Ursprünglich war für meinen zweiten Wettkampf und den ersten ernsthaften Anlauf auf die Sub 50 der Barsbütteler Volkslauf in Hamburg vorgesehen - da sich aber nach Beginn des Trainingsplans herausstellte, dass ich das Wochenende in Düsseldorf weilen würde, musste ein anderer Lauf am gleichen Wochenende her. So fiel dann die Wahl auf den "Malteser Sommernachtslauf" in Duisburg - Huckingen. Vermessene und brettebene Strecke, abends laufen (Start war 19:30) liegt mir tendenziell eher als früh morgens, und von Düsseldorf aus sehr schnell zu erreichen. Meine Freundin hat mich - wie schon beim ersten Lauf im April - begleitet und für die notwendige moralische Unterstützung gesorgt.
Die Location:
Wir sind um kurz vor 6 in Huckingen angekommen, pünktlich zum Start des 5km - Laufs, den wir uns dann angeschaut haben. Die Strecke verlief als Rundkurs durch ein Wohngebiet - der größte Teil auf Asphalt (bzw. Pflaster, wenn in den Kurven über die Gehwege räubert), lediglich ein paar hundert Meter gingen durch einen kleinen Park über einen Kiesweg. Dank der kräftigen Regenfälle, die es den ganzen Tag über gegeben hatte, hat sich dieser allerdings teilweise in eine Seenlandschaft verwandelt. Tommi hätte seine Freude gehabt, die Läufer des 5ers sahen entsprechend aus, als sie nach ihrer ersten Runde (von 2) an uns vorbei rauschten.
Start- und Zielbereich lagen an einem Kulturzentrum, in dessen Saal die Startnummernausgabe sowie ein üppiges Kuchenbuffet sowie Würstchen- und Getränkeverkauf aufgebaut waren. Das ganze sah sehr gut aus und wurde zu moderaten Preisen angeboten. Draußen gab es außerdem Wasser, Isostar und Tee für die Teilnehmer.
Insgesamt wirkte die Veranstaltung sehr familiär und angenehm.
Der Lauf:
Der Start des 10ers (3 Runden a 3,33km) lag ein paar Meter abseits des Zielbereichs, ich begab mich etwa 20 Minuten vor dem Start dort hin, bin ein wenig die Straße auf und ab getrabt um mich einzulaufen und habe dabei den kleinen Park inspiziert, durch den es gegen Ende der Runde gehen würde.
Die Straße war im Startbereich schön breit, so dass sich die überschaubare Zahl von Startern (es waren 127 für den Hauptlauf) recht bequem und ohne großes Gedrängel aufstellen konnte. Ich stand in der 3. oder 4. Reihe, so dass sich im Gegensatz zu meinem ersten Lauf im April hier kein nennenswerter Unterschied zwischen Brutto- und Nettozeit ergeben würde (eine Nettozeitmessung gab es hier nicht). Kurz vor dem Startschuss fing es wieder leicht an zu regnen, nachdem es vorher einige Stunden trocken geblieben war.
1. Runde:
Mit dem Startschuss wurde es dann doch ein wenig eng - einige schoben sich von hinten nach vorne durch, ein paar andere hatten sich zwar ganz vorne aufgestellt, trabten aber dann so gemächlich los, dass es sich knubbelte. Das ganze hat sich dann aber innerhalb von wenigen Metern sortiert. Der erste Blick auf die Uhr nach etwa 300m: ups, Anzeige steht bei 4:15. Sicher eine Fehlmessung, die Runde ist noch zu kurz, das wird sich noch sortieren. Bei 500m steht sie immer noch bei 4:20, scheinbar doch keine Fehlmessung sondern den typischen Anfängerfehler gemacht und zu schnell gestartet. Also bremsen. Einige ziehen links und rechts an mir vorbei... die Anzeige ist wie festgenagelt, immer noch unter 4:30. Noch langsamer? Nee, langsamer geht doch gar nicht. Gefühlt ein paar Sekunden später höre ich um mich herum das gepiepse, im gleichen Moment surrt und piept es auch an meinem Arm. Nochmal ein Blick und die Befürchtung bewahrheitet sich: 4:24 für den ersten Kilometer, also über 30 Sekunden schneller als Soll-Tempo. Was solls, denk ich mir, habe ich halt einen kleinen Puffer. Ach ja, der Regen hatte sich schon wieder gelegt und den Rest des Rennens sollte es dann auch trocken bleiben.
Ab jetzt aber vernünftig, schön regelmäßig, 4-4 - Atmung zumindest über die erste Runde, sonst reicht nachher die Luft nicht. Nach 2km hat sich eine kleine Gruppe gebildet, in der ich eine Weile mit schwimmen kann. Der 2. und der 3. Kilometer laufen dann auch nach Plan mit 4:55 und 4:58, obwohl gegen Ende des dritten Kilometers die kurze Schlammschlacht wartet und man ziemlich aufpassen musste, nicht auf dem Schlamm-Kies-Gemisch auszurutschen.
2. Runde:
In der zweiten Runde war dann nichts mehr mit „Grüppchen“ – zumindest nicht für mich, da die Gruppe sich langsam aber sicher nach vorne entfernte. Nur noch ein Läufer befand sich mal vor, mal neben, mal knapp hinter mir, an dem habe ich versucht mich zu orientieren. Die Kilometer 4 und 5 gingen mit 5:01 und 5:03 als „noch gerade im Plan, ich hab ja einen Puffer“, aber da merkte ich schon, dass es schwer würde. Das bewahrheitete sich mit dem sechsten Kilometer. Die Uhr piepte bei 5:11, aber da fehlten noch ein paar Meter zum Schild, so dass ich nach weiteren 6 Sekunden nochmal manuell abgedrückt habe – also 5:17, bzw. die 6 extra-Sekunden wird man gedanklich wohl auf die Kilometer davor verteilen müssen. Wie auch immer, der Puffer aus den ersten 3 Kilometer war praktisch dahin und der Gesamt-Schnitt stand bei 4:59/km. Nochmal die paar Meter durch Matsch und Kies, und dann war die zweite Runde geschafft.
Ach ja… zwischen KM 6 und 7 kam von hinten das Führungsfahrrad, im Schlepptau ein Läufer, der locker flockig an mir vorbei tapste, die Füße berührten kaum den Boden. Muss das sein, kann der nicht bei Olympia mitmachen statt hier im Volkslauf seine Überlegenheit raushängen zu lassen? Hat der keine Lunge, die ihm weh tun kann? Sind die Beine seinerzeit in einer 6 Millionen Dollar teuren Operation mit Bionik ausgestattet worden? Er hat das ganze letztlich mit 32:24 beendet. Gut, für Olympia würde das wohl doch nicht reichen, aber dennoch beeindruckend aus der Perspektive eines Noch-Anfängers, der mit Sicherheit nicht in derartige Tempobereiche vorstoßen wird. Die Überrundung durch die 7 Millionen Dollar Frau blieb mir erspart, als die kam (36:16), war ich bereits zur dritten Runde abgebogen.
3. Runde:
Irgendwo hier habe ich meinen Begleiter verloren, allerdings zu meinem Erstaunen dieses Mal dadurch, dass er hinter mir zurück blieb. Daher wurde es auf der letzten Runde ein ziemlich einsames Rennen. Vor mir nur noch auf langen Geraden jemand in Sicht, hinter mir – keine Ahnung was hinter mir war, Umdrehen hätte zusätzliche Kraft und Koordination gekostet, und ein Koordinationswunder bin ich noch nie gewesen. Hätte mich wahrscheinlich auf die Nase gelegt, wenn ich nachgesehen hätte. Die Rundenpace-Anzeige weigerte sich beharrlich, unter 5:00 zu rutschen – und damit kam, was kommen musste: Die Durchschnittspace sprang auf 5:00 und später noch auf 5:01. Auf dem letzten Kilometer nochmal gebissen, aber da kam nichts mehr. Mehr Kraft hätte mehr Luft erfordert, mehr Luft bekam ich nicht mehr durch die Lungen, also musste ich mich dem Schicksal ergeben. Endlich die erlösende Abzweigung in den Zieleinlauf. Netterweise stand da ein Streckenposten und zeigte die Richtung an. Woher wusste der, dass ich links ab darf? Ah, klar – da stand groß „Sauerstoffzelt“ auf meiner Stirn. Also auf die letzten paar Meter über einen Parkplatz, nochmal ein scharfer Linksknick und sämtliche Konzentration zusammen nehmen für die Bordsteinkante – schwere 15 Höhenzentimeter etwa 20 Meter vor der Ziellinie. Die hätten mir fast die Beine wegsacken lassen, aber es reichte dann doch irgendwie.
Für einen Blick zur Uhr reichte es noch – irgendwie hatte ich gehofft, dass die letzten Meter doch nochmal schneller waren und / oder irgendeine geheimnisvolle Kraft an der Durchschnittspace gedreht hätte. War nicht der Fall, mit 50:20 laut Uhr (offiziell 50:22) blieben mir die Sub 50 verwehrt.
Nochmal die Splits:
4:24; 4:56;4:48; 5:01; 5:04; 5:12; 5:06; 5:13; 5:11; 5:05
(falls das jetzt jemand aufsummiert und merkt, dass das nicht aufgeht: es fehlen 9 Sekunden für die zusätzlichen 40 Meter laut Uhr)
Fazit:
Schöner kleiner Lauf, hat Spaß gemacht... ähm... naja, im Nachhinein hat es Spaß gemacht. Währenddessen nicht, aber das ist wohl auch nicht der Sinn der Sache bei einem 10er.
Was mache ich das nächste Mal anders?
- Alle sagen einem, dass man als Anfänger zu schnell angehen wird und man darauf achten soll, und dann passiert es einem trotzdem.
- Rumpfstabi-Training: Habe ich schon vor meinem ersten Lauf vernachlässigt und mir danach vorgenommen, da fleißiger zu werden. Vor dem zweiten Lauf war es das gleiche. Aller guten Dinge sind drei, ab sofort werde ich mich darum mehr kümmern.