Die Anreise verlief ohne größere Probleme, auch wenn ich den Foritreff verpasst habe, sorry. Ich war etwas spät dran und traf eine Kollegin, die ihren ersten HM lief.
Mein FR war auf Laufen gegen einen virtuellen Partner eingestellt, der konstant in 5:41min/km den HM in 1:59:xx finishen sollte. Mein Ziel war es, ihm keinen Vorsprung zu lassen. Die erste Hälfe verlief unspektakulär, wenn man von der Tatsache absieht, dass ich Mineralwasser bei Wettkämpfen nicht so gut vertrage und mich deshalb trinkmäßig etwas zurückgehalten habe. Bereits ab km 13 spürte ich die Anstrengung

Km 20, ich schaue nicht mehr auf die Uhr, dafür habe ich keine Kraft mehr übrig, ich habe das Gefühl langsamer zu werden (was die Uhr später nicht bestätigt) und erwische mich dabei, nicht mehr ganz gerade zu laufen und gelegentlich "Schlenker" zu machen.


Ca. 150m vor dem Ziel stürz ich einfach zu Boden, ich versuche einmal aufzustehen, ein zweites und ein drittes Mal, in meinem Kopf blitzen Bilder der Ironman- Finisherin auf, die nach einem Sturz nicht wieder aufstehen konnte, es gelingt mir einfach nicht. Ein Läufer bleibt stehen, ein zweiter kommt hinzu und stellen mich wieder auf die Füße. Davon bekomme ich nichts mehr mit, ich hab nen absoluten Filmriss. Meine Tochter, die im Ziel auf mich wartet, berichtet mir später, dass mich einer der Läufer bis ins Ziel begleitet hat, dort hat mich meine Tochter in Empfang genommen und bis zur Wiese begleitet.
Meine erste Erinnerung ist, dass sie mir dort eine Jacke unter den Kopf geschoben hat. Ich liege mindestens 20min dort, versuche liegen zu bleiben, meinen Kreislauf und die krampfenden Beine unter Kontrolle zu bringen und dabei meine Tochter nicht weiter als eh schon aus der Fassung zu bringen. Irgendwann registriere ich, dass ich eine Medaille um den Hals hängen habe. Ich bin doch gar nicht durchs Ziel gelaufen, oder doch? Meine Tochter berichtet mir von den helfenden Händen und ich nehme die Medaille ab. Mindestens ein Läufer, dem die 2h- Marke vielleicht ebenso wichtig war, hat sein Ziel nicht erreicht, um mir zu helfen. Ich habe einiges riskiert, aber nicht geahnt, dass ich mich soweit bis zu dieser Grenze meiner Leistungsfähigkeit bringen kann. Diese Fehleinschätzung und die Tatsache, dass durch diese jemand anderes seine Ziele eventuell nicht erreicht hat, lässt keinen Stolz aufkommen, eher das Bedürfnis mich zu entschuldigen.
Heute mit einer Nacht Abstand seh ich das Ganze nicht mehr ganz so extrem, sicher bin ich nicht der erste Läufer, der sich in einem Wettkampf überschätzt. Ich werd mal versuchen, herauszufinden, wer der nette Läufer war. Vielleicht finde ich etwas bei firstfactory oder in den Ergebnislisten. Ach so die Zeit: 2:01, Nebensache.