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Oberkörperhaltung bei zunehmender Erschöpfung

Oberkörperhaltung bei zunehmender Erschöpfung

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"Guter Stil ist alles - oder wie gehts weiter, wenn der Stil futsch ist"?

Bei anstrengenden Läufen passiert es mir zum Ende hin immer wieder, dass ich statt aufrecht zunehmend gebückter laufe. Die Körperspannung lässt nach. Wenn mir diese bebückte Laufhaltung bewusst wird, versuche ich diese wieder zu korrigieren. Je nach Erschöpfungszustand gelingt dies aber nur für eine kurze Zeit und ich verfalle wieder in die ‚krumme Haltung’.

Macht es da den eigentlich noch Sinn, immer wieder zu versuchen diese Haltung zu korrigieren? Verschwendet man ggf. zu viel Energie, in dem man sich immer wieder aufbäumt? Oder ist es grundsätzlich ökonomischer mit einem aufrechten Laufstil, so dass man diesen stets halten soll. Oder unterscheidet man hier zwischen Training und Wettkampf: Im Training den aufrechten Stil halten so gut es geht und im Wettkampf einfach nur laufen; egal wenn man zum Ende hin einknickt?

Ach ja, wo gehören denn die Schultern hin? Mir passiert es immer wieder, dass ich die Schultern in Richtung der Ohren anziehe, so das der Hals immer kürzer wird. Hängen die Schultern oder werden sie per Körperspannung leicht nach hinten gedrückt?

Stark Übertrieben geht somit der Oberkörper in gewissen Zyklen von der aufrechten in die gebeugte Haltung und zusätzlich gehen die Schultern bei entsprechender Erschöpfung rauf und runter.

Auch wenn sich die Beschreibung des Laufstil lustig anhört, sind die Fragen schon ernst gemeint und ich würde mich sehr über Erfahrungen und Ratschläge freuen. Zwischenzeitlich habe ich im Forum einiges zum Thema Laufstil gelesen. Dabei sind jedoch in der Regel die Faktoren definiert, die einen guten Stil ausmachen. Aber was mache ich, wenn die Kraft am Ende fehlt um den Stil zu halten? Jede Menge Fragen – wer hat Antworten?

SlowMo :hallo:
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Also mit Oekonomie hat der Laufstil im Grunde gar nichts zu tun. Bei einem guten Laufstil geht es im Grunde nur um Verletzungsprophylaxe. Wenn du beispielsweise stark nach vorne gebeugt laeufst entsteht eine hohe Belastung fuer deinen Ruecken. Die Schultern sollten beim Laufen locker und entspannt sein. Einfach ganz normal lassen!

Wenn dir die Kraft fehlt um einen passablen Stil aufrecht zu erhalten, solltest du anfangen Krafttraining zu machen. Dies verbessert die zum Laufen notwendige Stuetzmuskulatur.

MfG
Supra

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Ich finde, ich kann das auf den Fotos bei Wettkämpfen ganz gut verfolgen, dass sich die sitzende Laufhaltung langsam zu einer aufrechteren hin wandelt. Der Schwerpunkt hierbei ist die Kräftigung der Rumpfmuskulatur (Lendenwirbelbereich und Bauchmuskulatur).
Sinn liegt für mich nicht hauptsächlich bei der Verletzungsprophylaxe sondern im Tempo. Solange ich die Körperspannung halten kann, solange bin ich insgesamt schneller.

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Robman hat das bei meinen Fotos (Startnr: 21047) auch schon festgestellt, dass ich vom aufrechten Stil in den "Klostil" verfalle. Die Fotos sind allesamt vom letzten Kilometer. Er meinte mit Kräftigung der Rumpf und Bauchmuskulatur kommste da weiter.

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Schon mal vielen Dank für die Antworten.
Bisher scheint der Tenor ja so zu lauten, dass die nachlassende Körperhaltung durch eine bessere Rumpfmuskulatur verbessert werden kann. Allerdings mache ich schon einiges an zusätzlicher Gymnastik. Wobei der Anteil der Übungen für die Bauchmuskeln im Verhältnis zu den Rückenübungen wesentlich höher ist. Eigentlich fehlen mir vernüpftige Übungen für den Rücken. Da wäre ich schon einmal für Links zu Rückenübungen für Läufer dankbar.
Trotzdem kommt sicherlich trotz gestärkter Muskulatur der Punkt an dem man (köperlich) einbricht. Arbeitet man dann dagegen? Verhält man sich im Wettkampf anders als im Training?

@ponjio mit deiner HM-Zeit liegst du ja im internen Duell jetzt vor Karsti - sollte die Jugend gewinnen?
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Ich bekomme KG mit Schlingentisch zwar nicht wegen laufen aber mein Physiotrapeut macht nach dem ich ihm Bilder von meinem Zieleinlauf gezeigt habe Training für die Rückenmuskulatur einschließlich der Tiefenmuskeln.

Habe Muskelverspannung im Rücken gehabt.

Gruß Horst
600Km Spendenlauf für die Kinderklinik Tübingen
In der Ruhe liegt die Kraft. TRANSALPINE-RUN 30. August - 6. September 2014
Schönbuch 100Meilen

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Hier mal ein Link der Übungen speziell für Läufer hat. Die meisten davon hab ich zwar gemacht, aber wenn du dir meine Bilder anschaust, siehste, dass es nichts gebracht hat.

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Der Link ist nicht schlecht.
Die Übungen sind 2-3mal die Woche im Wechsel zu machen. Am besten an Trainings freien Tagen.

Das problem ist meisten das man einmal anfängt und wenn man denkt jetzt ist es gut hört man mit den Übungen auf.
Und das ist der Größte Fehler den man machen kann. Man muss es Woche für Woche und Jahr für Jahr weitermachen.

Nur so bleibt die Muskelspannung erhalten.

Gruß Horst der aus Erfahrung spricht
600Km Spendenlauf für die Kinderklinik Tübingen
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Schönbuch 100Meilen

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Danke für den Link :)
allerdings, wie Robman schon sagt: "Monat für Monat, Jahr für Jahr", das stehe ich nicht durch.

:peinlich: noch mal die Frage: Wenn es nicht mehr geht: Den Laufstil ignorieren oder wie ein "Steh-Auf-Männchen" immer wieder korrigieren?
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robman hat geschrieben:Die Übungen sind 2-3mal die Woche im Wechsel zu machen. Am besten an Trainings freien Tagen.

Das problem ist meisten das man einmal anfängt und wenn man denkt jetzt ist es gut hört man mit den Übungen auf.
Und das ist der Größte Fehler den man machen kann. Man muss es Woche für Woche und Jahr für Jahr weitermachen.

Nur so bleibt die Muskelspannung erhalten.

Gruß Horst der aus Erfahrung spricht
Genau das wird wahrscheinlich mein Fehler gewesen sein. Hab die Kräftigungsübungen nicht konsequent durchgehalten.
SlowMo hat geschrieben:Danke für den Link :)
allerdings, wie Robman schon sagt: "Monat für Monat, Jahr für Jahr", das stehe ich nicht durch.
Wie schon gesagt: Ich auch nicht :peinlich: .

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noch mal die Frage: Wenn es nicht mehr geht: Den Laufstil ignorieren oder wie ein "Steh-Auf-Männchen" immer wieder korrigieren?
Schwierige Frage: Man muss davon ausgehen, dass du nach einiger Zeit in einen schlechten Laufstil verfaellst, da deine Muskeln nicht genug Kraft haben um die Koerperherhaltung so zu halten, wie sie sein sollte. Dementsprechend wird es dich beim Laufen relativ viel Kraft kosten, im Sinne von Oekonomie, diese Haltung aurecht zu halten, obwohl der Koerper anderes vorhat. Dem zufolge solltest du, wenn es nicht ein Wettkampf ist, auf jeden Fall versuchen die Haltung so gut wie moeglich zu bewahren. Wenn es jedoch um Zeit geht koennte dir das Aufrechterhalten einer bestimmten Haltung Zeit kosten.
Zur Verletzungsprophylaxe ist in jedem Fall jedoch die Kraeftigung der Muskeln und das Aneignen eines guten Stils wichtig. Also achte mal beim Laufen auf deinen Stil. Dadurch kraeftigst du die entsprechenden Muskeln und es erledigt sich eventuell von selbst.

MfG
Supra

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@ Supra
super, genau den Kern der Frage getroffen :daumen:
Und deine Antwort ist ja auch ganz einleuchtend: Im Training die Muskeln durch die Einhaltung der korrekten Haltung so lange es geht trainieren und davon dann im Wettkampf durch die verbesserte Haltung partizipieren. :)
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SlowMo hat geschrieben:@ Supra
super, genau den Kern der Frage getroffen :daumen:
Und deine Antwort ist ja auch ganz einleuchtend: Im Training die Muskeln durch die Einhaltung der korrekten Haltung so lange es geht trainieren und davon dann im Wettkampf durch die verbesserte Haltung partizipieren. :)
Ja auf dem Bild sieht es echt so aus, als ob du gleich auf Toilette müsstest :hihi: .

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@ponjio
den Begriff "Klostil" hast du hier ins Rennen gebracht; ich habe immer nur von einer gebückten Haltung gesprochen :zwinker5:
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SlowMo hat geschrieben:@ponjio
den Begriff "Klostil" hast du hier ins Rennen gebracht; ich habe immer nur von einer gebückten Haltung gesprochen :zwinker5:
Ne ich glaub robman hat den schon ein einem anderen Thread ins Spiel gebracht. Ja genau bei der Schuhwahl. Ich hab ihn nur hier in den Thread übernommen, weil er hier besser passt.

Balance

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Hallo SloMo,

klar, eine kräftigere Muskulatur kann Dir helfen. Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt: Die Balance!

Warum kostet es Kraft, den Kopf auf dem Hals zu halten? Warum sitzt der Schwerpunkt des Kopfes nicht in der "Mitte" auf dem Hals? Wahrscheinlich, weil Du kein richtiges Gefühl für die Mitte hast. Damit meine ich den Punkt, in dem der Kopf auf dem Hals ausbalanciert ist und ohne (größere) Muskelanspannung auch dort bleibt.

Um die Mitte zu finden, mache ich folgende Übung:

Suche Dir einen ruhigen Park mit einem Asphaltweg ohne Hindernisse. Geh auf ein Stück, das ca. 200m schnurgerade ist. Nun laufe in moderatem Tempo (nicht langsam, auch nicht wirklich schnell) diese Strecke. Du änderst Deinen Laufstil abwechselnd zwischen zwei Extremen. Hin das eine Extrem, dann ca. 15sek Pause, dann das andere Extrem auf dem Rückweg:

Hin:
Du schaust auf den Boden, ca. 5m vor Deine Füße. Deine Schultern lässt Du leicht nach vorne hängen. Der Oberkörper läuft ein wenig vorgebeugt. Wenn Du es wirklich extrem machst, fällst Du regelrecht in den nächsten Schritt hinein.

Zurück:
Du schaust in die Baumwipfel, ca. 10-15m vor Dir. Die Schulternblätter ziehst Du zusammen, die Brust streckst Du heraus. Der Oberkörper läuft ein wenig in Rücklage. Wenn Du es extrem machst, hast Du einen (übertrieben) großen Kniehub und "fliegst" in den nächsten Schritt hinein.

Die ganze Prozedur wiederholst Du etwa 10x. Danach läufst Du noch 1-2 km im moderaten Tempo und versuchst zu fühlen, ob Du "die Mitte" jetzt anders empfindest als vor der Übungssequenz. Wenn Du diese Übung über einige (z.B. 12) Wochen in Dein Trainingsprogramm einbaust, hast Du die Chance, dass sich "die neue Mitte" auch ins Unterbewusstsein einprägt.

Ich hoffe, Du kannst etwas damit anfangen ...

Viele Grüße
Andreas

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@ runnersgirl
danke für die Links
(korrigierter Link für die Läuferrolle: Mit dem Mitternachtsläufer unterwegs: Läuferrollen sind nicht zum Essen da )
Dabei handelt es sich um Übungen, die ich in meinem Programm immer mal wieder einbaue. Aber leider wohl nie konsequent genug. Mal wende ich mein Gymnastikprogramm konsequent und regelmäßig an und zeitweise lasse ich es dann auch wieder einige Wochen ausfallen. Dann bringe ich einfach nicht die notwendige Disziplin auf. Zudem sind die Erfolge bei den Gymnastikübungen schwer zu bewerten. In Bezug auf mein "Oberkörperproblem" konnte ich eigentlich noch keinen richtigen Fortschritt erkennen.

@Andi_Fant
wow dein Ansatz das Problem zu lösen gefällt mir richtig gut. :)
Ich bin selbst richtig gespannt, ob ich ein Gefühl für die Mitte entwickeln kann. Ich werde deine Übungen auf jeden Fall ins Training einbauen. Bleibt abzuwarten, ob ich ein Gespür für die Mitte entwickeln kann und ob diese Mitte mit zunehmender Erschöpfung im Wettkampf sich nicht wieder verschiebt. :zwinker5:
Nochmal besten Dank.
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Supra hat geschrieben:Also mit Oekonomie hat der Laufstil im Grunde gar nichts zu tun.
Da behaupte ich doch glatt mal das Gegenteil:
Ein vernünftiger Laufstil ist DIE Voraussetzung für ökonomisches Laufen.
SlowMo hat geschrieben:Allerdings mache ich schon einiges an zusätzlicher Gymnastik. Wobei der Anteil der Übungen für die Bauchmuskeln im Verhältnis zu den Rückenübungen wesentlich höher ist. Eigentlich fehlen mir vernüpftige Übungen für den Rücken.
Könnte mir vorstellen, dass in diesem einseitigen Training ein wesentliches Problem liegt.
Da ich aber überhaupt kein solches Training mache, bin ich da leider kein Experte.

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Ich bin selbst richtig gespannt, ob ich ein Gefühl für die Mitte entwickeln kann.

[...]

und ob diese Mitte mit zunehmender Erschöpfung im Wettkampf sich nicht wieder verschiebt. :zwinker5:
Nochmal besten Dank.

Hallo SlowMo,

nicht jeder spricht auf Übungen dieser Art an. Wenn Du also nach 2-3x Üben damit immer noch gar nichts anfangen kannst, dann lass es besser wieder ...

... klar, bei langer, erschöpfender Belastung brechen alte Gewohnheiten eher wieder durch. Wenn Du diese Übungen in einer Phase machst, in der Du viele lange Läufe (z.B. > 2h) trainierst, kann es sein, dass der "Nettoeffekt" nachher null ist. Was Du bei der einen Trainingseinheit übst, wird dann in der anderen wieder "zugeschüttet".

Folglich ist die beste Phase für das Ändern alter, fest eingeprägter Bewegungs- und Haltungsmuster nach der Wettkampfphase. Dann kann man ein paar Wochen den Schwerpunkt darauf legen und auch die langen Läufe und erschöpfende Intervalle weglassen. Motorisch gesehen fängt ein langer Lauf ja schon bei ungefähr einer Stunde an ...

Grüße
Andreas

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Habe gestern noch mal mit meinem Physio geredet. Der hat mir ja schon vor Tagen mal die Richtige Rückenkrümmung gezeigt. Um nicht in die Sitz lauf zu verfallen hat er mir geraten die Brust rauszustrecken beim laufen und auf die Rückenkrümmung zu achten.

Die wechselübungen beim laufen hören sich auch nicht schlecht an.

Gruß Horst
600Km Spendenlauf für die Kinderklinik Tübingen
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Andi_Fant hat geschrieben:Hallo SlowMo,

nicht jeder spricht auf Übungen dieser Art an. Wenn Du also nach 2-3x Üben damit immer noch gar nichts anfangen kannst, dann lass es besser wieder ...

... klar, bei langer, erschöpfender Belastung brechen alte Gewohnheiten eher wieder durch. Wenn Du diese Übungen in einer Phase machst, in der Du viele lange Läufe (z.B. > 2h) trainierst, kann es sein, dass der "Nettoeffekt" nachher null ist. Was Du bei der einen Trainingseinheit übst, wird dann in der anderen wieder "zugeschüttet".

Folglich ist die beste Phase für das Ändern alter, fest eingeprägter Bewegungs- und Haltungsmuster nach der Wettkampfphase. Dann kann man ein paar Wochen den Schwerpunkt darauf legen und auch die langen Läufe und erschöpfende Intervalle weglassen. Motorisch gesehen fängt ein langer Lauf ja schon bei ungefähr einer Stunde an
Hallo,

ich stimme soweit zu, dass man am Laufstil in lockeren Einheiten oder Trainingsphasen am besten arbeiten kann. Lauf ABC macht man ja auch eher am nfang des Trainings, wenn man noch nicht erschöpft ist.

Allerdings teile ich die Einschätzung mit dem "zugeschüttet werden" so nicht. Das sollte nicht passieren. Die langen Läufe (und auch das andere Training) sollten auch einfach nicht so hart sein, dass man da alles wieder vergißt und "die Haltung verliert".

Auch bei Intervallen sollte höchstens mal bei der letzten Wiederholung vorkommen, dass man sich nicht mehr zusammenreißen kann, verkrampft und in einen unmöglichen Laufstil verfällt.

Grundsätzlich wird im Training so wenig wie möglich "geknüppelt". Das heißt nicht, dass nicht hart trainiert werden darf. Aber grundsätzlich sollte man im Training etwa 99% des Pensums kontrolliert laufen können und von der Wettkampfbelastung etwas Abstand halten.

Also, am leichtesten ist es natürlich, bei lockeren Einheiten am Laufstil zu arbeiten:
- Grundlagenläufe von 35-50, max. 60 min.
- darin kann man auch gut Strides/Steigerungen/schnelle Abschnitte einbauen und in denen besonders auf den Stil achten
- Lauf ABC
- schnelle Wiederholungsläufe, z. B. der Klassiker: 200er in etwa im 1500m-Tempo oder etws langsamer mit nahezu vollständiger Erholung (ganz grob das 2-10fache der Belastungsdauer als Pause, die meisten Läufer hier brauchen wahrscheinlich mind. das 4fache)

Damit löst man aber noch nicht das Problem, dass man im WK auf einmal krumm und schief und unkontrolliert läuft. :zwinker5: Weil wenn du noch fit bist, ist es ja kein Problem.

Und deswegen geht es jetzt nochmal in die "Fortgeschrittenen-Ecke": Gerade bei den härteren Einheiten ist es auch ganz sinnvoll, darauf zu achten, ob die Haltung noch stimmt. Also nicht da an technischen Feinheiten rumdoktern, aber wenigstens auf die Basics oder die persönlichen, bekannten Schwächen achten, hier ein paar Beispiele:
- locker bleiben, nicht verkrampfen
- groß bleiben (Hüftstreckung)
- Schrittlänge halten
- frequenz halten
- oberkörper ruhig
- korrekten armeinsatz nicht vergessen

Jahrelang hat mich mein früherer Trainer drauf "getrimmt", dass im Training auch bei harten Einheiten "Haltung bewahrt" und nicht "geknüppelt" wird. Mit dem Erfolg, dass ich heute - selbst wenn ich einbreche und mich ziemlich beschissen fühle - stilistisch immer noch ziemlich gut laufe. Und natürlich ist ein guter Stil auch ökonomischer. (Es ist natürlich einfacher, wenn jemand an der Bahn steht und einem Anweisungen zuruft, als wenn man an alles selbst denken muss.)

Eine andere Geschichte sind die muskulären Grundlagen. Da sollte eben regelmäßig was für die Rumpfmuskultur getan werden. Ich bin gerade dabei, ein paar Übungen zusammenzustellen, wenn ich damit fertig bin, werde ich den Link hier mal posten (wird aber nächste Woche). 2 mal pro Woche 30min reicht da als Erhaltungstraining in der Saison, im Winter darf es gerne ein wenig mehr sein, um da auch eine solide Grundlage zu legen.

Gruß
Christof

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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LidlRacer hat geschrieben:Da behaupte ich doch glatt mal das Gegenteil:
Ein vernünftiger Laufstil ist DIE Voraussetzung für ökonomisches Laufen.
Dann schau dir doch mal die Marathonprofis im Fernsehehen an. Da denkt man sich oft "Wie kann derjenige bei solch einer miesen Technik so gut sein!"; viele sehr gute Laeufer haben einen schlechten Stil sind aber trotzdem Weltklasse (Zatopek beispielsweise). Klar, wenn man einen richtig miesen Laufstil hat kostet das Kraft (Komisches Schwingen der Arme, etc.).

Habe hier ein gutes Zitat zur Laufoekonomie und die Ursachen einer guten Oekonomie:

Running economy

Why did the strength training improve economy? Several explanations are possible. First, the resistance training no doubt improved the strength of individual cells in the runners' leg muscles. With more strength per cell, fewer fibres needed to be activated during running, lowering the total oxygen demands of the leg muscles

Second, as New Hampshire researcher Ron Johnston points out, 'Excessive, unnecessary body motions during running waste energy and use up oxygen. As the resistance-trained runners became stronger, their body parts probably became more stable during running. Since there was less unnecessary motion, the total oxygen demand decreased.'

A third possibility is that strength training improved the coordination of muscle activity by the athletes' nervous systems, allowing more propulsive, forward (and for each quantity of oxygen gobbled up by the muscles)

Ich gehe jedoch davon aus, dass ein erfahrener Laeufer sich durch Training automatisch einen Stil aneignet, der fuer ihn am effizientesten ist. Um sich diesen Stil anzueignen muss man jedoch sicherlich nicht jahrelang laufen. Das passiert eigentlich bei jedem automatisch... ausser man hat wirklich irgendwelche groben muskulaeren Defizite oder Fehlstellungen.
Insofern ist der Laufstil, der dann noch korrigiert wird, eher Kosmetik und Verletzungsprophylaxe.

MfG
Supra

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hallo Christof,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Für mich als wichtigstes Fazit deiner Antwort bleibt die Aussage:

"Grundsätzlich wird im Training so wenig wie möglich "geknüppelt"... grundsätzlich sollte man im Training etwa 99% des Pensums kontrolliert laufen..."

Das trifft auf mich leider nicht zu. Ich achte wohl mehr auf meine Uhr als auf meine Haltung. Meine Intervall laufe ich 'am Anschlag' und auch bei den Langen verliere ich zum Ende zu Haltung. Z.B. führt das bei den 35km Einheiten nach Greif dazu, dass ich mit bebeugtem Oberkörper in die Schritte hineinfalle (wie von Andi_Fant beschrieben). Erst mit einsetzender Endbeschleunigung richte ich meinen Körper wieder auf. Leider halte ich das dann bis zum Ende nicht durch. Einen vernüpftigen Stil (für meine Verhältnisse) kann ich eigentlich nur durchgängig auf den lockeren Einheiten durchhalten.

Grundsätzlich ist dies vielleicht auch wie du es ansprichst ein Problem meines Einzelkämpfer-Daseins. Da fehlt der Trainer, der einen im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufrichtet.

Heute stehen bei mir Intervalle an: 4 x 2000m + 1600m Erholung. Am Wochenende gibt es dann wieder den 35er. In werde in beiden Fällen diesmal verstärkt auf gute Haltungsnoten achten.

Nochmal vielen Dank, auch für die zu erwartenden Anleitung
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Supra hat geschrieben:Dann schau dir doch mal die Marathonprofis im Fernsehehen an. Da denkt man sich oft "Wie kann derjenige bei solch einer miesen Technik so gut sein!"; viele sehr gute Laeufer haben einen schlechten Stil sind aber trotzdem Weltklasse (Zatopek beispielsweise). Klar, wenn man einen richtig miesen Laufstil hat kostet das Kraft (Komisches Schwingen der Arme, etc.).
Ich gehe jedoch davon aus, dass ein erfahrener Laeufer sich durch Training automatisch einen Stil aneignet, der fuer ihn am effizientesten ist. Um sich diesen Stil anzueignen muss man jedoch sicherlich nicht jahrelang laufen. Das passiert eigentlich bei jedem automatisch... ausser man hat wirklich irgendwelche groben muskulaeren Defizite oder Fehlstellungen.
Insofern ist der Laufstil, der dann noch korrigiert wird, eher Kosmetik und Verletzungsprophylaxe.
Wenn du gerne im Sitzen durch Ziel läufst ist das dein Problem außer bei dir ist alles im Lot.
Aber wie du merkst sind hier einige User denen das wichtig ist an der Rumpfstabilität zu arbeiten.

Und so laufen Marathonweltmeisterüber die Ziellinie

Bei dir geht es immer automatisch :nene:
man muss was dafür tun. :daumen:

Zitat von Lauftipps für Trainingsplanung, Ernährung und Ausrüstung - www.lauftipps.ch
Für einen sauberen und ökonomischen Laufstil, sowie zur Vermeidung von Überlastungsschäden ist ein Krafttraining für Laufsportler sehr wichtig. Besonders die Übungen für den Rumpf-, Hüft- und Gesässbereich sind für eine gute Laufhaltung sehr wichtig.

Zu wenig kräftige Muskulatur im erwähnten Bereich führt dazu, dass die Körperhaltung nicht mehr ganz aufrecht ist und der Läufer "zusammensinkt". Das verkürzt unter anderem die Schritte und führt zu einer Leistungseinbusse - unter Umständen sogar zu Überlastungsschäden.
600Km Spendenlauf für die Kinderklinik Tübingen
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Hallo,
ich kenne das Problem mieser Haltung bei langen Läufen auch. Beim ersten 32er der Saison hatte ich mal wieder richtige Rückenschmerzen im Kreuz. Da ich die Langen zunächst auch im Schlappschlurfschritt lief wurde das Problem noch verschlimmert. Mir bekommt eine Endbeschleunigung im Training deshalb besser, da so doch mehr Dynamik im Laufen steckt. Ich versuche mich auch mental zu "programmieren" indem ich an bestimmten Punkten, an denen ich auf dem Rückweg immer vorbei komme, stets das Mantra "Schultern hinter, Kopf hoch, Armbewegung" bedenke.

Was mir persönlich auch sehr geholfen hat mehr Körperspannung aufzubauen (oder wie Andi sagt - die Mitte zu finden) ist Yoga in einer Gruppe unter Leitung einer Sporttherapeutin. Anders als beim Krafttraining zuhause schwänze ich diese Stunden nicht, ich werde permanent korrigiert wenn ich schief stehe und meine Trainerin erkennt sogar die muskulären Dysbalancen die vom Laufen herrühren.

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Wichtiges Thema, klasse!

Bin sehr froh einen Trainer zu haben, der auf sowas achtet!

Pia

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Guten Abend,

Bei mir ist es einfach so, dass ich, wie es oben schon einmal erwähnt wurde, immer aufrechter laufe und den Kopf immer weiter nach hinten lege, wenn ich erschöpft bin.
Allerdings merke ich, je besser meine Kondition wird, desto seltener kommt bei mir diese Körperhaltung vor. die Zeit, die es braucht um zu diesem Zustand zu kommen, nimmt eindeutig zu.

Grüße,

Henning

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Hi,

alles wesentliche wurde eigentlich schon erwähnt und im Grunde braucht man auf die Empfehlungen von DerC nicht warten, denn eine Sache wird auch er nicht bewerkstelligen können: absolvieren muss man die Übungen schon alleine und zu allem Unglück noch regelmäßig. Gespannt bin ich trotzdem.

Ich ziehe seit Jahresbeginn mein Programm kontinuierlich durch, wobei es auch ab und an eine Woche gab, in denen Rücken und Bauch auf der Strecke blieben. Bei einem harten Cross-Lauf vor zehn Tagen konnte ich zum ersten Mal die Ernte einfahren. Bis zum letzten KM blieb ich von den Ermüdungserscheinungen in Oberkörper und Hüfte verschont. Insofern hat DerC Recht, mit stabilem Rumpf läuft man ökonomischer und vor allem auch kontrollierter. Während des Laufs, immerhin 25km, hatte ich genügend Kraft, um Anstiege zu nehmen, über Bäume zu springen, Wurzeln und Spaziergängern auszuweichen. In den letzten Jahren ging das nie so locker - und das bei schlechterer Vorbereitung in diesem Jahr.

Grüße
Christian

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Wie hier schon geschrieben, Training der Rumpfmuskulatur!

Neben der vielen Zeit für das Lauftraining sollte auch die Zeit für ein vernünftiges Training der Rumpfmuskulatur drin sein. Ich trainiere seit Jahren noch zweimal die Woche im Fitnesstudio. Ich habe nie Probleme im Rücken beim Lauf und die Körperhaltung am Ende eines Laufes ist immer super, wie mir schon mehrmalbestätigt wurde. Das Bild auf dem Avatar ist 500 m vor dem Zieleinlauf meines zweiten HM.
Laufkalender 2014

15.03.14 6h-Lauf Nürnberg
12.04.14 Bleilochlauf 46 km
26.04.14 Harzquerung 51 km
17.05.14 Rennsteigsupermarathon 72,7 km
13.06.14 Biel 100 km
05.07.14 Thüringenultra 100 km ?
23.08.14 Müritz-Lauf 75 km
28.09.14 Berlin Marathon

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Hallo Slowmo,


ich kenne dieses Problem und bin selber früher auch immer mehr nach vorne gebeugt gelaufen. Durch gezieltes Training der Rückenmuskulatur über das letzte Jahr ist es mir gelungen, hier deutliche Verbesserungen zu erzielen. Meine Haltung ist bei weitem nicht mehr so schlecht wie früher. Ich glaube, dass das auch bei dir gut helfen könnte. Bei Interesse schreib mich doch mal per PN an. Wir wohnen übrigens auch nicht weit auseinander.

Gruß
der schellsky

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ups, das sind aber heute morgen verdammt viele Antorten zu dem Thema :)

Leider kann ich aus zeitlich Gründen heute morgen nicht auf jede Antwort eingehen, daher jetzt nur in Kürze ein Feedback zum gestrigen Training:
Wie berichtet stand gestern Intervall-Training an. Zum Warmlaufen habe ich versucht nach den Vorgaben von Anfi_Fant meine "Mitte" zu finden. Auch wenn diese Art von Training für Außenstehende bestimmt sehr amusierend ausschaut, glaube ich zu verstehen, was "ausbalancieren" bedeutet. Dabei erscheint mir zwar derzeit der Punkt an dem der Kopf mit möglichst wenig Muskelaufwand ausbalanciert ist, sehr weit hinten. Aber wahrscheinlich habe ich das Gefühl, weil ich sonst üblicherweise den Kopf durch meine gebückte Haltung zu weit vorne 'trage'.

Während der Intervalle (4 x 2000m) habe ich dann versucht weitestgehend Haltung zu bewahren. Zusätzlich habe ich entsprechend der Anmerkung von DerC versucht nicht zu 'knüppeln', sondern 'sauber' zu laufen.
Dabei bin ich davon ausgegangen, wenn ich nicht knüppel, dann schaffe ich wohl die Zeitvorgabe nicht. Doch nach nach ersten Intervall war ich trotzdem viel zu schnell unterwegs (19sec / 2000m !). Da hatte ich nun gar nicht mitgerechnet. Lag dies nun am Laufstil oder hatte ich nur einen guten Tag erwischt? Im zweiten Intervall hatte ich dann versucht noch 'gerader' zu laufen. Doch da war schon die 1000er Zwischenzeit zu langsam. In Interall drei und vier habe ich dann einen guten Mittelweg gefunden. Dabei hatte ich insgesamt den Eindruck, das der Laufstil wesentlich atlethischer war als sonst. Soweit man den Ausdruck 'atlethisch' in meinem Fall mit 46 Jahren überhaupt anwenden kann.
Insgesamt war ich gestern überaus zufrieden mit der Leistung. Ich bin gespannt, ob ich am Wochenende über die geplanten 35 km auch so gut durchkomme.

Allen, die sich bisher hier so aktiv beteidigt haben, möchte ich noch einmal herzlich danken: Ihr seid super. :daumen:
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