
Drei Tage sind vergangen, die Gedanken sortiert und langsam festigt sich die Erkenntnis: Endlich Finisher, ganz ohne Kampf, Krampf und Qual. FINISHER!!!!!!!! Auch am zweiten Tag danach ist der Muskelkater nicht wirklich schlimm. Befürchtet hatte ich es ja, aber nachdem gestern der kleine Regenrationstrab unerwartet gut funktioniert hat, passiert wohl auch nichts mehr.
Ich hab unterwegs einige Erkenntnisse gesammelt. Zeit genug hatte ich ja. Insbesondere hab ich – so glaube ich zumindest – die Antwort auf die tiefsinnige Frage gefunden, warum Marathon? Die Antwort ist erschreckend einfach. Weil es Spaß macht. Es war ein superschönes Erlebnis, supergeil – vom ersten bis zu letzten der 42.756 Meter.


Die Wochen vergingen und irgendwann war DAS Datum, der 27.4., der Zahltag, ganz nahe. Und wie nahe. Flucht war ausgeschlossen und außerdem Verrat am Projekt. Geht also nicht. Es kommt der 27.4. . 5h30, der Hahn kräht. Um halb acht war ich am Start. Wie in den letzten Tagen bin ich gaaaaaanz ruhig. Die Ruhe selber

Das Rennen:
Ich stehe zu weit hinten im Startblock. Zu viele Läufer auf zu engem Raum. Bei KM 12-13 an den Landungsbrücken hab ich endlich die 5:20 im Durchschnitt erreicht. Das Tempo fühlt sich gut an. Sehr gut. Ich fange vorsichtig an darüber nachzudenken, ob ich doch noch eine Chance habe tatsächlich in 3:45 durchzukommen. Das hätte allerdings bedeutet das Tempo auf etwa 5:10 anzuziehen um die Trinkpausen, die ich reichlich und ausgiebig gemacht habe, aufzuholen. Den Gedanken habe ich dann kurz nach der HM-Marke verworfen und mich an meine Prioritäten erinnert. 1. Gesund durchkommen 2. 4 Stunden 3. Alles unter 4 Stunden ist funtastisch. Nach meinen unschönen Erlebnissen beim Sylt-Lauf hab ich den Kilometern 25 – 35 mit einer gewissen Sorge entgegen gesehen. Allerdings hatte ich diesmal wirklich vorgebeugt: Magnesium in den Tagen vor dem Lauf und unterwegs zusätzlich Salzkapseln. Es kam KM 28 und NICHTS tat weh. Gar nichts. Überhaupt gar nichts. Mit jedem Schritt wurde ich mir meiner Sache sicherer. Mein „Notfallplan“ war, bis KM 35 zu kommen. Wenn ich bei KM 35 bin, dann komme ich auch an. Zur Not besteche ich die Tragenträger-Jungs vom Roten Kreuz, aber ich sehe die Ziellinie und den Bierstand dahinter. Und wenn ich dann auch 2 Minuten/KM länger brauche, selbst dann bin ich noch nicht so schrecklich über 4 Stunden. Soviel zur Theorie. Die Praxis sah ganz anders aus. Die KM 28-38 waren die schönsten und schnellsten im ganzen Lauf. Die letzten 5 Kilometer wurden wieder etwas schwieriger. Slalom um gehende Sportsfreunde. Es tut mir wirklich leid für jeden, der gehen muß, aber WARUM MITTEN AUF DER STRECKE? Warum nicht am Rand? Sei´s drum. Das ist der Preis, den du für das Erlebnis zahlst mit 20.000 Läufern unterwegs zu sein. KM 40, die letzte Wasserstelle. Ich weiß, ich habe sicher eine Zeit unter 4 Stunden. Also nehme ich mir etwas mehr Zeit an der Wasser/Bananenstelle. Dann der letzte Anstieg von der Alster hoch zur Messe. Laufen und Gedanken sind schon ganz lange von einander getrennt. Wie in einem Film laufen die Schlüsselerlebnisse des ersten Jahres meines jungen Läuferlebens an mir vorbei. Der erste zusammenhängend gelaufene Kilometer, die erste durchgelaufene Stunde, der erste Zehner, der erste Zehner unter einer Stunde, der erste Halbe, die erste 50:00, www.jkrunning.de
uswuswusw. Es geht auf die Zielgerade. Am Horizont (500 Meter, die sich wie 13 Kilometer anfühlen) das ersehnte „ZIEL“. Ich laufe. Es ist ein Triumph. Also zumindest für mich. Ich schaue auf die Uhr über dem Zielstrich und sehe voller Schrecken irgendwas von 3:59:40. Ich denke nach. Schlußspurt? Unter 4 Stunden? Dann die Risikoabschätzung: Was hast du gelernt? Übermut wird bestraft. Immer. Nach 4 Stunden bitte keine Gewalt mehr. Dann ein Geistesblitz – Brutto/Netto-Zeit. Am Schluß waren´s 3:54:40. Das ist der Stoff aus dem Legenden gemacht werden….

der ganz stolze Finisher-Elch