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Wessinghage und die "Zeitmythen"

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Der Breitensportler muss sich von Platzierungen und Zeitmythen freimachen. Es ist doch egal, ob ich einen Marathon in vier Stunden laufe oder in 3:55 Stunden. Wenn interessiert, ob ich auf Platz 2300 komme oder auf Platz 2205?
Das von einem ehemaligen und dazu noch sehr erfolgreichen Leistungssportler. Diese Aussage ist einfach nur herablassend. Und da trifft vorallem jemand eine Aussage über eine Leistung, die er noch nicht mal versucht hat zu erbringen. Ein paar schnelle Runden auf der Bahn drehen ist etwas anderes als Marathon laufen.

Was soll es über Zeitmythen oder Sammlermythen zu diskutieren und ob es sinnhaft oder -los ist um ein paar Plätze und ein paar Minuten zu feilschen. Es geht hier darum, das die Menschen sich zusammen einem Vergleich stellen, jeder hat seine persönlichen Ziele die zu respektieren sind. Ob es jemand interessiert ob er unter 4 oder 3 Stunden läuft ist seine Sache. Es interessiert mindestens einen - ihn/sie selbst! Und nur das ist von Bedeutung. Das erreichen von Zielen ist zentral für den Mensch. Und lieber macht er Sport, entwickelt Ehrgeiz, den er auch in den Beruf tragen kann, als das er jeden Tag vor der Glotze oder in der Kneipe hängt...oder dämliche Kommentare von Wessinghage lesen muss.

Es gibt nicht viel, was mich aufregt, aber Arroganz und Überheblichkeit gehören definitiv dazu!
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“
(Philip Rosenthal)

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Corruptor hat geschrieben:Das von einem ehemaligen und dazu noch sehr erfolgreichen Leistungssportler. Diese Aussage ist einfach nur herablassend.
Ich wundere mich selbst, wie ich bis ans Ende dieses Threads geraten konnte - und dann kommt der beste Satz tatsächlich ganz am Ende! (ich hätte übrigens "einfach nur" weggelassen, das würde ihn noch klarer machen).

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atp hat geschrieben: ich bin der meinung, dass es sogar ein lächerlicher unterschied ist, ob man 4h läuft oder 3h.

eine stunde vergeht so schnell. darauf kommt es doch nun wirklich nicht an.

stimmt, es ist auch egal, ob man den M in 2 oder 3 Stunden läuft, ist ja nur eine Stunde :klatsch:
Mein Laufblog

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schrambo hat geschrieben:stimmt, es ist auch egal, ob man den M in 2 oder 3 Stunden läuft, ist ja nur eine Stunde :klatsch:
ganz genau. insbesondere in dem kontext, in dem wessinghage interviewt wurde stimmt diese aussage. wichtiger als die zeit ist es, dass ich bei klarem verstand bleibe und mir ein gefühl für risiken und vernunft nicht abhanden kommt.

es ist durchaus etwas anderes, wenn man um den sieg läuft oder nur seine eigene bestzeit auf rang xxxx verbessern will.

natürlich werden dadurch außer die top 10 läufer alle sehr guten läufer mit den sehr schlechten läufern über einen kamm geschert. ich finde es immer wieder interessant, wie die guten läufer sich dagegen wehren. das war beim 5h marathonthread schon so und ist hier ähnlich.

das finde ich arrogant.

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Gut, dann können die Zeitmesssysteme ja nach dem zehnten Läufer abgebaut werden.

Übrigens kann man Marathons auch mit 3:01 h gewinnen. Was machen wir denn mit denen? Da gibts dann am Besten nur eine Teilnehmerurkunde ohne Zeiten...
Mein Laufblog

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schrambo hat geschrieben:stimmt, es ist auch egal, ob man den M in 2 oder 3 Stunden läuft, ist ja nur eine Stunde :klatsch:
Nö, unter 2:10 kannst Du davon leben. Alles über 2:20 ist extrem zeitaufwendige Liebhaberei. An und für sich ist es unlogisch für eine solche Leistung so viel Zeit zu investieren (vom Geld für Laufschuhe, Laufreisen, Garmin etc.) mal ganz abgesehen. Für die Gesundheit ist eine vernünftige Ernährung kombiniert mit 3x 1 h Sport die Woche vollkommen ausreichend. In der Zeit könnte man ökonomisch und sozial sinnvollere Tätigkeiten ausüben.
Aber es macht halt Spaß :nick:

Aloha,

Rainer
"There is no Finish Line" (T-Shirt WLS 2007)

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schrambo hat geschrieben:Gut, dann können die Zeitmesssysteme ja nach dem zehnten Läufer abgebaut werden.
Nein. Es sind viele tausend Menschen daran interessiert. An Wettkämpfen teilnehmende Läufer sind zwar eine Minderheit in der Bevölkerung, aber es sind ausreichend viele, um solche Veranstaltungen zu machen und damit auch Geld zu verdienen (zumindest die Werbesponsoren).

An der Aussage "Jedem das Seine" ist schon was dran. Aber irgendwo sollte man sich auch mal fragen, wie wichtig denn die 5min oder die halbe Stunde, die man noch rauszuholen erhofft, wirklich ist. Die Fragen, warum mache ich das eigentlich, was riskiere ich damit, was vernachlässige ich dadurch, sind keinesfalls sinnlos.

Leute, die sich durch ihre Erfolge beim Laufen gute Gefühle holen, reagieren oft sehr allergisch gegen jede Kritik. Es ist für sie scheinbar fast wie eine Gefährdung der Existenzberechtigung. Aber gerade bei solchen Überreaktionen ist die Kritik umso mehr berechtigt.

Meiner Meinung nach ging es Wessinghage um den Übergang von sportlichen Ambitionen zu übertriebenem Ehrgeiz, der irgendwo nicht mehr objektiv zu rechtfertigen ist.

Dieser Übergang ist leider wie so vieles nicht eindeutig definierbar.

Mein "Senf" zu vielem...

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Selten lese ich Threads mit 55 Postings - ist mir meist zu langweilig...

Diesmal hat es mir jedoch Spaß gemacht, mich "durchzuscrollen", zu einigen Beiträgen muss ich nun einfach etwas sagen...
woodstock hat geschrieben:Ach weißt Du, das ist zum Einen eine Frage der Einstellung/ der eigenen Motivation als auch eine Frage des subjektiven Trainingsstandes.

Wenn man schon mehrere Marathons gelaufen ist, will man eben auch diese Distanz im Rahmen seiner Möglichkeiten schnell bewältigen.
Das muss nicht so sein - nach 18 Marathons (Zeiten meist zwischen 3:48 h und 4:20, ein paar langsamere) und einer aktuell realistischen Zeit von ca. 4 h freue ich mich auf Köln. Ziel: gemeinsames Ankommen mit meinem langjährigen Laufpartner, der 3 Jahre "Marathonpause" hatte - die Zeit dürfte um 4:15 h liegen und der Genuss auf der Strecke dürfte höher sein, als wenn ich unbedingt "sub 4" bleiben möchte... :)
blocker hat geschrieben:Im Rahmen seiner Möglichkeiten, genau. Nur sind die Möglichkeiten bei jedem Menschen begrenzt, viele wollen das aber nicht akzeptieren und müssen es dann am eigenen Leib erfahren, wenn der Körper sagt: Stop, mehr kann ich nicht!!!

Klar will man seine Grenzen ausloten, aber um jeden Preis :confused:

Ein sehr erfahrener Marathoni (mehr als 40 Marathons) hat mir erzählt, das er, als er bemerkte das er durch Training alleine seine Bestzeiten nicht mehr unterbieten konnte, er die folgenden Marathon-Läufe erst richtig geniessen konnte weil er nicht mehr unter dem selbst auferlegten (Zeit-) Druck stand.

Dennnoch möchte Ich persönlich schon auch das Ziel, auf das Ich hin arbeite auch erreichen. Natürlich steht das Ankommen an vorderster Stelle, aber wenn ich beispielsweise auf realistische 3:30 Std trainiere und nachher 4:30 Std benötige, bin Ich doch im ersten Moment sehr entäuscht, da eine Stunde dann doch schon ein größerer Unterschied ist.
Ist auch abhängig von vielen anderen Faktoren (Wetter, Tagesform, Vorbereitung usw.).
Wenn ich dann%2
"Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft" (Emil Zatopek) :daumen:

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olaf568 hat geschrieben: Das muss nicht so sein - nach 18 Marathons (Zeiten meist zwischen 3:48 h und 4:20, ein paar langsamere) und einer aktuell realistischen Zeit von ca. 4 h freue ich mich auf Köln. Ziel: gemeinsames Ankommen mit meinem langjährigen Laufpartner, der 3 Jahre "Marathonpause" hatte - die Zeit dürfte um 4:15 h liegen und der Genuss auf der Strecke dürfte höher sein, als wenn ich unbedingt "sub 4" bleiben möchte... :)
In Italien gibbet es einen Marathon, bei dem man nur gemeinsam als Team im Ziel gewertet wird. Mit einem Freund, der in etwa meine Zeiten läuft, wollte ich eben das im nächsten Jahr mal versuchen. Ob ichs schaffe? :confused:

Den Königsschlösser-Romantik-Marathon wollte ich irgendwann mal Just for fun laufen. Dann wenn alle PB-Ambitionen meinem fortschreitenden Alter zum Opfer gefallen sind. :D Also so in 20??? Jahren.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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Corruptor hat geschrieben:Das von einem ehemaligen und dazu noch sehr erfolgreichen Leistungssportler. Diese Aussage ist einfach nur herablassend.
Ganz genau. Ich bin mir sicher, dass es große Anstrengung im Training und Wettkampf erfordert hat, um sein Talent in seine Leistungen umzuwandeln. Davor habe ich allen Respekt. Ich käme nie auf die Idee, mein Training mit seinem zu vergleichen. Mir aber zu sagen, weil ich nicht sein Talent habe, dürfe ich mich gar nicht anstrengen, steht ihm nicht zu.

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Sind in einer Gruppe von ~25 Laeufern nicht ganz andere "auffaellig" als die Sammler und Bestzeitenjaeger?
Mir gehen naemlich 2 Arten nahe: Die maennlichen Getriebenen und die Frauen, welche eine von meinem Essverhalten abweichende Herangehensweise zur Nahrungsaufnahme haben.

Mit der Menschenkenntnis, die man als M30 schon haben kann, erscheint mir das eher "dramatisch".

Fielmirnursoein.

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woodstock hat geschrieben:In Italien gibbet es einen Marathon, bei dem man nur gemeinsam als Team im Ziel gewertet wird. Mit einem Freund, der in etwa meine Zeiten läuft, wollte ich eben das im nächsten Jahr mal versuchen. Ob ichs schaffe? :confused:
Bestimmt, du musst dir nur den passenden Freund suchen - den, der so ca. 2 bis 5min schneller läuft als du :teufel: . Auch das Laufen mit einem Hasen ist laufen im Team :zwinker5: .

Einer meiner Lebensträume ist eine Teilnahme am Two Oceans Marathon. Da wäre ich mir heute nicht sicher, ob ich wirklich "auf Bestzeit" laufen würde oder einfach "nur" die Landschaft genießen möchte. Bis ich das aber läuferisch wie finanziell bewerkstelligen kann bleibt noch genügend Zeit zum Nachdenken.
Beim Durchschnitts-Stadtlauf zählt doch die Zeit, zu welchem Platz die dann reicht ist eher unerheblich, außer es geht um Top-Platzierungen.

LG Marion

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MarionR hat geschrieben:Bestimmt, du musst dir nur den passenden Freund suchen - den, der so ca. 2 bis 5min schneller läuft als du :teufel: . Auch das Laufen mit einem Hasen ist laufen im Team :zwinker5: .
Hi Marion,

na, diesen Marathon würde ich dann doch gerne als "Event" mitnehmen (wenn ich denn mitlaufe). Der Bekannte und ich wollen beide in Richtung 3:30h kommen. Aber als Team fände ich eine ~3:45h als "Ziel" besser, da entspannter.

Die 3:30h versuche ich lieber ein anderes Mal im Alleingang. Irgendwann. Vielleicht. Wenn ich wieder ambitioniert Marathon laufen will.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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Corruptor hat geschrieben:Das von einem ehemaligen und dazu noch sehr erfolgreichen Leistungssportler. Diese Aussage ist einfach nur herablassend. Und da trifft vorallem jemand eine Aussage über eine Leistung, die er noch nicht mal versucht hat zu erbringen. Ein paar schnelle Runden auf der Bahn drehen ist etwas anderes als Marathon laufen.


Es gibt nicht viel, was mich aufregt, aber Arroganz und Überheblichkeit gehören definitiv dazu!
Marathon ist er schon mal gelaufen, Richtung 2.30 meine ich.

Er will ja nur sein Klientel bedienen, und das sind die Gelegenheitsjogger. Als Trainer für Spitzenläufer / sehr Ambitionierte sieht er sich ja nicht.

Allerdings beißt sich seine Aussage mit der Betreung der Gruppe von "0 auf 42", wo er eine deutlich Übergewichtige zum Marathonlaufen bewegen wollte, die aber, wenn ich mich recht erinnere, bei einem HM kollabierte und dann mit Walken "ihren" Sport gefunden hat.
Sie verloren das Ziel aus den Augen und verdoppelten ihre Geschwindigkeit

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Alfathom hat geschrieben:Marathon ist er schon mal gelaufen, Richtung 2.30 meine ich.
2:24 war wohl seine Bestzeit; 2007 hat er noch eine Gruppe in London mit 3:07 ins Ziel gebracht.

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Alfathom hat geschrieben:Marathon ist er schon mal gelaufen, Richtung 2.30 meine ich.

Er will ja nur sein Klientel bedienen, und das sind die Gelegenheitsjogger. Als Trainer für Spitzenläufer / sehr Ambitionierte sieht er sich ja nicht.

Allerdings beißt sich seine Aussage mit der Betreung der Gruppe von "0 auf 42", wo er eine deutlich Übergewichtige zum Marathonlaufen bewegen wollte, die aber, wenn ich mich recht erinnere, bei einem HM kollabierte und dann mit Walken "ihren" Sport gefunden hat.

Hast Du dir eigentlich mal das Interviewthema klar gemacht?
Ihr hackt da auf ein Zitat von Wessinghage rum, was man logischierweise im Zusammenhang mit dem Unglück sehen muss.

Ehrgeiz muss irgendwo seine Grenzen haben. Sonst kann soetwas tötlich enden, wie vor kurzem wieder einmal bewiesen wurde. Es ist schon an sich fraglich, was die leute eigentlich mit dem kampf um minuten ohne aussicht auf sieg wen beweisen wollen.
wenn diese leute sich für diese lächerlichen minuten dann noch zu tode kämpfen wird das ganze noch viel absurder als es sowieso schon ist.

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Vorläufer hat geschrieben:2:24 war wohl seine Bestzeit ...
Da hat sich der Breitensportler Wessinghage wohl auch an einem Zeitmythos orientiert. :P

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Corruptor hat geschrieben:Es gibt nicht viel, was mich aufregt, aber Arroganz und Überheblichkeit gehören definitiv dazu!
Sehe ich nicht so. Er sagt ja nichts anderes, als das alles ein wenig lockerer zu sehen. Wenn ich vor einem 10 km Wettkampf Läufer sehe, die sich vor dem Lauf noch schnell ein Powergel und zwei Schmerztabletten reinpfeifen, in der Hoffnung statt 58:02 min in 58:00 min ins zu Ziel laufen, dann halte ich das auch für falschen Ehrgeiz. :tocktock:

Gruß

Thomas
Vino rosso? Vino bianco? Mir doch egal, Hauptsache al dente!

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Bufo hat geschrieben:Sehe ich nicht so. Er sagt ja nichts anderes, als das alles ein wenig lockerer zu sehen. Wenn ich vor einem 10 km Wettkampf Läufer sehe, die sich vor dem Lauf noch schnell ein Powergel und zwei Schmerztabletten reinpfeifen, in der Hoffnung statt 58:02 min in 58:00 min ins zu Ziel laufen, dann halte ich das auch für falschen Ehrgeiz. :tocktock:

Gruß

Thomas
Wenn das ein 32 Minutenläufer macht nicht?

Aloha,

Rainer
"There is no Finish Line" (T-Shirt WLS 2007)

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DerSichDenWolfLaeuft hat geschrieben:Wenn das ein 32 Minutenläufer macht nicht?

Aloha,

Rainer

32 minuten ist doch nichts besonderes.

damit kannst du noch nicht mal deutscher meister werden, geschweige denn international mitmischen. 32 minuten fällt in die gleiche kategorie wie 58 minuten. da geht es lediglich um platzierung. es sei denn, es ist ein unbedeutender lauf ohne profis.

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Bufo hat geschrieben:Sehe ich nicht so. Er sagt ja nichts anderes, als das alles ein wenig lockerer zu sehen. Wenn ich vor einem 10 km Wettkampf Läufer sehe, die sich vor dem Lauf noch schnell ein Powergel und zwei Schmerztabletten reinpfeifen, in der Hoffnung statt 58:02 min in 58:00 min ins zu Ziel laufen, dann halte ich das auch für falschen Ehrgeiz. :tocktock:

Gruß

Thomas
Wer macht denn sowas?

- Schmerzmittel, um bei einem 10er zu starten???
- Powergel für einen 10er? Ich gehe bei einem 10er nüchtern an den Start :D
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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atp hat geschrieben:32 minuten ist doch nichts besonderes.

damit kannst du noch nicht mal deutscher meister werden, geschweige denn international mitmischen. 32 minuten fällt in die gleiche kategorie wie 58 minuten. da geht es lediglich um platzierung. es sei denn, es ist ein unbedeutender lauf ohne profis.
jo, ist meine Meinung (siehe oben). Nur wird ja gerne der 58 Minuten-Läufer genommen als Beispiel. Als wenn es bei Zeiten über 28 Minuten um was gehen würde. Ok, damit kann man eine Wald und Wiesen Laufserie gewinnen, aber wenn man die Zeit in seine Ausbildung investiert hätte, wäre der ROI deutlich besser. Und selbst als deutscher Meister ist man international eine Wurst. Konnte man gestern ja sehen. Kein Läufer in Schweden und bei Olympia wird das Überstehen der 1. Runde als Erfolg gefeiert.

Aloha,

Rainer
"There is no Finish Line" (T-Shirt WLS 2007)

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atp hat geschrieben:32 minuten ist doch nichts besonderes.
Für Dich vielleicht nicht, für viele andere schon.

Aber 1 Million Euro verdienen im Jahr ist ja auch nix besonderes....... :daumen:

Gruß Micha
Gruß Micha :hallo:
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DerSichDenWolfLaeuft hat geschrieben:Wenn das ein 32 Minutenläufer macht nicht?
Kannst du gerne beliebig ersetzen. Mir ist das bei Wettkämpfen nur besonders bei den etwas langsameren Läufern aufgefallen.

Wenn ich bei einem 10 km Wettkampf mitlaufe, bei dem ca. 300 Teilnehmer sind, sehe ich es wie Wessinghage; ob ich als 250er oder 255 ins Ziel komme, ist doch wohl ziemlich Banane.

Dies Jahr bin ich seit drei Jahren endlich mal wieder Marathon gelaufen und einige andere Wettkämpfe. Mir war bei jedem Wettkampf klar, dass ich nicht mal annährend in den Bereich meiner Bestzeiten komme, aber ich war total glücklich, dass ich überhaupt wieder laufen konnte. Nicht, dass mir die Zeiten total egal waren, aber das war nur sekundär wichtig.

In diesem Thread habe ich aber hier und da das Gefühl, der eine oder andere Läufer hätte sich an meiner Stelle nach dem Zieleinlauf aufgrund der Zeit erschossen.

Gruß

Thomas
Vino rosso? Vino bianco? Mir doch egal, Hauptsache al dente!

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atp hat geschrieben:32 minuten ist doch nichts besonderes.
Natürlich sind 32 Minuten nichts besonderes. Natürlich wird man sich nichts davon kaufen können.

Aus meiner Sicht braucht der Mensch Ziele im Leben. Ich finde es jedenfalls schöner, wenn ein Läufer sich ein realistisches Ziel setzt, das er auch erreichen will; zum Beispiel Teilnahme an einem Marathon; eine bestimmte Zeit auf einer bestimmten Strecke.

Es macht auch nichts, wenn es bei ersten, zweiten, dritten Anlauf nicht klappt. Irgendwann mal klappt es vielleicht doch. Und wenn nicht, hat er es wenigstens versucht. :meinung:

Letzten Endes betreiben wir diesen Sport neben Beruf, Freunden, (Familie) und ja nicht hauptberuflich.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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Bufo hat geschrieben: Nicht, dass mir die Zeiten total egal waren, aber das war nur sekundär wichtig.

In diesem Thread habe ich aber hier und da das Gefühl, der eine oder andere Läufer hätte sich an meiner Stelle nach dem Zieleinlauf aufgrund der Zeit erschossen.

Gruß

Thomas
So sieht's auch bei mir aus. Primäres Ziel ist das erreichen des selben, sekundär dann die Endzeit. Sollte die sich nicht sooo weit entfernt von der erhofften Endzeit befinden, umso besser. Wenn nicht, werd Ich mich bestimmt nicht erschiessen oder ähnliches. Der Muskelkater danach wird es eh unmöglich machen :D .

Gruß Michael
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blocker hat geschrieben:Für Dich vielleicht nicht, für viele andere schon.

Aber 1 Million Euro verdienen im Jahr ist ja auch nix besonderes....... :daumen:

Gruß Micha
Kann man vielleicht statistisch vergleichen. Ich würde allerdings die Million wählen, Du kannst dann die 32 Minuten haben :D .
Bufo hat geschrieben:Kannst du gerne beliebig ersetzen. Mir ist das bei Wettkämpfen nur besonders bei den etwas langsameren Läufern aufgefallen.
...Nicht, dass mir die Zeiten total egal waren, aber das war nur sekundär wichtig.
In diesem Thread habe ich aber hier und da das Gefühl, der eine oder andere Läufer hätte sich an meiner Stelle nach dem Zieleinlauf aufgrund der Zeit erschossen.

Gruß

Thomas
yep, viele - davon schließe ich mich ab und an nicht aus - nehmen die Zeiten zu ernst. Klar ist es ärgerlich, wenn ich mich gut vorbereitet habe und nicht das ansich Mögliche zu erreichen, aber wenn man dann mal innehält: Na und? Laufen ist ein schönes Hobby. Ich rede mir die 6-8 h / Woche in der M-Vorbereitung immer schön: es ist gesund, es macht Spaß und andere sitzen in der Zeit vorm Fernseher und gucken Formel 1 :klatsch:

Aloha,

Rainer
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Corruptor hat geschrieben:Das von einem ehemaligen und dazu noch sehr erfolgreichen Leistungssportler. Diese Aussage ist einfach nur herablassend.

Als herablassend würde ich sie erst dann empfinden, wenn er explizit dazu sagen würde, dass es bei Leuten von seinem Kaliber etwas anderes ist bzw. war. Zumindest theoretisch könnte es ja auch sein, dass er inzwischen alt und weise geworden ist und seine damaligen Bestzeitenjagden auch falsch findet. Was ich aber bei Wessinghage ehrlich gesagt nicht glaube.

Egal, in dubio pro reo, für mich bleibt daher 'nur' eine unheimlich politisch korrekte Aussage, die aber in der Praxis keinen Bestand hat. Oder was hat Wessinghage genau dazu bewogen, irgendwann in seinem Leben mal Bestzeiten nachzujagen?

tina

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DerSichDenWolfLaeuft hat geschrieben: Ich würde allerdings die Million wählen, Du kannst dann die 32 Minuten haben :D .


Treffen wir uns in der Mitte, du ne halbe Million und Ich 16 Minuten :teufel:
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TinaS hat geschrieben:. Oder was hat Wessinghage genau dazu bewogen, irgendwann in seinem Leben mal Bestzeiten nachzujagen?

tina
Kohle, Zaster, Geld, Moneten, Mäuse...........
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Auch als Marathon-knapp-unter-4-Stunden-Läufer: An dem Tag, an dem ich beim Laufen nicht mehr auf die Uhr gucke, bin ich entweder alt oder tot.

Gruß Zwangsläufer

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woodstock hat geschrieben:Natürlich sind 32 Minuten nichts besonderes. Natürlich wird man sich nichts davon kaufen können...
...ja? Ich wußte gar nicht, dass es Freizeitläufern ums Geld geht. :D

Also einige hier schmeißen Dinge zusammen, da frage ich mich, ob man sich das nicht vorher etwas besser überlegen sollte.

Egal bei welcher Zeit oder Platzierung, wichtig ist was dem Einzelnen wichtig ist und nicht was Außenstehende als richtig befinden. Wenn ich ein engagierter Hobbyläufer bin und, beispielsweise, mir als Ziel setze unter 38 min zu bleiben, dann ist es eben schon etwas sehr besonderes für mich, wenn ich es schaffe. Das selbe gilt für den Laufanfänger oder den Topläufer unter den Freizeitsportlern. Nicht das Echo im Freudes- und Bekanntenkreis, die Erwähnung im Lokalblatt oder sonstwas ist das Kriterium, ob eine Leistung etwas besonderes ist, sondern nur diese Leistung in Relation zum Leistungsvermögen des einzelnen Läufers.

Und wer stellt sich hier hin und sagt, wenn ich auf den letzten 1000 m bin und vor mir läuft der momentan Dritte in meiner Altersklasse, dann genieße ich den Zieleinlauf, bin mit mir und der Welt zufrieden und ruhe in mir selbst?

Jörg

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Na ja, wenn ich mal so überlege:

Wenn ich in meiner jetzigen AK M55 um die 3:30 laufen will, muss ich mich dafür schon in der Vorbereitung quälen wie Sau und ich muss den Lauf konstant am Limit bestreiten, größtenteils ohne Außenwahrnehmung, komme mit leerem Reservetank ins Ziel und bin anschließend 14 Tage lang platt wie 'ne Flunder.

Trainiere ich aber auf 'ne Zeit um 3:45/3:50 muss ich den üblichen Trainingsaufwand nicht so wesentlich erhöhen (bis auf die Langen vielleicht) und den Lauf selbst kann ich genießen, weiß im Ziel auch was ich gemacht habe, aber bin nach ein, zwei Tagen wieder voll da.

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Athabaske hat geschrieben:...
Und wer stellt sich hier hin und sagt, wenn ich auf den letzten 1000 m bin und vor mir läuft der momentan Dritte in meiner Altersklasse, dann genieße ich den Zieleinlauf, bin mit mir und der Welt zufrieden und ruhe in mir selbst?
Dann bestimmt nicht.
Aber wenn vor mir die 125. meiner AK läuft, ist mir meine Zeit wichtiger als die Platzierung. Wenn ich damit die 125. noch überholen kann freue ich mich, wenn ich 126. werde empfinde ich das nicht weiter schlimm, vorausgesetzt die Zeit stimmt. Aber leider weiß man meistens eh erst im Nachhinein, wie knapp es im Wettkampf hergegangen ist oder zu welcher AK der/die LäuferIn vor einem gehört hat.

LG Marion

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MarionR hat geschrieben:Dann bestimmt nicht.
Aber wenn vor mir die 125. meiner AK läuft, ist mir meine Zeit wichtiger als die Platzierung. Wenn ich damit die 125. noch überholen kann freue ich mich, wenn ich 126. werde empfinde ich das nicht weiter schlimm, vorausgesetzt die Zeit stimmt. Aber leider weiß man meistens eh erst im Nachhinein, wie knapp es im Wettkampf hergegangen ist oder zu welcher AK der/die LäuferIn vor einem gehört hat.

LG Marion
Noch schlimmer ist es, wenn man im Wettkampf kurz vor dem Ziel nicht erkennt, dass der(die!) Überholende eine Frau ist und man dadurch einen wertvollen AK-Platz verschenkt :klatsch:
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

86
blocker hat geschrieben:
Nicht, dass mir die Zeiten total egal waren, aber das war nur sekundär wichtig.

In diesem Thread habe ich aber hier und da das Gefühl, der eine oder andere Läufer hätte sich an meiner Stelle nach dem Zieleinlauf aufgrund der Zeit erschossen.
So sieht's auch bei mir aus. Primäres Ziel ist das erreichen des selben, sekundär dann die Endzeit. Sollte die sich nicht sooo weit entfernt von der erhofften Endzeit befinden, umso besser. Wenn nicht, werd Ich mich bestimmt nicht erschiessen oder ähnliches. Der Muskelkater danach wird es eh unmöglich machen :D .

Gruß Michael
Und was wäre, wenn deine körperliche Verfassung und dein normaler Trainingszustand so wären, dass du dich jederzeit entscheiden könntest: So, ich laufe nächste Woche mal einen Marathon.
Sähe dann deine Zielstellung für einen längerfristig vorbereiteten Marathon genau so aus?

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Hi,

es läuft am Ende auf die Frage hinaus: Warum und mit welcher Motivation laufen wir? Manchen sind Zeiten und Platzierungen wichtig - andere sehen den Sinn woanders. Da gibt es keine allgemeingültige Weisheit, auch nicht von Wessinghage!
Darauf ein Pils! :prost:

joe

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laufjunkii hat geschrieben:Hi,

es läuft am Ende auf die Frage hinaus: Warum und mit welcher Motivation laufen wir? Manchen sind Zeiten und Platzierungen wichtig - andere sehen den Sinn woanders. Da gibt es keine allgemeingültige Weisheit, auch nicht von Wessinghage!
Darauf ein Pils! :prost:

joe

das trifft das thema nicht ganz. leider ignorieren hier die meisten den anlass für das interview und sehen das zitat von wessinghage vollkommen losgelöst von diesem kontext.

wenn man den kontext berücksichtigt, stellt sich die frage etwas so:

wie wichtig sollte der kampf um bestzeiten maximal sein?
wo hört der spass denn eigentlich auf?

sicher sollte es für niemanden so wichtig sein, um sich in lebensgefahr zu begeben. in diesem sinne zieht dann nämlich nicht mehr das pauschalargument: jedem das seine.

und es dürfte wohl auch klar sein, dass es für die existenz wichtiger ist, wenn man um den sieg laufen kann, denn dann geht es um den lebensunterhalt. eine gute platzierung hat nichts mit existenzsicherung zu tun und ist daher weniger wichtig einzustufen.

der unterschied zwischen dem 2205 platz und dem 32. platz ist rein quantitativer natur.
der unterschied zu platz 1 hat jedoch eine neue qualität. damit kann man geld verdienen und somit etwas für die eigene existenz tun.

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Ich würde Wessinghage in dem geschilderten Zusammenhang recht geben. Das Problem ist die Art der Zielsetzungen. Warum nicht einen Marathon angehen mit dem Ziel zwischen 3:55 und 4:05 zu finishen? Bei allen Unwägbarkeiten in der Vorbereitung und auf der Strecke ist das hinreichend präzise und niemand sollte sich ärgern, wenn er dann in 4:02 ankommt (ist mir auf dem Rennsteig passiert).
Beim Zugspitzlauf ist für die Mehrzahl der Teilnehmern "gesund ankommen" das hinreiche präzise Ziel und trotz der traurigen Ereignisse hat sich die Mehrheit wohl daran gehalten und das Ziel erreicht, auch wenn es unterwegs auf "ankommen am Sonnalpin" präzisiert werden musste. Mich würde schon interessieren, wie viele Teilnehmer MIT Mütze und Jacke unterwegs waren und KEINE gravierenden Probleme bekamen. Die so denkende Mehrheit wird mit Wessinghages Ausspruch auch kein Problem haben, nur melden die sich hier nicht so vehement zu Wort.

Joe

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atp hat geschrieben:das trifft das thema nicht ganz. leider ignorieren hier die meisten den anlass für das interview und sehen das zitat von wessinghage vollkommen losgelöst von diesem kontext..
Der Anlass für das Interview ist ja wohl klar aber mit seiner Antwort auf die Frage

Zitat:"SPIEGEL: Wie kann man Überforderungen verhindern?

Wessinghage: Der Breitensportler muss sich von Platzierungen und Zeitmythen freimachen. Es ist doch egal, ob ich einen Marathon in vier Stunden laufe oder in 3:55 Stunden. Wenn interessiert, ob ich auf Platz 2300 komme oder auf Platz 2205? Und natürlich den Mut haben, frühzeitig aufzugeben, wenn die Bedingungen so unmenschlich sind wie beim Zugspitzenlauf."


zieht Herr Wessinghage eine Schlussfolgerung/Empfehlung aus einem Extremereignis für das Laufverhalten von Freizeitsportler im Allgemeinen und verlässt damit bereits selbst den von Dir reklamierten "Kontext".

Nur darauf beziehen sich die Reaktionen hier im Forum, die Wessinghages Aussage als "arrogant und anmaßend" ansehen.

Im Übrigen kann ich selbstveständlich auch als Breitensportler meine Zeitziele verfolgen, ohne mich dadurch in eine gesundheitliche Gefahr zu begeben. Gerade die vorhandenen Zeitziele führen vielfach dazu, dass sich ein Breitensportler adäquat vorbereitet, während diejenigen die nur auf "Ankommen" laufen - zumindestens bei einem M - eher Gefahr laufen, sich zu überfordern!
Grüße
Andreas

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Zum engeren Kontext hat sich Wessinghage gleich zu beginn des Interviews geäußert:
Spiegel / Wessinghage hat geschrieben: SPIEGEL: Herr Wessinghage, wie konnte es passieren, dass die beiden Männer jüngst kurz vor dem Ziel auf der Zugspitze ums Leben kamen?

Wessinghage: Ich frage mich, warum sie überhaupt losgelaufen sind. Wenn ich unten am Start stehe, frierend, in Trägerhemdchen und kurzer Hose, und ich sehe die dunklen Wolken am Himmel, dann muss mir doch klar sein, dass es oben, auf über 2000 Metern, kalt wird. Sehr kalt.
Zu der allgemeineren Frage, wie man Überforderungen vermeiden kann, verweist er zu recht darauf, dass die Art der Zielsetzungen ein Problem sein kann.
Wenn es z.B. für einen Läufer nach Vorbereitung und ehrlich durchgeführter Prognose gerade so zu einem 4h Marathon reicht, sollte er sich als Ziel nicht 3:59:59 setzen, sonderneine Zielzeit von 4:00 bis 4:10. an einem perfekten Tag kann er dies evtl. unterbieten, aber er sollte sich vorher darüber im Klaren sein, dass eine Zeit knapp über 4:00 realistischer ist. Wir reden hier ausdrücklich nicht über den Profibereich!

joe

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meli-läufer hat geschrieben:Der Anlass für das Interview ist ja wohl klar aber mit seiner Antwort auf die Frage

Zitat:"SPIEGEL: Wie kann man Überforderungen verhindern?

Wessinghage: Der Breitensportler muss sich von Platzierungen und Zeitmythen freimachen. Es ist doch egal, ob ich einen Marathon in vier Stunden laufe oder in 3:55 Stunden. Wenn interessiert, ob ich auf Platz 2300 komme oder auf Platz 2205? Und natürlich den Mut haben, frühzeitig aufzugeben, wenn die Bedingungen so unmenschlich sind wie beim Zugspitzenlauf."


zieht Herr Wessinghage eine Schlussfolgerung/Empfehlung aus einem Extremereignis für das Laufverhalten von Freizeitsportler im Allgemeinen und verlässt damit bereits selbst den von Dir reklamierten "Kontext".
kann ich nicht erkennen, dass wessinghages aussage unabhängig von dem extremereignis steht. es ging in der frage um überforderungen und er weist doch explizit auf die unmenschlichen bedingungen beim zugspitzlauf hin.

ich verstehe das so, dass spätestens bei extrembedingungen sich jeder klar machen sollte, dass ein kampf um zeit nicht die höchste wichtigkeit haben darf. irgendwo ist der punkt erreicht, wo man auch mal den verstand benutzen muss. Und bei klarem Verstand wird man nun mal zur Erkenntnis kommen müssen, dass der Unterschied von 3:55 und 4h nicht die Welt ist.

natürlich haben da einige rausgehört, dass etwas, was ihnen viel bedeutet, dadurch ein wenig angegriffen wurde. aber es ist nun einmal auch tatsächlich so: sieg ist grundsätzlich was anderes als platzierung.

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atp hat geschrieben: ich verstehe das so, dass spätestens bei extrembedingungen sich jeder klar machen sollte, dass ein kampf um zeit nicht die höchste wichtigkeit haben darf. irgendwo ist der punkt erreicht, wo man auch mal den verstand benutzen muss. Und bei klarem Verstand wird man nun mal zur Erkenntnis kommen müssen, dass der Unterschied von 3:55 und 4h nicht die Welt ist.
Hat das Jemand bestritten?

Aber eines ist auch sicher: ein Standard-10er, HM, M in flachem Gelände bei moderaten Temperaturen und einem guten Trainingszustand des gesunden Athleten* stellt keine lebensbedrohliche Gefahr dar; selbst wenn der (gesunde) Athlet versucht, eine für seine Verhältnisse gute Zeit/ Platzierung zu erreichen.

Und gerade solche Wettkämpfe sind hier Gegenstand zahlreicher (ich sage: der meisten) Foris.

Der Eine will hald ne gute Zeit; der Andere nimmt Just for Fun am Wettkampf teil.

Was hat das Anstreben einer bestimmten individuell erreichbaren Bestzeit mit Sieg zu tun?


*Gesund im Sinne von Herzkreislaufsystem und Bewegungsapparat.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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woodstock hat geschrieben:
Aber eines ist auch sicher: ein Standard-10er, HM, M in flachem Gelände bei moderaten Temperaturen und einem guten Trainingszustand des gesunden Athleten* stellt keine lebensbedrohliche Gefahr dar; selbst wenn der (gesunde) Athlet versucht, eine für seine Verhältnisse gute Zeit/ Platzierung zu erreichen.
aber genau um diese fälle ging es nicht in dem interview.

das, was hier wessinghage angelastet wird, sind im grunde nur die schlussfolgerungen(!), die hier einige aus seinen aussagen ziehen.

die schlussfolgerung ist: wenn bei extremen bedingungen ist platzierung unwichtig ist, dann ist sie es auch in normalen wettkämpfen.

das hat wessinghage nie gesagt. aber natürlich ist diese schlussfolgerung bedingt richtig. sie enthält einen unbekannten parameter: das wort "unwichtig".
was heißt unwichtig? das einzige, was man dazu sagen kann ist:

kampf um platzierung ist weniger wichtig als das eigene leben.
kampf um platzierung ist weniger wichtig als der kampf um den sieg.

und das ist zweifellos richtig, aber für einige ist diese Pille der Wahrheit wohl etwas zu bitter.

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:confused: :logik:

Ich bin raus. Die Logik erschließt sich mir nicht. Ich werde nicht weiter füttern.
It takes both sunshine and rain to make a rainbow.

Grüße von Monika

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Was ist denn jetzt das Problem?

Wessinghage kritisiert, dass einige Breitensportler sich die falschen Ziele setzen und daher Gefahr laufen sich zu überfordern. Daran finde ich nichts verkehrt und ich finde er hat absolut recht:
Die Strecke von 42.195km z.B. ist eine völlig willkürliche Streckenlänge. Ebenso willkürlich ist eine Zielzeit von 4:00h. Warum sollte man sich sklavisch solchen Zahlen unterordnen, wenn der eigentliche Sinn des Laufens für Breitensportler ganz gewiss ein anderer ist?
Nur bei Profis ist es wichtig, welche Zeit sie genau laufen können. Da sind, um beim Beispiel zu bleiben, derzeit auch nicht etwa 2:00h die magische Grenze sondern 2:04:26h, also eine reichlich krumme willkürliche Zahl.

joe

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laufjunkii hat geschrieben: Nur bei Profis ist es wichtig, welche Zeit sie genau laufen können.
Es mag natürlich für viele Breitensportler auch wichtig sein. Aber sie machen sich etwas vor, wenn sie für sich den Anspruch erheben, dass ihr Tempo so wichtig für sie ist wie das Tempo der Profis für die Profis.

Profis leben davon. Der Breitensportler tut nur was für sein Ego.

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atp hat geschrieben: Der Breitensportler tut nur was für sein Ego.
Richtig, und: nur wer über ein vernünftiges Selbstkonzept verfügt ist bereit, diesen Punkt zuzugeben. Dabei ist es so wichtig, etwas für sein Ego zu tun! :D

joe

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atp hat geschrieben: kampf um platzierung ist weniger wichtig als das eigene leben.
kampf um platzierung ist weniger wichtig als der kampf um den sieg.

und das ist zweifellos richtig, aber für einige ist diese Pille der Wahrheit wohl etwas zu bitter.
Und was soll der ganze Käse? Jeder läuft nach seiner Fasson, fertig. Und was ein Herr Wessinghage sagt, geht mir quer am Arsch vorbei. Ich laufe, wie es mir passt, Punkt. Wenn ich spurten will, dann spurte ich. Wenn es unvernünftig ist, ist das immer noch mein Bier. Wenn jemand rauchen will, dann soll er rauchen. Solange keine anderen Leute geschädigt werden, bitte. Wo soll das hinführen? Kommt dann die Laufpolizei? Muss ich mein notariell beglaubigtes Trainingsbuch vorlegen, damit ich beim Hamburg Marathon in die 3:30 Box darf? Werde ich dann bei km 21,1 für 15 Minuten zwangsweise aus dem Rennen genommen, weil ich 13 Minuten unter der für mich als gesundheitlich adäquat angesehene Zeit unterwegs war? Das ist alles so wunderbar deutsch.

Aloha,

Rainer
"There is no Finish Line" (T-Shirt WLS 2007)

100
DerSichDenWolfLaeuft hat geschrieben:Jeder läuft nach seiner Fasson, fertig.
Erklär das mal den Witwen und Waisen von beim Laufen verschiedenen Breitensportlern!

Frag mal nach, wer die Rettungseinsätze auf der Zugspitze bezahlen wird. Ich weiß es nicht, denke aber, dass auch da ein Verursacherprinzip gilt.
Verantwortung für sich selbst ist gut und richtig - aber immer auch an die Folgen denken! Du lebst nicht allein!

joe
Gesperrt

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