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Auf der Reeperbahn morgens um 9, mein Debüt in Hamburg

Auf der Reeperbahn morgens um 9, mein Debüt in Hamburg

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Liebe Alle :winken:

Drei Tage sind vergangen, die Gedanken sortiert und langsam festigt sich die Erkenntnis: Endlich Finisher, ganz ohne Kampf, Krampf und Qual. FINISHER!!!!!!!! Auch am zweiten Tag danach ist der Muskelkater nicht wirklich schlimm. Befürchtet hatte ich es ja, aber nachdem gestern der kleine Regenrationstrab unerwartet gut funktioniert hat, passiert wohl auch nichts mehr.

Ich hab unterwegs einige Erkenntnisse gesammelt. Zeit genug hatte ich ja. Insbesondere hab ich – so glaube ich zumindest – die Antwort auf die tiefsinnige Frage gefunden, warum Marathon? Die Antwort ist erschreckend einfach. Weil es Spaß macht. Es war ein superschönes Erlebnis, supergeil – vom ersten bis zu letzten der 42.756 Meter. :D So einfach ist das. Nach dem Marathon ist vor dem Marathon, erlin ich komme. Keine Frage. Wenn es nach mir ginge – ich würde sehr bald, also in 3-4 Wochen sofort den nächsten laufen. Aber, da gibt es jemanden, der mich bremst und vor mir selber schützt. Das Klemmbrett. Zwar hat er mir in den letzten 15 Wochen die eine oder andere Herausforderung aufgegeben, (ich ihm wohl auch, wenn ich es mal wieder übertrieben hab…) die mich an meine Grenzen gebracht hat. Insbesondere die mentale Grenze – weil mit hellseherischer Sicherheit wußte er im Gegensatz zu mir sehr genau, was ich mir zumuten kann und insbesondere was nicht. Das ist natürlich nur die eine Seite. Es hat auch unendlich viel Spaß gemacht. :daumen: Und was ich bis jetzt noch nicht verstehe, wie aus den runden 80 einzelnen Trainingseinheiten am Tag X die Form wird, die nötig ist um den Debüt-Marathon ordentlich und mit Spaß und Anstand zu bestehen. Alles fing Mitte Januar an. Nach einer leidlich überstandenen Reizung/Entzündung der Achillessehnen startet die Vorbereitung. Das Projekt Hamburg-Marathon war angelaufen. Stand in den ersten Wochen primär der Wiedereinstieg und die Sorge um die A.-Sehnen im Vordergrund folgte in Phase zwei die vorsichtige Gewöhnung an das geplante MRT von 5:20. Nachdem das einigermaßen gut funktioniert hat, war der nächste Schritt eine Steigerung der Laufumfänge. Nachdem Tempo und Umfang angepaßt waren, hatte JK eine ganz besondere Überraschung für mich vorbereitet. Ich war eigentlich gedanklich darauf vorbereitet, daß jetzt ganz viele, sehr lange, langsame, langweilige und einsame Läufe kommen. War aber nicht so. Ganz im Gegenteil. Wirklich ganz lang war keiner, einer mit 33 (mein Syltlauf-Abenteuer, dazu später mehr) und einige bis 30 KM. Aber nicht langsam. Ganz und garnicht langsam. So bin ich auch im Training eher nebenbei zu einer HM-Zeit von 1:45 gekommen. Aber kurz zurück - Anfang März. Ich hab meinen Meister wochenlang drangsaliert, gequält und genervt, bis ich beim Sylt-Lauf starten durfte. Wirklich begeistert war er von der Idee wohl nicht. Da waren wieder mal seine Bremser-Qualitäten gefragt. Nachher wußte ich auch wieso… Genau genommen war der Lauf nämlich ein ziemliches Fiasko. Erstens haben mich bei KM 31 widerliche Wadenkrämpfe ausgebremst und zweitens bin ich als Sakralgelenk-blockierter Invalide von der Veranstaltung heimgekehrt. :patsch: Von diesen Misslichkeiten abgesehen gab´s aber auch zwei positive Ergebnisse: 1. MRT konnte ich damals schon über 31 KM laufen, 2. Ich habe schlagartig den nötigen Respekt vor den 42 KM wiedergefunden. Und wie…. Die Zeit ging ins Land und die vielen wertvollen Trainingskilometer liefen nur so an mir vorbei. Die Wochen 4,3 und 2 vor dem großen Tag waren hart. Sehr hart und haben mir wieder mal sehr deutlich meine Grenzen aufgezeigt. Das war die Zeit wo ich in verstärktem Kontakt mit einer alten Voodoo-Priesterin stand. naja, ich möchte nicht weiter darüber reden….
Die Wochen vergingen und irgendwann war DAS Datum, der 27.4., der Zahltag, ganz nahe. Und wie nahe. Flucht war ausgeschlossen und außerdem Verrat am Projekt. Geht also nicht. Es kommt der 27.4. . 5h30, der Hahn kräht. Um halb acht war ich am Start. Wie in den letzten Tagen bin ich gaaaaaanz ruhig. Die Ruhe selber :hihi: Hirn sagt: du bist perfekt vorbereitet, geh los und hol dir den Lohn, Ruhm und Ehre. Blase sagt: DIXIIIIII!!!! Um 9 gings dann endlich los. Jetzt sollte es sich auszahlen, was mir JK Running in den letzten Monaten eingetrichtert hat. Mach langsam. Übertreib es nicht, auch wenn es noch so sehr in den Füßen juckt. Leichter gesalgt als getan. Weniger ist mehr, und wenn Marathon überhaupt irgendwas mit Vernunft zu tun hat, dann das, daß Ruhe und Besonnenheit viel mehr bringen als irgendwelche zweifelhaften Gewaltaktionen. Ohne wenn und aber. Was hatten wir Diskussionen. Oh mein Gott. Naja, Diskussionen waren das eigentlich nicht, wie soll ich als ahnungsloser Novize auch mit meinem Meister diskutieren. Eigentlich hat er mich regelmäßig wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ab KM 30 hab ich ihm bei jedem Schritt dafür gedankt….

Das Rennen:

Ich stehe zu weit hinten im Startblock. Zu viele Läufer auf zu engem Raum. Bei KM 12-13 an den Landungsbrücken hab ich endlich die 5:20 im Durchschnitt erreicht. Das Tempo fühlt sich gut an. Sehr gut. Ich fange vorsichtig an darüber nachzudenken, ob ich doch noch eine Chance habe tatsächlich in 3:45 durchzukommen. Das hätte allerdings bedeutet das Tempo auf etwa 5:10 anzuziehen um die Trinkpausen, die ich reichlich und ausgiebig gemacht habe, aufzuholen. Den Gedanken habe ich dann kurz nach der HM-Marke verworfen und mich an meine Prioritäten erinnert. 1. Gesund durchkommen 2. 4 Stunden 3. Alles unter 4 Stunden ist funtastisch. Nach meinen unschönen Erlebnissen beim Sylt-Lauf hab ich den Kilometern 25 – 35 mit einer gewissen Sorge entgegen gesehen. Allerdings hatte ich diesmal wirklich vorgebeugt: Magnesium in den Tagen vor dem Lauf und unterwegs zusätzlich Salzkapseln. Es kam KM 28 und NICHTS tat weh. Gar nichts. Überhaupt gar nichts. Mit jedem Schritt wurde ich mir meiner Sache sicherer. Mein „Notfallplan“ war, bis KM 35 zu kommen. Wenn ich bei KM 35 bin, dann komme ich auch an. Zur Not besteche ich die Tragenträger-Jungs vom Roten Kreuz, aber ich sehe die Ziellinie und den Bierstand dahinter. Und wenn ich dann auch 2 Minuten/KM länger brauche, selbst dann bin ich noch nicht so schrecklich über 4 Stunden. Soviel zur Theorie. Die Praxis sah ganz anders aus. Die KM 28-38 waren die schönsten und schnellsten im ganzen Lauf. Die letzten 5 Kilometer wurden wieder etwas schwieriger. Slalom um gehende Sportsfreunde. Es tut mir wirklich leid für jeden, der gehen muß, aber WARUM MITTEN AUF DER STRECKE? Warum nicht am Rand? Sei´s drum. Das ist der Preis, den du für das Erlebnis zahlst mit 20.000 Läufern unterwegs zu sein. KM 40, die letzte Wasserstelle. Ich weiß, ich habe sicher eine Zeit unter 4 Stunden. Also nehme ich mir etwas mehr Zeit an der Wasser/Bananenstelle. Dann der letzte Anstieg von der Alster hoch zur Messe. Laufen und Gedanken sind schon ganz lange von einander getrennt. Wie in einem Film laufen die Schlüsselerlebnisse des ersten Jahres meines jungen Läuferlebens an mir vorbei. Der erste zusammenhängend gelaufene Kilometer, die erste durchgelaufene Stunde, der erste Zehner, der erste Zehner unter einer Stunde, der erste Halbe, die erste 50:00, www.jkrunning.de
uswuswusw. Es geht auf die Zielgerade. Am Horizont (500 Meter, die sich wie 13 Kilometer anfühlen) das ersehnte „ZIEL“. Ich laufe. Es ist ein Triumph. Also zumindest für mich. Ich schaue auf die Uhr über dem Zielstrich und sehe voller Schrecken irgendwas von 3:59:40. Ich denke nach. Schlußspurt? Unter 4 Stunden? Dann die Risikoabschätzung: Was hast du gelernt? Übermut wird bestraft. Immer. Nach 4 Stunden bitte keine Gewalt mehr. Dann ein Geistesblitz – Brutto/Netto-Zeit. Am Schluß waren´s 3:54:40. Das ist der Stoff aus dem Legenden gemacht werden….


:winken:
der ganz stolze Finisher-Elch

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Ein Märchen wird Wirklichkeit: Aus Erwin, dem dicken Saarland-Elch wird Harry, der heldenhafte Hamburger Hirsch! Vielleicht solltest du dich umbenennen lassen? :confused: :D

Auf jeden Fall ganz herzliche Glückwünsche zur erfolgreichen M-Premiere und vielen Dank für den witzigen Bericht!

kobold

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Menschenselch!
Klasse!
Den Bericht les ich später, erstmal gratuliere ich dir zum Finish und zur glanzvollen Zeit.

4
Tolle Geschichte - so schön kann ein Marathoneinstieg sein. Gratulation verbunden mit der Warnung, dass der zweite oft schwerer ist.

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Klasse! Mensch, Landsmann, was für eine Entwicklung, was für ein Resultat! :daumen:

Das ist großes Kino!

Salü :hallo: ,
3fach
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Some say there's no magic formula. I say there is. It's just that the magic is different for everyone. Keith Dowling

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Erwinelch,

ich hab mir mal Deinen läuferischen Werdegang anhand Deiner Postings hier im Forum angeschaut. Vor 14 Monaten hattest Du gewaltiges Übergewicht und wusstest nicht, wie Du eine Strecke von 4 Km bewältigen solltest.

Un nun hast Du schlank und rank Dein Marathon-Debüt in einer guten Zeit gegeben, toll. :daumen:
Du kannst auf das was Du in diesem Zeitraum geleistet hast wirklich stolz sein, das war eine bewundernswerte Leistung. Ich ziehe meinen Hut davor und gratuliere Dir herzlich dazu.

Alles Gute weiterhin
Der Vorläufer

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Hallo du nordisches Huftier!

Herzliche Gratulation zu deiner Leistung und danke für die schöne und amüsante Geschichte. Da soll noch einer sagen, dass sich Beharrlichkeit nicht auszahlt.
Du hast eine Marathonpremiere abgeliefert, um die dich sicher viele andere beneiden.

Gute Erholung und weiterhin viel Spaß beim Laufen

Wolfgang

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Was ist schöner? Dein Laufwerdegang? Deine Klasse Debut Zeit? Dein Bericht? Ich weiß es wirklich nicht - egal, alles einfach toll: Herzlichen Glückwunsch! :daumen:
Gruß Thomas
PBs: 5km: 19:03 - 5,6km: 21:25 - 10km: 41:25 - HM: 1:26:39 - M: 3:11:15 - 50km: 4:09:09
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hallo hr.elch!
GLÜCKWUNSCH!!!schön das du einen super lauf hattest und echt total nett das du uns im nachhinhein daran teilhaben lässt!! :daumen: :daumen:
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Langsam fühlt es sich nach der gebrochenen Kniescheibe wieder wie laufen an, lang genug hat es gedauert!:peinlich:

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Hi Elch,

was für ein Debut, herzlichen Glückwunsch. Als Unterschrift solltest du ab jetzt 'Rennelch' wählen.

Achim
Man muß das Unmögliche so lange anschauen,
bis es eine leichte Angelegenheit ist.
Das Wunder ist eine Frage des Trainings.

Carl Einstein

Du bist der Held!!!

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Lieber Elch, das war Klasse! Ich freue mich wahnsinnig für dich, dass es so gut gelaufen ist. Das hast du dir wirklich hart erarbeitet. (Es gibt ja auch Leute, die sub 3:40 laufen mit 47 oder 26 Wochenkilometern im Schnitt, die haben einfach Glück). Die Motivationspsychologie sagt, dass das Glücksgefühl nach einem Erfolg umso größer ist, um so härter man für den Erfolg arbeiten musste. Schweb noch ein paar Monate auf der Wolke und weiter so! Du bist echt ein tolles Beispiel für ganz viele Anfänger, was man alles erreichen kann. Das ist wunderbar und motivierend. Gudrun

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:hallo: Elch!

Das war spitze! :bounce:

(Habe der Tage schon auf eine Rückmeldung von Dir gelauert)

Einen dicken Respekt- Glückwunsch an Dich!

Gruß Monika

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Gratulation Elch!,
tolle Zeit und ohne ernsthafte Ausfallgefahr.
Ein schöner Bericht, der mich wieder an meinen eigenen Lauf erinnert

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:daumen: Ich freue mich ganz dolle mit Dir! :daumen:
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Was für ein Debut - herzlichen Glückwunsch für die rundum erfolgreiche Marathonpremiere!
Vielen Dank für den Bericht. Ich bin gespannt, wo du als nächstes hinläufst.

Gruß
Ralph

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Hallo schneller Elch!!!

Herzlichen Glückwunsch, tolle Leistung ! :respekt2: :groesste: :respekt:

Weiterhin alles Gute! :daumen:

Viele Grüße Reinhard :winken:
Laufplanung:

Laufen um Fit zu bleiben,
solange es geht.
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Hallo Du Marathon-Elch,

herzlichen Glückwunsch zum Debut und zu DER Leistung!

Deine Zeit ist noch besser als Du denkst, wenn das hier
erwinelch hat geschrieben: supergeil – vom ersten bis zu letzten der 42.756 Meter. :D

stimmt. Denn dann bist Du um 561 m zu viel gelaufen :D :D.


Erhol Dich gut und genieße Deinen Erfolg!

Walter
You can only fail if you give up too soon

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Hallo Landsmann, bin stolz auf dich :daumen:

Du bist der beste Beweis was man alles erreichen kann, wenn man nur will

Lg
Gilli
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Einfach eine tolle Entwicklung. Vom dicken Lauf-Anfänger-Elch zum stolzen Marathoni, und das in so kurzer Zeit! Und ein souveränes Debut.
Da hat wohl alles gestimmt!
Nochmal Gratulation

Eva
Gesperrt

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