1:35 ist ein ehrenwertes Ziel. Mit Deinen 22 Lenzen und 2 Jahren Erfahrung sollte das drin sein.
Du bist jung genug, um schnell Muskeln aufzubauen (Geschwindigkeitszuwachs), Du bist lange genug dabei, um Dich selbst einzuschätzen und zu wissen, wo Deine Grenzen sind.
Gefahr eines solchen Plans: Übereifer. Du denkst "Da geht noch was" und machst dann erstmal 6 Wochen Pause, weil Du Dir das Knie entzündet hast...
Ich erzähle jetzt einfach mal, was ich machen würde, wenn ich Du wäre. Also...
Ich würde mich nicht so stark an einen Plan binden. Ein so langer Plan würde mir den Spaß an der Sache nehmen. Ein paar Grundregeln würde ich jedoch befolgen (unabhängig vom Ziel):
- Schnelle Läufe geben mehr Kraft in den Beinen. Ergebnis: längere Schritte und bessere Laufökonomie. Nebeneffekt: Dein Körper kennt das Tempo und hat keine "Angst" mehr davor.
- Lange Läufe ergeben einen verbesserten Energietransport innerhalb des Körpers und mehr Speicherkapazität. Klar - er muss ja länger durchhalten und baut sich entsprechend um.
- Längere schnelle Läufe machen Deinen Kopf stabil. Durchhalten, am Tempo bleiben, Stichwort "Tempohärte"
- Läufe egal welcher Länge mit abwechselndem Tempo sorgen dafür, dass Du Dich während des Laufens besser erholst. Also der Energietransfer von Blutzucker aus der Leber in die Muskeln wird optimiert. Reserven immer wieder anzapfen wird geübt. Da wird besonders die "Anaerobe Schwelle" nach oben getrieben - also genau die Energiegrenze, auf der Du einen Halbmarathon läufst. Das kannst Du in Intervallen oder im Fahrtspiel machen. Ich mache es mit Trainingsstrecken die Teilstrecken mit unterschiedlicher Steigung haben. Hat den selben Effekt. Berghoch Vollgas, geradeaus erholen oder auch mal umgekehrt.
- nach schnellen Läufen: auslaufen. Also die letzten 1-2km locker machen, damit bist Du bei der nächsten Einheit fitter, als wenn Du bis zum Ende durchprügelst. Endspurt im Training ist Perlen vor die Säue.
- langsame Läufe mache ich gar nicht. Mindestens zügig, aber noch entspannt.
- Puls? Kenne ich, ein- oder zweimal im Jahr machen ich mir einen Spaß und laufe mal Vollgas und leihe mir dafür eine Pulsuhr. Den rest versuche ich zu erspüren. Ich versuche immer herauszufinden, was jetzt gerade der limitierende Faktor ist - sind es die Beine (Muskeln)? Ist es der Akku? Ist es der Kopf?
- Versuche mit dem Kopf bringen auch viel: Wenn Du mal denkst "Boh, scheiße, bin ich fertig", versuche mal aktiv das wegzuschieben und Dir vorzustellen, wie leichtfüßig Du gerade läufst. Es geht
Ich habe eine 15'er, eine 18'er und eine 24'er Strecke. Auf der kleinen Gebe ich immer Gas und versuche dann das gelaufenen Tempo auch mal auf der 18'er zu laufen. Die 24'er laufe ich immer zügig, aber nie Vollgas.
Nimm Dir eine Strecke, auf der Du Dir Deine persönlichen Streckenrekorde notierst. Ich nehme bei mir die 18'er. Das Motiviert und Du erlangst immense Tempohärte, wenn Du das alle zwei Wochen machst. Ab und zu Beschleunige ich in der Gegend rum. Übern Daumen 10 Schritte beschleunigen, dann auf zügiges Tempo zurückfallen lassen. Das ganze ein paar mal und das wars auch schon. Ich mag es, wenn ich merke, woher die Kraft im Körper gelenkt wird. Und es erzeugt und trainiert den Vorschub.
Spiele mal mit Deiner Schrittlänge. Kürzere, dafür schnelle Schritte oder längere, dafür weniger Schritte - was passt Dir besser?
Weitere altbekannte Regel: "One day hard, one day easy", das kannst Du auch gut im Trainingsplan ablesen. Der ist auch so aufgebaut. Nicht zwei mal in Folge krachen lassen, sonst kannst Du den dritten Tag vergessen.
Trainiere schwierige Einheiten nicht, wenn es zu warm ist. Das macht Dich noch platter als es eh schon tut. Verschiebe immer auf Abends oder Morgens, nutze den Schatten usw.
So mache ich das, und es wirkt. Ach ja - Musik kannst Du (wenn Du mit Musik läufst) je nach angestrebtem Tempo aussuchen, das wirkt auch nochmal.
Lass mal Deine Fortschritte hören!
Gruß & viel Erfolg!
Guido
Am 22. April 2017 in Wuppertal
Zuckerspiel (10/21)
Am 6. Mai 2017 zwischen Wupper und Ruhr
WHEW100 Ultramarathon (100km + Staffeln, 10km, 5km)