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Gleichzeitig müde und aufgedreht am Neckarufer entlang

Gleichzeitig müde und aufgedreht am Neckarufer entlang

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10. Neckarufer Marathon Stuttgart am 03.03.2024

Es gibt solche Tage wo man fast glaubt die Welt hat sich gegen Einen verschworen - einige schlechte Nachrichten,
dann streikt auch noch der Kaffeevollautomat und ich denke ich kriege ihn noch selbst repariert (nach 3Std rumprobieren).
Dachte ich jetzt will er wieder - doch der gemahlene Kaffee fällt in die Schublade... auch wenn ich ihn mittlerweile (dank 
Youtube-Video) wieder funktionsfähig gemacht habe. Vorm MA am Sonntag lief er noch nicht - und die Nacht habe ich dann
auch nur 40min geschlafen - keine guten Startbedingungen für meine 2.Teilnahme beim Neckarufer-MA. Doch von sowas
lasse ich mich nicht unterkriegen (Keep The Fire Burning!)
Um 4:30Uhr ist die fast schlaflose Nacht vorbei - bin ja eh schon von Mo - Fr zu dieser Zeit aufgestanden - Frühschicht eben!
Eine gute halbe Stunde später sitze ich im Auto und fahre nach Crailsheim, um von dort mit Uli und Eva weiter nach Stuttgart
zu fahren. Ich brauche jetzt eine Musik die mich munter  macht, mich aufpeitscht... das ist es - so scrolle ich durch mein
Entertainment und suche was passendes - bleibe bei "Imagine Dragons" hängen: Radioactive - ja das kann ich jetzt wohl
brauchen ... ganz viel Energie. 2-3 läuft das während ich über die A6 nach Westen düse, dann Demons - na ja (Schlaf)-
Dämonen vertreiben auch nicht schlecht...  also ein paarmal die Repeat-Taste gedrückt.... und dann finde ich den Song der
mich endgültig aus meiner Lethargie reißt: Bleeding Out - das hat Power! Nachdem ich den Song bzw Teile davon mehrmals
mitgesungen habe, frage ich mich wie ein Text:  "I'm bleeding out" (ich verblute) derart energiegeladen daher kommen kann -
einerlei! Er hebt meine Stimmung und bis ich am P+R in Ulli's Auto umsteige höre ich ihn noch ein paar mal: Cause I'm Bleeding
out".... Pünktlich steige ich zu Ulli um und warne Ihn: Ich bin heute wohl so eine seltsame Mischung aus: todmüde und überdreht
Wir holen noch Eva ab, die ganz in der Nähe wohnt, dann auf nach Stuttgart...
Während der Fahrt versuche ich noch meine Klamottenentscheidung voranzubringen - doch die Müdigkeit holt mich schon wieder
ein - z.Z. ist es noch richtig kalt -zum Start 9Uhr sollen es ca 5Grad sein - jedoch gegen Mittag werden es wohl eher um die 15Grad.
Ich habe meine diversen Laufklamotten in meiner Sporttasche dabei, die ich vom Parkplatz zum Start mitnehme. Es ist wirklich frisch
und eine Entscheidung schwierig - letztlich entscheide ich mich mit den kurzen Laufdress zu laufen mit dem ich letzte Woche bei
21Grad durch das Bergwerk gelaufen bin. Meiner Überziehhose und Jacke entledige ich mich erst 5min vorm Start.... und friere!
Ich tripple mich warm und beschließe einfach vom Start weg Gas zu geben, um nicht zu lange zu frösteln. Gesagt getan - doch
wielange kann das gutgehen? Übermüdet und zu schnell loszulaufen... vielleicht (mit Glück) die erste der beiden Halbmarathonrunden,
dann die zweite Rund irgendwie überstehen - so werde ich DAS in etwa machen - kein guter Plan, aber der einzige den ich jetzt 
in meinem Schädel habe - und überhaupt.... "I'm Bleeding out" ... und nochmals.... schon wird mir warm!
1.Km: 5:18 - 2.Km: 5:30 - viel zu schnell, aber egal... langsamer werde ich von selbst... aber ich laufe weiter um die 5:40-5:50min/Km
Es gibt natürlich genügend Mitläufer(innen) die weitaus schneller unterwegs sind und denen folge ich halt mit etwas Abstand -hier sind heute 220 Marathonis unterwegs wie der Organisator Michael Weber stolz verkündet - Er hat zum 10er-Jubiläum die Startergrenze extra etwas angehoben. Erstaunlicherweise kann ich mein Tempo sogar dann fast halten wenn ich an den VP's mir jeweils einen Becher hole... und nachfüllen lasse. Mal sehen wie lange das so bleibt - die Strecke führt bekannterweise erst nach Norden rechts am Neckar entlang, kurz vor Km5 überqueren wir ihn und laufen an der anderen Uferseite zurück, hier ist gleich der 1.VP. Kurz vor Km9 geht es über eine Brücke wieder auf das andere Neckarufer, da laufen wir wieder Richtung Start/Ziel (Stuttgarter Segelclub), aber daran vorbei und nachdem wir am DLRG-Gelände (Km 10) vorbei kommen (hier war im vergangenen Jahr Start/Ziel) erreichen wir VP2. 
Anschließend wechseln wir über eine imposante Fußgängerbrücke das Neckarufer. Wie ich es vom letzten Jahr her kannte ist die
Strecke wieder hervorragend markiert und an vielen Abzweigungen stehen Streckenposten, die uns auch noch anfeuern - auch die
Spaziergänger und Radfahrer finden oft anerkennende Worte/Gesten um uns aufzumuntern. Das schöne Wetter lockt immer mehr
Passanten in das Naherholungsgebiet der Metropole - ich habe keinerlei gefährliche Begegnungen - bisher klappt das gut.
Es geht nun knapp 5Km in südlicher Richtung am Fluss entlang. Wassersporler sind eifrig mit Ihren Booten am Trainieren - nach
dem Uferwechsel über eine weitere Brücke haben wir den südlichsten Punkt erreicht und VP3 ist erreicht. Nun zurück zum Start/Ziel,
hier habe wir unserHalbmarathonmarke erreicht und deshalb müssen wir auch über die Matte laufen, VP4 - die Uhr zeigt knapp über
2Std für die 1.Runde - ich weiß dieses Tempo ist für mich nicht zu halten... das ist mir klar gewesen, aber ich friere schon lange
nicht mehr.... "I'm Bleeding out!" Als ich wieder nördlich laufe wird es Zeit für ein Gel und Iso aus meinen Trinkgurt, ich versuche 
gegen die schleichende "Verlangsamung" anzukämpfen - es gelingt nur z.T. Doch unter diesen (erschwerten) Umständen bin ich
zufrieden und will nicht meckern - ganz im Gegenteil. Die Sonne kommt immer stärker zum Vorschein - vorher eher hochnebelartig,
jetzt immer wieder mal direkter Sonnenschein ins Gesicht.
Ich bin gut in der Zeit, kein Wehwehchen plagt mich und noch überwiegt die Munterheit meinen mangelden Schlaf - was will ich mehr.
Am VP hole ich mir eine Doppelration Cola und freue mich einfach schon mal auf eine "passable Zeit", ohne mir etwas genaueres
darunter vorzustellen... 
Als ich die Uferseite wechsle, ca Km20 kommen mir noch einige Marathonis entgegen, Sie gehen gerade auf die 2.Runde. Ich 
verschwende keine Zeit am VP und versuche "dranzubleiben" - das bedeutet, ich sammle einige Mitläufer(innen) ein, die wohl noch
flotter als ich angegangen sind und nun diesem Tempo Tribut zollen müssen - eigentlich gehöre ich auch in diese Kategorie, doch
so schlimm kann es ja nicht sein... was mir meine Uhr und Pace halbwegs bestätigen. Die Strecke zur letzen Wende im Süden zieht
sich, irgendwann bin ich da...  und nun "nur noch" die ca 5Km ins Ziel. Nun werde ich aber auch überholt ein Läuferpaar und später
ein junger Läufer ziehen an mir vorbei und lassen mir keinen Zweifel - ich kann Ihnen nicht folgen. Doch auch ich werde mich auf
den letzten Km noch ein paar Plätze verbessern - ist nicht wirklich wichtig. Schon eher das ich meine Pace nochmals etwas steigern
kann überrascht mich selbst etwas - da brennt noch etwas Feuer in mir... und das will ich nutzen!
Als ich endlich auf's Ziel zulaufe sehe ich eine 4:15 an der Anzeige und das bleibt noch so, als ich die Ziellinie überquere - das ist
mir einen kleinen Freudensprung und eine geballte Faust wert - wieder einmal habe ich mich gegen einige Widrigkeiten durchgesetzt.
Ein tolles Gefühl - ich hole mir ein Finisherbier und setze mich in Zielnähe in die Sonne - einfach herrlich dieser Frühlingssonntag.
Ein Bekannter, Jürgen ist heute hier seinen 250.MA gelaufen - passenderweise mit Start-Nr.250. Er erzählt mir das Er im Herbst
beim Spartathlon dabei ist - dazu wünsche ich Ihm schon mal viel Erfolg - Er war heute genau 1Std vor mir im Ziel ... Er ist zur Zeit
wohl in der Form seines Lebens... Er ist ja auch noch viele Jahre jünger!
Und schon kommen weitere Bekannte ins Ziel - Udo ist da, kurz danach Eva und auch Klaus (Schauläufer). Mit Ihm werde ich mich
noch länger unterhalten - in der Sonne sitzen beim Bierchen und das Finish und Plaudern - es ist ja hier fast wie ein "Familientreffen
des Marathon100-Club" - gefühlt ist wohl jeder Zweite einer von Ihnen. Irgendwann laufe ich mal zu meiner Sporttasche trockne 
meinen Schweiß und ziehe lange Hose und trockenes Shirt über. Dann warte ich noch etwas in der netten Finisherrunde bis Ulli
kommt, Er hat sich kurz vorm Ziel noch etwas weh getan - nix weiter Schlimmes wie Er versichert. Eine halbe Stunde später
laufen wir zum Parkplatz und fahren heim - am P+R bei Crailsheim steige ich mit einem großen Kaffe in mein Auto und möchte 
gleich nochmal den "Titelsong" zum heutigen Marathon hören: "I'm Bleeding out" - nein ausgeblutet bin ich heute nicht - aber
ausgepowert ... im besten Sinne!
Gruß Roland 

Zu den Fotos 1-3: alle vorm Start des MA
runners.high - Nomen est omen :logik:
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