hi anni,
ihr habt es ja nicht anders gewollt ;-) jetzt wird es lang und mit fachbegriffen durchsetzt :-) ggf. kann das lexikon auf meiner seite helfen.
frag 10 verkäufer und du erhältst mindestens 3 verschiedene meinungen. das problem ist leider oft genug absolute unwissenheit über biomechanische zusammenhänge. das wissen über das funktionieren des asics gel dämfungssystem hilft wenig bei der auswahl des schuhes. so ist es gut möglich, dass alle bisherigen verkäufer falsch lagen (wogegen allerdings das gute laufen mit den bisherigen schuhen sprechen würde). der fuß alleine sagt wenig über den benötigten laufschuh aus. laufstil, beinachstellung, ganglinie, körpergewicht .... und natürlich der fußtyp müssen als GESAMTBILD betrachtet werden. isoliert voneinander betrachtet man am besten gar nichts und wählt den schuh rein nach der passform (dem mit abstand wichtigsten kriterium). demnach kann man auch nicht sagen, dass ein o-beiniger läufer alleine aufgrund seines o-beines (statische verhältnisse) einen neutralen schuh tragen sollte.
durch unterschiedliche sichtweisen und analysemethoden können aber auch zwei kompetente berater zu etwas abweichenden ergebnissen kommen. der eine setzt die grenze zum schweren läufer eben strikt bei 85 kg, d.h. der läufer mit 86 kg ist ein schwerer läufer (und erhält entsprechende schuhe), der mit 85 kg eben nicht. der andere verkäufer setzt einen grenzbereich von 85 - 90 kg an und entscheidet z.b. auch nach dem kriterium wie aktiv der laufstil ist, wie das verhältnis zur körpergröße ist, wie groß die chancen stehen, dass der läufer in der nächsten zeit abnehmen kann ...... und wählt dann den entsprechenden schuh. hier mag es dann u.u. auch sein, dass ein 92 kg läufer einen schuh für den mittelschweren läufer erhält. ein anderes beispiel ist der grad der überpronation, der noch als in ordnung angesehen wird. was der eine verkäufer als korrekturbedürftig empfindet, empfindet der andere als neutral. hier ist im einzelfall u.u. auch beides ok: z.b. leicht gestützter schuh und neutraler schuh. mehr und mehr setzt sich die denkweise durch, dass lieber etwas zu wenig als zu viel korrigiert werden sollte. trotzdem wird mancherorts noch immer verkannt, dass ein leichtes einknicken vollkommen normal ist und sogar erwünscht ist (natürliche dämpfungsbewegung des fußes) und auf keinen fall einer korrektur bedarf.
das frauen häufig zu x-beinen (statisches verhältnis) bzw. unter belastung zu einer x-beindrift (dynamisches verhältnis) neigen, liegt u.a. an der breiteren beckenstellung. wichtig ist immer die dynamischen verhältnisse zu betrachten. so ist es gut möglich, dass jemand mit einem o-bein unter statischen verhältnissen (im stand) zu einer x-beindrift (in bewegung) neigt. d.h. in der bewegung drängt das knie zur innenseite. deshalb kann man auch nicht sagen, dass läufer mit einem o-bein unter statischen verhältnissen zwangsläufig zu einer supination (übermässiges über aussen laufen) oder einem neutralen abrollverhalten tendieren und demnach neutrale schuhe benötigen. problematisch bei der geschichte mit den o-beinen und einem (stark) gestützten schuh ist die tatsache, dass der fuß die beinachsabweichung bis zu einem gewissen maß mit einer kippbewegung nach innen zu kompensieren versucht und das nicht übermässig behindert werden sollte.
häufig ist bei supinierern die kombination o-beine (statisch und dynamisch), hohlfuß und innenrotierte ganglinie (fußspitzen zeigen nach aussen) zu finden, weshalb dort neutrale schuhe empfohlen werden. ebenso ist bei überpronierern häufig ein x-bein (dynamisch und/oder statisch), ein knick-senk-spreizfuß und eine aussenrotierte ganglinie zu finden, weshalb in diesem fall pronationsgestützte schuhe empfohlen werden sollten.
grundsätzlich sollte aber immer das zurechtkommen mit dem schuh den ausschlag geben!!! so kann u.u. ein in der theorie falscher schuh sich in der praxis als die beste lösung entpuppen. deshalb ausprobieren. zudem darf man die funktion der schuhe auch nicht überschätzen.
schau dir dazu am besten mal auf meiner seite die tipps zum laufschuhkauf an. dort werden die wesentlichen zusammenhänge kurz erläutert. weiterführende informationen findest du auf meiner seite im archiv mit dem artikel "ratgeber laufschuhe" aus der zeitschrift triathlon. an dessen ende werden die typischen zusammenhänge (ausnahmen möglich!!!) dargestellt. im forum findest du unter dem thema "5 verkäufer 10 meinungen" auch ein paar interessante aspekte.
ach so und mit einem "mythos" würde ich gerne auch noch aufräumen. alleine die tatsache, dass man schon lange läuft, ändert i.d.r. am stützbedarf des schuhes wenig. sicherlich hilft ein ausdehnen des lauftrainings auch die muskulatur entsprechend zu kräftigen, nur wirkliche effekte erzielt man i.d.r. nicht durch das laufen alleine. genügend läufer die schon sehr lange laufen, haben oft genug erhebliche kraftdefizite im bereich der rumpfstabilisierenden muskulatur (mit den folgen absinken des beckens, ausgleichbewegungen, overcrossing, ....) und verschenken damit auch erhebliche potentiale. kräftigungsübungen, laufschule, läufe in unebenen gelände, barfuss laufen ...... helfen die muskulatur ganzheitlicher auszubilden und den stützbedarf u.u. langfristig zu reduzieren.
mit laufenden grüßen wiesel, der hofft, dass es einigermaßen verständlich geblieben ist :-/
ps: @ anni: poste deinen beitrag doch bitte als kopie einfach nochmal in meinem forum (link siehe unten) unter dem thema "5 verkäufer 10 meinungen". da passt er nämlich super hin. danke!!!
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