Hallo Seelenläuferin,
willkommen im Forum
Seelenläuferin hat geschrieben:Ich laufe seit knapp einer Woche und schaffte von Beginn an eine Stunde, ohne Probleme und ja, ich kann mich während des Laufens noch gut unterhalten. Ich lasse einen Tag Pause zwischen meinen Laufeinheiten, weil ich weiß, dass es wichtig ist für die Regeneration und weil sich mein Körper erst darauf einstellen muß.
Du unterstreichst das "ohne Probleme". Eine Art "Flehen", es möge doch niemand dieses Pensum in Frage stellen. Allein dein Flehen erreicht mich nicht, denn: Du läufst jetzt EINE Woche und redest davon, dass du keine Probleme hast. Ich glaub dir, dass du die nicht hast. Aber erlaubt sei die Frage wie lange das so bleiben wird, bei brachialem Beginn und ca. 30 kg Übergewicht, wenn ich die Relation 1,65m-89kg ins Kalkül ziehe.
Auch wenn du das überhaupt nicht hören willst, schreib ich es dir trotzdem: Du läufst zu lange für den Beginn. Wie immer die Relativierung: Das KANN gutgehen, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit wirst du dir in der Zukunft orthopädische Probleme bescheren.
In diesem Zusammenhang gehe ich auf deine Frage, ab
wann man täglich laufen kann, erst gar nicht ein. Denn dieser Tag ist nach meiner Auffassung für dich noch in weiter Ferne, im übrigen ohnehin stark von individuellen Voraussetzungen abhängig.
Grundsätzlich ist es sicher möglich täglich zu laufen. Wer darüber einen - ich las das Wort eben - "Glaubenskrieg" anzettelt, hat einfach nur zu wenig Ahnung von methodisch richtigem und erfolgreichem Lauftraining. Ich selbst möchte nicht 7 von 7 Tagen trainieren, weil ich mindestens einen Tag Abstand brauche. Allerdings trainiere ich hart und freue mich auch auf Ruhetage. Wer sich vorsichtig, Schritt um Schritt, und eben methodisch richtig vor arbeitet, kann aber durchaus 7 von 7 Tagen laufen. Statt zwei, drei Tage NIchtstun kann man ja auch kurze Läufe in fast nicht belastendem Tempo einfügen. Alles ist möglich, wenn man das will, der Körper von seiner Veranlagung her robust genug ist und der systematische Aufbau stimmt. Wer von euch hielte für möglich 24h am Stück zu laufen, dabei 219 km zurück zu legen, sich völlig zu verausgaben und doch keinerlei Blessuren zurück zu behalten? Ich weiß, dass es geht und auch wie man das macht. Noch mal: Alles ist möglich, wenn man das will, der Körper von seiner Veranlagung her robust genug ist und der systematische Aufbau stimmt.
Und genau hier setze ich für dich das Fragezeichen, Seelenläuferin. Von Null auf eine Stunde in Null Tagen und das womöglich jetzt mehrmals die Woche und flott gesteigert, ist sicher kein systematischer, methodisch kluger Aufbau. Damit stelltst du das "Täglichlaufen", das du offensichtlich zu deinem Ziel erklärst, selbst in Frage. Um auch das noch unmissverständlich zu sagen: Wenn man sich erstmal eine Blessur eingefangen hat, dann ist das nicht wie mit einem Schnupfen. Da wartet man eine Woche ab und es ist vorbei. Vorbei ohne Nachwehen. Bei orthopädischen Problemen, insbesondere solche von Läufern, geht diese Rechnung nicht auf. Die meisten Beschwerden treten bei Läufern im Bereich der Achillessehnen und der Knie auf. Wenn eine Achillessehne erstmal zickt, dann dauert es Wochen, Monate, bis sie wieder Ruhe gibt. Wenn überhaupt. Viele Läufer haben immer wieder unter aufflammenden Entzündungen in diesem Bereich zu leiden. Darum ist es so wichtig es erst gar nicht dazu kommen zu lassen. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, dass niemand weiß, wie viel er sich ungestraft zumuten kann. Mehr noch: Viele der nicht so schweren Verfehlungen gegen den eigenen Körper machen sich zunächst nicht bemerkbar, summieren sich allerdings zu wachsender Anfälligkeit innerhalb des Muskel-, Sehnen- oder Bandgewebes oder auch im Gelenk. Und eines unschönen, möglicherweise nicht fernen Tages, ohne besonderen Anlass, fängt es dann an zu schmerzen... "Wie kann das sein? Es war doch heut gar nix?" fragt man / frau sich dann ratlos. Weil man / frau nicht weiß wo die Grenze eigener Verträglichkeit liegt, sollte man sanft beginnen, sanft steigern und immer wieder selbstkritisch hinterfragen was man da tut. Dies rät dir einer, der sich genau das immer wieder selbst auferlegt.
Ganz anders werte ich die Frage nach anderen Sportarten. Wären es Ausdauersportarten riete ich dir zum Verzicht, allenfalls zur Betätigung auf niedrigem Niveau der Intensität. Krafttraining ist etwas ganz anderes. Das lässt sich für Einsteiger sehr gut dosieren, belastet auf völlig andere Weise und stellt im Hinblick auf die Notwendigkeit Gewicht abzubauen eine effektive Unterstützung dar. Zweimal pro Woche an den (Lauf-)Ruhetagen sollte es problemlos machbar sein, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass dein Energiestoffwechsel anscheinend überdurchschnittlich gute Anlagen zu haben scheint (sonst hättest du nicht so vehement los rennen können).
Ich hoffe du hast Erfolg und dabei dauerhaft Spaß
Gruß Udo