Sneek hat geschrieben:Dumfug, ich bin so schon ziemlich motiviert fürs Laufen aber wenn ich Musik, nicht unbedingt Laut, während eines Wettkampfes im Ohr habe und diese mir entsprechende Bilder in den Kopf wirft bin ich deutlich Belastbarer.
"Dumfug" klingt aber nicht nett.
Der prinzipielle Streit hier ist einer zwischen assoziativem und dissoziativem Laufen/Läufer. Der assoziative Läufer ist der, der sich voll auf das Laufen konzentriert, ständig in sich hineinhört und nur sich und höchstens seine Gegner wahrnimmt, bis er die Ziellinie erreicht hat.
Der dissoziative Läufer ist einer, der läuft, um seinen Gedanken nachzuhängen, um die Landschaft zu genießen, um Musik oder ein Hörbuch ungestört zu hören etc. Das Laufen findet hier nicht um des Laufens willen statt, sondern ist Mittel zum Zweck.
Ich schätze, dass Wettkämpfe von assoziativen Läufern gewonnen werden. Für dissoziative Läufer ist ein Wettkampf wahrscheinlich die Gelegenheit, auf einer abgemessenen Strecke eine PB aufzustellen oder um "etwas Wettkampfluft zu schnuppern" und um "die Atmosphäre zu genießen".
Ich, obwohl ich noch kein Rennen gewonnen habe, zähle mich zu den assoziativen Läufern. Wenn ich laufe, bin ich ganz Läufer, Alltagssorgen oder so stören da nur. Laufen ist da unter anderem eine Konzentrationsübung.
Aus der Sicht der assoziativen Läufer ist es unverständlich, dass man für eine Leistung, die in einem steckt Input von außen braucht, um sie abzurufen. Da sieht es so aus, als gebe es Kanäle zu einem selbst, die man selbst nicht kontrollieren kann oder es reicht die Phantasie nicht aus, die offenbar für solche Läufer notwendigen Bilder selbst in einem zu erzeugen. Die müssen dann von außen abgerufen werden.
Man sieht hier auch sehr schön, dass eine vielleicht oberflächlich gemeinte flapsige Frage doch auch ernsthaft diskutiert werden kann, wenn man es halt zulassen will (unterbinden funktioniert, Tim sei Dank, in diesem Forum ja nur in Ausnahmefällen).
In seiner zweiten Auflage von Daniels' Running Formula beschreibt Daniels genau diesen Zwiespalt zwischen den ernsthaften Wettkampfläufern und denen, die zum Beispiel nur einen Marathon durchlaufen wollen. Er bricht da eine Lanze für Letztere, indem der den Gesundheitsaspekt hervorhebt und auch meint, dass viele so einen Laufe einem geliebten Menschen widmen, der nicht (mehr) dabeisein kann (dass, das auch bei Olympiateilnehmern vorkommen kann, bewies der österreichische Gewichtheber, der für Deutschland gestartet war ja erst kürzlich auf sehr berührende Weise, der das Bild seiner verstorbenen Frau dabei hatte).