Nach langer Vorbereitung rückte der Tag immer näher. Alles lief glatt.
Und dann, Ich glaube am Dienstag, da schlug er zu, der fiese Wettkampfgeist: Ich bin erkältet. So ein Mist. O.k. keine Panik. Es sind noch ein paar Tage, das bekomme ich in den Griff (hoffentlich).
Also wie einige andere hier auch. Heiße Zitrone mit Honig, Zink etc. Es scheint besser zu werden.
Im Geiste bereite ich mich schon auf nicht laufen vor, dann ist die Enttäuschung nicht zu groß. Hinfahren tu ich trotzdem: Mein Mann läuft beim HM mit, da kann ich schlecht daheim bleiben.
Am Samstag Anreise. Unterlagen abholen. Die Frage nach dem verflixten Startblock. (Die haben mich falsch einsortiert.) "Können wir leider nichts mehr machen. Aber ich habe gehört, dass es wohl vorkommt in der Aufregung und dem Gedränge, dass man versehentlich im falschen Startblock landet." Danke, alles klar.
Nach mittags dann blöderweise noch durch Köln gelaufen (also: gegangen.) Es war saukalt. Ich dachte schon, das gibt mir den Rest. Aber am nächsten Morgen: Welch Wunder, es scheint zu gehen.
Ich fühle mich (fast) fit.
Zuerst habe ich noch beim Start des HM zugeschaut. Dann ein bisschen Aufwärmen und allmählich nervös werden.
An der Kleiderbeutelabgabe, habe ich mich mit Chrescht getroffen. Wir wollten zusammen laufen.
Alles klar. Jetzt drängt die Zeit. Wieder zurück zum Zielbereich. Meinen Mann abfangen: Ich muss den Rucksack loswerden und dafür den FR entgegennehmen. Langes Gesuche, bis ich ihn finde.
Jetzt ist alles klar. Also etwas warmlaufen.
Der Start wird etwas verschoben. Muss das sein? Ich bin eh schon aufgeregt.
Dann ist es Zeit, in den Startblock zu gehen - äh klettern,... Ich lande im Blauen Block, direkt neben jemandem, auf dessen Startnummer auch "grün" steht. Uuups.
Warten, warten, dann geht es los. Wir haben uns auf 3:45 oder vielleicht etwas schneller geeinigt.
Das müsste also eigentlich nicht zu schlimm werden. (Ich bin eh nicht total fit und den ersten soll man ja genießen.)
Und dann geht es los. Das Übel. Es sind andauernd Leute im Weg, ich komme irgendwie kaum in ein flüssiges Laufen rein. Ein paar km geht es dann, dann wieder langsame Grüppchen vor uns. Und dann passiert es : nach 15 km tun mir schon die Oberschenkel weh. In einem Tempo in dem ich im Training locker weiter laufen könnte. So eine Sch.... Das kann ja heiter werden. Sind ja "nur" noch 27 km. Nicht dran denken. Nur ans "jetzt" und weiter.
Blos nix sagen. Weiter. Das läuft sich schon wieder weg. .. Hat es auch so irgendwo zwischen km 25 und 30. An dieser Stelle: Ich bin total froh, dass ich nicht alleine unterwegs war. Danke Chrescht. Sonst hätte ich garantiert aufgehört. Aber die Blöße konnte ich mir ja nicht geben.

Ich weiß nicht, wie oft ich mich im Stillen gefragt habe:" Warum tust du dir das an? Glaubst du wirklich, es wird besser?"
Aber zumindest hatte ich bei dem Tempo keine Angst, dass der Hammermann zuschlagen könnte. Am Limit wäre anders gewesen. (Ging aber an dem Tag absolut nicht.)
Und wer hat eigentlich heute morgen gesagt, ich brauche noch ein Hemd drunter? Weil es kühl ist und regnet? Selber schuld. Irgendwie mit viel Gewurschtel bekomme ich es im Laufen aus, ohne mich dabei total zu entblößen. Ganz schön kompliziert.
Ein paar km weiter:
Plötzlich werden die Beine wieder gut.
Inzwischen hat Chrescht zu kämpfen. In gegenseitiger Absprache laufe ich ab km 32 zügiger weiter. Und hoffe, dass er durchhält. (Hat er super. Glückwunsch. Es sah nach einem harten Kampf aus. Aber: Gewonnen.)
Die nächsten km ist endlich auch mal Platz, die Läuferschar ist dünner, die Straße breiter. Vorher standen die Zuschauer teilweise so eng, dass man hinter jedem langsameren Läuferpulk hängengeblieben ist - und derer gab es viele.
Ganz kann ich das schnellere Tempo nicht halten. Dann kommt noch eine eklige Steigung (zumindest am Sonntag fand ich sie eklig). Und weiter. Nicht mehr weit. Die km rückwärts zählen. Es wird wieder anstrengend. Noch 3 km. Wann ist endlich Schluss? Ich habe keine Lust mehr. Nicht mehr weit.
Man wird mit Namen angefeuert. Die neben mir häufiger, das sind geläufigere Namen. Ist einacher zu lesen.
Dann endlich am Dom. Gleich bin ich da. Aber was ist das? Kopfsteinpflaster, große Steine, och nööö, muss das jetzt noch sein. Eine Schikane kurz vor Schluss. Blos nicht die Haxen brechen.
Aber auch das geht vorbei. Nur noch über die Brücke, und dann ins Ziel. Geschafft.
Die Uhr sagt 3:44:19. Immerhin. Bei dem Lauf. Und trotz allem.