
Der Start erfolgte und die ersten Kilometer ging es bergab. Schön zum Einlaufen. Das Tempo war dementsprechend hoch. So um 4:50. Nach einem Flachstück ging es dann zum ersten Mal in den Wald. Ist doch ganz was anderes. Ich liebe es einfach. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt noch. So nach5 km kam dann der erste Anstieg, welcher keinerlei Probleme bereitete. Zu oft war ich ihn in den letzten Monaten schon hoch gelaufen ! Das Tempo war immer noch hoch, denn oben ging es gleich in ein flacheres Stück über und dann endlich wieder bergab. Das letzte Stück ist aber sehr schwer zu laufen sehr steil und sehr uneben. Aber alles ging gut, keiner hat sich den Haxen gebrochen und die erste Versorgungsstelle/ Wechselpunkt kam. Hier waren auch viele Zuschauer, denn es war am Beckenhof, ein großer Biergarten der eigentlich immer gut besucht ist. Hier teilten sich die Marathonläufer von den HM –Läufern .Ich trank einen Schluck und es ging auf die Ariusschleife. Unterwegs ein kurzes Gespräch mit einem etwas älteren Herrn (Jg44) der erst vor 3 Jahren angefangen hatte zu laufe, Respekt! Die ersten 10 Kilometer waren erreicht. Ich schaute auf die Uhr und ich erschrak: 48:20??


Trotz des Anstiegs? Viel zu schnell ! Aber auf der anderen Seite, ich fühlte mich gut. Daher hielt ich mein Tempo zwischen 4:52 und 4:56/km. Die 12 km Marke erreichte ich in 58:36 und mir ging es so richtig gut! Wir kamen wieder am Beckenhof vorbei und ich drosselte mein Tempo ein wenig, denn es waren ja noch einige Steigungen vor mir. Die nächsten Kilometer verliefen ereignislos. Hm Marke in 1:44: irgendwas- völlig in Ordnung. .Aber ich spürte zum ersten Mal ein Drücken im Oberschenkel, welches aber wieder verschwand. Dann kam der zweite, viel schwerere Anstieg. Im Training konnte ich den locker hoch laufen im Schnitt unter 6 Minuten/km. Aber hier begann schon mein Fiasko. Beide Oberschenkel wurden langsam Höhenmeter um Höhenmeter fester, fühlten sich an wie Stein. Der Geist forderte doch die Beine hörten nicht. Von der Luft her hatte ich keine Probleme aber die Oberschenkel wurden immer fester. Keine Chance mehr zu laufen, ich musste gehen. Welche Blamage ! Ich fluchte (innerlich) versuchte zu laufen –sofort wieder Krampf. Seit meinem ersten Marathon 2005 hatte ich nie mehr Krämpfe und nun heute das. Ich hätte vorgewarnt sein müssen, hatte ich doch die ganze Woche schon nachts immer den Ansatz zum Wadenkrampf. Auch das hatte ich schon Jahre nicht mehr. Natürlich nehme ich Magnesium zu mir, aber heute hat es nichts genutzt.
Als es dann flacher wurde konnte ich zum Glück wieder laufen. Auch der nächste kleinere Anstieg lief wieder gut und ich schöpfte neuen Mut.

Es ging abwärts. Es folgte die Runde nach Rodalben und wieder hoch. Leicht abfallend oder eben, mal mit kleinen Anstiegen, aber schön zu laufen. Normalerweise. Nach der Ankunft im Tal nämlich folgte Teil 2 des Dramas. Kam auch nur eine winzige Steigung hatte ich wieder ein Gefühl in den Oberschenkeln als ob einer ne Schraubzwinge langsam zudreht. Du weißt du kannst machen was du willst- gleich wirst du laufen. Wenigstens bis km 30 konnte ich noch das Tempo halten. 2:38 oder 5:10/km .Aber damit war es vorbei. Ich lief nur noch mit 5:30 auf dem ebenen. Ging es bergauf- drosselte ich bis zum Walkertempo oder ging.
Dann kam er. Der Anstieg den ich die Woche so prima hoch laufen konnte, als ob keiner da wäre. Ich wusste was jetzt kommt. Laufen-gehen-trippeln-gehen-fluchen, immer mehr Läufer zogen an mir vorbei. Normalerweise überhole ich die anderen am Berg und heute konnte ich vor Schmerzen fast nicht mehr klar denken. Aufgeben ! Dieser Gedanke setzte sich langsam fest. Warum das alles ? Zum Glück kam mir in den Sinn, dass ich schließlich für Spenden lauf und jeder Kilometer einiges an Geld bringt für das Kinderkrankenhaus. Das hielt mich davon ab, einfach stehen zu bleiben. An ein vernünftiges Laufen war nicht mehr zu denken. Ich versuchte mit durchgedrückten Knien weiter zu laufen. Sah lächerlich aus und funktionierte nicht. Also wieder gehen. Endlich kam ein flacheres Stück und eine Versorgungsstelle. Ich blieb stehen, wohl wissend dass es noch einiges an Höhenmeter bedurfte um ins Ziel zu kommen. Ich dehnte zum hundertsten Mal wohl die Oberschenkel, trank Cola, Schorle, Isostar. Wasser alles zusammen- egal vielleicht hilft es. Es half nicht. Noch 5 Kilometer. Wenigstens unter 4 Stunden wollte ich ankommen. Auf dem ebenen konnte ich wieder laufen. Da kam ein weiterer von Krämpfen geschüttelter Läufer von hinten. Er konnte aber noch laufen, denn es waren seine Waden die Probleme bereiteten . Ich schloss mich ihm an und beide humpelten, liefen dann wieder humpeln in Richtung Ziel. Bei km 41,5 ging es dann noch einmal hoch. Ich sage meinem Versehrten Kameraden, dass ich gehen müsse und er soll alleine weiter laufen. Natürlich stand an dieser Stelle der Fotograf ! Auf der ganzen Strecke kein Mensch zu sehen der Fotos machte, aber hier 200m vor dem Ziel, am Berg wenn jeder die letzten Reserven mobilisieret (na ja die ersten liefen locker hoch) da stand er nun ! Also wenigstens so tun als ob man laufen würde- und es funktionierte. Der Eingang der Halle kam, nur noch kurz ein Stück runter, dann war vorne der Zielbogen zu sehen. Also noch kurz Tempo und durch. Dahinter wartete meine Tochter mit meiner Frau – und- Hans der gerade vom Jungfrauen –Marathon zurückgekommen war. Gerade mal 5 Minuten vorher war er angekommen. Es hat mich sehr gefreut alle zu sehen. Auch Nicole, die heuet ihren ersten HM mit 2:22 absolvierte kam noch um zu gratulieren, während ich nicht fähig war meine Medaille abzuholen. Sie musste mir, am Begrenzungszaun sitzend umgehängt werden. Wieder sehr peinlich ! Die Beine wollten nun überhaupt nicht mehr. Ach ja die Zeit: Mit 3:58:22 (ca.) war ich zwar 4 Minuten schneller als letztes Jahr, aber ohne die Krämpfe wäre eine Zeit um 3:50 locker zu erreichen gewesen. Deshalb konnte ich mich auch nicht richtig freuen.
Nun da ich diesen Bericht schreibe, graut es mir noch einmal auf zu stehen. So kaputte Beine hatte ich noch nie.
Übrigens : Als ich mir in der Halle noch 3-5 Becher zu trinken holte kam mir freudenstrahlend die Siegerin der Frauen, Stefanie Fulde, entgegen. Ich fragte wie es bei ihre gelaufen wäre .Sie antwortetet. überhaupt nicht aussehend als ob sie eben einen Marathon mit 660 HM gelaufen wäre : „Och, ich fühlte mich gut ich kam mit 3:17 ins Ziel.“ Wenn man bedenkt, dass sie eigentlich Triathlon betreibt ist das schon sehr beachtlich und deprimierend !
Jetzt werden die Wunden geleckt und gewundert wie viel ich über diesen verkorksten Lauf zu schreiben hatte.