Beim Thema Ernährung wird es in der westlichen Welt direkt fundamental religiös. Besonders in Laufforen.

In anderen Gegenden ist man eher froh überhaupt etwas zum Essen zu haben.
Dem Rechnung tragend schließe ich mich der Religion von 19Joerg61 an. Bei mir ist Udo Pollmer auch nicht dafür bekannt Studien willkürlich auszulegen, sondern das Thema Ernährung nicht ganz so verbissen auszulegen. Nach Lektüre verschiedener ernährungsphilosophischer Werke erscheinen mir die Aussagen von Udo Pollmer als am nachvollziehbarsten und logischsten. Immerhin hat er mal Lebensmittelchemiker gelernt. Wenn ein Veganer ein Buch schreibt will er damit bestimmt kein Geld verdienen sondern lediglich die Menschheit glücklicher machen. Diese Leute sind ja so selbstlos.

Märchenbücher gibt es da wohl auch jede Menge.
Doch einmal von Anfang an, was den Vorteil hat, dass ich kein eigenes Thema mehr eröffnen muss. Dreh und Angelpunkt der modernen Ernährungsdogmatik ist die „gesunde“ Ernährung. Gemeint ist damit möglichst „naturbelassen“, also zumindest roh, körnerreich und damit balaststoffreich und natürlich möglichst wenig Fleisch. Am besten gar nicht.
Ein Blick in die Geschichte der Menschheit lässt allerdings ein paar Zweifel aufkommen. Immerhin entstand der Homo Sapiens vor ca. 200.000 Jahren. Das Alter des ältesten gefundenen Schädels wird allerdings nur auf 180.000 Jahre geschätzt, was in unserem Falle allerdings unerheblich ist.
Diese unsere Vorfahren waren so genannte Jäger und Sammler. Es wurde also sehr viel Fleisch gegessen und wenn ich so an die Gammelfleischskandale denke wohl auch das eine oder andere Aas. Irgendwie müssen unsere Körper das noch vertragen, sonst hätte es mehr Kranke und Tote nach dem Genuss von Uraltschnitzeln geben müssen. Das Sammeln von Früchten war sicherlich auf für unsere Vorfahren schon ein Saisongeschäft, besonders, wenn sie schon weit in den Norden gezogen waren. Machen wir uns nichts vor, häufig war auch Nulldiät angesetzt und es gab mit etwas Glück wenigstens ein paar Wurzeln zu kauen. Ziehen wir noch die 13.000 Jahre Ackerbau ab, sah die „natürliche“ Ernährung der Menschheit über mindestens 167.000 Jahre sehr Fleisch betont aus. Ausgestorben sind wir deshalb nicht um nicht zu sagen, wenn einige von ihnen Veganer gewesen wäre säßen viele hier nicht am PC.
Verbleiben also die maximal 13.000 Jahre Ackerbau. In Europa allerdings maximal 7.000 Jahre. Ist das dann die natürliche Ernährung? Allerdings das, was man z.B. in Xanten in der Colonia Ulpia Trajana vor 1.900 Jahren gegessen hat und was man heute dort wieder in der Herberge bestellen kann ist doch sehr gewöhnungsbedürftig. Dabei galten die Römer schon als Feinschmecker.

Die Getreidesorten, die man im römischen Reich anbaute hatten schon nichts mehr mit denen zu tun, mit denen der Ackerbau begonnen wurde. Züchtung hieß schon seit jeher das Zauberwort. Erst recht 1.900 Jahre später hat das, was wir auf den Teller bekommen, ob Bio oder nicht, nichts mehr mit den ursprünglichen Pflanzen zu tun. Spätestens wer einmal ein Wildmöhre gefunden und probiert hat weiß was ich meine. Schmeckt hölzern und bitter. Meine Bewunderung gilt also dem weitsichtigen Menschen, der die Möglichkeiten dieses Gewächses erkannt hat und über Generationen alles aus diesem orangenen Stängel herausgeholt hat damit wir ihn heute tatsächlich genießen können und nicht nur zum Überleben runter würgen müssen.
In Summe kommt so gut wie nichts mehr, was wir heute so knabbern, in der Natur vor. Dort hätte das natürliche Gemüse und der natürliche Salat keine Überlebenschance als Art. Die besteht nur mit Hilfe menschlicher Pflege.
Nicht nur die Vegetarier muss ich enttäuschen, sondern auch die „Fleischfresser“ unter uns. Die einzigen Tiere, die ihre ursprüngliche Form weitgehend behalten haben sind die Ziege und der Esel. Alle anderen Tierarten würden in der Natur ziemlich schnell aussterben. Lediglich Fisch bleibt weitgehend eine Ausnahme.
Eine „natürliche“ Ernährung ist bei uns zu Beginn des 21. Jahrhunderts einfach eine Illusion. Aus diesem Grund esse ich auch lediglich vielseitig und was mir schmeckt. Das steigert das Glückgefühl, Wohlbefinden und in Folge die Lebenserwartung.
Noch ein paar Anmerkungen. Besonders als Dauerläufer hat man üblicherweise eine gute Verdauung. Sich mit Ballaststoffen vollzustopfen kann also eher belastend wirken.
Ebenso die Legende mit den vielen kleinen Mahlzeiten. Das Ergebnis ist auf Dauer lediglich eine Überreizung der Bauchspeicheldrüse die auch mit Krebs enden kann.
Eiweiß (letztens wollte mir jemand weiß machen, dass in Eiern kein Eiweiß drin ist, hat ihr ein Ernährungsberater gesteckt) braucht man nicht nur zum Muskelaufbau sondern auch zur Reparatur der Muskeln. Besonders nach längeren Läufen zweckmäßiger als Kohlehydrate. Wo wir gerade bei dem Stichwort sind. Der Körper hat nur relativ wenige Kapazitäten um Kohlehydrate zu speichern. Deshalb verwandelt er alles, was er nicht braucht in Fett um. Wir kennen das alle, wo dafür dann Platz ist.

Fettstoffwechseltraining ist daher viel sinnvoller. Derzeit esse ich abends z.B. überhaupt keine Kohlehydrate mehr, was den Fettstoffwechsel tatsächlich aktiviert. Zumindest nehme ich derzeit 200-300 g pro Woche ab ohne zu hungern. Ob es für den Marathon etwas taugt wird sich am 09. Mai zeigen.
Rohkost ist auch so ein Ding. Das natürliche daran sind die Stoffe, mit denen sich die Pflanzen gegen Fressfeinde wehren. Aber es muss halt was „Frisches“ sein. Spaßeshalber ist es rund ums Mittelmeer seit 2.500 Jahre usus, dass Gemüse blanchiert, gegrillt oder eingelegt wird um es verdaulicher zu machen. Ein Wandel hat sich erst durch den Massentourismus der Germanen ergeben, die der Meinung sind Mägen wie Kaninchen zu haben.
Zu den Bestandteilen der modernen „gesunden“ Ernährung gehören auch Milchprodukte. Dies ist aber zu relativieren. Leider gehöre ich zu der Gruppe mit einer Laktoseunverträglichkeit. Diese ist auch bei Weißen ziemlich verbreitet. Sie äußert sich z.B. durch ein Völlegefühl. Wer unsicher ist sollte seinen Arzt befragen.
Letztendlich bleibt mein Standpunkt. Jeder muss selber herausfinden was gut für ihn ist. Wer sich sein Leben selber schwer machen oder sich den Appetit verderben will hat selbstverständlich das Recht dazu.
Peter