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Und dienstags grüßt die RUNNERSWORLD - eine ganz und gar frei erfundene Geschichte

Und dienstags grüßt die RUNNERSWORLD - eine ganz und gar frei erfundene Geschichte

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Das erste Prachtexemplar näherte sich der Tränke, ein kapitaler 16-Ender. „Lass mich auch mal!“ - Er reichte ihm das Fernglas. Hier, von ihrem Hochsitz aus, konnten sie alles genau beobachten. Sie waren voller freudiger Erwartung. Wenige Minuten nur, dann würden sich weitere Tiere einfinden. Was würde das gleich für ein Freudenfest werden. Sie würden endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten…


Einige Hundert Meter weiterging der alte Förster auf und ab. Eine unbestimmte, nicht konkret greifbare Unruhe hatte sich seiner bemächtigt, und sie wuchs, je näher der Morgen graute.

Wieder und wieder schweiften seine Gedanken zurück, an damals und wie es angefangen hatte. Brachland war hier gewesen, Ödnis, kein einladender Ort. Das hatte ihn nicht abgeschreckt. Er hatte das Land gerodet, Bewässerungen angelegt, sich von Unwettern und Rückschlägen nicht abhalten lassen.

Und bald waren die ersten scheuen Tiere gekommen, hatten die Dorfwiese erkundet, vorsichtig zunächst, dann mit wachsendem Vertrauen. Ebenso vorsichtig waren sie auf die anderen Tiere zugegangen, hatten sich beschnuppert, Vertrauen gefasst. Bald waren erste Freundschaften entstanden. Überschaubar war alles gewesen, damals - ein kleines Paradies!

Dass es ein schöner Platz war, hatte sich unter den Tieren des Dorfes und des Waldes bald herumgesprochen. Sie kamen zahlreicher, aber immer noch so, dass die Alteingesessenen die Mehrheit bildeten. Er hatte für sie gesorgt, hatte Unrat beseitigt und den Wolf vertrieben, wenn dieser seine Schützlinge angefallen hatte. Listig war der alte Isegrim, tauchte in immer neuen Verkleidungen auf, auch heute noch.

Heute – der Förster seufzte. Was war nicht alles geschehen seit damals. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann sich alles gedreht hatte. Irgendwann waren es immer mehr geworden, und viele brachten nicht mehr die Sanftheit und Zärtlichkeit der Pioniere mit. Ruppiger, unpersönlicher war es geworden. Da hatte schon mal der Maulwurf den Dackel angefaucht, wenn er ihm zu nahe gekommen war. Und immer mehr Arbeit hatte es gegeben. Er war kaum noch nachgekommen mit dem Mähen der Wiese, dem Ausbessern der Buddellöcher, der Entdeckung des Wolfes in seinen immer neuen Verkleidungen.


Schließlich hatte er es getan,schweren Herzens zwar, aber es war notwendig geworden. Ja, er hatte die Wiese, SEINE Wiese an den Großbauern verkauft. Hey, was hatte das seinerzeit für Unruhe gesorgt. Die Tiere, groß wie klein, waren verwirrt gewesen. Sie waren ohne Orientierung wild durcheinander gerannt, und es hatte der Beruhigungskünste des alten Försters bedurft und vieler Streicheleinheiten, bis sie sich wieder beruhigt hatten.

Heute sollte eine neue Ära beginnen. Der Großbauer und seine Söhne waren bestrebt, die Gunst und Zuneigung der Tiere zu gewinnen. Bisher hatten diese sich meist nur aus der Ferne blicken lassen, hatten an dem hingehaltenen Heu geschnuppert und waren fast alle der Fütterung fern geblieben.

„Da, die ersten kommen“, flüsterte der Erstgeborene seinem Vater zu. Doch was war das? Nicht freudvolles Jubilieren, nicht erwartungsvolle Erregung, sondern schieres Entsetzen schien das Mienenspiel zu verraten.


„Was ist denn hier los?“schnaubte der Dachs. „Was haben die mit unserer schönen Wiese gemacht?“ brüllte das Eichhörnchen. „Ich sag’s ja, seitdem der Großbauer hier sein Unwesen treibt, ist nix mehr so wie früher“, krächzte das Wildschwein. Und was war es nun, was die Tiere so zornig machte? Der Großbauer hatte alle Wege, alle Trampelpfade auf der schönen Wiese in einer Nacht-und-Nebel-Aktion asphaltieren lassen. So manches Mal, wenn er in der einbrechenden Dunkelheit einen Blick auf die versammelte Schar hatte erheischen wollen, war er in ein Loch oder gegen einen Stein getreten, und zweimal war er sogar gestürzt. Das wollte er den armen Tieren ersparen und ihnen eine Freude machen, indem er diese Gefahrenherde beseitigte.

„So geht das nicht, einfach unsere schöne Wiese kaputt machen“, zwitscherte die Amsel. „Genau, das ist UNSERE Wiese“, wisperte das Eichhörnchen und wedelte dabei heftig mit seinem Schwanz. „Hmmm, nun, naja, eigentlich hat der Großbauer die Wiese ja gekauft und eigentumsrechtlich betrachtet, also von der juristischen Seite aus…“, ließ sich die Feldmaus vernehmen. „Ach, Papperlapapp“, fiel ihr der Hirsch röhrend ins Wort, „ohne uns ist die schöne Wiese wertlos, und der Großbauer kann dicht machen.“ „Genau, genau, seh’ ich ganz genauso, lieber Hirsch“, standen ihm die Rehe zur Seite.

„Aber was machen wir denn nun?“, blickte verständnislos die Ente in die Runde. „Wie wär’s mit einer Petition, die alle, alle Tiere unterschreiben?“ buhlte das Lamm um Unterstützung für seinen Vorschlag. „Da lacht der Großbauer sich doch kaputt“, widersprach das Pferd, „ich bin für einen Fressstreik, meinetwegen auch befristet auf eine halbe Stunde. Soll der Großbauer ruhig sehen, wie wir fast verhungern!“

Währenddessen hatten einige wagemutige Stiere sich mit mobilen Presslufthämmern versorgt und angefangen, den Asphalt aufzubohren. So manche Schneise war bereits wieder freigelegt. Klar, dass das einen Höllenlärm verursachte.


Der Großbauer mit seinen Söhnenerschrak von diesem Lärm gar heftig, sah die Revolution der Tiere heranbrechen und kauerte sich, zitternd und vom Angstschweiß durchnässt, eng an die Wände seines Hochsitzes. Einige Male berührte er falsche Ziffern, dann gelang es ihm doch, des Försters Nummer richtig einzutippen und diesen per Handy anzurufen. „Förster“, winselte er ins Handy, „die Tiere, sie sind völlig außer Rand und Band. Du musst sie beruhigen.“

„Sagt mal, so geht das nicht“, begann der Förster, nachdem er die Lichtung betreten hatte, „der Großbauer meint es doch gut mit euch, da könnt ihr nicht einfach so sein Eigentum beschädigen.“ „Is’ okay, Chef“, legte der Oberstier den Presslufthammer beiseite, „aber sag’ dem Großbauern, er soll diesen verdammten Asphalt wegmachen.“ „Genau, Asphalt weg! Asphalt weg!“ hob ein vielstimmiger Chor der versammelten Tierschar an.


Etwas abseits stand der Bär neben dem Waldspecht.Beide dachten an die Gründerjahre zurück. Beide hatten sie zu den ersten Bewohnern gehört. So manches Mal war der Bär gegen den Wolf in den Kampf gezogen. „Weißt du, ich traue dem Großbauern nicht. Der hat mit der Wiese doch ganz was anderes vor, vielleicht ist Öl gefunden worden oder es soll eine Disko gebaut werden. Außerdem gefällt es mir hier schon länger nicht mehr. Ich wird’ mich mal umschauen. Man sagt ja immer: Auch andere Bauern haben schöne Wiesen“, und fort war der Bär. „Warte, ich komm mit, allein will ich hier auch nicht bleiben“, flog der Waldspecht hinterher, und einige weitere Tiere schlossen sich ihnen an.

Da sahen sie plötzlich vor sich eine schöne Waldwiese. Sie schien nahezu leer zu sein. „Oh, hier ist es schön, hier werden wir’s uns gemütlich machen“, schmatzte der Bär und ließ sich ins Gras fallen. Gedankenverloren lag er auf dem Rücken und sah den blauen Himmel an. Bald meinte er, Geräusche zu vernehmen, aber es dauerte noch ein Weilchen, bis ein kleines Wühlmäuschen übers Gras hinweg zu ihm blinzelte und mit leichter Entrüstung sagte: „Du, das ist meine, ähm ich meine unsere Wiese“

„Ja“, kam da plötzlich eine zweite Stimme zum Vorschein, „wir sind hier schon lange.“ „Wir sind alle ganz schrecklich lieb zueinander“, sagte die dritte Stimme und kuschelte sich in den weichen, wärmenden Heuhaufen. „Na, das sind wir doch auch, was, Waldspecht?“, dröhnte der Bär und klopfte der Wühlmaus bestätigend auf die Schulter.“ „Na klar“, röhrte der Hirsch, „vor uns müsst ihr keine Angst haben. Wir suchen nur eine Wiese, die so ist, wie unsere schöne Wiese früher auch einmal war.“


Auf der Dorfwieseging derweil das Leben weiter. Die Knechte und Mägde des Großbauern waren damit beschäftigt, die Risse im Asphalt, von denen mehr und mehr sichtbar wurden, zu kitten. Doch kaum hatten sie einen Riss notdürftig zugemacht, tauchten hydra-gleich an anderer Stelle zwei neue auf. Die „Bewegung asphaltfreie Wiese“ versuchte mit kleineren Sabotageakten, asphaltfreie Zonen zu errichten, und gesteigerte Nervosität führte zu kleineren oder auch größeren Scharmützeln zwischen einzelnen Tierarten. Unnütz zu erwähnen, das sich in dieser Lage so mancher Hasardeur angezogen fühlte, um ein Sträußchen auszufechten.

Förster und Großbauer waren in einen heftigen Disput verwickelt, wie denn nun der Frieden wieder herzustellen sei. Erzürnt, was seiner schönen Wiese angetan worden war, las der Förster dem Großbauern samt Nachkommen und Gesinde ordentlich die Leviten, als plötzlich die weise Eule DIE Idee hatte, wie die Lösung aussehen musste und wie jetzt und für alle Zukunft alle Probleme dieses Mikrokosmos gelöst werden konnten. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Ja, es war ganz einfach! Man musste nur…


Dummerweise wache ich immer an genau dieser Stelle auf. Aber merkwürdig, heute Morgen schien sich kurz vor dem Aufwachen die Farbe des Asphalts zu verändern. Mich deuchte im Halbschlaf, das hässliche Schwarzblau ginge in ein freundliches Grün über, und aus den asphaltierten Wegen sprösse grüner Klee hervor, vierblättrig gar. Und 18 wunderschöne Rosen überdeckten die eine Zeitlang zugepflasterten Flächen.


Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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:daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:

Ein schöner Traum!

Hoffentlich hat er ein Happy End!


laufende Grüße

Matze
Es gibt Jogger, es gibt Läufer und es gibt Waldläufer -

mehr als Waldläufer kann ein Mensch nicht werden:D

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Genial gemacht :daumen:
Viele Grüße

Petra
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Ein ganz dickes :danke: für dieses geniale :funnypos: von der Füchsin


:daumen: :hihi: :hihi: :hihi:

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Das mit der Wühlmaus hab ich noch nicht so richtig verstanden, obwohl ich viele Fabeln kenne. Wer erklärt mir das mal? Ansonsten schöne Geschichte, äh, Fabel! :daumen:

gadelandrunner

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sehr schön geschrieben, Glückwunsch zu Deiner Fabulierkunst!
Hoffentlich hat der Traum ein gutes Ende.


Walter
You can only fail if you give up too soon

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Erstklassige Schreibe!!

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:danke: für diese sehr originelle und rundum gelungene "Feld-Wald-und-Wiesen-Geschichte". :daumen: Hoffentlich bleibt ihre Auflösung nicht im Traumland verborgen... :P


Ähnlichkeiten mit realen Foren oder handelnden Personen sind natürlich weder zufällig noch beabsichtigt ... sondern unvermeidlich.
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

Super !!!

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Superklasse geschrieben, :danke:

Gruß Micha
Gruß Micha :hallo:
***blocker's Bestzeiten***
10 Km
: 00:42:56 Std*
21,097 Km
: 01:37:38 Std
42,195 Km
: 03:33:48 Std**

*erster 10 Km-Wettkampf
**erster Marathon
***Bestzeiten basieren alle auf dem Marathontraining, also ohne spezielle Vorbereitung auf die jeweilige Distanz
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Bist Du auch eine(r) ?

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...undwiederistDienstag. :frown:
Halbzeit-Dienstag!:zwinker5:


Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Moin!

Heh, lustig! Ich würde nur eher an einen Zoo denken, wenn sich Tiere so brav füttern lassen. Und im Zoo gibt es meist asphaltierte Wege, oder?

Hab sehr geschmunzelt!

Frank

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Gadelandrunner hat geschrieben:Das mit der Wühlmaus hab ich noch nicht so richtig verstanden, obwohl ich viele Fabeln kenne. Wer erklärt mir das mal?
Guckst du hier.

@burny: Richtig klasse geschrieben.
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Hallo Bernd,

sehr schön geschrieben. :daumen:

Viele Grüße
Bogart
Ich habe noch nie etwas gelernt, während ich redete! :zwinker5: (Larry King)

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Egal ob es Deine Fabeln oder Deine Wk-Berichte sind, ich lese Deinen Stil einfach nur gern! Kompliment!
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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Dienstag!

Sehr gute Nachrichten: Das Forum wird zum 2. September wieder breiter!
Nun noch eine Woche... :)


...oder?


Das Remake
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