
Über die äußeren Bedingen wisst ihr ja schon einiges von Oli. Ich hatte mich wochenlang auf ein Hitzerennen eingestellt, doch nun sollte es regnen. An sich eher mein Wetter als Hitze. Ich war nur traurig, dass ich dann wahrscheinlich die Serpentinen nicht so runter fahren konnte, wie ich wollte. Auch die Kleidungsfrage musste neu überdacht werden. Mein Zweiteiler kam auf keinen Fall in Frage. Also zog ich mir nur meine Triathlonhose und einen Sport-Bustier an und zog mich entsprechend um. Dazu aber später mehr.
Ursprünglich wollte ich ja zelten, doch eine Woche vorher hatte mir der Abteilungsleiter von unserem Verein angeboten, im Feuerwehrhaus zu übernachten, da seine Familie abgesprungen war. Das Angebot kam natürlich genau richtig im Anbetracht des angesagten Wetters. Weiterer Vorteil war, dass das Feuerwehrhaus nur 300m vom Ziel entfernt war. Am Morgen des Startes wurden wir alle per Bus zum Start gebracht. Vermutlich wegen des Regens gab es vor dem Startbereich einen kleinen Rückstau, der mich schon mächtig nervös machte, da ich schließlich zur ersten Startgruppe gehörte. Als ich dann endlich in der Wechselzone war, hatte ich nur noch 30min bis zum Start


Ich schwamm locker los und bekam trotzdem kurz nach dem Start Atemprobleme. Aufregung? Fehlendes Einschwimmen? Doch zu schnell los? Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Mischung aus allem drei. Ich fand dann aber doch relativ schnell meinen Rhythmus wieder, doch plötzlich merkte ich, wie meine Blase drückt. Na ganz toll, ich war gerade erst mal 5min geschwommen... Insgesamt war ich beim Schwimmen relativ unkonzentriert, dachte an Technik und pi pa po. Normalerweise haue ich immer gleich voll rein, doch diesmal schwamm ich eher locker. Die Strecke im Kanal zog sich ganz schön lange, dafür war sie sehr schön und leicht zum Schwimmen, auch wenn man links atmet. Als ich den ersten Wendepunkt erreichte, war ich wirklich froh. Irgendwann danach schaute ich auf die Uhr und sah, dass 40min vergangen waren. Also etwa Halbzeit. Bis zum zweiten Wendepunkt zog es sich ein ganzes Stück. Zwischendurch schwimmt man am Start- und Zielbereich vorbei, was die Vorfreude auf den Ausstieg noch mal ziemlich steigert. Vor allem scheint bei uns die ganze Zeit ein – ich vermute persönlicher – Fan mitgelaufen zu sein, der regelmäßig trompete oder so. Das war echt aufmunternd. Langsam versuchte ich auch, das Tempo ein wenig anzuziehen, da es ja nicht mehr weit war. Dass ich 1:15h nicht mehr schaffen würde, war mir klar, doch vielleicht konnte ich noch die 1:20h knacken. Nach 1:22h wurde ich von den Helfen ans Ufer gezogen, richtete mich auf und ging zu meinem Wechselbeutel. Am Rand stand Ralf Eggert. Er hatte wohl mit nem anderen Neovertreiber eine Wette aufgestellt, welche Marke häufiger auftaucht. Er sah meinen 2XU, erkannte mich auch und winkte mir schließlich zu. Mit dem Beutel gings dann ins Wechselzelt und erst mal in Ruhe umziehen. Normalerweise versuche ich beim Wechseln so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, doch bei so einem Wetter wars mir echt egal. Neo aus, Socken an, Radtrikot an, Armlinge an, Weste an, Schuhe an und raus aus dem Wechselzelt. Meine Blase drückte immer noch, doch die Dixies waren mir zu weit von meinem Rad entfernt, weswegen ich beschloss, später zu gehen. War dumm, aber was solls. Beim Rad lagen auch Helm, Startnummer und Brille. Doch irgendwie sah ich gar nichts. Regen über Regen, Brille beschlagen. Beim Aufstieg aufs Rad musste ich erst mal daran denken, dass ich neuerdings einen Flaschenhalter hinten hatte. Als ich dann endlich auf dem Rad saß, war ich echt froh. Mein Puls war zwar viel zu hoch, doch das würde sich noch legen, dachte ich mir. Gleich auf der Brücke entdeckte Tessa mich, das war schön. Bis km20 wollte ich einfach erst mal locker machen und schauen was geht. Die Passage nach Selingstadt ist einfach genial und da ließ ich es dann auch laufen. Kalvarienberg hoch tat ein wenig weh, ich hatte hinten „nur“ 23 drauf und bekam leicht Angst, dass die zweite Runde hart werden könnte. Die Serpentinen fuhr wider Erwarten schneller runter als manch andere, es ging zum Glück gut. Solarer Berg war echt klasse, mir blieb kurz der Atmen weg. Ab km100 merkte ich, dass mir ein wenig die Kraft fehlte. Ich konnte nicht so viel trinken, wie ich hätte müssen, damit mein KH-Bedarf gedeckt war. Also holte ich mir Riegel an den Verpflegungsstellen. Irgendwann auch mal eine Banane, die dermaßen lecker war! Meine Arme und Beine waren so weich, der Hammer. Ab km150 kam die Kraft wieder. Erstaunlich war, dass ich die Berge auf der zweiten Runde als weniger schlimm empfand. In Solar gab es dann auch Cola, dass ich mir voller Freude holte (ich hätte es mir schon früher gewünscht, denn da hätte ich es wirklich gebraucht, jetzt war es nur noch mental). Leider was das Gemisch sehr dünn, sodass ich nicht wirklich die Cola rausschmeckte. Die letzten km liefen dann wirklich klasse. Ich freute mich, dass ich in Eckersmühlen diesmal rechts fahren durfte! Auf dem Rad war ich im Gegensatz zum Schwimmen sehr konzentriert, das hatte ich auch trainiert. Nach 6:41h wurde mir das Rad abgenommen. Damit war ich wirklich zufrieden und ich lag grob im Plan, auch wenn ich sehr lange wechselte. Natürlich auch diesmal. Nasse Socken aus und frische an, Laufschuhe an, Weste und Trikot aus, Laufshirt an. Ich hatte noch überlegt, meine Laufjacke anzuziehen, doch just in dem Moment war es trocken und die Helferin meinte, dass es wohl zu warm wäre. Also behielt ich wenigstens meine Armlinge an. Und in der Wechselzone gab es dann zum ersten Mal auch Cola pur.

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann ist es einfach unglaublich, was an so einem Tag alles passiert. Als ich beim Marathon gegangen bin, hatte ich teilweise nicht mehr daran geglaubt, es noch ins Ziel zu schaffen. Ich hatte sogar befürchtet, dass wenn ich es schaffe, ich ins Ziel gehen müsste. Beim Radfahren hatte ich mir überlegt, dass wenn ich jetzt stürzen würde, ich ne gute Ausrede hätte, aufzugeben. Lauter kranke Gedanken, mit denen man sich beschäftigt. Doch trotz allem habe ich es geschafft. Ich hatte mir im Vorfeld 14h ausgerechnet, doch ich bin vollkommen zufrieden und vor allem eben glücklich. Beim Laufen hatte ich gedacht, dass mir irgendwann die Kraft ausbleiben würde, doch es war der Magen.
Inzwischen ist eine Woche vergangen, in der ich keinen Sport gemacht habe, sondern gegessen, getrunken und gefeiert habe. Nun bin ich wieder total heiß auf Sport. Mein Finisher-Shirt trage ich mit Stolz. Ich habe in der Woche oft erzählen dürfen, wie das alles war und habe viel Respekt geerntet, auch von Leuten, die ich als viel sportlich als mich einschätzen würde (Sportstudenten). Ich bin alles andere als sportlich veranlagt, die Ausdauer ist nur antrainiert. Und eben ein entscheidender Punkt: Der Wille! Der hat mich ab km30 ins Ziel gerettet.