Gleich danach ging es zur Rheingoldhalle zur Startnummerausgabe. Es war wie immer wirklich sehr viel los, aber ich glaube das macht so einen Lauf auch aus. Überall wird gekuckt, gekauft und getratscht. So gegen 15:15 Uhr trafen wir uns dann mit Sancho
und Marianne, die zu unserer Freude auch bei „Flummies Hotel“ übernachten würden. Nach einer Behandlung von Sanchos Knöchel mit kleinen Akupunkturnadeln (manchmal schien es beim Setzen derselben ein bisschen wehgetan haben, was mir natürlich sofort im Bild festhielten ),


Gegen 23.00 legte ich mich dann schlafen. D.h. ich wollte, denn ich konnte absolut nicht einschlafen. Es wurde 0.00 Uhr, 1 Uhr und 2 Uhr, ich lag immer noch wach. Alle Schafe waren ausgezählt, alle Gedanken durchdacht und Sancho der ebenfall im Zimmer schlief ( Marianne schlief in einem eigenen Zimmer) konnte auch nicht richtig schlafen.
Aber. Es half nichts um 7.00 Uhr hieß es: raus aus den Federn!


Nun waren wir also nur noch zu dritt, die zum Start liefen.
Es war noch schön frisch, allerdings war abzusehen, dass es ,wie jedes Jahr in Mainz, wieder sehr warm werden würde.
Der Start wurde freigeben und schon 45 Sekunden später lief ich über die Matte. Mein ehrgeiziges Ziel war eigentlich eine Zeit von 3:28 gewesen, aber ich ahnte, dass es nicht reichen würde. Zu wenig Schlaf, zu warm und meine beste Form kam dieses Jahr zu früh.
Trotzdem lief es überraschend gut. Jede Wasserstelle nahm ich an, jede Dusche war mein- ich wusste ich brauche das. Die Kilometer kamen und gingen und zu meinem Erstaunen hatte ich gegen meinen virtuellen Partner ( Beim Forerunner kann man seine Zielzeit eingeben und dann einen simulierten Läufer laufen lassen. Man sieht dann genau ob man vor ihm liegt (also bessere Zeit) oder hinter im liegt) schnell 50m Vorsprung. Also Tempo raus. Nun ja wollte ich, aber es lief doch so gut.

Der Vorsprung vergrößerte sich immer mehr. Langsam aber stetig. Mittlerweile war es mir schon zu warm und Schatten gab es so gut wie keinen. Aber bei der Überquerung der HM-Marke zeigte meine Uhr 1:43:35! Ich hatte also einen Vorsprung von fast einer halben Minute zu meiner Wunschzeit. Dann kam die Brücke, die einzig nennenswerte Steigung in Mainz, aber sie macht es einem schwer. Kein Schatten, lange Steigung und Gegenwind zehrten auch an der Psyche. Der Vorsprung schmolz wie Eis in der Sonne. Endlich ging es wieder bergab und ich hatte noch ca. 80 m Vorsprung. Jetzt ging es durch viele schmalere Wege, aber auch hier war die Stimmung toll. Überall Leute die anfeuerten, Musik machten, Wasserschläuche aufgestellt hatten zum Kühlen.

Nach ca. 27 km kam, ging es dann wieder zurück über die Brücke. Irgendwie war sie noch länger, steiler, fieser. Mein Forerunner zeigte am Ende der Überquerung es Rheins nur noch magere 50 m Vorsprung, von einst über 175m. Und er schmolz weiter. Ich konnte es nicht fassen. Ich lief nach dem Gefühl genau so wie vorher, hatte keine Schmerzen, aber ich wurde langsamer. Verzweifelt schaute ich auf die Uhr, die meinen Vorsprung immer mehr gegen Null anzeigte. Und dann war es soweit, aus dem Vorsprung kam ein Rückstand.

Und er wuchs. Obwohl ich laufend andere Läufer überholte, fiel ich zu meiner Wunschzeit immer mehr zurück. Es wurden 50, dann 100, dann 200m und der Rückstand erhöhte sich munter weiter. Ich konnte nichts machen. Egal ob mit Kraft oder anderem Laufstil, es ging nicht mehr schneller. Aber auch viele andere hatten das Problem, was meine wirklich viele Überholungen zeigten. Lag ich bei Kilometer 30 noch bei guten 2:26, kostete mich jeder Kilometer mehr Zeit. Ich sehnte jeden Kilometer herbei, denn dann war es wieder einer weniger. Jeden Kilometer rechnete ich im Kopf durch, was ich noch erreichen könnte. Schnell war mir klar, dass die 3:30 auch nicht zu halten war. Und es zog sich wie Gummi. Km 39,40.41 kamen. Noch immer 1,2 km. Ist doch normalerweise ein Klacks und bisher konnte ich bei jedem Marathon noch mal zulegen. Heute nicht. Die Zielgerade in Mainz ist endlos, ich weiß nicht wie viel hundert Meter, aber der Zielbogen kam nicht näher. Doch nach scheinbaren Stunden erreichte ich ihn. Gott sei Dank, war der Marathon keinen Meter länger! Aber und das tröstete mich ich konnte meine alte Bestmarke von 3:33:13, aufgestellt bei optimalen Bedingungen in Frankfurt, auf 3:32:27 verbessern.

Meine ehemaligen weißen Schuhe, waren nicht mehr weiß, da ich scheinbar rechts geblutet hatte und er nun hellrot aussah. Unter den Achseln hatte ich mich wundgescheuert, so dass ich nun wie ein Bodybuilder rumlaufe, aber egal ich habe, seit ich Marathon laufe mich bei jedem Marathon verbessern können, ausgenommen natürlich dem Pfälzerwaldmarathon mit seinen 660 Höhenmetern. Da brauche ich immer noch fast 4 Stunden. Woran es heute lag, dass ich nicht schneller war? Nun die zweite Runde 5 Minuten langsamer als die erste sind deutliche Zeichen. Und die werde ich beachten und daran arbeiten. Aber nicht heute und nicht Morgen.
Irgendwann später. Jetzt wird ausgeruht. Bilder werden ab Morgen Abend im blog zu sehen sein.