Es folgt mein (langer) Bericht vom 75km Lauf in Celje.
Begonnen hat alles mit dem München-Marathon im Vorjahr. Danach habe ich mich entschlossen, 2008 mal was "anderes" zu Versuchen und so habe ich mich zum Rennsteig-SM angemeldet.
Während der Vorbereitung auf den Rennsteig bin ich auf deren Homepage durch Zufall darauf gestossen, dass es einen Europacup der Ultraläufer gibt. Zu diesem Europacup zählt eben auch der Rennsteiglauf, 100km von Biel, die 52km in der Wachau, Celje, die Schwäbisch Alb und ein 50km zu Beginn des Jahres. Schon während der Vorbereitung spielte ich mit dem GEDANKEN an diesem Europacup teilzunehmen, aber zunächst wollt ich mal den Rennsteig abwarten.
Am Rennsteig lief es dann so gut, das ich mich gleich danach für die Wachau angemeldet habe. Als 3 Lauf (3 Läufe werden benötigt, damit man in die Wertung kommt) wollt und will ich die Schwäbisch Alb laufen. Die Wachau wurde dann aufgrund eines Veranstalterwechsel gestrichen und so hatte ich nur noch die Möglichkeit in Celje zu starten.
So viel zur Vorgeschichte, nun zum Lauf.
Die Vorbereitung lief eigentlich sehr gut und so freute ich mich schon auf den Lauf. In der Rennwoche bekam ich dann doch ZWEIFEL ob ich mein Ziel Sub 6Std erreichen kann, da der Wetterbericht über 30° voraussagte.
Gemeinsam mit meinem persönlichen Betreuer (Horsti) reiste ich am Freitag nachmittag nach Celje. Wir bezogen unser Zimmer und holten meine Startunterlagen. Da der Start bereits um 6 Uhr morgens war, gingen wir schon früh zu Bett, ich glaube es war so ungefähr 20:30. Schlafen konnten wir aber beide nicht sehr viel. Zuerst war die ganze Zeit sehr lauter Krach von irgendeiner Party zu hören und als diese vorbei war, so ca. um 2 Uhr morgens, dachte ich nur mehr an das was mir am nächsten Tag bevorstehen würde. In Summe schlief ich ca. 2-3 Stunden. ?NORMAL?
Um 4:20 Uhr sind wir dann aufgestanden. Nach dem Frühstück verstauten wir noch meine Eigenverpflegung im Rucksack von Horsti und dann machten wir uns auf dem Weg zu Start.
Dort angekommen musste ich noch auf´s WC, um mein Gewicht zu reduzieren.

Kurz vor dem Start hatte ich dann ein leichtes Durstgefühl, es gab aber nirgends was zu trinken und so musste ich eben ohne starten. Nach dem Start liefen wir zunächst eine Schleife in Celje und danach ging es auf die eigentliche Laufstrecke. Zunächst folgten wir auf schmalen Pfaden (max 20cm breit) unserem ständigen Begleiter dem Fluss Savinja. Vergebens wartete ich nach 5km auf eine Labestelle und so musste ich mich, früher als geplant, an den ersten Teil meiner Eigenverpflegung zu schaffen machen.
Kurz darauf läuft eine ganze Gruppe von Läufern an mir vorbei, so als würde ich nur 5:15min/km laufen. Ich bekam erste Zweifel, ob mein Tempo passt

Warum bin ich dann nur ca. an 15ter Stelle, ich will doch unter die Top 10 kommen

Was soll´s, einfach weiterlaufen. Ich fühlte mich irgendwie überhaupt nicht gut, schwere Beine, usw.
Unmittelbar bei km 17 war auch die zweite Labestelle und hier gab es ausser Wasser und Apfelstücke auch Cola. Ich trank dann auch einen Becher Cola und etwas Wasser. Ich lief immer ca. 20-50 Meter hinter 3-4 anderen Läufern und etwas weiter vorne liefen auch noch 1-2. Ungefähr bei km 22 habe ich dann die erste Flasche meiner Eigenverpflegung zur Gänze geleert, und Horsti nahm mir an einer Labe eine kleine Flasche Wasser mit.
Das nächste Kilometerschild folgte bei km 27, meine Durchgangszeit war 1:59:01. Kurz darauf rief meine Frau an und ich hörte Horsti nur sagen "Der laft ja wir a Noar"
Hier wurden dann die Wege auch breiter, man lief entweder auf Forstwegen, oder Nebenstrassen.
Ungefähr bei km 30 habe ich dann begonnen die ersten beiden Läufer zu überholen, nebenbei habe ich dann auch eine hälfte von einem Riegel gegessen und fasst die ganze Flasche Wasser ausgetrunken, die Horsti für mich an einer Labe mitnahm. Kurz darauf stieß ich auf einen Deutschen Läufer (Dirk). Gemeinsam mit Dirk lief ich die nächsten Kilometer und wir tratschten über´s Laufen (unsere bereits erbrachten Leistungen und unsere Ziele). Bei km 32 hatten wir eine Durchgangszeit von 2:22:32. Dirk meinte dann das Tempo würde er nicht durchhalten und ich solle alleine mein Tempo weiterlaufen. Schließlich liefen wir noch gemeinsam bis ca. Kilometer 40, danach war ich wieder alleine

Zur Hälfte der Strecke hatten wir eine Zeit von 2:49:55 und die Temperatur war inzwischen sicher auf 26° gestiegen.
Inzwischen hatte ich auch begonnen die zweite Flasche meiner Eigenverpflegung zur leeren. Horsti hatte auch Dirk mal eine flasche Wasser gereicht, da die Verpflegestellen nicht gerade üppig waren (genauso wie die Kilometerschilder

So, jetzt war ich also wieder alleine mit Horsti. Die Temperatur stieg "Gott sei Dank" nicht mehr, dafür ging es jetzt mehr bergauf aber es waren auch noch kurze flache Stücke dabei. Dies sollte sich ab km 50 ändern, ab hier ging es nur noch aufwärts, inzwischen liefen wir auf der Hauptstrasse, wenn man das so nennen will. Kurz zuvor hatte ich wieder einen Läufer überholt. Hier waren zwar nicht mehr Kilometerschilder als vorher, dafür konnte man seine Kilometerzeiten gut anhand der Strassen-Kilometer-Tafel ermitteln. Ich lief zur Zeit 4:30, eindeutig ZU SCHNELL.
Ich fühlte mich jetzt aber SEHR GUT, soweit man das nach 50km so bezeichnen kann

Bei km 52 hatte ich dann eine Durchgangszeit von 3:54:35. Hier begann ich dann auch meine letzte Flasche Eigenverpflegung zu leeren. Irgendwo dazwischen wurde es noch steiler und ich überholte einen weiteren Läufer, der mir zu verstehen gab, das ich bereits ZWEITER wäre, was ich nicht glauben konnte.
Jetzt wurde es wirklich HART, es wurde noch steiler, Gott sei Dank wurde es hier nicht auch noch wärmer, den die meiste Zeit lief man, dadurch das man von hohen Bergen umgeben war, im Schatten.
Ich wurde langsamer, die nächste Druchgangszeit war bei km 58 mit 4:22:33. Was soll´s einfach weiterlaufen! Bei der nächsten Labestelle freute ich mich schon auf ein Cola, aber zu meinem entsetzten gab es bei der Labe bei km 60 nur Wasser, Tee und Bananen. Horsti ging für mich in ein Gasthaus und besorgte mir COLA

Bei km 62 hatte ich dann eine Durchgangszeit von 4:43:31. Wenigstens hatte ich Horsti, der mich immer wieder MOTIVIERT mit den Worten. "Du schaffst das, du bist gut wenns bergauf geht". Dann kam die nächste Labe, bei km 65, hier gab es auch Cola. Ich trank eine Becher und Horsti nahm mir noch eine Flasche Wasser mit. (Durchgangszeit: 4:58:00)
Dann war es so weit, ein Krampf im Oberschenkel kündigte sich an

Was soll´s gehst halt ein Stück, nur nicht stehen bleiben, waren Horsti´s Worte, die ich BRAV befolgte, auch wenn ich der VERZWEIFLUNG doch schon sehr nahe war.
Es kam die lezte Labe, bei km 70 und einer Durchgangszeit von 5:23:00. Ich war zwar sehr verzweifelt, war aber doch guten Mutes, schließlich lief ich trotz Krämpfen und Selbstzweifel noch einen 5 Minuten Schnitt.
Die letzten 5 Kilometer waren trotzdem ein sehr schwerer Kampf mit meinem inneren Schweinehund. Ich konnte mich nur weitermotivieren, weil mich noch immer keiner überholt hatte, trotz meiner Probleme!!!
Die letzten Kilometer schienen länger zu sein

Mit einer Zeit von 5:47:41 und kurzen Gehpausen auf den letzten 10 km schaffte ich es dann ins Ziel

Jetzt war ich nur noch HAPPY



Mein größter Dank gilt vor allem HORSTI meinem SUPER PERSÖNLICHEM BETREURER!!!
Ich wurde tatsächlich ZWEITER vor dem Österreichischen Staatsmeister im 100km Lauf. Er sagte zwar es sei nur ein Trainingslauf führ ihn, man sah aber trotzdem in seinen Augen auch den ÄRGER, das er von einem anderen Österreicher geschlagen wurde

Dieser Lauf war am Ende so HART, aber er endete mit meinem größten persönlichem ERFOLG!!!
Ach ja, der Sieger lief nur 5min schneller, also 5:42 und der Herr Staatsmeister 5:52. Dirk kam mit 6:15 oder so ins Ziel.
Enttäuschend war für mich die Organisation, nicht nur wegen der zu wenig und schlecht ausgestatteten Labestellen und der fast nicht vorhandenen Kilometertafeln.
LG
Kraxi