34. Internationaler Berglauf der LG Neckargemünd
3. November 2007
Der Berglauf in Neckargemünd, rund zehn Kilometer nördlich von Heidelberg gelegen, ist seit vielen Jahren eine feste Größe im unteren Neckartal. "International" klingt etwas hoch gegriffen, aber immerhin sind außer den einheimischen Kurpfälzern auch Hessen, Badener und versprengte Schwaben mit dabei... Am ersten Samstag im November geht es vom Niveau des Neckars aus von der Südseite hinauf auf den "Königstuhl" dessen Nordflanke das allseits beliebte Heidelberger Schloß ziert. Ein besonderes Schmankerl ist die Teamwertung für ein Gespann aus Radfahrer und Läufer, durch die Vorgaben der Forstbehörde leider beschränkt auf 25 Teams. Ansonsten sind die Eckdaten schnell aufgezählt: 11,8 km, rund 450 m Höhendifferenz zwischen Start und Ziel, bis auf ein paar hundert Meter nach dem Start geht es ausschließlich durch den Wald. Start ist um 14 Uhr für die Radler und 15 Minuten später für die Läufer, so daß man sich nicht in die Quere kommt. Wer nach "Swiss Alpin" oder Ähnlichem neue Herausforderungen sucht, ist hier definitiv falsch. Allerdings ist das Leistungsniveau nicht gar so niedrig, wobei auffällt, daß besonders die "M40" (hier 40-49) von den Starterzahlen her wie bei den Zeiten, recht gut im Futter steht.
Ausgangspunkt ist ein Schulgelände nicht weit vom Waldrand. Die Turnhalle ist ausgesprochen putzig und dürfte manchen von den Älteren an die eigene Schulzeit, vor der Epoche der ebenso praktischen wie geschmacksneutralen kommunalen Vielzweckhallen, erinnern. Nein, es riecht nicht nach Bohnerwachs und Schweißfüßen - soviel Nostalgie dann doch nicht. Ein regionaler Laufladen ist vor Ort und ein Kuchenbüffet mit Selbstgebackenem, nett übersichtlich also.
Während die Läufer noch teils auf dem Hof rumtraben und die steifen Glieder dehnen, teils die Grobstolligen fester schnüren, jagt ein Startschuß schon die Radler in den Wald. Eine Viertelstunde später stehen wir dann unter dem Startbanner. Noch ein bißchen nervöses Trippeln, Peng, und los geht’s. Die ersten hirschen wie von der Tarantel gestochen die Straße hinunter, denn erstmal verläuft die Strecke ein paar hundert Meter bergab und auf Asphalt. Ich geht's mal etwas ruhiger an, überholen kann man hier fast überall und das macht eindeutig mehr Spaß als später selber japsend eingesammelt zu werden. Schon nach kurzer Zeit fallen die ersten zurück und es lichtet sich. Wer noch die Muße hat, den Kopf nach rechts zu drehen, kann den einen oder anderen Blick ins schöne Neckartal erhaschen. Es ist nicht gerade ein strahlender Herbsttag aber trocken und relativ mild. Der bunte Herbstwald guckt leicht pastellig durch seine Dunstschleier.
So trabt die Meute denn bergauf, mal flacher mal steiler aber immer recht human. Die Strecke ist gut markiert und keiner muß fürchten, vom Weg abzukommen. Als ich vor drei Jahren hier das erste Mal unterwegs war, hing der Nebel so dicht zwischen den Bäumen, daß vom Wald kaum noch was zu sehen war. Ein richtiger Märchenwald. Der ausrichtende Verein hatte an allen Ecken und Enden Streckenposten aufgestellt und tatsächlich scheint niemand verloren gegangen zu sein. Prinzipiell ist die Orientierung ja auch einfach: im Zweifelsfall immer bergauf. Oder doch meistens, denn auf halber Höhe ungefähr gibt’s ein kurzes Gefälle und die Straße wird gequert. Ein Freund und Helfer hält solange die drei Autos auf, bis wieder ein Pulk Läufer durch ist und ein paar Zuschauer klatschen munter. Dann wird’s wieder steiler und ich bin froh, nicht gleich übermütig losgeprescht zu sein und so noch ein paar Körnchen in petto zu haben. Das macht sich bezahlt, denn jetzt überhole ich fast nur noch. Auch den mit dem "powerd by Jesus"-T-shirt. Trotzdem bin ich atemtechnisch öfters am Anschlag in der doch sehr feuchten Luft. Habe dabei aber zahlreiche Gesellschaft, denn was man da so zu hören bekommt ließe manchen Lungenarzt erschauern. Jetzt kommen immer wieder verschwitzte Radler entgegen, die entspannt, sehr gesittet und mit schleifenden Bremsklötzen nach unten rollen.
Schließlich taucht das Türmchen der "Posseltslust" aus dem Dunst auf, ganz aus dunkelrotem Sandstein gebaut, aus dem ein Großteil des Odenwaldes und auch der Königstuhl besteht. Die Höhe hätten wir jetzt fast, fehlt nur noch das Ziel. Aber vorher geht’s noch mal kurz bergab und dann wieder rauf. Ich kann noch ein schrecklich keuchendes weibliches Wesen überholen, dann geht’s zu guter letzt wieder auf den Asphalt. Nochmal ein Verkehrspolizist: Achtung, rechts bleiben (und nicht über die Hütchen fallen), denn hier gibt’s vereinzelt Straßenverkehr. Die letzten zweihundert Meter bis zum Ziel sind tatsächlich die steilsten, wohl dem, der hier noch Luft hat. Dann schließt sich der Zielkanal, einer ruft meine Startnummer, Zeitnahme und ich bin im Ziel. Ein anderer hakt mit dem Filzstift meine Startnummer ab. Pffff, geschafft. Etwas schneller als das letzte Mal und besser eingeteilt - man ist ja lernfähig.
Dann gibt’s heißen Tee mit Zitrone oder so was, lecker. Die Leiber dampfen und es bilden sich Grüppchen aus Radlern, Läufern, Abholern, Helfern, Bekannten. Außerdem gibt’s dann noch gesponsertes Geschlabber im Aluplastikbeutel und kleine Stückchen Hefezopf. Wer Klamotten abgegeben hat, kann sich jetzt was Trockenes anziehen. Ich werde abgeholt und nach Hause gekarrt (Parkplatz läßt sich immer finden). Es gibt aber auch einen Bustransfer zurück zum Start. Von dort ist es nur ein Katzensprung zu Bahnhof, Bushaltestelle und Parkplätzen.
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Hallo,
ein schöner Bericht diesen Morgen, da kann man in den ersten Bürominuten noch ein bischen von Waldwegen träumen. Habe deine reichhaltige Wortwahl genossen.
Den Lauf werde ich mir mal für nächstes Jahr vormerken - das allgemeine Leistungsniveau etwas senken
Königsstuhl Nordflanke klingt nach einem landschaftlich schönen Lauf, und ich habe Verwandtschaft in Heidelberg. Obwohl 450m Höhenunterschied für mich Flachländer durchaus nach Qual und Lungenarzt klingen... na, mal sehen.
Danke für den Bericht.
Susanne
ein schöner Bericht diesen Morgen, da kann man in den ersten Bürominuten noch ein bischen von Waldwegen träumen. Habe deine reichhaltige Wortwahl genossen.
Den Lauf werde ich mir mal für nächstes Jahr vormerken - das allgemeine Leistungsniveau etwas senken

Danke für den Bericht.
Susanne
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Hallo Rennrum,
ein toller Bericht, ich hab den Lauf auch so erlebt, es ist halt ein kleiner aber gut Organisierter Lauf ( zum 34.mal ) meine Lauffreunde und ich haben uns eine halbe Stunde vor dem Start angemeldet was innerhalb 2 Minuten erledigt war. Nächstes Jahr bin ich bestimmt wieder dabei.
ein toller Bericht, ich hab den Lauf auch so erlebt, es ist halt ein kleiner aber gut Organisierter Lauf ( zum 34.mal ) meine Lauffreunde und ich haben uns eine halbe Stunde vor dem Start angemeldet was innerhalb 2 Minuten erledigt war. Nächstes Jahr bin ich bestimmt wieder dabei.
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Hallo Volker,
ich werde, wenn möglich, nächstes Jahr auch wieder dabei sein.
Vielleicht läuft man sich ja mal über den Weg.
Gruß
Wolfgang
ich werde, wenn möglich, nächstes Jahr auch wieder dabei sein.
Vielleicht läuft man sich ja mal über den Weg.
Gruß
Wolfgang