Hallo zusammen,
über mein Marathondebut im April habe ich lieber den Mantel des Schweigens gelegt (ich habe ihn überlebt, wie man sieht), aber man kann ja noch mehr dumme Sachen machen und darüber berichten. Und wo kann man noch mehr falsch machen als beim Marathon? Klar Triathlon

Also bin ich ca. im Mai in das Triathlontraining eingestiegen, d.h. das alte Crossrad entstaubt und eine 10er Karte für das Schwimmbad besorgt (Training morgens vor der Arbeit, ich bin so stolz auf mich

). Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass die Idee Triathlon schon etwas länger existierte und ich bereits einen Schwimmkurs hinter mir hatte, der allerdings nicht wirklich viel gebracht hat. Immerhin kannte ich nach dem Kurs den Kraulstil in der Theorie und auf einer Strecke von ca. 15 m im Planschbecken. Aber ohne Fleiß kein Preis und so steigerte ich auch hier die Strecke.
Ausgeguckt hatte ich mir den Volkstriathlon in meiner alten Heimat Braunschweig (500-23-5), Termin 29.7.2007, d.h. Hochsommer, warmes Wasser, Sonnenschein etc. Der Blick auf die Wettervorhersage zeigte leider etwas anderes: Dauerregen bei 12-14°C (ich saß noch nie bei Regen auf dem Rennrad. Wie auch, wenn das Ding erst 2 Wochen vor dem Wettkampf bereit steht). Immerhin konnte ich am Abend vorher ein Wolkenloch erwischen, um nach dem Transport das Rad wieder zusammenzubauen und kurz probezufahren.
Am Wettkampftag wachte ich viel zu früh auf. Schön, dass man noch so aufgeregt sein kann

. Ein Kontrollblick aus dem Fenster gab noch etwas Hoffnung, die sich aber bald in Luft auflöste. Der Fanclub (Eltern und Freundin) schlief noch, was sollte ich also noch zu Hause bleiben. Daher bin ich losgefahren und genau da fing es an zu regnen, was sich auch den ganzen Tag nicht mehr ändern sollte. Die frühe Stunde nutzte ich, um die Radstrecke einmal abzufahren (die Beschreibung in der Ausschreibung mit „flach bis wellig“ passte). Trotzdem war ich noch zu früh dran, so dass mein Plan „schau einfach, was die anderen machen“ nicht ganz aufging. Da Triathleten aber nette Menschen sind, waren Fragen wie „wohin kommt die Startnummer am Fahrrad?“, „das Chipband um den Knöchel oder um das Handgelenk?“ oder „wo kann ich denn in den nächsten zwei Stunden noch ca. 5 mal auf Toilette gehen“ schnell beantwortet. Nach Einrichten der Wechselzone, welches hauptsächlich daraus bestand, wenigstens die Schuhe regensicher zu lagern, und einer kurzen Wettkampfbesprechung, machte ich mich für den Schwimmstart fertig. Da stand ich nun und war einer von ihnen, ich war ein Triathlet: In der Wechselzone stand ein Fahrrad, welches teurer war als mein erstes Auto (was allerdings eher am Auto lag: VW Polo Baujahr 1974) und in einen sexy Badeanzug (auch Triathloneinteiler genannt), auf den jede Baywatch-Nixe neidisch gewesen wäre. Ich gebe zu, bei mir spannt sich das Teil noch hauptsächlich am Bauch und bei meinen Mitstreitern eher im Schulter- und Brustbereich (wie bei Baywatch…

).
„Peng“, da ging es schon los, ohne Vorwarnung. Das Wasser war angenehm warm (zumindest im Vergleich zur Luft: 20°C vs. 10°C). Ich hoffte, dass die anderen auch die Toiletten gefunden haben und die Wassertemperatur nicht aufgrund „gestiegender Nervosität“ zu stande kam. Alle guten Ratschläge für Treibholz wie mich, hatte ich einfach ignoriert. Mitten im Pulk ging es ab durch die Mitte

. Ein, zwei Tritte musste ich einstecken aber ich kam gut in meinen Rhythmus und schwamm zu meiner Überraschung geradeaus auf die erste Boje zu. Ich erwischte die Innenkurve und mit ein, zwei Brustzügen war ich um die Kurve. Dann hieß es wieder Kopf unter Wasser, schließlich bin ich seit ca. 5 Minuten Triathlet und die kraulen. Auf dem Rückweg zum Ausstieg tauchte dann eine 4er Reihe Brustschwimmer vor mir auf (das erinnerte mich irgendwie an Nordic-Walker auf der Laufstrecke, aber Respekt vor der Geschwindigkeit). Dies spornte mich noch mehr und ich erkämpfte mir einen Weg durch die Reihe, sogar ohne „Feindberührung“. Vom Wasser ging es einen kleine Hügel rauf zur Wechselzone, erst hier schaute ich irgendwann auf die Uhr: 12 min, eigentlich dachte ich, würde ich erst jetzt aus dem Wasser kommen (vielleicht war die Strecke auch ein wenig zu kurz). Der Wechsel lief recht gut (zum Einteiler gesellte sich noch ein Trikot (wegen der Kälte) und Socken), allerdings lies ich mir auf dem Weg zur Radstrecke etwas Zeit, denn laufen mit Radschuhen auf durchnässten Teppich gehörte nicht zu meinem Training. Trotz Kälte und Nässe fühlte ich mich auf dem Rad recht wohl. Immer wieder spornte ich mich an, den Vordermann zu erreichen und dann mit Schwung zu überholen (und immer wieder spornte ich wohl meine Mitstreiter hinter mir an, mich zu überholen). Die Kurven wurden von allen sehr vorsichtig genommen und die Stürze sind wohl alle glimpflich abgelaufen. Auf dem Laufweg zurück im die Wechselzone wurde ich dann von drei Jungs geschockt, die fast im Sprint an mir vorbeizogen. Zu meiner Beruhigung stellte ich fest, dass sie schon Laufschuhe anhatten und mit Riemenpedalen gefahren waren, ansonsten hätte ich Intervallauftraining mit Radschuhen in mein Trainingsprogramm aufgenommen.
Nachdem ich mich beim Nachbarn erkundigt hatte, wo es zur Laufstrecke ging schaute ich mal wieder auf die Uhr: Traumzeit von sub 1:30 noch möglich, aber es wird knapp. Ohne Tempogefühl lief ich los, erst zu schnell aber nach ein paar Minuten hatte ich ein gutes Tempo gefunden, von dem ich annahm, es bis zum Ende durchhalten zu können. Nach ein paar Kurven und kleinen Hügeln im Park kam das Ziel in Sicht. Wow, so schnell, wahrscheinlich ist die Strecke zu kurz, dachte ich mir. Zumindest bis ich das Mädel sah, welches mir mit einem Lächeln ein Armband in die Hand drückte und mir den Weg zur zweiten Runde wies, Verdammt, der Endspurt war nur ein kleiner Zwischenspurt

. Blick auf die Uhr: Ok, noch ist alles möglich. Die zweite Runde lief noch runder als die erste und dann war wieder das Ziel im Blick (und kein Mädel mit Armbändern kam auf mich zu). Noch mal alles geben für den Zielspurt aber gleichzeitig gut aussehen für das Zielfoto. Und dann war es geschafft, ich und der Triathlon. Ich sah aus wie Sau, war klitschnass und überglücklich: 1:29:24, Traumziel erreicht und es hat einfach nur Spaß gemacht. Nach einer kleinen Stärkung kam dann das große Aufräumen, an deren Ende ich zwar nicht mehr dreckig war, dafür aber mein Auto (nicht mehr der 74er Polo). Insgesamt eine super Veranstaltung. Als Läufer war es für mich beeindruckend, wie viel Aufwand für so einen Wettbewerb getrieben werden muss. Die Radstrecke war fast komplett abgesperrt (überall Streckenposten, Polizei und Feuerwehr), auf der Laufstrecke standen überall Streckenposten, um den Weg zu weisen, da die Markierungen durch den Dauerregen nicht mehr zu erkennen waren, in der Wechselzone gab es überall helfende Hände und Tipps (natürlich beim Einrichten, nicht beim Wechsel selbst).

Für das Wetter kann der Veranstalter nichts.
Jetzt habe ich Blut geleckt, ein Triathlon geht noch dieses Jahr. D.h. noch ein paar Wochen trainieren und dann werde ich wohl in Köln auf der Volksdistanz starten.
Für die Statistiker:
Gesamtzeit 1:29:24, Platz 107 von 165 gesamt
Schwimmen: 10:39, Platz 93
Rad (+Wechsel): 54:27 Platz 116 (reine Fahrtzeit nach Polaraufzeichnung ca. 48 Minuten)
Laufen: 24:18 Platz 85
Erfreulicherweise eine ziemlich gleichmäßige Leistung über alle Disziplinen, wenn man bedenkt, dass bei der Radzeit ein recht langsamer Wechsel dabei ist.
Gruß
Lars