Wie war das noch? “Wer 5 KM läuft, schafft dann auch mal 10. Und wer 10 läuft, wird auch 15 schaffen...” Ja, das stimmt. Es ist nur die Frage, wie lange man für die einzelnen Ziele braucht. Vor wenigen Tagen noch hätte ich eher sehr zögerlich zugestimmt, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich noch dieses Jahr mehr als 15 KM am Stück laufen werde.

Heute weiss ich, dass es Quatsch ist...denn das kann ich jetzt schon.

Nachdem es gestern ja bereits recht gut lief, stand für heute Laufen eigentlich nicht auf dem Programm. Denn am Abend war ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und ich hatte einen Fahrer, der mich nach Hause bringen würde...also durfte es auch mal ein Bierchen anstelle der Apfelsaftschorle sein und die Nacht war zudem recht kurz. Ziemlich laufunwillig vertrödelte ich den Tag, erst gegen Mittag setzte ich mich an meinem Schreibtisch, aber ziemlich bald merkte ich schon, dass arbeiten heute auch nicht so mein Ding wäre. Am frühen Nachmittag packte mich dann die Lauflust und bevor es dunkel werden würde, machte ich mich auf den Weg. Nicht nur weil ich laufen wollte, aber ich hatte mir auch gestern ein neues Laufshirt gegönnt

Ob es die Saucony-Schuhe noch bringen würden?

Mit neuer Musik im mp3-Player trabte ich dann bei leichtem Nieselregen los. Es ging in den Stadtwald. Der Weg war ziemlich matschig, aber was solls, die guten, alten Saucony sind dafür gar nicht mal so schlecht und so platsche ich dann daher. Einige Läufer sind unterwegs und lassen sich ebenfalls nicht vom stärker werdenden Regen vertreiben.
Mit leichten Steigungen komme ich mittlerweile wieder relativ gut zurecht und so laufe ich dann auch in den Uhlenhorst. Abseits der Hauptwege macht es viel mehr Spass zu laufen, auch wenn man auf den Reitwegen acht geben muss, wohin man tritt. So ein wenig “Crosslaufen” ist zwar auch anstrengender, da man das gleichmässige Laufen vergessen kann, aber genau diese Abwechslung macht auch viel Spass. So springe ich über quer über den Weg liegende Äste und die Schritte werden manchmal sehr lang, wenn ich nicht unbedingt in die grösseren Pfützen hineintreten möchte.
Ich habe meinen Schrittzähler mit, er misst zwar nicht so ganz genau, aber eine Abweichung von ca. 50 - 70 Metern auf 1 KM kann ich verschmerzen.
Nach 9 KM fühle ich mich so richtig gut, die Beine laufen von selbst, werden sogar ein bisschen schneller, das neue Shirt beweist, dass es sein Geld wert ist und hält mich warm und trocken. Nur sollte ich mir beim nächsten Einkaufsbummel vielleicht auch mal eine neue Tight zulegen - diese hat wohl sämtliche Merkmale ihrer ehemaligen Funktionsqualität im Laufe der Jahre eingebüsst...
Mittlerweile ist der Regen noch stärker geworden, dicke Tropfen klatschen mir ins Gesicht. Immer weniger Spaziergänger und auch nur vereinzelte Läufer kommen mir entgegen und bald schon bin ich beinahe allein auf den Wegen.
Es reizt mich dann doch feststellen zu können, wie gut der Schrittzähler misst und ich würde auch gerne wissen, wieviel Zeit ich nun für den KM brauche. Ich habe das Gefühl, ich wäre recht schnell unterwegs, ich merke keinerlei Anstrengung, ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, als könnte ich noch lange so weiterlaufen.

Also gehts vom Uhlenhorst Richtung Regatta. Dort angekommen wird beim KM-Schild 2 schnell mal festgestellt, wieviel Km ich bisher gelaufen bin und die Zeit wird gestoppt. Bei KM 4 kontrolliere ich dann den Schrittzähler und stelle fest, dass das Ding überraschenderweise recht genau die gelaufenen 2 KM wiedergibt und nur meiner Uhr kann ich nicht glauben, denn diese zeigt mir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6:07 an..

Somit bin ich dann bei Km 15 wieder vor meiner Haustür - und laufe daran vorbei, zügig, gleichmässig, grinsend, weil es mir so gut geht und die Beine ein Eigenleben entwickelt haben und einfach weiterlaufen.

Mittlerweile wird es mir dann unheimlich und ich erwarte schon beinahe, dass ich von einer Minute zur anderen schlicht nicht mehr laufen kann..und somit laufe ich dann lediglich die Runde um den Friedhof, komme wieder an der Dreieckswiese der Regatta an. Dort angekommen, rechne ich schnell nach: “ 15 bis Haustür, plus die jetzt gelaufenen 2 - wenn ich die Runde um die Regatta drehe und dann nach Hause - also plus 4,5 Km - ja, das macht doch ziemlich genau: HALBMARATHON!

Aber 5 KM können doch recht lang werden, ich traue es mir nicht zu

Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe, aber meine Uhr lügt nicht: 1 Stunde und 57 Minuten lang war ich unterwegs und ungefähr 19 KM bin ich gelaufen - mühelos, gleichmässig.
Nachdem ich dann unter der Dusche wieder hervorkam, waren die Beine dann doch etwas schwer und ziemlich staksig lasse ich mich aufs Sofa plumpsen.

Ich grinse so vor mich hin, denn nun fühle ich mich nicht mehr als eine Anfängerin: jetzt bin ich wieder eine Läuferin...
