Schön an diesem wolkenverhangenen, kalten Morgen ist nur, dass mein Mann mitfährt und sogar mitläuft. Und die jungen Rehe, die wir auf der Fahrt nach Krems am Feld spielen sehen. Dann ist aber Schluss mit Lustig.
Das Boot ist voll
Die Anreise zum Start verspricht Abenteuerliches, zu mindestens für einige Läufer dürfte sich das Versprechen erfüllt haben. Der Organisator hat sich das so vorgestellt: Vom Parkplatz per Shuttlebus zum Bahnhof, vom Bahnhof per Bus (ein anderer wohlgemerkt) zum Schiff und mit dem Schiff zum Start des Viertelmarathons. Kleine Rechenaufgabe: 1.000 Läufer wollen zum Start, das Schiff ist aber nur für 600 Personen zugelassen. Was tun? Lösungsvorschläge bitte an den Organisator, den ehemaligen österr. Spitzenläufer Michael Buchleitner.
Wir hatten Glück und waren als Passagier Nr. 433 und 434 an Bord. Um 9 Uhr erreichten wir nach einer idyllischen Bootsfahrt das Startgebiet bei Dürnstein. Vorbei an der abenteuerlich gemalten Kirchenfassade (blau/weiß neben gelb/braun), dann hieß es schnell rein in die gar nicht idyllischen WC-Häuschen und das Geschäft erledigen bevor die Meute kommt. Danach hatten wir noch 45 Minuten bis zum Start, die ich gut in ein ausführliches Aufwärmprogramm inkl. Lauf ABC investierte.
Dann gab es noch rasch ein Küsschen für meinen Mann, bevor er sein Tempo und ich meines lief. Was wir noch nicht wussten: der Tempounterschied betrug im Ziel lediglich 3 Sekunden. Und ich war das erste Mal die schnellere von uns beiden!
Hostile Takeover
Der Rennverlauf: Der erste Kilometer war grauslich wie immer. Wie eine Rinderherde werden wir dicht gedrängt eine enge Kellergasse steil bergauf getrieben. Und zwar auf unebenem Kopfsteinpflaster. Unnötig zu erwähnen, dass die langsamen Läufer vorne gestartet sind und für erschwerte Bedingungen sorgten. Es sei dennoch erwähnt. Kleiner Tipp für den Organisator (der den Lauf in einem „Hostile Takeover“ von den langjährigen Veranstaltern übernommen hat): wenn schon Änderungen, dann doch bitte den Start vom 10er verlegen, damit der erste km so schön ist wie die restlichen 9!
Gut, Start-km überstanden, jetzt geht es weiter auf der breiten Bundesstraße entlang der schönen Donau. Jetzt kann ja nix mehr passieren, oder? Was ist das? „Achtung!“ „Vorsicht“ „Platz da!“ So schallt es auf einmal von hinten. Es sind Inline-Skater, die sich einen Weg durch das dicht gedrängte Läuferfeld bahnen müssen. Also das hat es die letzten 3 Mal auch nicht gegeben und ich würde mich freuen, wenn es bei diesem einzigen Mal bleibt. War weder für die Läufer noch für die Skater lustig.
Trinkrucksack für 10km?
Nach 2,5 km gab es bereits die erste „Tankstelle“, zwei weitere sollten noch folgen. Warum dann in aller Welt, läuft der ältere Herr vor mir mit einem Trinkrucksack??? Bei einem 10km Rennen??? Vielleicht um die Hitze auszugleichen, die von seinen Kompressions-Strümpfen aufsteigt, die seine Fußballer-Waden umhüllen. Denn das Wetter kann es nicht gewesen sein, der Himmel blieb bedeckt und zu Mittag war der Tageshöchstwert mit 13°C erreicht.
Ideales Laufwetter eigentlich, aber darüber dürfte unterschiedliche Meinung geherrscht haben. Denn die Bekleidung der einzelnen könnte nicht unterschiedlicher gewesen sein. Ich sah spärlich bekleidete Läufer in Shorts und ärmellosen Shirt und gleich daneben dick vermummte Gestalten mit Kappe und Handschuhe! Ein seltsamer Anblick.
Wie schon der letzte HM in Kärnten ist auch dieser 10km Lauf schnell vergangen. Ich hab auf Anhieb mein Tempo gefunden: laut FR von 6:17 für den ersten km auf 5:45 für die nächsten 5km und dann runter auf 5:20 und weniger. Auf einmal waren es nur noch 2km und ich beschloss noch etwas Gas zu geben. Vor mir ein Mann, der ungefähr mein Tempo lief, nur viel lockerer und mit weniger Schnaufen. Nach einiger Zeit wurde er auf einmal langsamer, sodass ich Anstalten machte ihn zu überholen. Auf gleicher Höhe drehte er den Kopf zu mir, machte große Augen und forcierte hektisch das Tempo. Anscheinend konnte sein Ego nicht ertragen, von mir – einer Frau, überholt zu werden. War mir auch egal, ich hab ihn dann im Zielspurt aufgesammelt

Persönliche Bestzeit oder so
Der Zieleinlauf war dieses Mal länger und endete mit einer halben Stadionrunde. Ich hab noch mal richtig angezogen und hatte dann auf meinem FR305 eine neue PB von 56:07 stehen!!! Fast um 4 Minuten schneller als noch im Juni und um knapp 2 Minuten schneller als die Prognose von VIC. Aber war das wirklich eine neue PB??? Ich weiß es nicht.
In der Ausschreibung ist der Lauf als 10km angeführt. Mein FR305 zeigte im Ziel 9,98 km an. Aber auf der Ergebnisliste steht auf einmal 9,5km. Das wäre dann eine ungefähre 10km Zeit von 59 Minuten und damit ähnlich wie mein Ergebnis im Juni.
Schlechte Erinnerungen an einen guten Lauf
Was bleibt also von diesem Lauf? Die Erkenntnis, dass man einen an und für sich schönen Wettbewerb auch schlecht in Erinnerung behalten kann. Vor allem durch unprofessionelle Organisation: unsere Startnummern waren bei der Abholung verschwunden, nicht genügend Platz auf dem Schiff für alle Läufer, bei der zweiten Labestation gab es auf meiner Seite nur kohlesäurehältige Getränke (also hab ich nix getrunken), es gab nicht genug Medaillien und die Kleidersäcke wurden von Leuten ausgegeben, die anscheinend nicht lesen können (wir mussten 30 Minuten in der Kälte warten, bis wir unsere Kleider hatten – und dabei war der Container nur mehr zu 1/3 voll!). Und die Verärgerung über die Unklarheiten bei der Streckenlänge. Schade, denn die Laufstrecke ist super und passt toll in unseren Laufkalender. Für nächstes Jahr werde ich mich auf alle Fälle über Alternativen umschauen.