Gut, viele von Euch brauchen oder brauchten gar keinen Marathon, um festzustellen, dass es nur Spaß macht, wenn man nicht leidet. Ich meine dabei nicht das Leiden, wenn die Oberschenkel nicht mehr können, sondern das Leiden, wenn der ganze Körper nicht mehr kann und die Pace zweistellig wird. Ich brauchte zwei Anläufe.
Mein Debüt (Köln 2007) war nur auf Ankommen ausgerichtet und so war die Zeit in dem Bereich, wo hier im Forum diskutiert wird, ob das denn noch ein Marathon ist oder nicht

Also Bonn 2008, aus welchem Grunde auch immer, ich war trotz des Vorhabends, mich nun optimal vorzubreiten nicht so vorbereitet, wie das geplant und notwendig gewesen war und schleppte mich so ab KM 26 bis ins Ziel. Zeit zwar sub 5 aber nur gerade mal 15 Minuten drunter. Ich haderte, aber wollte es mit männlicher Unlogik noch mal wissen.
Köln 2008.
Ich gebe zu, dass ich nun den gehörigen Respekt hatte. Es war sogar mehr als nur Respekt, ich hatte schließlich erlebt, dass es nicht mehr ging. Es war wohl auch ein wenig Angst und zwar vor der Enttäuschung, da mein Training diesmal viel umfangreicher und besser gewesen war.
Ich trainierte also drei Monate vorsichtig auf sub 4:15 und da der Trainingsplan sub 4 die gleichen Laufeinheiten nur schneller vorsah und es nach ein paar Wochen und noch zwei Monaten vor dem Wettkampf sehr einfach war, die Vorgaben (sub 4) zu erfüllen, reifte in mir der Plan, vielleicht könnte ich ja doch sub 4 versuchen. Ich änderte das Training also auf die Werte sub 4 und …. fühlte mich gut.
Ich beobachtete hier im Forum die Mitstreiter, insbesondere die, die ähnliches vorhatten und auch ähnliche Trainingsergebnisse vorwiesen und auch sub 4 ansteuerten.
Dann leider erging es einigen eine Woche vorher in Berlin ein wenig so wie mir in Bonn und mir wurde wieder bewusst, es sind doch 42,195 Kilometer. Ich haderte und Plan B (also der eigentliche Plan A) drängte sich wieder in den Vordergrund. Sub 4:15.
Bis kurz nach (!) dem Start wusste ich noch nicht, was ich versuchen sollte. Ich ging in den Lauf und wollte einfach mal schauen, ob mir der Schnitt 5:40 was ausmachen würde. Dann lief ich los.
Der FR 305 zeigt die Pace an und sehr schnell wurde mir klar, dass natürlich eine Pace von 5:40 oder sogar 5:30 drin war, aber da kam die innere Stimme durch, die mich an Bonn erinnerte, wo ich viel zu schnell losgelaufen war. Das bremste mich und der Respekt (ich will also wirklich nicht Angst sagen) kam zurück und ich drosselte. Ich lief knapp 26 Kilometer mit ständigem Drosseln, meiner Frau hatte ich schon am Rande bei Kilometer 6 „Plan B“ (also sub 4:15) zugerufen, um es auch amtlich zu machen.
Dann bei KM 26 ließ ich es laufen. Viel schneller wurde es nicht, ein wenig. Die sub 4 war natürlich nicht mehr zu schaffen und ich begann mich schon zu ärgern, dass ich Plan A so schnell hatte fallen lassen. Dann kam aber KM 34 und es wurde schwer, meine Pace fiel zurück und wenn ich nicht zwei Frauen vor mir gehabt hätte, die stur ihre 5:50 – 6:00 gelaufen wären, meine Endzeit von 4:14:50 hätte ich wohl doch nicht geschafft.
Ich hatte keinen Zusammenbruch, kein Mann mit dem Hammer und ich konnte die letzten drei Kilometer sogar wieder zulegen. Es hatte Spaß gemacht und ich lief mit einem Lächeln über die Ziellinie.
Jetzt frage ich mich natürlich, was wäre passiert, wenn ich die sub 4 probiert hätte. Wäre am Ende eine 4:04 herausgekommen, hätte ich es vielleicht sogar geschafft oder wäre es wieder im Desaster geendet.
Natürlich ist die Frage müßig, aber ich will sie nächstes Jahr beantworten. Der Respekt wird bleiben, die Angst (die ich natürlich nie hatte) ist aber kein Problem mehr. Ich bin nun angekommen und fühle mich eigentlich erst seit Sonntag als Marathoni.