Meine neue PB mit 1:59:01
Meine Freude über die erreichte Zeit
Mein Ärger über meine eigenen Fehler
Einsteinmarathon in Ulm im September 2007. Ich hab mir überlegt als Zuschauer hinzugehen. Aber warum auch. Außer dass ich ein paar Läufer kenne hat es mich einfach nicht interessiert. Und so früh am Morgen. Puh... da schlaf ich lieber weiter.
Kann mich erinnern. Habe mir gedacht, „hier mal mitlaufen ist sicher geil. Aber nee, das schaffst du nicht. Weißt doch, dein Asthma über die Sommermonate. Da kannst nicht drauf trainieren... Laufen geht nur im Herbst, Winter und Frühjahr. (habe dann im Oktober 2007 tatsächlich mit dem Laufen angefangen).
1 Jahr später: Ulm, 21.09.2008
6:00 Uhr. Aufstehen. Heute war es soweit. Mein 3. HM. Mehr als nur ein normaler Wettkampf. Die Veranstaltung ist in Ulm. Mein Ulm. Meine Heimat. Mein Rennen!?
8 Wochen Vorbereitung. Plan 1:59 h. Und das alles für einen WK, für knapp 2 Stunden Laufen.
Zuhause getrödelt. Natürlich hätte ich die Tasche am Vorabend packen können. Liest man auch so... sollte man tun. Ach was, die paar Dinge werfe ich einfach morgens in die Tasche.
Warum nur 1 Tasse Kaffee trinken. 2 gehen auch.
Natürlich rechtzeitig essen. Nicht erst kurz vor dem WK.
Duschen. Na klar. Das macht fit.
Oh... die Uhr ist nicht stehengeblieben... Verdammt. Jetzt aber flott!
Nach großer Hektik weil Straßen gesperrt waren und ich dann auf der Strecke aus dem Auto „gesprungen“ bin... kam ich um 8:45 Uhr im Startbereich an.
Kopfschütteln meiner Freunde die auch mitgelaufen sind. Da hab ich den Treffpunkt doch tatsächlich um 15 Minuten verpasst... ups...

Ich habe eine Bekannte getroffen. Sie wollte auch sub2 laufen, bei ihrer PB von 1:50 dachte ich mir „prima laufe ich mit Renate zusammen“.
9:00 Uhr
Startschuss. Los geht es. Die Hektik von vorher, meine Nervosität ist weg. Es ist kalt. Aber ich empfinde es nicht so. Kurze Hose, kurzes Shirt. Klar, nur die Harten kommen in den Garten...
Antraben. Stehen bleiben... Minuten vergehen bis ich die Startlinie passiere...Klar, bei etwa 5000 HMarathonis und über 1000 Marathonis...
Meinen FR305 gestartet... Es geht donauabwärts Richtung Thalfingen.
Hatte mir vorgenommen, 1. bis 3. km in etwa 5:40 zu laufen, dann mit 5:30 weiter und ab dem 15.km noch einen draufpacken. Je nachdem was noch geht.
Mist... haben uns wohl zu weit hinten in den Block eingereiht. Klar, wer so spät an den Startbereich kommt hat keine Zeit mehr die Blockeinteilung genauer anzuschauen...
Ständig überholen. Die Straße war zwar breit, aber dennoch auf den ersten km war es mächtig eng.
FR 305, autolap pro km, nach 1km: pace 5:58. Viel zu langsam. Egal, noch 20,1km zum aufholen.

FR 305 nach 2km: 5:40 okay
FR 305 nach 3km: 5:42 okay
Es läuft... kommt mir alles sehr locker vor. Unterhalte mich mit Renate über alles mögliche.
FR 305 nach 4km: 5:27 okay
Die Donau überquert. Jetzt sind wir in Neu-Ulm. In Bayern

FR 305 nach 5km: 5:24 okay. Blick auf die Zeit: 28:11 -> das passt prima. Sowas hatte ich im Kopf... 28min nach 5km.
1.Verpflegungsstand. Renate läuft weiter. Sie hatte ihren Trinkgürtel dabei. Ich habe mir einen Becher geschnappt und bin dann wieder zu ihr aufgelaufen.
FR 305 nach 6km: 5:30 okay
FR 305 nach 7km: 5:27 okay
FR 305 nach 8km: 5:30 okay
Jetzt wollte ich mal ein Energy-Gel nehmen. Kann nicht schaden. Alles läuft super. Auch bei Renate. Sie hat oft gesagt, ich kann das Tempo anziehen und vorauslaufen. Nee, wollte ich nicht. Passt doch alles. Warum jetzt schon schneller laufen.
FR 305 nach 9km: 5:33 okay
FR 305 nach 10km: 5:31 okay. Ein Blick auf die Zeit gem. FR305: 55:45. Super, genau so wie ich es mir ausgerechnet habe.
FR 305 nach 11km: 5:31 okay.
2. Verpflegungsstand. Renate läuft weiter. Kurzer Stopp, dann ist wieder Aufholen angesagt.
Renate läuft in der Mitte, ich muss mich jetzt links halten... kurz nach dem Steg stehen meine Eltern. Wie vereinbart. Hab ich mich gefreut. Mein Vater hat ein Foto geschossen. (Siehe Profilbild). Kurz meine Mutter "abgeklatscht". Das hat gut getan. Schön dass sie gekommen sind. Es läuft prima. Habe Renate aus den Augen verloren. Schaue über meine Schultern. Ah, da ist sie... okay... sie hat gesagt, ich soll zulaufen. Sie schafft das auch so. Und ich schaffe es auch so. Ist doch kein Problem, habe doch meinen FR 305 dabei.
FR 305 nach 12km: 5:36 okay, bisschen schneller könnte ich jetzt werden.
Jetzt sind wir mitten in Neu-Ulm. Schön... viele Zuschauer. Super Stimmung. An jeder Ecke eine Band, viel Beifall.
FR 305 nach 13km: 5:25 okay! Auf der anderen Straßenseite kann man die Läufer sehen, die Ihre Schleife durch Neu-Ulm hinter sich haben und schon 2km weiter sind. Deren Tempo kommt mir nicht viel schneller vor, als mein eigenes.
Die nächste Getränkestation... prima. Wasser. Es läuft echt genial.
FR 305 nach 14km: 5:21 okay! Bin schneller geworden super. Der FR 305 zeigt 1:17:38 an. Müsste passen... ein Blick auf die Durchschnittspace: 5:31. Klasse! Super, ich schaffe sub 2h!
FR 305 nach 15km: 5:37 nicht okay. Aber es ging auch ein Brücke rauf. Eine schmale Brücke über die Landesgartenschau. Ein toller Ausblick. Wunderschön. Aber es ist verdammt eng gewesen. Man kommt kaum an den Leuten vorbei. Na gut, paar Sekunden verloren. Macht nichts. Was sagt die Zeit auf dem FR 305: 1:23:15. Alles im grünen Bereich. Hatte mir für 15km als Anhaltspunkt 1:24 h gemerkt.
FR 305 nach 16km: 5:28 okay, bin wieder dran. Wäre jetzt der richtige Zeitpunkt das Tempo noch mal zu forcieren? Eigentlich schon. Es sind nur noch 5,1km. Diese Entfernung kenne ich gut. Stelle mir gerade meine „Hausstrecke“ vor. Vom Feldweg zurück zum Start. Das sind nach dem FR 305 genau 5km. Also, alles easy, das packe ich! Noch mal kurz ein Energy-Gel eingenommen... ging auch ohne Wasser. Der Verpflegungsstand kommt erst später. Egal.
FR 305 nach 17km: 5:29 okay. Aber wollte ich nicht schneller laufen. Eigentlich schon. Wieder eine langgezogene Steigung, nicht besonders steil, aber dennoch eine Steigung. Viele Leute, feuern an. Erkenne immer wieder mal jemanden. Na okay, paar Sekunden verschenkt.
FR 305 nach 18km: 5:29 okay. Aber komisch, nun ging es die Strecke auf der anderen Straßenseite zurück, also leicht bergab. Da hätte ich doch schneller sein müssen. Ein Blick auf die Durchschnittspace: 5:31 Das passt. Hey, da fällt mir ein, dass ich schon öfter 18km in den Trainingsläufen drauf hatte. Waren damals immer mehr als 2 Stunden. Ein Blick auf die Zeit beim FR 305: 1:39:32 Super... wow, das werde ich locker unter sub 2 heimschaukeln. Warum schneller laufen, passt doch alles.
FR 305 nach 19km: 5:21 klasse Runde... direkt an der Donau entlang. Oft genug bei den langen Läufen am Sonntag erlebt. Da kommt der Steg über die Donau. Könnte die Augen schließen und einfach nur Laufen. Kenne jeden Meter dieser Strecke. An der Donaubastion entlang. Wie oft bin ich hier schon gelaufen, mit dem Rad gefahren... schön...
Und jetzt habe ich meine „Fans“ entdeckt. Mein Schatz und meine Freunde rufen mir zu. Genial! Ich genieße es. Strahle in etwa so

FR 305 nach 20km: 5.29 okay, alles wunderbar. Jetzt ist es fast geschafft.
FR 305 nach 21km: 5:26 jeaaaaaaaaah!!!
„BREAK“:
Noch 100m bis zum Ziel... äh... Ziel... hallo? Wo bist du? Du musst doch jetzt hier sein. Genau hier.

Wie jetzt? Wo ist die Ziellinie, das „Tor“?

Und wo bin ich überhaupt. Der Zieleinlauf ist doch kurz vor dem Münsterplatz. Münsterplatz, wo bist du? Ich bin ja noch nicht einmal in die Fußgängerzone eingebogen.
Wo ist das Ziel? Es muss genau hier sein. Denn mein FR 305 hat gesagt, jetzt sind 21,1km vorbei. Ein Halbmarathon geht 21,1km.
Vorbei. Aus. Das Rennen ist aus... sagt mein FR 305.
Tja... der FR 305 hat das gesagt. Nicht aber die Realität...
"BREAK"
Weiterrennen. Los. Endspurt. Boah, ist die Fußgängerzone lang...kam mir bisher nie so vor. Viele Leute, wie genial... Lauf Markus. Lauf... Jetzt sehe ich das Ziel, überquere die Ziellinie.
Drücke auf „Stop“ beim FR 305.
Ein plötzliches Anhalten im Zielbereich. Alles voll mit Menschen... kein Auslaufen... Egal...
Geschafft... ich bin im Ziel!!!
Ein Blick auf den FR305: 1:59:02
Hurra sub 2! Ich habe es geschafft! Habe ich es tatsächlich geschafft?!?!?!?
Totale Verwirrung. Totales Gefühls-Chaos. Freude, weil ich im Ziel bin, weil ich es wohl geschafft habe unter 2 h zu bleiben. Aber Zweifel.
Warum 1:59:02 auf dem FR 305?
Wie jetzt? 1:59:02 bedeutet pace 5:38. Aber ich hatte doch eine Durchschnittspace von 5:31. Habe ich doch ständig im Auge gehabt, sogar die entsprechenden Zeiten verglichen. Hat alles gepasst. Zumindest hat es der FR 305 so angezeigt.

Moment mal... was steht da jetzt auf der Anzeige:
Gelaufene km: 21.7km. Wieso das? Ein HM geht 21.1km.
Zeit: 1:59:02
Durchschnittspace: 5:30
Verdammt...



Endlich die Ergebnisliste: 1:59:01
Gelaufene km: 21,1km, klar war eben ein HM.

Durchschnittspace somit 5:38
Tja... was soll ich dazu noch sagen... wie dumm von mir... Anfängerfehler... Warum hab ich nicht 1x auf die Km-Markierungen am Straßenrand geachtet... warum???


Ich habe mich selber gebremst. Dachte ich wäre schneller unterwegs, als ich es wirklich war... es wäre mehr gegangen. Aber warum auch... es hat mit dem angenommen 5:30 Schnitt gut ausgesehen, wollte nichts riskieren.
Jetzt ist vielleicht auch klar geworden, warum ich jeden km mit „FR 305...“ begonnen habe. Weil es nicht die Kilometermarkierungen am Straßenrand waren, sondern weil es die Angaben vom FR 305 waren.
Warum ich den Bericht in dieser Art und Weise geschrieben habe...
Sollte auch nur 1 Läufer/Läuferin daraus gelernt haben, sich nicht blind auf die Angaben eines Messgerätes zu verlassen, sondern die Kilometermarkierungen und die gelaufene Zeit zu vergleichen, dann bleibt diesem Läufer/Läuferin das erspart, was ich erlebt habe.
Zurück zum Lauf selbst.
Ich bin keinesfalls enttäuscht über meine Zeit.
Im Gegenteil. Ich hatte mir das Ziel gesetzt unter 2 Stunden zu bleiben. Das habe ich geschafft.

2 Sekunden schneller und es wäre sogar eine 1:58er Zeit geworden

Ich bin glücklich, den Lauf gesund und wohlbehalten überstanden zu haben. Keine Blessuren, gar nichts. Fühle mich heute – 1 Tag danach – wie nach einem langen Trainingslauf.
Fazit: Ziel erreicht -> auf zu neuen Zielen. Jetzt ist 1:55 angesagt. Schaffe ich 1:55? Es darf weiter gezweifelt werden!

Wann? Ich weiß es noch nicht. Aber schon bald J. So bin ich eben...

Ich möchte mich noch kurz bei ein paar Menschen bedanken, die mich direkt / indirekt bei meinem Training, beim Lauf und um das Laufen herum unterstützt haben.
Danke Michi mein Schatz dass du auf vieles verzichtest hast, weil ich Laufen gegangen bin. Danke für deine Unterstützung!
Danke Mario und Kristina für die schönen langen Läufe am Sonntagmorgen.
Und Glückwunsch an euch, für die Leistung beim HM! Freue mich schon auf die weiteren Läufe mit euch. Danke Renate für die gemeinsam gelaufenen km beim Wettkampf.
Danke an meine Eltern, dass sie zugeschaut haben.
Danke an meine Freunde, dass sie mich angefeuert haben.
Danke an meine Freunde / Freundinnen aus dem Forum. Es hat verdammt Spaß gemacht mit euch zu zweifeln, euch zu ermutigen und von euch ermutigt zu werden. Ich will keine Namen nennen, weil ich niemanden vergessen will. J

Und nun freue ich mich auf meinen Urlaub. Regeneration auf Gran Canaria. Das hab ich mir verdient.


Grüße,
Markus