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Zu Hülfe, Worte verschwinden, Begriffe vergehen

Zu Hülfe, Worte verschwinden, Begriffe vergehen

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Neulich, am vergangenen Samstag bin ich an der Elbe Richtung Landungsbrücken dann durch die Wallanlagen und Planten un Blomen zurück nach Hause gelaufen.

Ich kann euch sagen, dieser Innenstadtpark ist ein echtes Kleinod, das unsereins gar nicht genug zu schätzen weiß. Vermutlich, weil es so direkt vor der Haustüre liegt. Aber Rosengarten, Wasserspiele und exotische Gewächse ließen mich nachgerade ins Schwärmen kommen: »Murmle stiller, Quellchen, durch den Hain, | Hold durchflochten von der Sonne Schimmer*«.

Zum Glück regnete es: ich war durchnässt bis auf den Schlüpfer, andrerseits war ich aber so ziemlich allein unterwegs. Freie Bahn bekommt man nicht geschenkt - nur ein Dreikäsehoch stellte sich mir unvermittelt in den Weg, ging aber alles gut.

Obendrein schlug ich ein moderates Tempo an, so dass mir auf der knappen 12-km-Tour alles andere als blümerant wurde, und ich wohlgemut zu Hause wieder ankam: Laufen kann auch Labsal sein. Oder, in neuhochdeutsch geschrieben: ganz großes Lichtspielhaus. Zu Hause empfing mich dan mein Augenstern zum Frühstück.

Nicht, dass jemand denkt, ich will hier bauchgepinselt werden, nein, das war mein Beitrag zur Wiederbelebung einiger vorm Aussterben bedrohter deutscher Wörter. Ich bitte um tätige Mithilfe: Kleinod, Schlüpfer und blümerant dürfen nicht verschwinden. Alles weiter auch fernmündlich unter der bekannten Nummer.

* der Wahrheit die Ehre, nicht von mir, sondern von einem gewissen Herrn Novalis, entstammt der Gilde der Dichter; selbige gilt leider auch als so gut wie ausgestorben
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heisst es nicht "gebauchpinselt"? :D frag ich mich da doch gleich. Das wär mir geläufiger. Vielleicht bleibt das dann ja und verschwindet nicht :zwinker2:

Gruss Sigi

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Sehr gelungener Rettungsversuch! :D

Lebtest du nicht so fern meiner Heimat, kredenzte ich dir zur Huldigung einen Käseigel!

(auch gegen das Aussterben grammatikalischer Formen sollte etwas getan werden, find ich!)

vg,
kobold

Tempus fugit - Tempora mutantur nos et mutamur in illis

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Auch nicht von mir - frühmittelhochdeutscher Autor (unbekannt). Das Annolied (um 1080)

Aus dem Prolog:
VVIr hôrten ie dikke singen
Von alten dingen,
Wî snelle helide vûhten,
Wî si veste burge brêchen,


Wî sich liebin vuiniscefte schieden,
Wî rîche Kuonige al zegiengen.
Nû ist zî[h]t daz wir dencken
Wî wir selve suolin enden.
momentan lyrisch angehaucht

:hallo: Lizzy

Vom Aussterben bedroht

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Hallo Ottoerich,
den Artikel gab es auch bei uns in der Lokalpresse. Ich vermisse einige dieser Ausdrücke auch in unserem täglichen Wust von Gesprächen. Mann sollte sie gelegentlich einbinden - und sich über die erstaunten Gesichter amüsieren.
Einige Worte, wenn sie denn im Gespräch verwendet werden, deuten dann auf einen etwas älteren & gebildeten Gesprächspartner hin - meine ich jedenfalls.

Gehabt euch wohl Ihr Foris,

Gruß Stefan
Beim Laufen lernt man die unterschiedlichsten Menschen kennen. Einige möchte ich gerne als Freund haben, andere wiederum......... :zwinker5:

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kobold hat geschrieben:Sehr gelungener Rettungsversuch! :D

Lebtest du nicht so fern meiner Heimat, kredenzte ich dir zur Huldigung einen Käseigel!

(auch gegen das Aussterben grammatikalischer Formen sollte etwas getan werden, find ich!)

vg,
kobold
http://www.radinger.at/grafik/b5.jpg

Käseigel......komische Form einer huldigung, ich dachte da opfert man Schafe und wirft sich auf die Kniee? :D :D

Also ich bin ja auch dafür dass unser Wortschatz nicht nur aus Denglish besteht aber es gibt halt manche Wörter und ausdrucksformen die einfach vergehen.

Es gab mal einen schönen Bericht im Fernsehen:

http://www.youtube.com/watch?v=aCthavFcrf8

:confused: :confused: :confused:
Kette rechts!

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Mafi1985 hat geschrieben:
Käseigel......komische Form einer huldigung, ich dachte da opfert man Schafe und wirft sich auf die Kniee? :D :D
:D Die igelige Idee ist nicht von mir - Zitat aus Ottoerichs Link oben: "Der Hauptpreis - eine gläserne Skulptur mit dem ebenfalls selten gewordenen Namen Käseigel - geht an den Einsender des Gewinner-Vorschlags Kleinod. "
Aber meine Begriffsverwendung war nicht so ganz astrein :prof: Laut Wikipedia ist eine "Huldigung" ein wechselseitiger Treueschwur zwischen Lehnherren /Landesfürsten und Untergebenen. Verschenkt wird da nichts, nur versprochen - dabei müssen sich die Untergebenen in der Tat auf die Knie werfen.

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19joerg61 hat geschrieben:Gibt es auch Funktionsschlüpfer?
Frag doch mal im Sportgeschäft deines Vertrauens! :teufel:

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Also in Sachsen ist Schlüpfer noch ein gebräuchliches Wort. Ansonsten bedauere ich das Aussterben von Wörtern auch, die Anschaulichkeit unserer Begriffe macht viel von der Schönheit der deutschen Sprache aus.

Gruß
Hendrik

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Obacht und aufgemerkt - die Sprache verliert ihre Kleinode. Es lebe das blümerante Labsal, wenn in Lichtspielhäusern Beinkleider nebst Schlüpfern ihren Träger verlassen.

Sprache kann so schön sein, aber die tägliche Fahrt im Omnibus lässt mich an ihrem Fortbestehen zweifeln

:hallo:
Marme

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marme hat geschrieben: Sprache kann so schön sein, aber die tägliche Fahrt im Omnibus lässt mich an ihrem Fortbestehen zweifeln

:hallo:
Marme
Da sagst Du etwas Wahres. Es ist schon manchmal erstaunlich wie unsere Sprache, besonders bei den jüngeren Leuten, verkümmert.

LG Norbert
Der Mensch kann was er will, wenn er will was er kann
chinesische Weisheit

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marme hat geschrieben:... Sprache kann so schön sein, aber die tägliche Fahrt im Omnibus lässt mich an ihrem Fortbestehen zweifeln ...
:megafon: Fahrkartenkontrolle!!! (:schluck:, Sprache verschlag) oder wie, oder was?

Vielen Dank für die rege Beteiligung. Ich musste häufig schmunzeln, zuweilen lachen.

Ich benutze übrigens ziemlich regelmäßig: "Dreikäsehoch", "fernmündlich", "gebauchgepinselt" (oder so), "blümerant"

gelegentlich "Lichtspielhaus" (mehr aus Scherz), "Augenstern" (meist singend: "Püppchen, Du bist mein Augenstern, Püppchen ich habe Dich gar zu gern..."), "Labsal"

fast nie: "Kleinod", "Schlüpfer" (kenne ich eigentlich nur für den "weibl. Slip", sonst die gute alte "Unterhose")

niemals: "hold"

Ferner habe ich noch im Programm "töricht". Ich befürchte, auch arg bedroht. Habt ihr noch ein paar Exoten im täglichen Wortschatz? Let me know! :zwinker2:

PS.: das Annolied muss ich noch mal nachschlagen, erinnerte mich stark an das Nibelungenlied, mit die einzigen Verse, die ich auswendig kann:
Uns ist in alten zeiten
wunders viel geseit
von helden lobebaren
von großer arebeit

Es wuochs in Burgunden
ein viel schôn edel magedin
Kriemhild geheißen
es moht kein schoeners sin
oder so.
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15
@ottoerich

kommod und rechtschaffen hätte ich zu bieten.

LG Norbert
Der Mensch kann was er will, wenn er will was er kann
chinesische Weisheit

16
Na ja, ich muss schon sagen, dass ich die meisten, ja so ziemlich alle, der hier angeführten bedrohten Wörter noch in meinem Wortschatz habe und auch verwende und sie vielleicht deshalb noch gar nicht als bedroht angesehen habe. Doch, wenn ich jetzt mal so darüber nachdenke, fällt mir schon auf, dass die Wörter so gut wie von niemand anderem in meinem Bekanntenkreis benutzt werden. Ich kann dir aber beim besten Willen keine weitere "Exoten" nennen, denn die fallen, wie schon gesagt, nicht mir auf, sondern eher den anderen.
Erstaunen ernte ich allerdings bisweilen, wenn ich an Stelle des, aus dem englischen entlehnten, "einen schönen Tag noch (have a nice day)" ein einfaches "Auf wiedersehen" entbiete.

Ciao :-)
Michael
Link zum Erdinger-Tippspiel

Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet (Greenpeace)
und

Nichts ist scheißer als Zweiter (Eric Mejer)
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Die Nahrung soll Deine Medizin sein
und nicht die Medizin Deine Nahrung

Hippokrates

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HendrikO hat geschrieben:Also in Sachsen ist Schlüpfer noch ein gebräuchliches Wort.
Ja, das stimmt schon, gesprochen aber eher Schlübber :zwinker5: .
Radiergummi-Liga
Bild

Gibt es schon.......

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19joerg61 hat geschrieben:Gibt es auch Funktionsschlüpfer?
..........aber das wird dann wirklich zu schlüpfrig wenn ich meine Definition hier kundtue.

Gruß Stefan
Beim Laufen lernt man die unterschiedlichsten Menschen kennen. Einige möchte ich gerne als Freund haben, andere wiederum......... :zwinker5:

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Erdbeerkeks hat geschrieben:Ja, das stimmt schon, gesprochen aber eher Schlübber :zwinker5: .
Das erinnert mich daran, dass ich sowieso im sprachlichen Exil lebe. Meinen einheimisch-bayrischen Kollegen ist der Fortbestand des Hochdeutschen schnurzpiepegal glaube ich. Dafür jammern und wehklagen sie immer mal wieder über den Niedergang der bayerischen Mundart.

Offen gesagt: wüßte ich ein Mittel, das diesen Niedergang ein bisschen forciert, so dass er noch zu meiner Lebzeit von mir genossen werden könnte, ich würde es tun :D (und vielleicht würde das Mittel ja auch gleich gegen Sächsisch, Saarländisch und andere Grausamkeiten mitwirken ;-)

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Lizzy hat geschrieben:Das erinnert mich daran, dass ich sowieso im sprachlichen Exil lebe. Meinen einheimisch-bayrischen Kollegen ist der Fortbestand des Hochdeutschen schnurzpiepegal glaube ich. Dafür jammern und wehklagen sie immer mal wieder über den Niedergang der bayerischen Mundart.

Offen gesagt: wüßte ich ein Mittel, das diesen Niedergang ein bisschen forciert, so dass er noch zu meiner Lebzeit von mir genossen werden könnte, ich würde es tun :D (und vielleicht würde das Mittel ja auch gleich gegen Sächsisch, Saarländisch und andere Grausamkeiten mitwirken ;-)
Nö, ooch die sinn's werd zu bleim
Neue Laufabenteuer im Blog

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Schnucki hat geschrieben:Hach, da möchte ich dann dabei sein, wenn das gefragt wird. :teufel:
.....ich würd mich wegschmeissen.Wär schon peinlich im RunnersPoint einen Lachanfall zu bekommen........ :hihi:
Kette rechts!

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Lizzy hat geschrieben:Das erinnert mich daran, dass ich sowieso im sprachlichen Exil lebe. Meinen einheimisch-bayrischen Kollegen ist der Fortbestand des Hochdeutschen schnurzpiepegal glaube ich. Dafür jammern und wehklagen sie immer mal wieder über den Niedergang der bayerischen Mundart.

Offen gesagt: wüßte ich ein Mittel, das diesen Niedergang ein bisschen forciert, so dass er noch zu meiner Lebzeit von mir genossen werden könnte, ich würde es tun :D (und vielleicht würde das Mittel ja auch gleich gegen Sächsisch, Saarländisch und andere Grausamkeiten mitwirken ;-)
Du hättest mal beim St.Wendel Marathon dabei sein sollen............5000 kreischende Saarländer am Strassenrand........... :help:
Kette rechts!

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kobold hat geschrieben:Frag doch mal im Sportgeschäft deines Vertrauens! :teufel:
Diese Frage könnte einen in leichte Schwulitäten* bringen.

*ein Wort, welches meine Großmutter manchmal verwendete

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Erdbeerkeks hat geschrieben:Ja, das stimmt schon, gesprochen aber eher Schlübber :zwinker5: .
Meine Großeltern aus Thüringen sagten immer "zieh das Hemme inn Schlübber" :haeh: :confused:
Steif
---------------------------------------
Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Steif hat geschrieben: "zieh das Hemme inn Schlübber"
Ja, das sind doch die wunderbaren Idiome, die die Sprache so schön und reich machen.

Ich versteh' gar nicht, daß hier einerseits so oft nach dem Erhalt der Sprache geschrien wird, andererseits aber dieser oder jener Dialekt abgelehnt wird, als sei nur die Hochsprache erhaltenswert.

Wenn's nach mir ginge, müßte es das Wort "Schlüpfer" nicht unbedingt geben, ich habe das nie benutzt, und werde das auch in Zukunft nicht tun.

Bei "Schlübber" überlege ich gerade, ob ich es in meinen aktiven Wortschatz integriere. :D

Grüße
Ulla
The Wycked Lady
METAL BANDCAMP

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Schnucki hat geschrieben:Ja, das sind doch die wunderbaren Idiome, die die Sprache so schön und reich machen.
So sieht es aus. Ich spreche hochdeutsch, säggssch, oder kall op kölsch. Wie es mir gerade paßt. :-)

Da fällt mir übrigens gleich ein Witz ein. Was sagt der Sachse nach dem Orgasmus?














Fertsch!

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Sprachreichtum ist sicher auch Sprachenreichtum, d. h. der Versuch, gewisse Begriffe zu erhalten, stellt sich ja nicht gegen Dialekte oder Soziolekte. Da gibt es keinen Wettbewerb oder Konkurrenkampf.

Auch wenn es immer wieder den einen oder anderen unverbesserlichen Deutschlehrer geben mag, der sich "Bayrisch" oder "Berlinisch" in seinem Unterricht verbittet, "Gossensprache" ablehnt und herab würdigt.

Hoppla, "Gosse" erscheint mir aber auch auf der Roten Liste zu stehen ;-)
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ottoerich hat geschrieben:Sprachreichtum ist sicher auch Sprachenreichtum, d. h. der Versuch gewisse Begriffe zu erhalten, stellt sich ja nicht gegen Dialekte oder Soziolekte. Da gibt es keinen Wettbewerb oder Konkurrenkampf.

Auch wenn es immer wieder den einen oder anderen unverbesserlichen Deutschlehrer geben mag, der sich "Bayrisch" oder "Berlinisch" in seinem Unterricht verbittet, "Gossensprache" ablehnt und herab würdigt.

Hoppla, "Gosse" erscheint mir aber auch auf der Roten Liste zu stehen ;-)
Ich denke, solche Deutschlehrer gibt es eher seltener heutzutage. Früher wurde der Dialekt ganz gern mal "unterdrückt" in der Schule und die Kinder dafür kritisiert. Die meisten Lehrer - ich spreche für Bayern - dürften sich aber heute der tatsächlichen Gefährdung des Dialekts bewusst sein.
In München z.B. stirbt er wohl so nach und nach aus. Leider. Auf dem Land ist das Bairische aber noch recht präsent und darf in der Grundschule auch gesprochen werden!
Mich freut das. Ich kann nämlich auch noch "gscheid boarisch red'n" (das Schreiben geht nicht so gut, aber Dialekte gehören eben nicht zur Schriftsprache). :nick:

Servus
d'Uschi :hallo:

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Uschi hat geschrieben:Ich denke, solche Deutschlehrer gibt es eher seltener heutzutage. Früher wurde der Dialekt ganz gern mal "unterdrückt" in der Schule und die Kinder dafür kritisiert. Die meisten Lehrer - ich spreche für Bayern - dürften sich aber heute der tatsächlichen Gefährdung des Dialekts bewusst sein.
Das sieht in NRW etwas anders aus. Zumindest im Ruhrgebiet ist es zum großen Teil immer noch so, daß der Dialekt nicht als solcher (an)erkannt wird, sondern "nur" als Soziolekt und deshalb schon in der Schule eher nicht gern gesehen wird (mein subjektiver Eindruck).

Tschö
Ulla
The Wycked Lady
METAL BANDCAMP

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Uschi hat geschrieben: Die meisten Lehrer - ich spreche für Bayern - dürften sich aber heute der tatsächlichen Gefährdung des Dialekts bewusst sein.
In Norddeutschland gibt es mittlerweile zur Rettung des Plattdeutschen sogar "Platt-AGs" an Schulen! Kann leider nur holpriges Platt, fänd' es aber sehr schade, wenn der Dialekt aussterben würde.

vg,
kobold

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kobold hat geschrieben:In Norddeutschland gibt es mittlerweile zur Rettung des Plattdeutschen sogar "Platt-AGs" an Schulen! Kann leider nur holpriges Platt, fänd' es aber sehr schade, wenn der Dialekt aussterben würde.

vg,
kobold

"Pladdütsch" ist/sind kein Dialekt, sondern eine bzw. viele Sprachen.
Link zum Erdinger-Tippspiel

Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet (Greenpeace)
und

Nichts ist scheißer als Zweiter (Eric Mejer)
und
Die Nahrung soll Deine Medizin sein
und nicht die Medizin Deine Nahrung

Hippokrates

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Ripple hat geschrieben:"Pladdütsch" ist/sind kein Dialekt, sondern eine bzw. viele Sprachen.
Hastjarecht :peinlich:

Schade wär's trotzdem, wenn diese Sprachen verloren gingen!

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kobold hat geschrieben:In Norddeutschland gibt es mittlerweile zur Rettung des Plattdeutschen sogar "Platt-AGs" an Schulen! Kann leider nur holpriges Platt, fänd' es aber sehr schade, wenn der Dialekt aussterben würde.

vg,
kobold
Jo, find dat auch schade, mein Vadder spricht das noch fließend (und hat auch in seinen aktiven Schulzeiten so eine AG geleitet), aber bei uns Kindern ist leider nicht mehr so viel angekommen. :frown:

Ich finde so aussterbende Ausdrücke auch sehr schön, das macht richtig Spaß sie in das Gespräch einfließen zu lassen, bzw. sie einfach auszusprechen, die Mitdiskutanten freuen sich dann auch gern mal.
Schlüpfer ist mir übrigens auch sehr geläufig, sehe ich nicht aussterbend.
Ich überlege gerade, was ich sonst noch gern benutze, fällt mir aber gerade nichts weiter ein, vielleicht schon ausgestorben.. :frown:
Ich, Laufen? :haeh: Wie konnte das nur passieren! :zwinker5:
Bild

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magsen hat geschrieben: Ich überlege gerade, was ich sonst noch gern benutze, fällt mir aber gerade nichts weiter ein, vielleicht schon ausgestorben.. :frown:
"Gemach!" für "langsam" benutze ich manchmal.
Auch "Unhold" für Böslinge, die mir "in Wald und Flur" (ist der Ausdruck auch vom Aussterben bedroht?) auflauern könnten.
"Sittenstrolch" fällt mir noch ein - allerdings finde ich diese Bezeichnung für den gemeinten Sachverhalt so verniedlichend, dass ich sie nicht wirklich vermisse - um den (sittenlosen) "Strolch" ist es dagegen schade.

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Wenn ich mit meinen Kindern versuche zu schimpfen und mit "Sapperlot" beginne, dann kann ich auch schon wieder aufhören, denn dann zieht sich erst ein breites Grinsen über die Gesichter, dann Gepruste und schließlich wird lauthals gelacht (respektlose Brut).
Der Ältere weiß schon den Moment abzupassen und kommt mir zuvor und schreit selbst "Sapperlot". Das ist natürlich noch lustiger.
The Wycked Lady
METAL BANDCAMP

ins rechte Licht gerückt

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Schnucki hat geschrieben:Ich versteh' gar nicht, daß hier einerseits so oft nach dem Erhalt der Sprache geschrien wird, andererseits aber dieser oder jener Dialekt abgelehnt wird, als sei nur die Hochsprache erhaltenswert.
Hallo Ulla :hallo:

mir ist gerade danach, dich - sozusagen exemplarisch, denn diese Tendenz zur Verallgemeinerung mehrerer von unterschiedlichen Personen geäußerter Meinungen als sei es eine einzige Sammelmeinung, sozusagen ein gemeinsamer Konsens, kommt ziemlich häufig vor - auf einen Verständnisfehler aufmerksam zu machen.

Die einzige, die in diesem Thread das Aussterben einiger Ohrenschmerzen verursachender Sprachidiome befürwortet hat, das war ICH :zwinker2:

Mich wirst du aber nirgendwo nach dem Erhalt DER Hochsprache schreien und den Untergang bejammern hören oder lesen.

Es ist nicht sehr sinnvoll, in einer Diskussion mit vielen Beteiligten eine Sammelmeinung zu bilden und darauf einzugehen so nach dem Motto: "IHR sagt immer ... "

Der eine sagt so, der andere so ... wie so oft. Was ja auch der Sinn und Zweck einer Diskussion ist :zwinker5:

Im übrigen habe ich gar keine Bange, dass die diversen Dialekte dieser Welt genauso lange erhalten bleiben werden wie sie jemand beherrscht und spricht. Derjenige aber, der sich nicht mehr spricht, der wird nichts vermissen.

Somit machen sich also viel zu viele Leute um das Wohl derjenigen Sorgen, die selber keine Sorgen damit haben. In meinen Augen meistens totale Ressourcenverschwendung.

Wer auch immer den Schlüpfer noch blümerant findet, wird genau dadurch diese Worte so lange vor dem endgültigen Aus bewahren, wie sein Hirn existiert und er sie verwenden darf. Es hindert doch niemand jemanden daran, die Wörter einzusetzen. Sobald dieses Hirn nicht mehr existiert, bekommt der sorgenbehaftete Sprachliebhaber es nicht mehr mit. Das Eintreten seiner Befürchtung - was ganz sicher geschehen wird, denn noch keine Sprache hat sich jemals länger erhalten als einige Generationen - findet demnach außerhalb seiner Wahrnehmung statt. Und alle, die ohne leben, stört es nicht. Denn jeder hängt genau an dem, das er für sich als bestehend kennengelernt hat.

Probleme sehe ich nur dann, wenn von Machtinstanzen der Gebrauch einer Sprache generell verboten und die zugehörigen dieser Sprachgemeinschaft als Außenseiter bzw. minderwertig angesehen werden. Dann ist es aber kein sprachliches, sondern ein politisches Problem. Das nennt sich Diktatur und bewirkt meist schlimmere Effekte als das Aussterben von Sprachen.

Wer vermißt schon die Wörter, die um 1900 noch Gang und gäbe waren und nun nicht mehr gebräuchlich sind - also: schon länger nicht mehr gebräuchlich sind als die hier schreibenden leben? Keiner! Und doch haben sich vermutlich alle damals sprechenden die gleichen Sorgen um diese ihnen liebe und teure Sprache gemacht wie es die heutigen Sprechenden tun.

Die einzige Sprache, die sich nicht mehr verändert, ist immer die komplett tote Sprache.

Außerdem wüßte ich für mich nicht, warum meine gelernte Sprache - die ich ja nur spreche, weil ich ziemlich zufällig in diesen Kulturkreis hineingeboren wurde - irgendwelche erhaltenswerteren Bestandteile haben sollte als jede andere Sprache auf der Welt.

Sprich: alle genauso zu erhalten wäre - wenn denn - die logische Konsequenz. Sich aber um jeden chinesischen Dialekt oder den Erhalt der diversen indianischen Sprachgruppen in Papua Neuguinea zu kümmern, finde ich einfach irgendwie zu mühsam :D

Sollte aber tatsächlich irgendwer zu dem messerscharfen und Schluß und zu der tief verwurzelten Überzeugung gelangen, dass die Sprache GENAU JETZT und GENAU SO, wie er sie GENAU HIER spricht, den Stand des absoluten NonPlusUltra wiedergibt, den Gipfel der Perfektion, das einzig erhaltenswerte Kulturgut, das höchste, das jemals entwickelt wurde ... ja DANN natürlich ... DANN ...

.... sollte dieser Mensch doch nicht damit hadern, dass es mal anders werden könnte. Dann sollte er doch täglich auf Knieen seinem Schöpfer dafür danken, zu dieser Zeit in diesem Kulturkreis der allerhöchsten Perfektion leben zu dürfen. Oder nicht?

Was mich angeht, so ist mir nur wichtig, dass ich meine Sprachverliebtheit austoben darf. Dass die Mittel der Kommunikation immer erhalten bleiben mögen und ich eingeschlossen bleibe in den Kreis derjenigen, die sich mit Sprache verständigen können. Das dürften dann von mir aus auch Knacklaute sein, wenn sie ihren Zweck erfüllen :P

Aber im Grunde habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass mir die Vielfalt der (Welt)Sprache(n) für meine Bedürfnisse ausreichen. Zumindest in der Zeitspanne, die meinem Hirn zur Sprachverarbeitung und -nutzung bleibt. Und wenn ich mir so meinen Sohn anhöre ... dann geht's auch noch mindestens ein Generation so weiter :zwinker2: Meine Enkel dürfen dann mal jammern, dass kein Mensch mehr das Wort "Stringtanga" oder "Panty" kennt oder verwendet. Sie werden die Begriffe auf die bejammernswerte Liste der aussterbenden Wörter setzen, für ihren Erhalt predigen und sich wünschen, dass alles so wäre wie früher - als sie ihren Status Quo in ihr Hirn gemeißelt haben und selbiges noch jung und flexibel war :wink:

So - wieder einen Beitrag zum Erhalt der Romane geleistet *puh* was tut frau nicht alles ...

:hallo: Lizzy

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Hallo Lizzy,
Lizzy hat geschrieben: mir ist gerade danach, dich - sozusagen exemplarisch, denn diese Tendenz zur Verallgemeinerung mehrerer von unterschiedlichen Personen geäußerter Meinungen als sei es eine einzige Sammelmeinung, sozusagen ein gemeinsamer Konsens, kommt ziemlich häufig vor - auf einen Verständnisfehler aufmerksam zu machen.

Die einzige, die in diesem Thread das Aussterben einiger Ohrenschmerzen verursachender Sprachidiome befürwortet hat, das war ICH :zwinker2:
Mich wirst du aber nirgendwo nach dem Erhalt DER Hochsprache schreien und den Untergang bejammern hören oder lesen.
Du hast vollkommen recht, ich habe das ein wenig vermengt mit diesem Thread. Da war es nämlich so, daß dieselben Leute, die nach staatlicher Regelung für den Schutz der Sprache riefen, fast im selben Atemzug über die unterschiedlichsten Dialekte ablästerten. Das hat aber mit Dir gar nichts zu tun, :sorry: das hab' ich durcheinandergewürfelt.
Lizzy hat geschrieben: Es ist nicht sehr sinnvoll, in einer Diskussion mit vielen Beteiligten eine Sammelmeinung zu bilden und darauf einzugehen so nach dem Motto: "IHR sagt immer ... "
Auch da hast Du wieder Recht. Allerdings, in der Diskussion, die mir da noch im Kopf schwebte, war das so. Da gab es quasi eine Sammelmeinung (jedenfalls einen wesentlichen Punkt betreffend). Aber auch das hat natürlich nichts mit Dir zu tun.
Lizzy hat geschrieben: Im übrigen habe ich gar keine Bange, dass die diversen Dialekte dieser Welt genauso lange erhalten bleiben werden wie sie jemand beherrscht und spricht. Derjenige aber, der sich nicht mehr spricht, der wird nichts vermissen.
Genau meine Rede! :daumen: Allerdings, wenn es so käme, daß die Hochsprache durch speziellen Schutz eine Sonderstellung erhielte, könnten die Dialekte vielleicht gefährdet sein.
Lizzy hat geschrieben: Somit machen sich also viel zu viele Leute um das Wohl derjenigen Sorgen, die selber keine Sorgen damit haben. In meinen Augen meistens totale Ressourcenverschwendung.

Auch hier stimmen unsere Meinungen überein.
Lizzy hat geschrieben: Probleme sehe ich nur dann, wenn von Machtinstanzen der Gebrauch einer Sprache generell verboten und die zugehörigen dieser Sprachgemeinschaft als Außenseiter bzw. minderwertig angesehen werden. Dann ist es aber kein sprachliches, sondern ein politisches Problem. Das nennt sich Diktatur und bewirkt meist schlimmere Effekte als das Aussterben von Sprachen.

Wieder richtig!
Lizzy hat geschrieben: Die einzige Sprache, die sich nicht mehr verändert, ist immer die komplett tote Sprache.

Genau so ist es.
Lizzy hat geschrieben: Außerdem wüßte ich für mich nicht, warum meine gelernte Sprache - die ich ja nur spreche, weil ich ziemlich zufällig in diesen Kulturkreis hineingeboren wurde - irgendwelche erhaltenswerteren Bestandteile haben sollte als jede andere Sprache auf der Welt.

Sprich: alle genauso zu erhalten wäre - wenn denn - die logische Konsequenz. Sich aber um jeden chinesischen Dialekt oder den Erhalt der diversen indianischen Sprachgruppen in Papua Neuguinea zu kümmern, finde ich einfach irgendwie zu mühsam :D
Na ja, also dann müßte sich schon jeder um seine eigene Sprache kümmern, dann ginge das schon, wenn man's denn für notwendig erachtete.
Lizzy hat geschrieben: Aber im Grunde habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass mir die Vielfalt der (Welt)Sprache(n) für meine Bedürfnisse ausreichen. Zumindest in der Zeitspanne, die meinem Hirn zur Sprachverarbeitung und -nutzung bleibt. Und wenn ich mir so meinen Sohn anhöre ... dann geht's auch noch mindestens ein Generation so weiter :zwinker2: Meine Enkel dürfen dann mal jammern, dass kein Mensch mehr das Wort "Stringtanga" oder "Panty" kennt oder verwendet. Sie werden die Begriffe auf die bejammernswerte Liste der aussterbenden Wörter setzen, für ihren Erhalt predigen und sich wünschen, dass alles so wäre wie früher - als sie ihren Status Quo in ihr Hirn gemeißelt haben und selbiges noch jung und flexibel war :wink:
Jo, auch dafür erhältst Du meinen uneingeschränkten Beifall. :daumen: Endlich eine, die mich versteht :hug:

liebe Grüße
Ulla

P.S.: Und was die Verallgemeinerungen betrifft, da gelobe ich Besserung, auch wenn Ihr immer alle meint.... :zwinker2:
The Wycked Lady
METAL BANDCAMP

39
Schnucki hat geschrieben:Endlich eine, die mich versteht :hug:
Gleiche Generation, wa? :D

Aber ich nehm's euch ja gar nicht krumm, wenn ihr immer alle über einen Kamm schert - solange ihr lernfähig bleibt :zwinker5:

Und im Zuge der allgemeinen Verschwesterung stelle ich auch versöhnlich fest, dass die Leute in Eifel, Hunsrück, Saarland und wo auch immer sie das noch kennen, sich so lange die Krumberakieschelscha schmecken lassen mögen, wie sich die Bayern am Oachkatzerlschwoaf erfreuen :nick:

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Lizzy hat geschrieben:Es ist nicht sehr sinnvoll, in einer Diskussion mit vielen Beteiligten eine Sammelmeinung zu bilden und darauf einzugehen so nach dem Motto: "IHR sagt immer ... "
Ja, wird hier gerne gemacht. :)

Zum Thema Sprache:
du zitierst ein frühmittelhochdeutsches Gedicht, das kaum noch jemand versteht. Diese Sprache ist verschiedenen plattdeutschen Dialekten sicher viel näher als dem Hochdeutschen. Fällt das Plattdeutsche weg, fehlt das Verbindungsglied zum Verständnis. Übrig bleiben ein paar Germanisten, die das noch verstehen.

"Es gibt 5000 Sprachen, aber nur knapp 200 Staaten. [...] Nach pessimistischen Voraussagen werden innerhalb der nächsten hundert Jahre 4500 Sprachen aussterben." *
Ist das kein kultureller Verlust? Wir erklären eine rostige alte Stahlhütte im Saarland zum Weltkulturerbe, aber wenn 90% aller Sprachen verloren gehen, zucken wir mit den Achseln?

Die deutsche Sprache liegt weltweit auf Platz 10 der meistverbreiteten Muttersprachen. Um die Existenz mache ich mir keine Sorgen, nur um das wie. Dialekte sterben aus, weil sie nur noch in den Dörfern gesprochen werden und die Kinder angehalten werden, in der Schule die Hochsprache zu sprechen. Und die Hochsprache wird vollgemüllt mit Anglizismen.

Das ist keine zufällige Enwicklung, sondern sie ist zwangsläufig. Sie ist Ausdruck wirtschaftlicher, politischer (und militärischer) Macht, sowie kultureller Hegemonie. (Wer´s nicht glaubt: was sind eure 10 Lieblingsfilme und wo wurden sie produziert?;)
Sprache und Kultur sind zu schwach und zu wertvoll, um sie dem "Markt" zu überlassen, für den es übrigens Kartellämter gibt. ;) Warum also nicht auch Sprachen schützen? Sind sie es nicht wert? (Dass Wörter in Vergessenheit geraten oder neue dazu kommen, ist doch ein normaler Vorgang.)
Du nennst dich sprachverliebt, aber du schaust zu, wie sie untergehen oder verrotten. Ich kann das nicht nachvollziehen.

Grüße,
Winfried

P.S.: in dem anderen Thread wurde zwar über den "Wohlklang" verschiedener Dialekte gelästert, es wurde aber nicht ihre Existenzberechtigung in Frage gestellt.


* aus "Atlas der Globalisierung", Le Monde Diplomatique, 2003
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

41
Was für ein wunderbarer Beitrag.
Danke Winfried.


Gruß
Hendrik

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HendrikO hat geschrieben:Was für ein wunderbarer Beitrag.
Danke Winfried.


Gruß
Hendrik
Danke, Hendrik.
Wir sind ja nicht immer einer Meinung. :teufel:

Grüße,
Winfried
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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WinfriedK hat geschrieben: Wir sind ja nicht immer einer Meinung. :teufel:
Muß man ja auch nicht. Aber wo Du recht hast, hast Du recht.

Gruß
Hendrik

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WinfriedK hat geschrieben:
Lizzy hat geschrieben: Es ist nicht sehr sinnvoll, in einer Diskussion mit vielen Beteiligten eine Sammelmeinung zu bilden und darauf einzugehen so nach dem Motto: "IHR sagt immer ... "
Ja, wird hier gerne gemacht. :)
Ja ja, Du kannst es auch ganz gut :wink:
WinfriedK hat geschrieben: (Wer´s nicht glaubt: was sind eure 10 Lieblingsfilme und wo wurden sie produziert?;)
So viele Lieblingsfilme habe ich gar nicht. Eigentlich nur einen, der wurde in England produziert und ist demzufolge voller Anglizismen nämlich total in englischer Sprache. :zwinker4:

:hallo: Ulla
The Wycked Lady
METAL BANDCAMP

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so richtig viel Zeit für Ausführlichkeit hab' ich grad' nicht, aber auf die ganz Schnelle:
WinfriedK hat geschrieben:du zitierst ein frühmittelhochdeutsches Gedicht, das kaum noch jemand versteht.
Jaklar - ich dachte, die Intention käme klar rüber (und wer den Gedichtinhalt erahnen konnte las, dass darin auch von Vergänglichkeit die Rede ist ;-) ich erklär' nochmal kurz: Was ich damit ausdrücken wollte war, dass auch DAS deutsche Sprache ist und egal zu welchem Zeitpunkt wir sie packen, sieht sie jedesmal völlig anders aus. Welchen Stand genau wolle mer denn nun retten?
WinfriedK hat geschrieben:Wir erklären eine rostige alte Stahlhütte im Saarland zum Weltkulturerbe
WIR? :haeh: Sorry (oder speziell für dich auch: Verzeihung ;-) ich entschuldige mich dafür - muss wohl in geistiger Umnachtung passiert sein, ich erinnere mich im Moment nicht. Aber lass doch auch die Nachfahren ein bisschen "Trümmer gucken" Machen wir schließlich auch gerne mal :P
WinfriedK hat geschrieben:Und die Hochsprache wird vollgemüllt mit Anglizismen.
Irgendwo habe ich schonmal ein Schaubild gepostet aus dem hervorging, dass die norddeutschen Dialekte entwicklungsgeschichtlich dem englischen ohnehin näher stehen als der deutschen Hochsprache. Das Entmüllen stand erstmal vor dem Vollmüllen - es ist sozusagen ein Wechselprozess. Mir gefallen nicht alle Wortneuschöpfungen - dazu sind sie vermutlich auch nicht da. Aber ich betrachte sie niemals von vorneherein als "Müll". Es ist immer auch eine Frage der Bewertung. Im übrigen besteht das, was du zu retten gedenkst aus einer Vielzahl irgendwann mal "reingemüllter" Graecismen, Lateinismen ... (?) etc.
WinfriedK hat geschrieben:"Es gibt 5000 Sprachen, aber nur knapp 200 Staaten.
Und da für mich bei einer Sprache immer das kommunikative und nicht das abgrenzende Element im Vordergrund stehen sollte, finde ich das heftig viel. Sprachgrenzen entstehen durch Abgrenzung (unterschiedlichen Ausmaßes) auch der Sprechenden.

Was gerne vergessen wird: die babylonische Sprachverwirrung war eine Strafe Gottes - keine Belohnung! :)

1. Buch Mose 11
Die Menschen hatten damals noch alle dieselbe Sprache und gebrauchten dieselben Wörter. Als sie nun von Osten aufbrachen, kamen sie in eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. Sie sagten zueinander: "Ans Werk! Wir bauen uns eine Stadt mit einem Turm, der bis an den Him-mel reicht! Dann wird unser Name in aller Welt berühmt. Dieses Bauwerk wird uns zusammenhalten, so dass wir nicht über die ganze Erde zerstreut werden." Da kam der HERR vom Himmel herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die sie bauten. Als er alles gesehen hatte, sagte er: "Wohin wird das noch führen? Sie sind ein einziges Volk und sprechen alle dieselbe Sprache. Wenn sie diesen Bau vollenden, wird ihnen nichts mehr unmöglich sein. Sie werden alles ausführen, was ihnen in den Sinn kommt." Und dann sagte er: "Ans Werk! Wir steigen hinab und verwirren ihre Sprache, damit niemand mehr den anderen versteht!"

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Lizzy hat geschrieben:...
Was gerne vergessen wird: die babylonische Sprachverwirrung war eine Strafe Gottes - keine Belohnung! :)
Dann hab ich was für Dich: :zwinker2:
Tipp

Für die Spracherhalter hätte ich noch "karriolen" für "brausen, rasen,
ndt. heizen".

:hallo:
das Eselchen
:D "Ein Esel ist, wer mit einem Esel streitet." :D

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Lizzy hat geschrieben:WIR? :haeh: Sorry (oder speziell für dich auch: Verzeihung ;-) ich entschuldige mich dafür - muss wohl in geistiger Umnachtung passiert sein, ich erinnere mich im Moment nicht. Aber lass doch auch die Nachfahren ein bisschen "Trümmer gucken" Machen wir schließlich auch gerne mal :P
Das WIR war natürlich eine unzulässige Verallgemeinerung. Konkret: die UNESCO war´s. Ich hatte das als bekannt vorausgesetzt. :zwinker5:
Im Übrigen halte ich die Hütte auf jeden Fall für schützenswertes Industriedenkmal. Ob man sie zum Weltkulturerbe ernennen musste? Das scheint mir ein bisschen hochtrabend (auch ein selten genutztes Wort;) Es stört mich aber auch nicht.
Lizzy hat geschrieben:Aber ich betrachte sie niemals von vorneherein als "Müll". Es ist immer auch eine Frage der Bewertung.
Natürlich ist es das. Und die Bewertung ergibt sich aus dem Ausmaß und der Qualität der Beeinflussung. Und der persönlichen Reizschwelle natürlich. :teufel:
Das Ziel kann im Übrigen nicht darin bestehen, einen bestimmten Stand einer Sprache einzufrieren, wie du anscheinend annimmst. Natürlich ändert und entwickelt sich Sprache laufend. Aber man kann die Entwicklung beeinflussen und Auswüchse verhindern. Beispiel Frankreich (steht im Denglisch-Thread).
Lizzy hat geschrieben:Was gerne vergessen wird: die babylonische Sprachverwirrung war eine Strafe Gottes - keine Belohnung! :)
Bist du nicht Atheistin? :teufel:
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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Rote Liste

Leider ohne Erklärungen. Ich war doch erstaunt, wie viele der Wörter ich noch nie gehört habe. Dafür habe ich viele schöne alte Wörter wiedergefunden, eine kleine Reise in die Vergangenheit. Amüsante Lektüre.
Aber man sieht, dass einige Wörter doch sehr zeit- und situationsabhängig sind und dann zurecht verschwinden.
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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WinfriedK hat geschrieben:Rote Liste

Tja, spannend zu lesen die Liste und interessant festzustellen wie viele der Wörter bei mir noch im Gebrauch sind und wie viele schon von meinen Eltern und Großeltern nicht mehr verwendet wurden.

Allerdings stehen auch Wörter in der Liste wie "Turnbeutelvergesser" die m. M. n. nun wirklich nicht erhalten werden müssen und die es wohl auch noch nicht sehr lange gibt.

Eines fehlte mir (so spontan) und zwar das Wort "Bulli". Das sagt heute niemand mehr zu einem VW-Bus, was sicherlich auch an der heutigen Form des Busses liegt - obwohl, bullig ist der ja auch wieder - aber eben nicht so wie der erste.

Interessant auch, dass das Wort "Fete" auf der Liste steht. Bei meinen Eltern stand dort stattdessen vermutlich "Party", damals ein bei der Jugend total verpönter Begriff (steht "verpönt" auch auf der Liste?) heute ist er wieder in aller Munde.

Ciao
Michael
Link zum Erdinger-Tippspiel

Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet (Greenpeace)
und

Nichts ist scheißer als Zweiter (Eric Mejer)
und
Die Nahrung soll Deine Medizin sein
und nicht die Medizin Deine Nahrung

Hippokrates

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WinfriedK hat geschrieben:Ich hatte das als bekannt vorausgesetzt. :zwinker5:
tja - so ist das, wenn Mann's mit KulturbanausInnen zu tun hat. Ich hatte tatsächlich noch nie davon gehört und halte mich daher auch in der Beurteilung etwas zurück :noidea:
WinfriedK hat geschrieben:(steht im Denglisch-Thread)
:wow: Es gibt tatsächlich einen LA-Thread zum Thema "Sprache" mit 354 Reaktionen und ich bin nicht dabei. Wie kann das sein :confused: War ich krank oder werde ich gesund ... :zwinker5:
Tatsächlich weiß ich nichtmal was drinsteht. Wenn ein Thread zum Zeitpunkt meines Dazustoßens schon ein paar Seiten lang ist und ich womöglich beim Anlesen oder Überfliegen noch denke: "och, das hatten wir doch grad erst ..." dann kann er tatsächlich auch mal vor mir verschont bleiben. Inzwischen ist er so lang, dass ich mit der Lücke werde leben müssen und die Querverweise nicht verstehe.
WinfriedK hat geschrieben:Bist du nicht Atheistin? :teufel:
Nein - das habe ich nie behauptet. Wenn man unbedingt einen Fachbegriff bzw. Schublade möchte, dann würde auf mich wohl recht gut der der Agnostikerinpassen.

Ich sage nicht, dass ich an sowas wie einen Gott (das bzw. den zu definieren dauert ja schon Ewigkeiten ;-) glaube. Ich sage auch nicht, dass ich nicht daran glaube. Ich sage schlicht: "Isch habe keine Ahnung."

Und weil es auch für mein Leben komplett schnurzpiepenegal ist, ob es einen gibt oder nicht, kann ich mir wieder die Zeit einer Analyse sparen.

Möglicherweise resultieren meine Überzeugungen in erster Linie aus meiner Faulheit :zwinker4:

In Jahrtausenden hat es noch kein Mensch geschafft, diese Frage wirklich eindeutig zu beantworten. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass ausgerechnet ich das ändern werde und somit lehne ich mich gelassen und unwissend zurück und lebe einfach weiter.

Natürlich überwiegt in den persönlichen Gedanken eine Annahme zur einen oder anderen Seite. Meist überwiegt bei mir der Nichtglaube bzw. die Nichtannahme. Gott kommt mir einfach unlogisch vor. Es ist aber nicht gesagt, dass mein Hirn auch nur den Hauch einer winzigen Ahnung davon hat, was alles existiert oder möglich ist. Ein anderes Hirn habe ich aber nicht zur Verfügung, das weiter käme als mein kleiner Zellhaufen unter der Schädeldecke. Folglich beißt sich die Katze bei jedem Versuch einer Antwort näherzukommen ruckzuck wieder in den Schwanz und ich tue besser daran, was anderes zu tun.

Dieses andere, zu dem ich jetzt überschwenken möchte, ist wieder das Ausgangsthema. Mir ist nämlich noch etwas dazu eingefallen inzwischen.

Winfried, erinnerst du dich an meinen Bericht vom Obermain-Marathon vor über einem Jahr? Darin habe ich - lange vor dieser Schutzwörterliste - das Wort "blümerant" verwendet (ganz arglos -einfach nur, weil mir eben blümerant zumute war ;-) und du hast dich in deiner Reaktion genau darüber gefreut. Weil das Wort so selten geworden ist.

So - das als Ausgang.

Jetzt sag: wäre das Wort "blümerant" so gängig und häufig, wie z. B. der Ausdruck "unsicher" oder "flau im Magen" (paßt jetzt nicht ganz - fällt mir aber grade nix besseres ein), hättest du dich dann so darüber freuen können?

Wohl kaum! Ein Wort als etwas besonderes - eben als ein Kleinod, etwas wertvolles, seltenes - wahrzunehmen bedingt erstmal, dass es selten (geworden) ist. Die Freude daran resultiert demnach genau aus dem Umstand, dass es kaum noch auftritt. Es tut es plötzlich doch - ein selten gewordener lieber Gast - ein Lächeln erleuchtet das Gesicht des Hörers, er freut sich ... um anschließend genau DAS zu beklagen, was ihm die Freude beschert hat: die Seltenheit des Hörens.

Würdest du es täglich x-mal hören, du hättest keine Freude daran. Du würdest es überhaupt nicht wahrnehmen.

Der Mensch mag oft beklagen, dass es auf der Welt zu wenig Gold gibt. Doch bestünden sämtliche Gebirge der Welt aus Gold, nur hier und da von einer Steinader durchzogen - die meisten würden viel geben für ein Bröckchen Stein und das Gold mit Füßen treten.

Das Besondere, das, was das Gesicht zu einem Lächeln zwang, das war die SELTENHEIT des Wortes.

So wäre eine Sprache ohne Seltenheiten, die plötzlich und unerwartet um ein Eckchen lugen und wieder verschwinden, nur mit tagtäglichen Begriffen in gleicher Benutzung, die wäre ohne diese Lächeln der Freude über die Kleinodien. Es gäbe sie ja nicht.

Ein schönes Wochenende mit vielen Momenten des überraschenden Lächelns und Freuens wünscht

:hallo: Lizzy
Gesperrt

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