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von KLR
Hallo Barilla,
Mit Po zu Ferse meine ich, dass der Winkel zwischen Oberschenkel und Wade so spitz wie möglich sein sollte = also nicht "nur" eine "Abfahrtshocke" eingenommen wird. Es wird auch oft als asiatische Hocke / Tiefhocke/ Entspannungshocke bezeichnet. In unserem Kulturkreis (viel sitzende Tätigkeiten) ist es bei nicht gerade wenigen so, dass sie bei dieser Übung entweder die Fersen anheben müssen um in die Tiefhocke zu kommen, oder nach hinten umkippen.
Der Sinn der zwei Fragen steckt in der Elastizität/Dehnfähigkeit der kompletten rückwärtigen Muskulatur/Halteapparat; angefangen von Rücken/Lende über Po, hinterer Oberschenkel, Kniekehle, Wade bis zur Ferse.
Schaffen und Halten der Tiefhocke würde ich als gut einstufen; dabei noch die Hände hinter dem Rücken (Arme gestreckt) verschränken würde ich als sehr gut bezeichen - immer unter der Prämisse, dass die Fersen auf dem Boden bleiben.
Die Tiefhocke zeigt die Elastizität/Dehnfähigkeit:
- des Rückens, insbesondere untere Teil
- der Muskulatur im Po
- der Archillessehne
Die Rumpfbeuge zeigt, wie es mit Elastizität/Dehnfähigkeit
- des Rückens, insbesondere untere Teil
- der Muskulatur im Po
- des Beugeapparates des Beines (Oberschenkel)
- der Wadenmuskulatur
- der Archillessehne
steht.
Achso: warum die Zeitangabe bei der 2. Übung?
Damit nicht der Schwung ausgenutzt - oder nachgefedert wird. Wer's nicht so toll kann, wird schnell merken wo's hapert/zieht/spannt, oder welche Muskeln anfangen zu zittern!
Ich hatte ebenfalls vor etlichen Jahren Knieschmerzen bekommen (quasi aus dem Nichts), die sich innerhalb eines Monats soweit steigerten, dass ich fast keine Treppen mehr steigen konnte. Die Schmerzen kamen nach meiner damaligen Meinung ohne besonderen Anlaß.
Insg. war ich bei 3 verschiedenen (Fach-?)Ärzten, die alle drei zu dem Ergebnis kamen, dass sie nix finden und Sport wohl halt dann passè wäre!?
Darunter war ein Mediziner, der von den umliegenden Fußballvereinen als Experte konsultiert wird. => Na toll bzw. ich war vollkommen von der Rolle, da Sport ein wesentlicher Teil meines Lebens war und auch bleiben soll (habe 12 jahre Leistungssport betrieben).
Nach schmerzvollen Wochen traf ich einen alten Sportkollegen, dem ich natürlich mein Leid klagte; er gab mir den Rat nach Darmstadt zu einem Arzt zu fahren, der sich auf Knieprobleme spezialisiert hat. Gesagt, getan
Die Herangehensweise war schon mal ganz anders als zuvor - er hörte sich genau meine Vorgeschichte an, insbesondere die sportliche Seite über die Jahre zuvor. Dann etliche Übungen wie auch die zwei von mir beschriebenen (ich dachte er versucht eine Gummipuppe zu untersuchen, die ich nicht bin - da wurde ich oder meine Extremitäten in Winkel/Stellungen gedrückt gehebelt gezogen... !).
Seine Diagnose stark verkürzt:
Mein kompletter rückwärtiger Halte/Muskelapparat hat sich verkürzt, was bei Zurücknahme regelmäßiger intensiver sportlicher Aktivität durchaus passiert. (Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre mit dem Leistungssport -Rudern -aufgehört und in Punkto Rücken nix mehr gemacht). Dadurch ist es mir nicht möglich den Fuß vollständig abzurollen, was wiederrum zu einer Fehl-/Ausgleichhaltung führt -> übertrieben gesagt man geht ganz leicht in die Hocke, damit das Bein über den Fuß abrollen kann. Dies bedeutet, dass das Knie ständig leicht gebeugt ist, der Oberschenkel also stets die Kniescheibe auf das kniegelenk zieht/(reibt).
Irgendwann schmerzt dies, was einen diese vermeintliche Schonhaltung noch stärker einnehmen läßt = ein Teufelskreis.
Also gab er mir folgenden Rat den KOMPLETTEN rückwärtigen Muskel-/Halteapparat zu dehnen (Stärken wäre nicht nötig, da bei mir genügend Muskulatur vorhanden war). Insbesondere sollte ich anstreben die "Tiefhocke" zu üben und auch zu schaffen - Diese stellt eine natürliche Entspannungshaltung dar. Dabei möglist über lange Strecken dehnen also nicht einzelne Partien bevorzugen (Kette - schwächstes Glied).
Habe ich dann auch gemacht mehrmals täglich; nach vier Wochen kam ich mit den Fingerspitzen wieder an meine Zehen, Haltezeit je eine Minute, nach weiteren 4 Wochen fast mit der Handinnenfläche. Die Hocke war mein größtes Problem - es hat lange gedauert bis die Fersen auf dem Boden blieben.
Die Schmerzen waren nach ca. den ersten vier Wochen fast ganz verschwunden. Seitdem (inzwischen schon ~8 Jahre her) gar nichts mehr. Mindestens nach jedem Lauf mache ich diese Tiefhocke-Übungen und ich habe das Gefühl tatsächlich auch lockerer/eleganter zu Laufen.
Ob das bei Dir auch helfen könnte oder wie bei mir zutrifft kann ich nicht beurteilen - Einen Versuch ist's allemal wert!
Die tiefergehenden Erklärungen durch diesen Arzt waren für mich jedenfalls absolut nachvollziehbar bzw. es wurde mir am eigenen Körper demonstriert, was mein Muskel-/Halteapparat nicht mehr in der Lage war zu vollbringen.
KLR
PS:
Mit Dehnen meine ich: ohne fremde Krafteinwirkung eine Stellung ohne Schwung einnehmen und ca. eine Minute halten ( nach ca. 40sec merkt man deutlich ein Nachlassen der Spannung in der Muskulatur). Nicht wippen oder federn - es soll leicht ziehen/bzw die Spannung spüren, aber nicht schmerzen. => Ist also mehr ein intensiveres Strecken. Das Ganze anfangs über möglichst große Körperpartien.