16 Uhr, 29 Grad, leicht bewölkt. In bewährter Fahrgemeinschaft mache ich mich mit den beiden anderen Läufern aus unserem Ort auf den Weg nach Gerolstein zum Stadtlauf. Die beiden anderen waren schon da, für mich ist das wieder einmal eine Premiere. Das Navi ist eingeschaltet, so sollten wir rechtzeitig ankommen. Weit ist der Weg dorthin, rund 100 Kilometer, wenn wir die Autobahn nehmen. Doch zunächst müssen wir noch durch den samstäglichen Trierer Einkaufsverkehr. Das klappt einigermaßen. Überraschend früh werden wir von der Autobahn runtergelotst, so können wir noch die Eifeler Landschaft genießen. Ab dem ersten Wegweiser nach Gerolstein ignorieren wir vehement aller Leitversuche des Navi – was wir später noch bereuen werden. Parkplatz gefunden, Startbereich ebenso und die Startnummer ist auch schnell abgeholt. Mittlerweile sind auch andere Läufer der TG eingetroffen und so beginnt das gemeinsame Warmlaufen. Eigentlich ist es nicht wirklich nötig, bei auch hier sicher über 25 Grad. Doch es beruhigt die Nerven. Noch schnell 2 Becher Wasser trinken.
18:15 Uhr. Mit einigen Kameraden aus der TG habe ich mich im Startblock eingereiht. Mit einer Kameradin habe ich verabredet, daß wir heute so weit wie möglich gemeinsam laufen werden. Der Sprecher erzählt etwas von „über 300 Läufer am Start“ – der Augenschein macht mich zweifeln. Startschuß – das Feld setzt sich rasch in Bewegung. Da der Start auf einem Parkplatz stattfindet ist es breit. Bis wir in die Gerosteiner Innenstadt abbiegen hat sich das Feld schon auseinandergezogen. Der jetzt anstehende Abschnitt ist so fies wie erwartet: rund 30 Höhenmeter gilt es auf rund einem halben Kilometer zu überwinden. Kilometer 1 in exakt 4:30. Meine Mitstreiterin ist noch neben mir, jetzt laufen wir wieder aus der Stadt hinaus, zunächst eben, dann bergab. Auf einer Landstraße geht es zum ersten Wendepunkt, die führenden Läufer kommen uns bald entgegen. Wende, dann zurück zum Start. Hier überholt mich plötzlich mein „Holger Meier“ – das darf nicht sein, ich häng mich an, meine Begleitung fällt zurück. Kilometer 2 und 3 in 4:28 und 4:22. Wieder beim Startbereich angekommen der erste Verpflegungspunkt. Laufend nehme ich einen Becher – ein Teil spritzt aufs Shirt, ein weiterer kommt auf die Kappe und der Rest findet nur schlecht den Weg in den Magen – hust.
Mein Konkurrent gewinnt etwas Vorsprung, er lief trocken durch. Jetzt beginnt der versprochene flache Abschnitt auf dem Kylltalradweg. Flach? Er führt bergab – das ist schlecht, da müssen wir auf dem Rückweg wieder hoch. Kilometer 4 in 4:31. Die Sonne brennt. Nur wenige Bäume geben Schatten. Ein Streckenposten lotst uns vom Radweg hinunter – ein weiterer hinauf in ein Dorf. Hinauf? Ja, aber richtig. Puh – ich mag nicht. Oben dann zur Belohnung der zweite Verpflegungsstand. Danach wieder steil bergab zurück zum Radweg. Endlich Schatten! Die führenden Läufer kommen uns entgegen. Der Vorsprung zu Holger Meier wird langsam kleiner. Kilometer 5 und 6 in 4:56 und 4:39. Das Feld der entgegenkommenden Läufer wird dichter, dann die zweite Wende. Der Streckenposten ruft: „Kilometer 6,5“. Kurz nach meiner Wende Begegnung mit mit meiner Mitstreiterin – sie ist dran.
Wie befürchtet geht es jetzt leicht bergauf. Vorhin bemerkte ich den leichten Gegenwind kaum, dafür steht jetzt die Luft. Mir ist heiß, ich habe Durst. Ich mag nicht mehr! Der Gedanke an das bevorstehende Steilstück demotiviert mich. Eine Läuferin – ganz ins schwarz! – geht mit gesenktem Kopf. Wie gerne würde ich auch gehen. Doch dann denke ich an meine Vereinskameradin, die an mir hängt – was würde passieren, wenn ich gehen würde? Sche.. Hitze! Die macht mich heute fertig. Dann der Hammer: der Aufstieg ins Dorf, steil! Keuchend wanke ich hinauf – ich kann nicht mehr. Dann sehe ich es: an einem Haus steht ein Becken mit Wasser! Kein Becher, kein Schwamm – doch alleine das Durchziehen der Arme bringt Erleichterung – danke! Oben angekommen, der VP. Erst schnappe ich einen Schwamm – eine Premiere für mich, dann einen Becher Wasser. Gehend trinke ich, da ist schon die Kameradin neben mir. „Komm – weiter!“ ruft sie, schwerfällig laufe ich wieder an. Ich erkläre ihr, daß es mir überhaupt nicht gut geht, sie versucht mich zu motivieren. Da keine Kilometerschilder an der Strecke stehen, frägt sie mich, wie weit es noch ist. Laut meinem Garmin noch etwas über einen Kilometer. Dann piepst er, Kilometer 7 bis 9 in 4: 53 – 4:54 – 5:05. Dieser Pieps bringt meinen Kampfeswillen zurück. Immer noch nicht zu weit voraus leuchtet es gelb – mein „Holger Meier“. Einholen werde ich ihn zwar nicht mehr, doch den Abstand will ich verkürzen. Im Bit-Cup ist er in meiner AK direkt neben mir platziert. Die wenigen verbliebenen Reserven mobilisiere ich. Für einen halben Kilometer klappt das, dann ist es vorbei. Pudding in den Beinen, trotz Kappe sticht die Sonne auf mein Hirn. Von hinten kommt meine Mitkämferin und treibt mich über die verbliebenen Meter. Gemeinsam gehen wir über die Ziellinie. Der Garmin zeigt 9.870 Meter und 46:26 Minuten.
Im Ziel klatschen wir uns ab. Der örtliche Sprudelabfüller verteilt großzügig seine Produkte. Heute besonders wichtig. Nach und nach bildet sich noch ein nettes kleines Vereinstreffen. Der Seriensponsor verteilt sowohl alkoholfreies wie auch Malzbier, ich greife zu letzterem. Dann finde ich meine beiden Mitfahrer. Abschied von den Vereinskameraden, zu dritt suchen wir die Duschen am Sportzentrum. Das hatte ich im Navi programmiert. Ein freundlicher Streckenposten weist uns eine steile Straße bergauf. Rund einen halben Kilometer weiter und mindestens 50 Meter höher finden wir die Duschen im örtlichen Freibad. Zahlreiche freie Parkplätze zeigen, daß wir besser hier geparkt hätten. Wir kommen gerade noch rechtzeitig für etwas Platz – und warmes Wasser Luxus! Auf der Heimfahrt sind wir uns einig, daß der heutige Lauf von der Temperatur her schwierig und von der Streckenführung her anspruchsvoll war. Daheim angekommen gibt es dann schon die Ergebnisliste. Offiziell 10.000 m, 46:25 min.
Gruß
Thestral
3
Das hätte ich genauso schreiben können. Beim Rheinuferlauf in Duisburg war zwar einigermaßen Schatten, aber die Luft war so aufgeheizt, dass die 2. Runde schon arg, arg schwer fiel.Thestral hat geschrieben:29 Grad, leicht bewölkt.
...
Endlich Schatten!
...
Vorhin bemerkte ich den leichten Gegenwind kaum, dafür steht jetzt die Luft.
Das ist halt kein Wetter für Bestzeiten. So etwa 2 - 3 Minuten auf den Zehner dürfte das ausmachen. Von daher bist du in einer recht guten Zeit durchgelaufen und darfst stolz auf dich sein.

Bernd
4
Danke für den schönen Bericht.
Und Glückwunsch, dass du dich durchgebissen hast.
Nach dem Lesen war ich noch froher, dass ich doch nicht gemeldet hatte....
Das warme Wetter ist ja gar nichts für `nen Wettkampf.
Du läufst dieses Jahr den Bit Cup? Vielleicht sehen wir uns in Ralingen.
Gruß
Pippi.
Und Glückwunsch, dass du dich durchgebissen hast.
Nach dem Lesen war ich noch froher, dass ich doch nicht gemeldet hatte....
Das warme Wetter ist ja gar nichts für `nen Wettkampf.
Du läufst dieses Jahr den Bit Cup? Vielleicht sehen wir uns in Ralingen.
Gruß
Pippi.
5
Vielen Dank für die Glückwünsche
!
Tja, der Sommer ist eben eine kritische Zeit für Wettkämpfe. Hitze ist des Läufers Feind. Wobei, wenn ich gerade aus dem Fenster schaue, hätte ich dann doch lieber das wetter vom samstag wieder
.
@ Pipi L.: Ralingen laufe ich nicht, da bin ich im Urlaub. Pronsfeld dann wieder, vielleicht sieht man sich da.
Gruß
Thestral

Tja, der Sommer ist eben eine kritische Zeit für Wettkämpfe. Hitze ist des Läufers Feind. Wobei, wenn ich gerade aus dem Fenster schaue, hätte ich dann doch lieber das wetter vom samstag wieder

@ Pipi L.: Ralingen laufe ich nicht, da bin ich im Urlaub. Pronsfeld dann wieder, vielleicht sieht man sich da.
Gruß
Thestral