Es lief gar nix, so wie geplant.

Alles verlief anders.
Start
"Hallo Bogie!", „Wo gibt’s die Startunterlagen?“
Stelle mich mit den Junkies beim Start auf. Wo ist Ralf abgeblieben (ohne Charlie)? Markus scharrte und ist direkt nach dem Startschuss abgepest. Habe ihn erst im Ziel wieder gesehen

. Bin mit der Junkiegruppe los. Andreas neben mir. Mattin kurz hinter uns. OK. Ganz schönes Gedränge. Wir verlieren uns aus den Augen. Andreas meint, wir warten bis wir aus der Stadt raus sind und sich die Gruppe etwas zieht. Dann halten wir nach den anderen Ausschau. Tempoüberprüfung. Wir sind definitiv zu schnell. Unter 6min. Egal, erst mal bis zum Wald. Wir treffen auf Mattin und André schon vor dem Wald. Im Wald schließt Ralf dann auch auf. Aber von Olli ist nichts zu sehen . Mattin sagte, dass er sich direkt nach dem Start an Anja gehängt hat. „Gut, dann ist er ja in bester Gesellschaft und Begleitung“, denke ich. An den Bergen hängen wir Ralf ab, aber bergab schließt er immer wieder auf. Die meiste Zeit ist er dabei.

Es ist eine lustige Truppe. Wir sind immer noch zu schnell. Die Hoffnung richtet sich nun auf meinen Hasen. Gisela. Sie muss, sie soll uns bremsen. Kurz vor dem HM-Ziel laufen ein paar Flachlandläufer neben uns. Einer von denen will einen Endspurt. Es geht nur noch bergab. „Los jetzt.“ feuern wir sie an. Aber die waren fertig. Dann kam Ralf von hinten. „Super Ralf!!“ „Zeig denen mal wie man so einen Endspurt macht.“ Wir grölen ihm nach, feuern ihn von hinten an. Ein toller Spurt. Schön auszusehen!!
Halbmarathon
"Hallo Bogie!", "Willst du was zu trinken?"
Bin irritiert. Wo ist Gisela? Schaue nach hinten. Die Junkies und Gisela rufen. Sie steht neben mir.

*biggrins*. Noch ein paar km. Der nächste Berg. Nicht sehr steil aber lang gezogen. Geht ziemlich aufs Gemüt und in die Beine. Mein Häschen gibt auf. „Rennt ihr mal weiter. Ich warte lieber auf Olli. Das ist besser für uns alle.“, „ Sie hat Recht“, denke ich, “Olli kann sie bestimmt gut brauchen.“ Und so war es auch, wie ich später erfuhr. Die ersten Steinchen machen sich in meinen Schuhen bemerkbar. Andreas trifft Bekannte vom Talsperrenlauf. Es bleibt lustig. Die km verfliegen. Wir sind nach wie vor zu schnell. Kurz vor km30 hat Mattin ein Hoch und ist ziemlich schnell. Später bleibt er mit Andre zurück. Am Verpflegungsstand kurz vor km 35 entsorge ich die Steinchen aus meine Schuhen, teste die Müsliriegel, hmm lecker, noch einen oder lieber noch zwei

und die beiden holen wieder auf. Das Wetter ist super! Sogar die Sonne lässt sich zwischendurch immer wieder sehen. Dann geht es eine schmalen, steilen Pfad bergab. Von oben rufe ich: „Ich kann nicht bremsen.“ Der vor mir geht fast, fängt mich auf, ich schwinge an ihm vorbei und laufe weiter

*grins*.
Kurz vor Marathon. Ich bin nicht mehr fit. Ich hadere mit mir. Dieses Sch… Powergel. Ein stilles Örtchen wäre gut.
Marathon:
"Hallo Bogie!", "will nichts trinken. Laufe weiter. "
„Was?“

„Ich laufe weiter.“ Andreas grinst. Am Verpflegungsstand, eine Toilette. *zumGlück* *smile* Andreas wartet. Mattin und Andre haben wir verloren. „Ach die holen uns bestimmt wieder ein.“, „Bin jetzt nicht mehr so richtig fit“, meine ich. „Du hast einen Marathon hinter dir“, antwortet Andreas „da ist man nicht mehr fit.“ Das letzte Drittel enthält die meisten Berge und damit auch die meisten Gehpausen.

*biggrins*. Am schlimmsten und längsten ist das Stück zwischen km 50 und 55. Scheinbar endlos. Lange Tiefs, lange Gehpausen, einfach kein Vorankommen. „Niemals schaffe ich das.“

Andreas meint: „Ab km60 geht es auf einmal wieder, weil man weiß, dass man fast da ist.“. „Nein“, denke ich. „Nicht möglich.“
Kurz vor km 55 *endlich*, gibt’s Kölsch und Kuchen. Ich genehmige mir ein kleines Kölsch, Andreas testet den Kuchen. Sicherheitshalber noch ein Schluck Cola und dann geht weiter. (Die Müsliriegel sind wirklich verdammt gut!

). Die Leute hier sind einfach Klasse. Die Gegend traumhaft.
Wir überholen immer dieselben und spätestens bei unserer nächsten Gehpause, werden wir wieder überholt. Man kennt sich so langsam. Bei jedem Anlaufen schmerzen die Beine stärker. Egal. Jetzt muss man da durch. So langsam ändert sich meine Einstellung. Zeitweise ist mir fast zum Weinen vor Freude. Nun weiß ich, ich werde es doch schaffen. Ich.

Nie im Leben hätte ich damit gerechnet. Doch kurz vor km60 habe ich ein Leistungshoch. Innerlich bin ich am Jubeln. Aber äußerlich schmerzt alles. Andreas legt eine Gehpause ein und sagt, „Lauf weiter, so lange es noch so gut läuft“. Das tue ich dann auch, zögernd. Beim nächsten Berg, Gehpause. Da ist Andreas wieder neben mir. *smile* Ich bin erleichtert.
Der letzte Verpflegungsstand. „Nun laufen wir aber durch.“ sage ich. „Diese ständigen Anläufe sind einfach nichts für mich“ gebe ich gequält zum Besten. Andreas nickt. „Jetzt kommt auch kein Berg mehr“ meint er. Es sind nur noch 2,5 km. Dann die letzten 1,5 km:
ein Berg! – Sche . . .

oben angekommen . . . .
noch ein Berg.
Die letzten paar 100m es geht „Gott sei dank“ bergab. Puh. Glück gehabt. „Jetzt geben wir aber noch mal Gas.“ grinse ich Andreas entgegen. „Jetzt noch mal so tun als ob.“ *Smile*
Ziel
Zieleinlauf mit lachendem Gesicht und schmerzenden Knochen. Juchhu, ich habe es geschafft. Ich kann es noch nicht fassen. 7:05 ist gar nicht schlecht, denke ich, aber auch nicht wirklich wichtig. Alle sind da am Ziel. Es ist großartig. Olli hat es geschafft. Anja ist ihm weggelaufen und hat eine SUPER-Marathon-Zeit gemacht. Toll gemacht Anja. Gut das Gisela bei Olli war.
Der Tag war einfach toll, genial. Es ist viel mehr geworden als nur in Genusslauf, weil ich gewonnen habe. Meinen ersten Ultra. Das Wetter, die Menschen, die Orga. Es stimmte einfach alles. Jetzt gehöre ich dazu, zu den Verrückten. Und ich bin mächtig stolz darauf. !!!

Aber nichts hätte ich allein geschafft. Andreas, du warst mein Coach. Ohne dich, deine Erfahrung und Anleitung hätte ich es nicht geschafft. Du hast mir ein Gefühl der Sicherheit und Zuversicht vermittelt. Ich bin so froh das du da warst und ich es geschafft habe.