So, dann muß ich natürlich auch mal allen ganz herzlich gratulieren!!!
Und falls es jemanden interessiert, was man als Streckenposten so alles erleben kann, möge er weiter lesen. Ansonsten einfach nochmal Glückwunsch!
Um 8:00 Uhr in der früh wurden in der Neumarkter Straße bei km 25 die Aufgaben verteilt. Ich meldete mich als Streckenposten. Es gab ein T-Shirt, eine quietschgelbe Weste, Infoblatt, 3 Streckenpläne, 1 Übersichtsbild für die Kreuzung, Flatterband. Zu zweit waren wir verantwortlich für die Kreuzung Berg-am-Laim-Straße/Leuchtenbergring. Das war schon recht anspruchsvoll und stellte uns vor gewisse Herausforderungen. Für diese riesige Kreuzung, wo die Läufer auch noch die Straßenseite wechseln müssen, waren 6 Absperrgitter schon recht wenig. Das Flatterband war auch zu kurz. Glücklicherweise hatte der Mann von der Riedgaustraße da noch etwas übrig.
Nachdem wir erst ab 9:30 vor Ort sein mussten, hatte ich noch Zeit, schnell heimzufahren und nochmal ausführlich das zu erledigen, was jetzt dann für ein paar Stunden nicht mehr möglich war (bloß nicht zuviel Wasser trinken…). Wir setzten uns noch ein wenig auf die Stufe zur Eingangstür eines (geschlossenen) Wirtshauses, bis irgendwann der Wirt herauskam und uns recht unsanft verscheuchte. Sehr netter Zeitgenosse.
Kaum hatte ich meine gelbe Schmitzwichtigweste mit „Ordner“ hinten drauf angezogen, kamen auch schon immer wieder Leute, die irgendwas wissen wollten. Und sei es auch nur, wo man frische BRÖTCHEN (und das von einem Österreicher!) bekommen kann. Sehr beliebt war auch die Frage nach der Straßenbahn. Mittlerweile kam ich mir schon richtig kompetent vor. Wir nahmen unsere Kreuzung in Augenschein und planten, wie wir dann vorgehen wollten, wenn dann um dreiviertel Elf rum der Polizeiwagen mit der Aufforderung zum absperren kommen würde. Es kam dann noch ein Wagen mit den Oberstreckenwarten, die nach dem rechten sahen und schließlich trafen auch noch zwei Polizistinnen ein, die auch für diese Kreuzung eingeteilt waren. Das war auch gut so, sonst wäre es echt verzwickt geworden. Und gemeinsam fanden wir dann sogar noch das verschwunden geglaubte Rechtsabbiegeschild im Gebüsch.
Dann kam der Startschuß zur Streckensperrung und wir legten los. Dabei richteten wir uns nach den roten Markierungen auf der Straße, die in zwei Fällen goldrichtig und nützlich waren, im dritten aber eher falsch. Man spielt fast mit seinem Leben, wenn man mit einem Absperrgitter auf die Kreuzung geht und einige Autofahrer meinen, sie müssten unbedingt da und da noch durch. Blöderweise war wohl die Sperrung am Beginn der Berg-am-Laim-Straße noch nicht aufgestellt, es kamen nämlich noch Autos ohne Ende. Das kostet Nerven. In meinem Übereifer wollte ich sogar den diensthabenden Arzt verjagen, bis er mir dann seinen Ausweis unter die Nase hielt. Oh Verzeihung, peinlich…
Wir mussten noch mehrmals nachbessern, bis wir eine optimale Lösung mit unseren wenigen Gittern gefunden hatten. Aber dann passte schon alles einigermaßen und wir konnten auf den ersten Läufer warten. Ganz schön schnell war der. Bei 1:26 hatte er unsere Kreuzung erreicht. Und weg war er wieder. Angst hatte ich vor diversen Begleitfahrrädern. Wenn die auf einen zurasen und der Fahrer guckt dabei nach hinten, kann man nur noch brüllen. Einer der ersten Läufer wurde auch beinah von seinen Begleitern umgefahren als er in die gewiesene Richtung lief, die Radler aber lieber abbiegen wollten. Ist gerade nochmal gut gegangen. Mehrstimmiges Gebrüll.
Die größte Aufregung herrschte, als sich plötzlich ein Feuerwehr-Löschzug mit mehreren Wagen unserer Kreuzung näherte und diese überqueren wollte. Gerade da kamen viele, und schnell waren sie auch noch. Hektisches Rumfummeln an Flatterbändern und Absperrgittern. Diese Bänder! Erst lässt sich der Knoten kaum lösen (abreißen ging nicht, sonst wäre es zu kurz geworden), dann macht einer von der anderen Seite auf und das Band schlängelt sich plötzlich um Läuferbeine. Panisch hatte ich ein Bild von einem Haufen ins Band verwickelte übereinanderstürzende, den blöden Streckenposten verfluchende Läuferschar vor Augen. Aber ich wickelte, wickelte und wickelte, dann hatte ich alles wieder im Griff. Keiner war hängengeblieben. Uff. Jetzt aber die Feuerwehrautos. Ich hatte wirklich Angst, dass irgendwas passiert. Aber auch das ging ohne Schaden vorüber. Nur brach uns jetzt ständig der Angstschweiß aus, wenn sich von irgendwo ein Martinshorn näherte.
Es ist wirklich erstaunlich, wie viele bekloppte Autofahrer es gibt. Richtig aggressiv sind manche geworden. „Scheiß Marathon“ brüllt einer und haut mit der Faust irgendwohin. Einige stehen hartnäckig an der Ampel, wo man halt heute nur rechts abbiegen kann, und blinken wie die Weltmeister nach links Richtung Läuferstrom und Absperrung, bis man sie dezent drauf hinweist, dass sie vielleicht doch lieber rechts abbiegen sollten. „Wie komm ich denn jetzt in die Neumarkter Straße?“ – „Gar nicht, die ist komplett gesperrt.“ – „Aber da arbeite ich, da muss ich hin.“ – „Dann parken sie halt dort vorn in der Seitenstraße und gehen zu Fuß hin“ (ca. 500 Meter) – „Was??? Zu Fuß??? Da hätt ich ja gleich mit der U-Bahn fahren können. So ein Schwachsinn.“ Das Schwachsinn war ein anderes Wort und die Idee mit der U-Bahn wäre wohl so schlecht nicht gewesen…
So richtig als Verkehrspolizist fühlte ich mich, als gegen Schluß zu wohl irgendeine Sperrung aufgemacht wurde und plötzlich lauter Autos auf der Laufstrecke auf unsere Kreuzung zufuhren. Ein Lob auf die Schmitzwichtigweste! Da haben sie mich zumindest nicht überrollt, als ich mich vor ihnen aufbaute. Verflixt, wie kann denn so was passieren! Das ist ja wohl das allerletzte. Ich rief eine unserer Polizistinnen, die meldete das dann. Kurz darauf kamen zwei Polizisten auf Motorrädern und bald war dieses Problem behoben.
Schließlich kamen sie nur noch vereinzelt vorbei, einen musste ich noch davon abhalten, auf den Mittleren Ring abzubiegen. Gut, dass es einer von den langsamen war… Schließlich tauchte der Besenwagen samt LKW-Tross auf. Ein privates Auto hatte es – wie auch immer – geschafft, sich an diesen Zug anzuhängen. Als sich nun die Fahrbahn teilte, merkte er wohl, dass da was nicht ganz stimmen konnte. „Was soll ich denn nur machen, das ist doch die falsche Fahrbahnseite, da kann ich doch nicht hinterherfahren.“ Irgendwie hat er Recht, und irgendwie haben wir auch dem noch rausgeholfen und es auch noch geschafft, die Kreuzung bis zum Sperrenauflösungsfahrzeug gesperrt zu halten und uns beim abräumen nicht von den bereits Gummi scharrenden Autos zusammenfahren zu lassen.
Es war mal eine ganz andere Erfahrung und ich sah zum erstenmal einen Marathon vom ersten bis zum letzten Läufer, wenn ich nicht gerade Wegberatung gab, wütende Bürger beschwichtigte oder sonst irgendwelche Abenteuer bestand. Meine Hände waren am Ende ganz dick und wund vor lauter Klatschen.
Liebe Grüße von Christine
