Hi Leute,
was die Dehnerei (mit Sicherheit die VOR dem Lauf) angeht, ist es wohl so, wie mit vielen Dinge im Leben. Alle möglichen Leute sagen, es täte ihnen gut, aber nachweisen, ließ sich ein positiver Effekt in (vielen zugegebenermaßen kleinen) wissenschaftlichen Studien kaum. Weder eine Verringerung der Verletzungsanfälligkeit, noch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit ließen sich so nachweisen - eher gab es Hinweise, dass vor allem das Dehnen VOR dem Sport die Verletzungshäufigkeit erhöht. Vor allem verlängert aber das Dehnen wohl die Reaktionszeit des Muskels, weswegen es vor Schnellkraftübungen nicht anzuraten ist. (Man wird aber wohl auch gegenteilige Argumente lesen). Ein interessantes Argument finde ich, dass die gleiche Übung mit der man den Muskel vor dem Laufen angeblich aktiviert, nach dem Laufen den Muskel wieder "entspannen" soll. Da muss doch ein Haken sein? Lügen die Leute also alle?
Einen kalten Muskel zu dehnen, kann den Muskel schädigen, weil er in kaltem Zustand sozusagen noch spröde ist. Er wird nicht komplett durchreißen, die Schäden spielen sich im klitzeklitzekleinen

(--> Risse der Sarkomeren) ab. Ein wenig warmlaufen ist also unbedingte Pflicht, wenn man schon unbedingt VOR dem Lauf dehen möchte und sich dabei entgegen wissenschaftlicher Erkenntnis besser fühlen will. Wer andere Studien kennt - her damit.
Ich sehe "verkürzte Muskeln" als Reaktion des Körpers auf eine Belastung - womit auch zu erklären ist, dass offensichtlich bei den meisten Läufern, die sich hier geäußert haben das Laufen die Fähigkeit sich i. w. S. gestreckt zu bücken nachgelassen hat. Das passiert bei jeder anderen wiederholten körperlichen Tätigkeit aber genauso - z. B. wenn man den ganzen Tag auf dem Bürostuhl sitzt. Die Muskulatur passt sich an die Belastung an, das ist alles. Eine "optimale Muskellänge" gibt es wohl nur im Hinblick auf eine bestimmte körperliche Tätigkeit. Ein Balletttänzer wird wohl schwere Probleme mit der "verkürzten" Muskulatur der meisten Läuferinnen und Läufer hier haben. Ein verkürzter Muskel ist meines Wissens nach auch nicht verkürzt i. S. von "weniger lang", sondern er hat aufgrund von ... hier Training ... einen erhöhten Muskeltonus. (Dann müsste sich eine tote Person also ziemlich gut bücken können

). Nun kann man dehen wie man will, ein Problem wird wohl dann entstehen, wenn der Antagonist des verkürzten Muskels da nicht mehr mithalten kann, den sollte man also sinnvollerweise mit auftrainieren.
Die Frage ist, welche Übungen für eine Dehnung die richtigen sind. Bei vielen Übungen die ich kenne, muss der zu dehnende Muskel nämlich auch noch Haltearbeit leisten und ein gespannter Muskel kann wohl kaum vernünftig gedehnt werden. Ich bin mir da im Moment sehr unsicher, wenn ich solche Übungen durchführe.
Insgesamt glaube ich, dass das Dehnen wenig Sinn vor dem Laufprogramm hat und auch gar nicht mal soviel Sinn direkt danach (i. S. von "besser erholt") - eher als separat durchgeführte Einheit nach einem Aufwärmprogramm. Wenn man muskuläre Probleme hat, scheint es aber durchaus zu helfen und oft scheint es mir sogar das einzige Mittel der Wahl. Wie man es aber richtig macht, da bin ich mir sehr unsicher, wahrscheinlich ist die Sache wirklich nur sinnvoll mit Hilfe eines Physiotherapeuten durchzuführen.
Der Rest zappelt so vor sich hin, wie man in jedem Wald heutzutage sehen kann. Da werden Hohlkreuze gemacht, genauso wie Ausweichbewegungen und das alles am besten vor dem Lauf. Aus dem Auto raus, einmal vom linken auf das reche Bein gehüpft, den Arm gewirbelt und schon tief gebückt und dann gemeint, das müsste sein. Na ja, ich lasse es vorher.