Doch soweit kommt es nicht. Ich bin noch rund 20 m entfernt, laufe extra gemächlich, um niemanden zu erschrecken, da bricht vor mir die Panik aus. Herrchen und Frauchen kommandieren Kind und Hunde hektisch in den matschigen Wald, springen selber hinterher, lassen alle Hunde "Platz" machen, was die Tiere auch leicht verwirrt, aber artig befolgen. Vor mir liegt jetzt ein vier Meter breiter leerer Weg, von dem ich maximal ein Achtel in Anspruch nehme. Aus dem Schlamm daneben blicken mich neun Augenpaare vorwurfsvoll an. Ich bin so baff, dass es mir völlig die Sprache verschlägt, nicke statt dessen den Leuten im Vorbeilaufen freundlich zu. Bin gerade vorbei, da keift mir die Frau hinterher "Bitteschön, gern geschehen!".



So ähnliche Situationen erlebe ich in den letzten Jahren immer öfter, mit Leuten mit oder ohne Hunde, mit oder ohne Walkingstöcke, mit oder ohne Fahrräder, mit oder ohne Kinder. Egal, ob ich mit dem Rad oder laufend unterwegs bin. Trotzdem erschüttert es mich jedes Mal aufs Neue, und ich würde gern mal verstehen, was in solchen Menschen vorgeht. Meine Figur ist tendenziell von der Sorte "mickrig", meine Ähnlichkeit mit Bela Lugosi oder Max Schreck eher schwach ausgeprägt. Ich esse weder Zwiebeln noch Knoblauch und lasse mir regelmäßig den Zahnstein entfernen. Außerdem bin ich grundsätzlich unbewaffnet unterwegs und trage einen freundlichen Gesichtsausdruck vor mir her. Nähere mich immer langsam und höflich, mache mit meinem Verhalten klipp und klar, dass ich nur ein kleines Stück Weg brauche, und ganz bestimmt nicht den ganzen. Trotzdem finde ich mich regelmäßig in der Rolle des bösen Rüpels wieder, der friedliche Spaziergänger in die Botanik scheucht.
Was ist da los?