Begriffsbestimmung:Grundschnelligkeit

atp hat geschrieben:ich würde die grundschnelligkeit als deine 1000m zeit sehen unter der voraussetzung, dass du 10k am stück schaffst. die kannst du vielleicht um ein paar sekündchen verändern durch training, aber prozentual wird sich da kaum was machen lassen.

wenn du jetzt in der lage bist, 10k am stück zu laufen, dann wirst du nie in deinem leben die 42k in deiner aktuellen 1000m zeit multipliziert mit 42 schaffen. es sei denn, du bist ein wunder an trainierbarkeit.

sportfan hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß die "Grundschnelligkeit" eine feste Größe ist.

Als "Grundschnelligkeit" würde ich eher den Status Quo bezeichnen, welche Pace man über 400-1000m laufen kann. Der kann im Saisonverlauf ja auch verbessern/schlechtern. Geeignet ist der Begriff um Durchschnittsgeschwindigkeiten von Läufern zu vergleichen. Für mich ist es eine Beschreibungsgröße und keine Messgröße.

Die Idee, durch weniger Umfang zu besseren Zeiten auf den Strecken von 5-10 km zu kommen, ist auch in folgendem Satz eines 42jährigen verborgen: "Ich will im nächsten Jahr erst einmal etwas für meine Grundschnelligkeit tun und intensiver, aber kürzer trainieren." Das wird leider nicht klappen, denn die Grundlagen der Schnelligkeit werden in der Jungend bis maximal 25 Jahren entwickelt. Mit 42 geht es nur noch um die Erhaltung dieser Fähigkeiten.


An zwei Beispielen von Läufern aus unserem Verein mit mangelnder Grundschnelligkeit möchte ich aufzeigen, dass es trotz dieses Handicaps möglich ist großartige Leistungen zu erzielen. Einmal von einem Jungen, der genug Selbstvertrauen hatte an sich zu glauben, obwohl sein Grundspeed unter leistungssportlichen Gesichtspunkten mehr als schlapp war und von einem der noch viel langsamer war, dazu aber überhaupt kein Selbstvertrauen hatte und der dennoch eine Zeit über 42,2 km von unter 3 h lief.

Dr. J.R.O. konnte in seiner Jugend die 1000 m nicht unter 3 min laufen. Eigentlich eine Zeit, bei der jeder Trainier abwinkt und sich anderen, schnelleren zuwendet. J.R. war aber so ehrgeizig, dass er sich schon als Jugendlicher auf das Marathon-Training stürzte. Wir selbst im Verein sahen das gar nicht gerne. Ich erteilte ihm als sein Trainer damals zumindest für den Sonnabend Trainingsverbot. Das Resultat war, dass ich ihn an diesem Tag dennoch auf einem selten gelaufenen Kurs beim Training erwischte. Ich habe ihn dann zwar "zusammengefaltet", aber geholfen hat es nichts, der Junge trainierte weiter auch sonnabends.

Aber die harten Übungen blieben nicht ohne Folgen. J.R. lief als 19jähriger Jugendlicher beim Berlin-Marathon 1988 eine 2:28:08. Das war eine wahre Spitzenleistung. Eine Zeit, die in Deutschland von Jugendlichen seit Jahren nicht mehr erreicht wird. Als J.R. mit seinem Studium begann, musste er leider dem Leistungssport ade sagen. Er trainiert aber immer noch etwas und läuft jährlich bei unserer Staffel mit und erzielt regelmäßig überdurchschnittliche Zeiten.