Hi Foris!
Am 28.7 war es endlich soweit und ich hab meinen ersten Halbmarathon absolviert. Diese außergewöhnlichen Erfahrungen eines Premierenlaufs möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Ich hab mir mit der Fertigstellung des Berichts etwas zeit gelassen, deshalb kommt der Bericht erst so spät.
Als Location hab ich mir das beschauliche Bad Pyrmont ausgesucht. Hier fand zum 19ten mal der internationale Bad Pyrmont Marathon statt. Da ich aus dem benachbarten Weserbergland komme, waren mir die Gegend und das Drumherum bekannt. Außerdem war der Ort für mich sehr einfach zu erreichen und passte sehr gut in meinen Terminkalender.
Das Profil des Halbmarathons war für eine Premiere sehr anspruchsvoll. Die ersten 10 Kilometer bestanden nur aus Anstiegen, die zwischendurch immer wieder leicht verflachten
Bei Kilometer 10 hatte man den höchsten Punkt überschritten und es ging fast nur noch bergab. Der Untergrund bestand hauptsächlich aus Waldboden. Zwischendurch gab es einige kurze asphaltierte Abschnitte, sowie einen Start-Ziel Bereich mit einer Art feinkörniger Boden (Splitt).
Meine Lauferfahrungen belaufen sich mittlerweile schon auf 2 ½ Jahre. Allerdings waren das meiste davon Trainingsläufe auf flachem Terrain und mein weitester Lauf war bis dahin ein 16 Kilometer Lauf. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich die Distanz schaffen kann. Ich hatte mich gut auf diesen Lauf vorbereitet und schon früh einen Trainingsplan aufgestellt. Am Anfang des Trainings hatte ich mir das Ziel gesetzt unter 2 Stunden zu laufen. Ich änderte meine Zielsetzung auf Grund meiner geringen Erfahrungen mit einem hügeligen Lauf aber wieder in ein einfaches „nur Ankommen“. Etwas bedenken machte mir, dass ich 2 Wochen vor dem Wettkampf unser traditionelles Schützenfest voll durchgezogen hatte aber Tradition verpflichtet eben

Tag des Wettkampfes:
Der Tag begann glücklicherweise sehr gut, da ich wunderbar schlafen konnte und sich meine Befürchtungen vor Aufregung kein Auge zumachen zu können nicht bewahrheiteten. Als ich allerdings den Blick nach draußen warf verflog sich mein Lächeln auch gleich wieder, da es in Strömen regnete. So langsam begann ich dann auch mich auf eine Schlammschlacht einzustellen. Das Frühstück sollte die Basis für meinen Erfolg sein. Also startete ich diesen „besonderen“ Tag mit einem Obstfrühstück! Bloß nicht zuviel futtern

Die Startzeit wurde auf 14:50 gesetzt, was bedeutete das ich noch Unmengen an Zeit zu vergeuden hatte. Allerdings hab ich die schlechte Angewohnheit immer viel zu früh an Ort und Stelle zu sein. In der Angst irgendetwas zu verpassen starte ich meine Anreise um 12 Uhr mittags. Meine Freundin und meine Eltern waren zu meiner Unterstützung mitgekommen. (Mit Fanclub lässt es sich bestimmt leichter laufen

Von meinem Heimatort Rinteln brauchten wir nur circa 45 Minuten um nach Bad Pyrmont zu fahren. Mehrere Parkplätze waren im Umkreis von 400 Metern um den Start-Ziel Bereich verteilt und es war (Gott sei Dank) kein Problem einen Parkplatz zu finden. Der Regen hatte bis dahin aufgehört. Allerdings zogen andauernd schwarze Wolkenbänder über uns hinweg und ich dachte mir, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist bis uns der erste Schauer durchweicht. Ich beschloss mir als erstes meine Startunterlagen zu besorgen. Danach konnten wir auch schon den Beginn des Marathons verfolgen der um 13.00 Uhr startete. Anschließend verabschiedeten sich meine Eltern in Richtung Stadt um sich noch ein bisschen umzugucken. Meine Freundin und ich entschieden uns dazu die freie Zeit anderweitig zu nutzen und setzten uns in ein anliegendes Cafe. Hier konnte ich noch meinen hungrigen Magen mit einem 1,90 € !!

Mittlerweile war es 13.45 und wir bewegten uns zurück in Richtung Auto damit ich mich noch umziehen konnte. Danach gingen wir wieder zum Start-Ziel Bereich, der sich auf einer lang gezogenen Promenade befand. Der Veranstalter bot mehrere Attraktionen für Jung und Alt an, wie z.B. Info-Stände (Vital Center, Sportgeschäfte, Apotheken), Unterhaltung (Musik, Jubiläumsparty) und ein umfangreiches Speise- und Getränkeangebot. Wir vergnügten uns also relativ lange an den dargebotenen Möglichkeiten, bis es dann langsam für mich Zeit wurde. Der Start rückte unaufhaltsam näher! 10 Minuten vor dem Ende des Countdowns bewegte ich mich so langsam Richtung Startbereich. Dort begannen sich auch schon die ersten Läufer zu versammeln. Bis dato hatte es nicht geregnet, was ich sehr zu schätzen wusste. Die anrückenden schwarzen Wolken schürten jedoch meine Vorstellung von einem durchnässten Start! Vor dem Halbmarathon schickten die Veranstalter noch den Bambinilauf auf Reisen. Um 14:47 stellte ich mich schon auf das loslaufen ein, als auf einmal einer der Organisatoren durch die Menge kam und sagte das der Lauf sich um etwa 10 Minuten verschieben würde. Den Grund habe ich nicht mitbekommen! Ich nutzte diese unfreiwillige Pause um mich am Rand der Strecke aufzulockern. Danach reihte ich mich am Ende des Starterfeldes wieder ein.
Der Lauf:
Mit 9 minütiger Verspätung viel dann endlich der ersehnte Startschuss. Es dauerte circa 1 Minute bis ich dann zum Laufen kam, weil sich zunächst alle Läufer durch den Startabschnitt bewegen mussten. Der befürchtete Regen hatte nicht eingesetzt und ich war guter Dinge, dass ich es trocken in den Wald schaffen würde.
Zunächst bewegte sich die circa 400 Personen große Läufergruppe die grade Promenade hinauf. Ich ging den Lauf relativ langsam an und hielt mich weiterhin im hinteren Teil der Läuferkette auf. Nach dem ersten Kilometer verließen wir dann den asphaltierten Stadtteil und schlängelten uns auf den schmalen Wegen in Richtung Wald. Ich musste erst einmal meinen Rhythmus finden und hatte deswegen noch leichte Probleme mit der Luftzufuhr.
Nach 2 Kilometern zog die Steigung so langsam an. Ich versuchte einfach mein Tempo zu halten, da ich ja die ersten 10 KM Steigung einfach nur gut hinter mich bringen wollte. Anschließend wechselten sich bis zu KM 4 flachere Abschnitte mit kleinen Hügeln ab. Dazwischen erreichte ich auch die erste Verpflegungsstation.
Mittlerweile war ich bei KM 4 angekommen und somit auch bei der nächsten „schönen Steigung“. Die Läufer waren immer noch sehr dicht beieinander und die Wege waren leider sehr schmal. Außerdem musste man aufpassen, dass man nicht über eine Baumwurzel stolperte bzw. nicht auf den matschigen Wegen ausrutschte.
Irgendwo zwischen KM 4 und 6 passierte was Kurioses. Der Waldweg war weiterhin sehr schmal und ich lief mein Ding. Plötzlich hörte ich von hinten ein „Platz da“ rufen. Das verwunderte mich doch sehr, da sonst eigentlich keiner Überholte, weil es einfach nur unsinnig war. Trotzdem bewegte ich mich, ohne mich umzudrehen, Richtung Mitte des Weges, da man ja generell außen überholt. Mit dieser Richtungsänderung rammte ich allerdings den jungen Mann, der ziemlich schnell herangeeilt war. Es schwankte gegen einen anderen Läufer und konnte zum Glück weiterlaufen. Bei dem Tempo hatte er schon Glück gehabt. Glücklich war er über unseren kleinen Crash natürlich nicht aber was sollte ich machen. Es war ja nichts Schlimmeres passiert! 15 Sekunden später kam erneut etwas von hinten herangerauscht. Ein Betreuer mit seinem Mountainbike raste an uns vorbei, der versuchte den verirrten Läufer einzufangen. Diesmal hatte ich vorgesorgt und mich gleich an der Seite verkrochen

Jedenfalls lies ich mich nicht wirklich von dem kleinen Crash aus der Ruhe bringen und setzte meinen Lauf fort.
Bei KM 8 war dann die nächste Verpflegungsstation, bei der es immer Cola, Wasser, Wassermelone oder andere nützliche Sachen zu holen gab. Hiermit möchte ich nebenbei auch gleich meinen Respekt an Läufer weitergeben, die den Becher beim Trinken ruhig halten können. Ich bin noch nicht im Besitz dieser Fähigkeit und habe deswegen auch die Cola weggelassen. Schließlich wollte ich ja nicht total verklebt ins Ziel einlaufen.

Als die Verpflegung beendet war trennte wir uns von den 10 KM Läufern, die irgendwie unter uns waren und jetzt einen anderen Weg nahmen

Inzwischen war meine Zeitmessung ausgefallen. Das hatte irgendwas mit der Uhr meines Vaters zu tun, die ich mir geliehen hatte. Normalerweise nutze ich nur das Ipod Sport-Kit das allerdings zu Hause im Regal lag, weil ich nicht soviel Sachen mitnehmen wollte die mich unnötig belasten. Das war aber auch nicht weiter schlimm, weil ich auch weiterhin versucht habe es nicht zu übertreiben und die Zeit mir relativ egal war.
Meine Nebenläufer waren sicher keine Favoriten auf den Sieg und trotzdem beflügelte es mich das ich einige am Anstieg überholen konnte. Oben angekommen beschloss ich meinen Energieriegel zu essen. Es war das erste Mal das ich so einen Riegel überhaupt benutzt habe. Ich denke aber schon das er mir geholfen hat. Allerdings ist es gar nicht so einfach diesen doch schwer kaubaren Riegel zu essen. Ich habe etwa 5 Minuten für diesen Snack gebraucht

Nach dem rasanten Ablauf bei Kilometer 17 wendete sich die Strecke wieder in Richtung Bad Pyrmont. Nun begann wieder ein Teil mit kleineren Hügeln an denen ich Tribut zollen musste. Mein Laufbegleiter hatte die bessere Kondition zu bieten…..er strebt allerdings auch schon den Marathon an.
Ich hatte nun die schwerste Phase des Rennens zu überwinden. Meine Beine wurden schwer und ich musste mich die letzten relativ kleinen Hügel hochkämpfen. Ich hatte gehört das dieser tote Punkt nach ¾ des Rennens normal wäre, deswegen drosselte ich das Tempo und lief weiter. 3000 Meter vor dem Ziel konnte ich Bad Pyrmont sehen und auch schon die Musik hören. Das Wetter änderte sich in strahlenden Sonnenschein (Was will man mehr

Dann kamen die letzten 1000 Meter auf der bekannten Start-Ziel Promenade. Als ich die letzte Kurve passierte konnte ich auf den Zielbereich blicken und auch auf die vielen Leute links und rechts der Strecke. Einen besseren Zieleinlauf konnte es eigentlich nicht geben! Ich finishte den Halbmarathon mit einer für mich doch sehr überraschenden Zeit in 1:55:36. Die 2 Stunden waren geknackt! Ein Meilenstein in meiner Läuferkarriere

Nach dem Lauf warteten schon meine Begleiter mit Getränken auf mich. Wir beschlossen uns in das große Zelt zu setzen und ich genehmigte mir erstmal ein schönes Erdinger Alkoholfrei


Ich hoffe euch hat mein Bericht gefallen!


