Honig zu essen. Normalerweise bringe ich so früh nix runter, aber da musste es eben sein!
In unserem Hotel waren auch einige der kenianischen Läufer, die mit der AMREF-Organisation zusammenarbeiten und für den guten Zweck bei dieser Laufveranstaltung teilnehmen, untergebracht, die dann auch kurz nach uns zum Frühstück erschienen. Ich war total gespannt, was die so essen würden! Dass sie kein feudales Mahl abhalten würden, war mir schon vorher klar, aber was ich sah, erstaunte mich schon: Vier Scheiben trockenes Toastbrot ohne irgendwas drauf mit einer Tasse Tee! Ich hatte damit gerechnet, dass sie vielleicht zerquetschte Bananen oder Honig auf dem Toast verteilen würden, aber so :confused: Wieder was dazu gelernt!
Kurz nach acht Uhr schlenderten wir dann zum Start, um halb neun suchte ich mir nochmal ein Dixi und gegen zehn vor neun begab ich mich schließlich in die Startaufstellung.
Als dann der Startschuss fiel, war das schon ein komisches Gefühl....Freude, gespannte Erwartung, aber auch Unsicherheit und etwas Bangen vor der Distanz - echt eigenartig.
Ich ließ es locker angehen, fand auch schnell mein angepeiltes Tempo von 6 Minuten pro Kilometer und ließ es einfach laufen. In Salzburg sind zwei Runden durch absolut sehenswertes Terrain zu absolvieren. Nach der ersten Runde ging's mir noch blendend und die Kilometer danach waren auch noch ok. Aber ab Kilometer 31 wurde es wirklich hart. Es war ja um die Mittagszeit, die Sonne schien recht warm und wir liefen in einer Gegend ohne Schatten. Das ging mir ganz schön an die Substanz! Bei Kilometer 26 hatte ich einen Läufer "gefunden", der mein Tempo lief und mich an diesen drangehängt. Es war auch sein erster Marathon und er wollte mit etwa 4:15 finishen. Dieser brach dann bei knapp 32 Kilometern total ein und musste gehen. Ich bin dann ohne ihn weitergelaufen, musste aber noch zwischendrin Erste Hilfe bei einem "Krampfopfer" leisten, bis die Sanis kamen: Ein junger Kerl vor mir hüpfte plötzlich wie ein Ziegenbock und fiel dann seitlich um wie ein Stein. Ich bin gleich zu ihm hin, packte seinen Fuß und brachte ihn in Gegenstreckung. Zum Glück war die medizinische Versorgung auf der Strecke echt gut organisiert, so daß ich nicht lange warten musste, bis ich abglöst wurde und meinen Weg fortsetzen konnte. Die Sonne brannte weiter herunter und ich drosselte das Tempo einfach so weit, dass ich noch relativ locker und ohne besonders schlimme Schmerzen laufen konnte - ich meine, weh tut's sowieso irgendwie, aber halt so, dass es mich nicht behinderte. So brachte ich dann die letzten Kilometer hinter mich und bei Kilometer 40 kam dann das erleichternde Gefühl dazu, es bald geschafft zu haben. Das Kopfsteinpflaster und die Platten auf den letzten paar hundert Metern zum Zieleinlauf waren zwar nicht gerade eine Wohltat, aber das war mir auch schon egal. Mit einem Lächeln konnte ich nach 4:22:15 auf dem roten Teppich ins Ziel laufen :nick: Komisch, weinen mußte ich gar nicht (ist das nicht Pflicht beim ersten Marathon?!) - ich war nur superglücklich und erleichtert, aber vielleicht reicht das auch aus? :confused:
Im Zielbereich gönnte ich mir dann eine Flasche Iso, einen Becher Cola, ein Glas alkoholfreies Weizen und ein Stück Kuchen und hielt dann nach meinem Mann Ausschau, den ich aber gleich fand, weil wir vorher einen festen Treffpunkt vereinbart hatten. Nach einiger Zeit merkte ich, dass meine Beine bleischwer wurden. Wir sind dann zurück ins Hotel, wo ich dann in aller Ruhe duschen konnte, da wir ein Marathon-Paket mit Late-Checkout bis 16 Uhr gebucht hatten. Danach traten wir glücklich und zufrieden die Heimreise an :) Und wenn sie nicht gestorben sind...... :zwinker2:
Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass es eine Zeit lang dauert, bis man das Erlebte ganz begriffen hat, so geht's zumindest mir....der Mythos "Marathon" ist eben wirklich was Besonderes!
So, jetzt ist es aber lang geworden - hoffentlich seid ihr nicht beim Lesen eingeschlafen! :zwinker5:
Lieber Gruß
Renate

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Liebe Renate,

vielen Dank für den gar nicht zu langen Bericht. Salzburg ist sehr schön, da läuft es sich bestimmt gut.

Erhol dich gut und sei stolz auf das erreichte! :daumen:

Liebe Grüße,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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Danke für den Bericht und gratuliere nochmal zum tollen Debut!
Und zu der Hilfeleistung - Respekt! Ich wäre da wohl eher hilflos rumgestanden :confused:
Pizza hat es bei uns am Vorabend übrigens auch gegeben, wie vor den Wettkämpfen bisher auch. Hat noch nie geschadet!

Eva

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Super Renate!
Erfolgreiches Debut und ein schöner Bericht deines Laufs. Ob ich zum Entkrampfen angehalten hätte ? Wahrscheinlich eine Momentreaktion. Den Zieleinlauf hab ich auch so empfunden wie du, die Emotionen kommen viel später, ein wenig im Zielraum und dann sicher auch beim Schreiben des Berichts, weil man alles nochmal revue passieren lässt. Wie war eigentlich das Salzburger Publikum, das stand ja etwas in der Kritik?

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Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Premiere :daumen: ! So wie von dir erlebt sollte es beim ersten M. sein.

Schön gelaufen und schön geschrieben. Dein Bericht ist überhaupt nicht zu lang.

Gruß
Ralph

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hallo renate,

ein super bericht!

es verdient höchsten respekt das du erste hilfe geleistet hast :daumen:
sowas hätte bestimmt nicht jeder gemacht. daran sollten sich alle ein beispiel nehmen!man sieht das es doch um mehr geht als um irgendeine zeit. dabei sein und marathon erleben ist eben alles. meiner meinung nach gibt es nur sieger und keine verlierer!

tja, die sache mit dem kopfsteinpflaster...ich weis was du durchgemacht hast... :traurig:

ich kann dir 100%ig recht geben, es dauert bis alles erlebte verarbeitet ist. langsam kommt bei mir alles stückchenweise hoch, is ein verdammt gutes gefühl :hurra: :bounce: :party3: :party:
nur ein harter tag war ein guter tag! (sagt frank und der hat echt ahnung)

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so, nun muss ich auch mal...

nachdem ich letzte Woche in Wien am Vorabend bis 2 aus war....(ich weiß, ich weiß...) wurde aus meinem Vorhaben, die 1:50 zu knacken, leider eine von Krämpfen geschüttelte 2:04...

gestern dachte ich mir, einfach nur gemütlich durchkommen, weil ich 1 Woche nach einem HM keine Topzeit erwarten konnte...

aber es kam ganz anders: nach einem schnellen Start gingen die ersten 5 km in 24:24 (PB) und die ersten 10 km in 48:48 (PB), ich weiß nicht warum, aber mir gelang es, den schnitt von knapp über 5:00 (5:08) perfekt zu halten. Nach 15 km dachte ich mir, es wird eine 1:45...

ab km 18 spürte ich jedoch das letzte Wochenende...

also wurde es eine für mich gewaltige und unerwartete 1:48,35....

damit habe ich mein Ziel, welches ich erst in Mondsee erreichen wollte (< 1:50) jetzt schon erreicht und das neue Ziel bis September heißt: sub 1:45...


ein immer noch endorphingeschüttelter Mark M.

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@3fach
Salzburg ist eine wirklich schöne Laufstrecke, sehr flach mit nur 22 Höhenmetern. Und auch der Abschnitt ausserhalb der Stadt ist nicht langweilig, man läuft an Schlössern vorbei und hat einen tollen Blick auf die Berge :nick:

@Eva
Das mit der Pizza am Vorabend werde ich beibehalten, ob's im Vergleich zu Nudeln etc. signifikant was gebracht hat, weiß ich natürlich nicht, aber es war auf jeden Fall lecker :D

@Norbert
Das Salzburger Publikum habe ich eher zwiespältig erlebt. Es gab auf der einen Seite sehr viele Zuschauer, vor allem in der Innenstadt und bei den Versorgungspunkten, die applaudiert und angefeuert haben. Nach der ersten Runde, als die Halbmarathonis weg waren, wurden es natürlich weniger, aber es waren immer noch begeisterte Leute an der Strecke, die mit Feuer und Flamme die Läufer motiviert haben. Auf der anderen Seite gab es auch viele, die zwar zusahen, aber denen es egal zu sein schien bzw. dem Ganzen eher ablehnend gegenüber standen.
Was mir negativ auffiel, war eine Musikgruppe an der Strecke, die in der ersten Runde geklampft hatte, was das Zeug hielt und die in Runde zwei schon verschwunden war als ich nach knapp vier Stunden wieder vorbei kam, während die anderen Gruppen tapfer die Stellung hielten (ich kam hinterher noch an drei anderen vorbei!). Nicht, dass es für mich ein Verlust gewesen wäre, diese Gruppe nicht mehr zu hören, eher im Gegenteil :zwinker2: , aber schon allein die offensichtliche Arroganz, dass sie es wohl nicht mehr für nötig hielten, wegen den relativ wenigen Marathonis, die dann noch vorbeikamen, weiterzumachen, finde ich nicht in Ordnung.

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danke für den schönen bericht.

ich hab meine hm pb vor zwei jahren in salzburg aufgestellt. ein sehr netter lauf. und die kenianer hatte ich damals auch im hotel. wo wart ihr untergebracht? die salzburger veranstalter schnüren ja immer sehr interessante pakete mit der örtlichen hotelerie.

lg
cap_fly

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Hallo Renate,

schöner Bericht der bei mir Erinnerungen an letztes Jahr weckt und Gartulation zum gelungenen Debüt :daumen:
Habe Salzburg (bis auf die Hitze) gut in Erinnerung. Schöne Strecke und gute Organisation.
:hallo:
Jürgen

2009

15.02. HM Ismaning 1:48:47
15.03. HM Gröbenzell
29.03. HM Forstenrieder Volkslauf
19.04. Vienna City Marathon
28.06. HM Stadtlauf München
Rest tbd

Doppelglückwunsch!

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Liebe Renate,

ich hab zwar einige Zeit gebraucht, bis ich ihn gefunden habe, aber jetzt habe ich mir Deinen Bericht mit einen ganz besonderen Vergrügen "reingezogen". Er rundet Dein Marathondebut in vorzüglicher Weise ab und ist wirklich schön zu lesen. Zu lang? Nicht die Spur! Ein Marathonbericht kann schließlich nicht kürzer sein als der Marathon selbst... :zwinker2:

Zu beidem kann man Dir nur gratulieren. :daumen: :daumen:

Und Dein beherztes Eingreifen und Erste Hilfe leisten während des Wettkampfs nötigt mir allerhöchsten :respekt: ab. Vorbildlich! :nick:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Hallo Renate,

Glückwunsch zum geglückten Debut. Salzburg find ich ne gute Wahl für den ersten Marathon.

Gruß Anja :daumen:
He says things that annoy me. He gives me good advice. (Oscar Wilde)
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Hallo Renate,
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem tollen Debut.
Der Bericht ist gar nicht zu lang, er ist toll :daumen:

Greetings
I don't stop when I'm tired. I stop when I'm done. :geil:
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