Ich musste wirklich erst eine Nacht drüberschlafen ehe ich es selber glauben und aufschreiben konnte.
Wißt Ihr was passiert ist???
Ich bin gestern mal eben 30 Kilometer gelaufen!
Wirklich, ehrlich, echte DREISSIG!
Eigentlich wollten mein Freund und ich die Runde der Vorwoche (22,8) nochmal machen.
Diesmal haben wir extra den Tacho vom Rad fitgemacht und sind am späteren Vormittag zusammen los.
Wie immer laufe ich mit etwas gemischten Gefühlen los wenn ich was längeres vorhabe.
Einerseits die große Vorfreunde auf Wald, das Laufen an sich -was zu Zweit (mit Radbegleitung) viel mehr Spaß macht und andererseits habe ich doch immer noch Angst mein
ISG wird rebellieren und mir mittendrin den Spaß verderben.
Aus dem Grund gehe ich meine Laufrunden auch stückweise an - was heißt ich hänge je nach Empfinden immer einige Kilometer an, könnte aber auch im negativen Fall abkürzen.
Am Anfang ging es noch schwer da es ja gleich bergauf geht, aber schon nach einigen Kilometern rollte es gut.
Nachdem wir die 5 km Anstieg gepackt hatten erzählten wir viel und die Zeit verging im Fluge.
An der Talsperre hatte ich bei genau 10 km 65min auf der Uhr und ich freute mich sehr, da es ja immerhin 5km NUR bergauf gegangen war -und das nicht wenig steil.
Nach dem 11. km kam eine längere Bergabpassage am Fuße des Zillierbachs vorbei an Farnen, vielen anderen Pflanzen durch dichteren Tannenwald.
Ohne überhaupt zu merken ob schnell oder langsam rannte ich unbeirrt weiter. Durch das viele Erzählen verging auch die Zeit wie im Fluge und ich flog fast bergab.
Gegenseitig machten wir uns auf schöne Naturfleckchen aufmerksam und ab und an bekam ich Kilometerstände angesagt.
Bei Km 15 wäre ich fast umgefallen vor Schreck, ich hatte 1:32 auf der Uhr!
Wow! Das ist ja fast unmöglich!!!!!!!!!!!!

Wie ging das denn?
Noch vielmehr motiviert gings weiter in Richtung Pferdekoppel, das Friederikental hinauf
In Richtung Wildpark Christianental.
Dort gucke ich jedes Mal nach unseren 5 Luchsen, die mir ja am Donnerstag endlich mal vor die Kameralinse gelaufen sind. Aber dort war nix zu sehen.
Hinter dem Gasthaus im Christianental geht es steil den Berg hinauf auf den obersten Wanderweg.
5-6 Minuten war früher meine beste Zeit dort hinauf, heute muss ich eher mit 8-9 Minuten rechnen. Es ist recht unwegsam, fast wie ein Flussbett, steinig und wellig und dazu sehr steil.
Ich lief vor und mein Freund fuhr 2-3m hinter mir her.
Gegenseitig, aber ohne Worte motivierten wir uns ohne Unterbrechung dort hochzukommen.
Letzte Woche musste ich einige Stücke gehen weil mir die Kraft und die Luft wegblieb.
Diesmal flitzte ich im wahrsten Sinne des Wortes hoch und hatte genau 6 min gebraucht.
Erneut jubelte ich oben angekommen und belohnte mich erstmal mit ein paar kräftigen Schlucken aus der Wasserflasche.
Wir gratulierten uns gegenseitig, drückten uns und weiter gings.
Der Ausguck „Falkenbank“ ist herrlich dschungelig und man hat einen tollen Blick auf samtgrüne Berge gegenüber.
Kilometer 21,1 = 2 Stunden und 7 Minuten, fast genau. Klar etwas verloren durch den Berg, aber für meine momentane Verfassung unglaublich gut.
In mir wuchs der Gedanke meine Strecke zu verlängern.
Ich rückte also mit meiner Idee raus und wir kamen überein, dass ich die Strecke gen Heimat laufe und kurz vorher je nach Empfinden entscheide ob ich abbiege und verlängere oder nicht.
Weiter also.
Mittlerweile nahm unser Waldweg ein Ende und es geht supersteil bergab.
Früher mochte ich das nicht, aber inzwischen habe ich es ganz gut drauf es schnell rollen zu lassen und dennoch gleichmäßig flüssig abzurollen und mich mit den Armen gut in Balance zu halten.
Unten wäre ich fast meinen ehemaligen Fitnesstrainer umgerannt, der mit seinem Hund spazieren ging. Er lachte.
Raus aus dem Wald auf die Schloßstraße, diese hinunter Richtung Burgberg. Nebenbei erklärte ich meinem Freund, dass ich die Verlängerung laufen werde. Mir ging es gut und ich wollte diese Kraftphase nutzen.
Egal ob ich nachher krieche ich werde es schaffen sagte ich.
Gesagt getan.
Eine Ampel unterbrach noch mal kurz unseren Plan, aber dann ging es weiter in Richtung Hasserode. Minimal aber merkbar ansteigend. Ich wurde innerlich immer aufgewühlter und fast musste ich manchmal schlucken und mit den Tränen kämpfen. Schon beim Laufen konnte ich es nicht glauben. Ich lief so gut wie schmerzfrei und hatte immer noch genug Kraft!
Klar brannten die Fußsohlen und ich wurde etwas müder, aber in der Vorwoche war der lange Lauf wesentlich anstrengender gewesen.
Nochmal ein Blick zu Uhr und ich wusste ich würde meinen Lauf in einer Wahnsinns-Zeit finishen, selbst wenn ich die letzten 3 Kilometer lahmen würde.
Meine Stimmung wuchs mit jedem Meter und ich hätte singen können.
Die letzten paar Meter bis zu meinem Haus ging es bergab und ich flog dahin.
Ab in meine Einfahrt und Stopp und der Blick zu Uhr:
3:30:20h
Ein superglücklicher Blick zu meinem Freund der mir den Tacho zeigte, dessen Stand ich ja erahnte:
30,5 Kilometer.
Wir beide lachten los und fielen uns in die Arme.
Ohne es zu planen war ich einen 6 Minuten-Schnitt gelaufen.
Ich war natürlich recht platt aber superglücklich.
Den ganzen Tag bin ich mit einem Megagrinsen durch die Welt gelaufen.
Ich konnte es nicht bleiben lassen noch meiner Ma einen Besuch abzustatten und ihr zu erzählen was ich geschafft hab.
Bei Kaffee und Sonne auf der Terasse habe ich ausgiebig gedehnt und abends haben wir uns mit einem schönen Racletteessen verwöhnt.
Heute morgen beim Aufwachen hab ich dann vorsichtig in mich reingehorcht…????
Ich habe KEINEN Muskelkater und KEINE ISG-Schmerzen.
…und kann es immer noch nicht glauben…
Danke fürs Miterleben!
Eure Marion