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von Überläufer
Bei den Eliteläufern sortieren die Trainer schon vor der Übernahme der Zusammenarbeit mit den Läufern diese nach ihren Stärken und Schwächen und bestimmen dadurch schon einmal die Hauptbewerbe, auf die sie sich vorbereiten und dadurch auch ihr Training.
Das trifft aber nicht auf Dein Beispiel der beiden Marathonläufer zu.
Die Frage von Alfathom läßt sich leicht beantworten, wenn man sie übertreibt. Ich kann nicht gut schwimmen, ist das eine Schwäche, an der ich arbeiten muß, um im Marathonlauf gut zu sein? - Nein, denn sie ist nicht relevant. So ist auch die Sprintfähigkeit nur begrenzt relevant. Man soll nur um einiges schneller Sprinten können als das geplante Marathontempo.
Ich denke, daß der Trainer der beiden nach dem "Flaschenhalsprinzip" vorgegangen ist. Was ist der Flaschenhals, der einer besseren Leistung jeweils im Wege steht und wie sehr läßt er sich aufdehnen oder umgehen (wie ein Bypass)?
Mit den hier geschilderten Daten kann man aber nur spekulieren. Wenn man die jeweilige VO2max und die laufökonomischen Daten nicht kennt läßt sich die Entscheidung nicht nachvollziehen.
Wenn der eine noch Potential im Tempo hat, dann wird er daran arbeiten, wenn der andere noch Potential in der Ausdauer hat, wird er eher dort mehr investieren.
Man kann sich ja der Sache auf zwei Arten nähern. Der eine ist schnell und muß lernen, die Schnelligkeit länger durchzuhalten, der andere ist ausdauernd und muß lernen die Strecke schneller zu laufen.
Wenn man noch die Muskelfaserzusammensetzung in Betracht zieht, so gibt es ja auch die Reaktion auf bestimmte Trainingsarten. Gute Trainer erkennen ziemlich schnell, auf welches Training die Läufer gut ansprechen und das ist beim einen halt das Tempo und beim anderen halt der Umfang.
Feststeht aber auch, daß das nur Optimierungen sind. Wer 220 oder 280 km verkraftet, der macht von Haus aus viel Umfang.
Man kann Elitetraining nicht 1:1 auf das Leistungstraining übertragen, vom Freizeittraining ganz zu schweigen.
Daniels, der hier schon öfter angesprochen worden ist, erleichtert einem das Abspulen der langen Läufe, indem er daraus Cruiseintervals macht. Ein extremes Beispiel: 15 min Aufwärmen, 4 x 5 min. im Schwellentempo mit 1 min Trabpause, dann 80 min leichtes Tempo und dann wieder 4 x 5 min. Schwellentempo und 15 min Auslaufen. Damit kommt man auf etwa 2 3/4 Stunden und die sind kein ödes Rumgegurke. Das macht er natürlich nicht am Beginn der Saison, sondern er bereitet so eine Einheit langsam vor, indem davon zu Beginn nur Teile gelaufen werden. Das ist jetzt nur ein Tipp an Rolli, wie man lange Läufe gestalten kann und glaube mir, bei den vielen Wechseln mußt Du dich schon ziemlich konzentrieren beim Auf-die-Uhr-Schauen und Du freust Dich richtig über die langsamen Teile.
Wenn Du eine Schwäche hast, die Deiner Leistung in einem bestimmten Bewerb im Wege steht, dann mußt Du daran arbeiten - wie, das hängt von Deiner Reaktion auf das Training ab.