RolandGLA hat geschrieben:Hach ist das aufregend !! Noch keine Zeit im Netz

Alles abgesucht !!
Wird wohl bis morgen dauern.
Ich machs mal kurz: bis zum Halbmarathon liefs perfekt. Die Beine waren locker, das Tempo fast spielerisch leicht. Kurz nach der Halbmarathonmarke gings dann Richtung Ostsee. Das hieß Laufen auf dem Deich. Hab ich vor dem Marathon Angst vor der Hitze gehabt, hat mich hier wieder der Wind gekillt. Es ging ab km 22 km bis km 35 den Deich entlang Richtung Russland. Und was gabs? 30 km/h Ostwind

13 km gegen steifen Wind, das hat mich einfach umgehauen. Bei km 27 hatte ich meine erste kleine Krise, die ich aber überwand, als ich endlich auf einen Mitläufer aufschloss. Das war echt Scheisse: Dieser harte Wind direkt von vorne, keine Möglichkeit sich zu verstecken und der Blick nach vorne zeigt nur eins: noch mehr Deich. Ab km 27 fiel die Pace auch auf 4:25-4:30/km. Ich hab immer wieder versucht, nach vorne in den Wind zu gehen und schneller zu machen, aber es war einfach nicht drin. Ich musste dann schließlich bei km 32 meinen Mitstreiter ziehen lassen und hab dann bei km 33-34 eine erste Gehpause gemacht. Ich dachte die ganze Zeit: wenns jetzt vom Deich weggeht, dann kannst Du das noch nach Hause bringen. Aber wir blieben auf dem Deich - bis km 35. Es folgten mehrere Gehpausen und da war ich dann auch mental im Arsch. Ich wollte noch versuchen, die 3:05 zu unterbieten, aber als auch eine Cola nicht half, rutschte meine Zielzeit mental auf 3:08. Ich bin schließlich bei 3:08:41,7 ins Ziel, den letzten Kilometer vor Krämpfen mehr humpelnd als laufend.
Die Leute waren klasse: überall Aufmunterung unterwegs (man lief am Schluss auf die später gestarteten Halbmarathonis auf), Cola, Magnesiumtabletten, Traubenzucker und noch weiß was für Drogen wurden mir angeboten
Am Start ging recht zügig eine 6-8 Mann starke Gruppe weg. Ich wollte mich dieser eigentlich anschließen, aber die gingen mir zu schnell an und ich war sicher, ich würde wenigstens die Hälfte davon wiedersehen. Tat ich nicht, denn von dieser Gruppe kamen nur 2 ins Ziel. Die hatten wohl auch nicht mit dem Wind gerechnet. Gewonnen hat übrigens der Typ, den Walter auch kennt. 2:50 glaub ich warens. Walter, hau den doch mal an und frag ihn, was das seiner Meinung nach gekostet hat, auf diesem dollen Deich zu drücken. Es hat zumindest nicht nur mir die Zeit versaut, sondern auch sämtliche Halbmarathonis, die deutlich weniger auf dem Deich laufen mussten, waren ganz schön gepestet. Insgesamt aber eine tolle Veranstaltung - aber am Rande der Ostsee zu laufen ist halt nicht immer einfach.
Ich hab unterwegs, besonders während meiner Gehpausen (ich hab irgendwann aufgehört, diese zu zählen.. alle 500 m schätze ich, Galloway lässt grüßen), viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Gedanken wurden laut, wie sie Hennes auch schon hatte: warum ein halbes Jahr auf einen Event vorbereiten, wenn einem das so leicht vermiest werden kann, nur weils Wetter nicht stimmt oder anderer Scheiss? Ich hab mich auf jeden Fall wohler und lockerer gefühlt, als ich nicht alleine gelaufen bin. Ich werde meinen nächsten Marathon also dort laufen, wo ich a) halbwegs windgeschützt bin und b) Leute um mich rum habe, mit denen ich zusammen laufen kann. Alleine laufen, besonders bei schweren Bedingungen, knackt einen mental sicher einfacher, als wenn man jemanden dabei hat - fast egal wers ist
Meinem Bauch gings diesmal sehr gut und ich hatte keinen Hunger. Die Speicher schienen gut gefüllt. Wieder also, wie auch schon in Lübeck, war die Muskulatur das Problem. Das es die Krämpfe dann noch oben drauf gab, verwundert mich ein wenig und macht mich nachdenklich. Vielleicht war der hohe Umfang zu viel? Damit renne ich natürlich bei manchen offene Türen ein, ich weiß. Mein nächster Marathon wird ein richtiges dreiwöchiges Tapering bekommen, soviel steht für mich fest.
Insgesamt seh ichs positiv: ich hab eine neue PB, ich hab gefinished. Das sind zwar nur die alleräußersten Minimalziele, aber mehr war heute einfach nicht drin. Ich werde jetzt erstmal äußerst wenig laufen, höchstens ein paar 30 min Jogs, und sonst eher was auf dem Rennradl machen. Kurz, entspannt, das ist die Devise der nächsten Tage/Wochen.
Danach gehts dann trainingstechnisch in eine andere Richtung, und ich freue mich diesen Wechsel. Dazu aber dann mehr im Greif/Pfitzinger-Thread.
Grüße
Chris
P.S: Sporttracks sagt was von 16 Gehpausen, na holla die Scheiß-Waldfee
P.P.S: Doch nicht ganz so kurz..