Doch nun erstmal der Reihe nach.
Unser Team -
Startnummer 1930- Tellertaxe, der der erste Hamburger Hunderter noch in den Knochen steckte.
Startnummer 1931- Kathrinchen, die in weiser Vorahnung doch lieber ihren Duathlon vom Vormittag cancelte
Startnummer 1932- meine Wenigkeit, der noch vorletzte Woche mit dem Fieber rang
Startnummer 1933- Tomrun unser Kilometerfresser, von dessen Staffelerfahrung aus Reichenbach wir viel profitierten
ungemeldet, doch dafür um so wichtiger- unser Teambetreuer Moni, die neben warmen Essen auch viel Trost spendete
Die Strecke
Aus der immer überfüllten Wechselzone ging es in eine kleine Gasse aus kleinen Wohnhäusern. Nach gut 200m mussten wir eine gesperrte Straße passieren und von nun an ging es im flotten Schritt an der Bernauer Stadtmauer entlang. Von den Wallanlagen führte eine hölzerne Rampe, die eine Treppe bedeckte, hinunter zum Schwanenteich. Dieser musste umrundet werden und nun kam der ansprucksvolle Teil der Strecke: 3 schmale Anstiege, wobei der letzte und schwierigste am Stadtparkfriedhof vorbeiführte (ein Anblick, der für viel schwarzen Humor sorgte ; )
Die abgesperrte Straße wurde wieder gekreuzt und der letzte Teil der Strecke begann: das immer wieder motivierende Eintauchen in die Zeltstadt mit der spitzen Kurve auf die Zielgerade.
Das Staffelleben
Schon Wochen im vorraus geisterte ein Plan durch unsere Mannschaft, uns nach 10km immer wieder abzulösen und somit gerade in der Nacht für viel Ruhe und Schlaf zu sorgen. Doch der Plan ging nicht auf und es zeigte sich mal wieder: Wer die Ausschreibung lesen kann, ist klar im Vorteil.
Für uns bedeutete das: Keine langen Wechsel, sondern dafür das permanente Abklatschen nach jeder 1,615km Runde.

Somit stand fest: wir wechseln alle vier Läufer hintereinander durch, damit jedem wenigstens netto 20 Minuten Pause zustand. 20 Minuten, die gerade in der kalten Nachtzeit den Körper wieder runterkühlten.
Einige Ultras haben mir auf der Strecke immer wieder gesagt, das unsere Leistung nicht in den gelaufenen Kilometern zu suchen ist, sondern in den Pausenphasen, in der díe sich die Muskeln von Erschöpfung auf volle Leistung immer wieder umstellen mussten.
Da unsere Wertungskategorie (4 Läufer Mix mit mind 50% Frauenanteil) nur aus zwei Staffeln bestand, war es überraschend, dass es nach einem Viertel der Zeit wirklich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kam. Doch es wurde uns schnell klar, dass ein Führungskampf wärend eines 24h-Rennens einfach zu viel Kraft kostete und so ließen wir den Gegner ziehen und konzentrierten uns auf unsere Stärken.
Das Zelt und sein Vorplatz war der Dreh- und Angelpunkt. Jeder Läufer hatte die Aufgabe schnell nach seinem Einlaufen zum Zelt zurückzukehren, damit der übernächste Läufer seine verbleibende Pausenzeit einschätzen kann. Und mit dem Schätzen taten wir uns nach 12h schwer und somit kam es häufig vor, dass der Einlaufende alleine in der Wechselzone stand und manchmal mehrere Sekunden warten musste. Dass hört sich nicht viel an, doch summiert es sich bestimmt nach genauerem Hinsehen auf einige Minuten.
Doch der Spass stand im Vordergrund und nur mit ihm blieb der Teamgeist am Leben. Als Tellertaxe in der Nacht ein Tief hatte und für 1,5h im warmen Schlafsack verschwand, haben die anderen Läufer ihre kürzeren Pausenzeiten ohne Murren in Kauf genommen. Kathrinchen bemerkte sogar, dass es von Vorteil ist, da man nun weniger Zeit hatte um im Campingstuhl auszukühlen. Das selbe gilt natürlich für meine Stunde Pause in der Morgendämmerung.
Es war kühl in der Nacht, nicht unbedingt kalt. 8 Grad waren der absolute Grenzwert meiner "Frostgrenze". Wie oft schaute ich zu den anderen Teams, in dessen Mitte ein Feuerkorb oder ein Heizpilz stand. Wenn es für mich zum Wechseln ging, bin ich immer knapp an diesen Teams vorbeigelaufen, damit ich auch so ein bissl Wärme abbekomme.
Doch auch hier gilt die Läuferwahrheit: Wer schnell läuft, wird schnell warm.
Der Morgen naht
Die langersehnte Morgensonne fiel aus. Es wurde zwar wärmer, aber nur unwesendlich und sehr langsam. Kathrinchen und Tomrun liefen immer noch konstante Rundenzeiten. Nur die Taxe und ich mussten wegen ihres fehlenden Trainings immer wieder von Laufen in Gehen umschalten. Doch als Walker fielen wir nicht auf, denn auch einige 24h- Einzelläufer liefen nun deutlich langsamer bzw. gingen nun ihre Wege.
Der Kampf hat ein Ende.
Ich quäle mich mit Knieschmerzen in´s bei 23h48m ins Ziel und Tomrun rennt seine letzte Runde in rund 10Minuten. Katrinchen übernimmt zum letzten Mal und schafft für´s Team nochmal 270Meter. Und nun ist es amtlich: Es ist vorbei, Finito - die Qual hat ein Ende. Ich sinke in meinen Campingstuhl erschöpft zusammen und bin einfach nur glücklich.
Belohnung für einen großen Kampf
Mit einer Endleistung von 236km wurden wir in unserer Wertungskategorie Zweiter. Es waren zwar nur zwei Teams im Mix am Start, doch soll das unsere Leistung nicht schmälern.
PS: oder wie Tomrun sagte: Wir sind Vize und die anderen nur Vorletzter.
