2:30 Stunden und 18 km
Am Morgen schien die Sonne, es war hell, die Zimmer des Hauses lichtdurchflutet und ich blieb trotzdem oder deswegen in den 4 Wänden. Wo war nur die Energie des Sommers hin. Verflogen, keine Lust den Garten und den Wald zu sehen.
Dann eine email von einer Laufbekanntschaft: „Bin heute 21 km in den Sonnenaufgang gelaufen, auf dem Oderdeich, es war windig aber wunderbar in 2:29 Stunden“
…Das war das Signal. Umziehen. Los.
Bis ich mich aber soweit hatte, war leider die Sonne weg. Aber trotzdem war das Wetter ja überall gut. Ich hatte noch keinen rechten Plan, aber grundsätzlich sollte es die von mir so genannte 3-Seen-Tour durch große Wälder werden, denn dort ist es windstill. Schon beim Loslaufen merkte ich, dies ist ein guter Tag und wird mich weit bringen. Erstmals hatte ich einen kleinen Rucksack mit Getränk und Fotoapparat dabei….wie konnte ich mich nur solange dagegen sträuben?
Zuerst also am Klostersee vorbei dann links weg und in die großen Wälder, die sich über 8 km erstrecken. Ich habe einen wunderbaren Forstweg gefunden, der sich unglaublich bequem läuft. Sowieso war ich nun schon 20Minuten unterwegs und war leicht wie eine Feder. Hier lief ich über einen Damm, der zwischen 2 Fischteichen entlanggeht. Reste eines alten Sumpfgebietes und er Weg vor mir immer gerade aus…So ist preussischer Forst.
Eine Stunde gelaufen. Ich sehe mich um. Ich bin etwa 8 km von zuhause weg und befinde mich in einer Kieferneinöde und habe keine Lust stehen zu bleiben. Nach weiteren 10 Minuten ist dann aber endlich der kleine Schampsee in Sicht und noch mal soviel und ich erreiche den Kolpinsee, der klarste See, den ich kenne und der mit dem Auto nicht recht zu erreichen ist. Hier ist es schön und oje…da kommt jemand. Ich begegne jemandem! Das ist selten! Und es ist ein Walker! Mit Stöcken…sie sind also kein Mythos, sie sind hier in den Wäldern um Lehnin. Ich grüße höflich, er nicht und dann laufe ich weiter ich bin auf einer sehr alten Strasse, die früher mal die Hauptverbindung zwischen Potsdam und Lehnin war. Alle preussischn Könige nahmen sie auf dem Weg nach Lehnin, um dort die Reiher zu bejagen. Auch Napoleon kam hier lang. Und Fontane nahm diesen Weg, blieb ein wenig in Lehnin, schrieb die Sagen auf. Laufend erwacht also die Germanistikstudentin. Hier ist Geschichte sowieso wach. Der Wald rechts und links hat Narben, der Krieg, der vor 60 Jahren hier tobte ist an den Unterständen für Panzer und Geschütze noch immer sichtbar, spürbar nicht, es ist still.
Nun beginnt der Weg zurück. Es geht mir noch immer wunderbar. Nach 1:45 lege ich eine Pause ein. Ich habe ja ein Getränk! gehe ein wenig und dann weiter…noch eine extra Kurve um das alte Forsthaus und den Sportplatz. Ich bin jetzt schon wieder nah am Ort. Nach 2 Stunden wird es dann schwer, die Beine sind langsam schlapp, ich lege ab dann noch 2 Gehpausen ein, treffe auf dem Weg, der mich nun wieder am Klostersee nach hause führt Bekannte, die natürlich fragen, ob ich denn schnell sei. Nein schnell nicht, nur lange. Der Wind pustet mir hier ins Gesicht und mir wird kalt.
Noch 2 Km, das weiß ich und dann hat mich das Heim wieder. Ich bin glücklich, ich habe es geschafft. Der Puls war durchweg zu hoch, aber ich habe mich sehr sehr wohl gefühlt. Abends ist mir dann aber mulmig und ich kann definitiv nichts zu mir nehmen. Aber ins Konzert geht schon wieder.
gruß
mandy
