Bis jetzt war ich begeisterter, aber stiller Mitleser vieler Berichte von Wettkämpfen hier. Vielen Dank daher an alle, die sich hier die Mühe machen und schöne Berichte schreiben. Ich nutze diese gerne zur Motivation.
Jetzt möchte ich mit einem eigenen Laufbericht auch mal was zu diesem tollen Forumsbereich beitragen. Es handelt sich um den Siena-Garden Halbmarathon in Münster vom 18.03.2017.
Aktuell befinde ich mich in der Vorbereitung für den Düsseldorf-Marathon am 30.04.2017 mit dem Ziel eine 3:29:xx zu laufen. Bis jetzt verläuft die Vorbereitung mit 70-80 Wochenkilometern ohne Probleme. Als Standortbestimmung stand am 18.03.2017 der Münster Halbmarathon an.
Die Vorgabe des Trainers für den Halbmarathon (ich nehme an einer vom örtlichen Laufshop organisierten Marathonvorbereitung teil) lautete zwischen 1:35 und 1:38 zu laufen und zwar so kontrolliert, dass man die letzten 2km noch zulegen kann.
In den Tagen vor dem Halbmarathon stand ein „Mini-Tapering“ an. Es bestand eigentlich aber nur daraus, dass der Tempodauerlauf am Freitag gestrichen wurde. Dienstag wurden Intervalle auf der Bahn gelaufen und Mittwoch ein lockerer 14km-Lauf.
Voll erholt stand ich also wohl nicht an der Startlinie, obwohl es sich genauso anfühlte. Ich war guter Dinge, schließlich trainiere ich unter Anleitung und habe volles Vertrauen in das Trainerteam. Kurz zur Info: Meine bisherige HM-Bestzeit bin ich genau 6 Monate zuvor in Hamburg mit 1:42:34 gelaufen.
Die Anreise nach Münster aus verlief ohne Probleme. Vor Ort habe ich mir die Startnummer abgeholt und mich mit 2 anderen Kursteilnehmern getroffen, davon eine die auch auf 3:29 hintrainiert und für den HM die gleiche Vorgabe hatte wie ich.
Nachdem wir uns gemeinsam warmgelaufen hatten standen wir auch schon an der Startlinie. Es war leicht windig bei etwa 10°C und vom gemeldeten Regen war zum Glück nichts zu sehen.
Es handelt sich dort übrigens um einen Rundkurs rund um den Zoo und ein Stück am Aasee entlang, der 4 mal zu laufen ist mit jeweils einer Stadionrunde bei Start/Ziel. Nicht besonders attraktiv, wie ich finde, aber darum ging es mir bei dem Lauf auch nicht.
Ca. 10 Sekunden nach dem Startschuss ging ich über die Startlinie und drückte meine Garmin ab. Trotz nur 159 Teilnehmern war ich zunächst voll im Getümmel und sehr viel mit Überholen beschäftigt bis sich das Feld nach ca. 800 Metern etwas auseinandergezogen hatte und ich gleichmäßiger laufen konnte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch Kontakt zu meiner Trainingspartnerin Tanja. Den verlor ich jedoch bereits kurz nach der 1km-Marke. Ihr Tempo wollte ich nicht mitgehen, es erschien mit zu ambitioniert für die HM-Distanz. Der erste km ging mit 4:25 dann auch etwas zu flott, aber schon der zweite lief mit 4:34 besser. Die 4:18 für km 3 waren OK, da es an dieser Stelle des Kurses leicht abschüssig ist. Am Ende des Rundkurses geht es dafür wieder etwas „bergauf“. Alles nicht so wild, aber dennoch spürbar.
In der Folge ging bis 10km alles recht locker weg mit km-Zeiten zwischen 4:30 und 4:40. Ein etwas überraschendes Erlebnis hatte ich an der Verpflegungsstelle nach der ersten Runde. Ich wollte mir einen Becher Wasser als kurze Erfrischung schnappen, bekam dann aber heißen Zitronentee. Hab kurz erschrocken dann genippt und den fast vollen Becher dann direkt in die Tonne geworfen.
Man schien aber daraus gelernt zu haben – in der zweiten Runde gab es kaltes Wasser.
Eine ganze Weile hatte ich noch Sichtkontakt zu Tanja, die den Vorsprung auf mich langsam aber kontinuierlich ausbauen konnte. Sonst war es leider ein sehr einsames Rennen für mich. Eine Gruppe von ca. 10 Läufern vor mir war einen Tick zu schnell für mich, während ich auf die Läufer hinter mir den Vorsprung immer weiter vergrößerte. Eigentlich hatte ich mir erhofft in einer Gruppe mitlaufen zu können um etwas Kräfte zu sparen. Tja, schade Schokolade…
Als ich Ende der zweiten Runde auf die Stadionrunde einbog hörte ich vom Streckensprecher, dass Tanja auf Platz 2 bei den Frauen lag und den Rückstand auf die Führende verkürzte. Alle Achtung!
Nachdem ich die 10km-Marke nach 45:19 passiert hatte wurde es bei mir etwas zäher und ich nahm ein Gel zu mir. Jetzt hätte mir der Anschluss an eine Gruppe wirklich geholfen. Aber auch so schaffte ich es die Pace immer im Bereich von ca. 4:40 zu halten. Ich habe mich darauf konzentriert kraftsparend zu laufen und es einfach „rollen zu lassen“ um dann auf den letzten 2-3km das Tempo noch mal anziehen zu können, so wie es die Vorgabe war.
Als ich zum vorletzten Mal ins Stadion einbog lief Tanja gerade wieder raus auf ihre letzte Runde. Der Stadionsprecher informierte zu meiner Freude darüber, dass Tanja die Führung übernommen hatte. Ich bereitete mich zu der Zeit schon mental darauf vor das Tempo zu erhöhen. Als ich in die letzte Runde einbog hatte dann doch noch ein Läufer zu mir aufgeschlossen. Er machte aber keine Anstalten zu überholen sondern nutzte mich als Zugpferd. Nach etwa einem km lief ich etwas zur Seite um ihm anzudeuten, er solle überholen, damit wir uns mit der „Führungsarbeit“ etwas abwechseln. Trotzdem ich das mehrfach deutlich andeutete blieb er stur hinter mir. Nicht die feine Art, aber ich nahm mir dafür umso mehr vor auf jeden Fall vor ihm ins Ziel zu laufen.
Als ich dann 3km vor dem Ziel das Tempo erhöhte blieb er noch ca. 800 Meter hinter mir, nur um am Anstieg zum Überholen anzusetzen und vorbeizuziehen. Der drittletzte km ging übrigens in 4:37 weg. KM 20 dann schon mit 4:30 und der letzte (wo die meiste Steigung ist) dann sogar mit 4:29.
Trotzdem gelang es mir nicht an dem „Lutscher“ vorbeizuziehen und ich überquerte die Ziellinie mit gutem Rückstand. Er hatte sich in meinem Windschatten scheinbar ordentlich Körner sparen können.
Ins Ziel kam ich dennoch mit einer dicken neuen Bestzeit von 1:36:44, was einer Steigerung von fast 6 Minuten zum September 2016 bedeutete. Das ist genau innerhalb der Vorgabe gewesen und ich bin total glücklich damit. Mit Anschluss an eine Gruppe und/oder etwas weniger Wind jeweils auf der zweiten Hälfte der Strecke wäre vielleicht sogar eine 1:35:xx drin gewesen. Was mit richtigem Tapering noch mehr gegangen wäre kann ich schlecht einschätzen, schließlich fühlte ich mich am Start ja eigentlich topfit, obwohl der HM das Ende von 3 Belastungswochen darstellte.
Auch meine beiden Trainingspartner haben jeweils persönliche Bestzeiten aufgestellt und Tanja hat mit 1:34:22 tatsächlich die Frauenwertung für sich entschieden.
Die Damen-Siegerehrung wurde, entgegen des eigentlichen Zeitplans, scheinbar vorgezogen, so dass nur die Drittplatzierte ihren Pokal in Empfang nehmen konnte. Platz 1 und 2 standen zu dem Zeitpunkt noch unter der Dusche, so dass Tanja sich erst nachträglich ihren Pokal abholen konnte.
Danach bin ich rundum zufrieden nach Hause gefahren. Der Wettkampf hat mir Mut gemacht für die weitere Vorbereitung und mir gezeigt, dass sich das Training auszahlt und ich auf dem richtigen Weg bin.
Münster Halbmarathon 18.03.2017
1Bestleistungen (offiziell vermessene Wettkämpfe):
10KM: 07/14 - 55:08 | 12/14 - 48:10 |07/16 - 46:56 | 08/16 - 44:49| 12/16 - 43:43
HM:03/13: 1:59:32| 09/16: 1:42:34| 03/17 - 1:36:44
Marathon: 04/15 - 4:16:29
Nächste Wettkämpfe:
30.04.2017, Marathon, Düsseldorf Marathon