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von dextrine
Hallo Marion
Ich kann dir nicht in allen Punkten zustimmen
1. Gott sei Dank MUSS Speisesalz in D nicht jodiert werden. Denn sonst hätten alle Leute mit Morbus Basedow und Hashimoto ein Riesenproblem. Da ich selber Hashimoto thyreoiditis habe, soll ich Jod meiden, da es den autoimmunen Zerstörungsprozess der Schilddrüse triggert. Wer empfindlich reagiert, hat dann evtl. auch mit Schlafstörungen, Halsschmerzen, Heiserkeit oder Herzrasen zu tun. Oder es kommt; bei sehr viel Jod auf einmal, zu einem Entzündungsschub, der dann mit Überfunktionssymtomen einhergeht.
2. Jod ist inzwischen bei uns in vielen Lebensmitteln enthalten,wo man es nie vermuten würde, so z.B. in allen Milchprodukten und Eiern. Werden beim Mineralfutter der Kühe/Hühner die von der EU erlaubten Mengen an Kaliumjodid zugesetzt, so kann theoretisch auf einen Liter Milch durchaus mal die Menge von über 1000µg Jod kommen, was die Dosis von 5 Tagen ist. Bei einem Joghurt oder einem Ei rechnet man inzwischen mit ca. 50µg Jod. Dazu kommt eben das Jod in alltäglichen Produkten wie Brot, Wurst usw. Selbst Fleisch enthält gewisse Mengen Jod, eben durch die Jodierung des Kraft- oder Mineralfutters. Insofern nehmen zumindest Veganer durchaus weniger Jod auf. Ich weiß, dass dies rel. unbekannt ist. Der Arbeitskreis Jodmangel leistet bei uns gute Arbeit!
3. Neuere Studien aus Dänemark und China haben gezeigt, dass ein hoher Jodkonsum die Zahl der Unterfunktionen sogar ansteigen lässt. Ein großer Teil davon sind autoimmun bedingt - nicht umsonst wurde die chronische Schilddrüsenentzündung nach ihrem japanischen Entdecker benannt. Bei manchen kann aber eine leichte UF schon allein durch Jodreduzierung wieder verbessert werden. Bei der Hashimoto Thyreoiditis gibt es 2 Formen: die eigentlich Hashimoto T, bei der die SD wächst und ein Kropf entsteht, wobei gleichzeitig eine UF vorhanden ist. Und dann die eigentliche Ord-Thyreoiditis, bei der die SD sozusagen aufgelöst wird.
In D ist inzwischen die autoimmun bedingte Form der Unterfunktion die am häufigsten anzutreffende Ursache. Sie soll etwa 8-10 % der Bevölkerung treffen, wobei Frauen häufiger betroffen sind. Tendenz: massiv steigend.
4. Du hast sicherlich Recht, wenn du sagst,dass durch ein größeres Angebot an Jod, die SD in die Lage versetzt wird, mehr Schilddrüsenhormone zu produzieren. Das gilt aber nur für den Fall des Mangels. Und der ist in D eigentlich seit Jahren ausgeschlossen, zumindest eben bei "normaler Mischkost", da da eben das Jodsalz greift. Es ist nicht so, dass man sagen kann, ein mehr an Jod bewirkt ein mehr an SD-Hormonen im Körper. Außerdem benötigt die SD für die Herstellung von T4/T3 noch Selen, was in D massiv fehlt.
Es scheint sogar so zu sein, dass es bei einem Überangebot auch zu einer Art "Downregelung" kommen kann. Soweit ich weiß, ist die Ursache dafür nicht geklärt.
Was mich als Hashimoto betroffene dabei so ärgert, das ist, dass die steigende Zahl der autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen als "Kollateralschaden" der Jodierungskampagnen hingenommen werden. Behandelt wird ja nur die UF, die daraus entsteht mit kostengünstigem Thyroxin. Dass eine Autoimmunerkrankung aber eben auch Muskel- und Gelenkschmerzen, Herz-Kreislaufprobleme, Verschiebungen im Bereich der Sexualhormone, manchmal Depressionen oder ständige Schlappheit und Antriebslosigkeit zur Folge haben kann, das wird dabei übersehen.
Wenn hier dann jemand "Sch... Schilddrüse" als Thema wählt, so kann ich das gut nachvollziehen, da ich in den letzten Jahren auch immer wieder Phasen hatte, wo ich bald verzweifelte. Jetzt 5 Jahre, nach der Diagnose und nach 4 oder 5 Umstellungen der Medikamente, geht es mir momentan sehr gut.
LG dextrine