Hallo Gunther,
bin wieder zurück aus Biel.
Das Wichtigste vorweg: Ich bin durchgekommen und mit meiner Zeit (11:37) absolut zufrieden. Es war mein erster 100er; überhaupt war es das erste Mal, dass ich länger als 42 km am Stück gelaufen bin.
Schon am Freitag lief eigentlich alles ungewöhnlich glatt. Bei der Anreise mit der Bahn hatte kein einziger Zug Verspätung, so bin ich bei 3x umsteigen ganz ohne Sprints zu den geplanten Anschlusszügen ausgekommen. In Biel war dann die Eissporthalle nicht schwer zu finden. Auch die Ummeldung war völlig unproblematisch. Überhaupt waren alle an der Organisation beteiligten Leute, mit denen ich im Verlauf der Veranstaltung zu tun hatte, ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.
Für den Lauf hatte ich mir vor allem zwei Tipps eingeprägt: Nicht zu schnell loslaufen und an den Steigungen gehen. Zu letzterem Punkt möchte ich noch etwas loswerden: Schnelles Bergauf-Gehen will wohl auch geübt sein, ich habe das vor Biel nicht gemacht. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass ich mir schon am ersten steilen Anstieg bei km 10 (oder so) den vorderen Schienbeinmuskel und/oder die Sehne dort verletzt habe. Die Schmerzen haben mich dann den ganzen Lauf über begleitet, heute (Sonntag) ist das Schienbein unten dick geschwollen, grün und blau. Werde wohl morgen mal den Doc aufsuchen müssen. Vernünftig wäre wahrscheinlich gewesen, den Lauf abzubrechen - aber zu wieviel Vernunft ist jemand fähig, der 7h durch die Lande fährt, um dann nachts 100 km durch die Schweiz zu rennen?
Über die Strecke möchte ich jetzt hier nicht viel erzählen, unter
100km Biel Bienne : Informationen zum 100km Lauf von Biel gibt es viele schöne, ausführliche Laufberichte; größtenteils auch mit Fotos. Da haben sich einige Teilnehmer aus früheren Jahren richtig ins Zeug gelegt. Anders als in einigen der genannten Berichte war in diesem Jahr das Wetter angenehm (trocken und gute Sicht in der Nacht; sehr vorteilhaft besonders am Ho Chi Minh Pfad). Am Samstag wurde es dann aber richtig heiß, zum Glück war ich vor 10 Uhr im Ziel und habe das nicht mehr abgekriegt.
Dass jeder während des Laufs das eine oder andere Tief durchmacht ist klar. Mein größtes Problem war die gesamte Strecke über das Wieder-Anlaufen nach den Verpflegungsstationen, was auf die oben beschriebene Verletzung zurückzuführen ist. Solange ich ohne Unterbrechung Minute für Minute vor mich hingelaufen bin, ging es eigentlich mit den Schmerzen. Hart wurde es aber nach Unterbrechungen wie eben nach den Pausen an den Verpflegungsstationen. Mit Blasen, wundgescheuerten Stellen und der Verdauung hatte ich zum Glück keine Probleme.
Der gesamte Lauf kam mir spätestens ab km 75 irgendwie unwirklich vor - dass ich tatsächlich so viele Kilometer gelaufen war, habe ich wohl erst im Ziel begriffen und selbst da wahrscheinlich noch nicht wirklich. Das Überqueren der Ziellinie war einfach nur großartig, ein passender Superlativ fällt mir jetzt dazu gerade nicht ein. Habe mir dann gleich nach dem Lauf ein schattiges Plätzchen zum hinsetzen gesucht, bewegen konnte ich mich nur noch im Schneckentempo. Um mich herum eine Menge Läufer, denen es genauso ging, unglücklich hat dabei aber keiner ausgesehen.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich echt froh bin, dabeigewesen zu sein. Es war eine Riesen-Erfahrung! Ich denke aber, dass es reicht, wenn man diese Erfahrung einmal gemacht hat, aber wer weiß wie ich in ein paar Wochen darüber denke ...
Dann wünsche ich Dir alles Gute für Deinen Lauf in Graubünden!
Gruß,
Matthias