Mein erster Halbmarathon sollte es werden, in Buenos Aires. Offiziell hab ich mir so 1 Stunde 50als Ziel gesetzt (realistisch) aber insgeheim hab ich mit den 1:45 geliebaeugelt (unrealistisch).
Dieser Druck den ich mir damit gemacht habe ohne es bewusst wahrzunehmen, hat mich dann veranlasst die ganze Liste Anfaengerfehler mitzunehmen.
Es fing damit an, dass ich am Tag vorher statt Kohlenhydraten Fisch mit Gemuese gegessen habe und am naechsten morgen nur zwei Cracker, weil ich Angst hatte auf die Toilette zu muessen.
Ich fuehlte mich dadurch zwar wunderbar leicht, aber die Speicher waren null getankt.

Mein Powergel, was ich mir am Tag zuvor extra noch gekauft hatte, ist mir wohl auf der Toilette aus der Tasche gefallen, es war jedenfalls weg.
Am Sart fuehlte ich mich trotz allem toll, ich reihte mich in der hinteren Reihe von den Gelbarmbandigen ein (4:30/5:00 pro Kilometer) fand mich aber ziemlich schnell nach dem Start auf einmal zwischen ganz vielen Orangenen wieder (4:00-4:30 pro Kilometer).
Das war fuer mich ganz klar zu schnell, zumindest fuer den ersten Halbmarathon.
Aber in der Euphorie konnte ich mich irgendwie nicht davon ueberzeugen. Ich fand die Vorstellung einfach zu toll, vielleicht ja noch unter 1:45 ins Ziel zu kommen.

Die 10 Kilkometer kam ich damit ganz gut durch. An Getraenkepunkten wollte ich aber natuerlich keine Zeit verlieren und fuers Trinken auch noch stehen bleiben- kam nicht in Frage.
So hab ich natuerlich auch noch zu wenig Fluessigkeit aufgenommen.

Bei Kilometer 14 hat sich das alles aber schon verdammt bemerkbar gemacht. Meine Beine wollten irgendwie schon nicht mehr so weitermachen, wie ich das vorhatte.
Das Schlimmste war, dass gerade da ein laaaaaaanger Teil ueber die Autobahn ging. Keine Kurven, kein Schatten, nur eine laaange Schlange Laeufer vor dir.
Es fuehlte sich so an wie in de Traeumen, wo man rennt und rennt und sich nicht von der Stelle bewegt.
Irgendwie bin ich dann aber an Kilometer 19 vorbei (fragt mich nicht wie, das wurde schon unwiderbringlich von der Festplatte geloescht). Und kurz vor Kilometer 20 ein Blick auf die Uhr: 1:40. WOOOOW

(Rechnen konnte ich immerhin noch, aber an Selbsteinschaetzung hats wohl gemangelt).
Jedenfalls bin ich bei Kilometer 20 ohne Vorwarnung einfach -plopp- umgekippt.
Wobei ich mich da auch nicht mehr dran erinnere. ich erinnere mich wie ich auf dem Rasen am Strassenrand aufwache und drei Laeufer um mich rumstehen und mir Traubenzucker in den Mund schieben. Was ich uebrigends wirklich toll fand, die sind alle drei bei mir geblieben und haben mir von anderen Laeufern Traubenzucker und Gatorade besorgt, bis Sanis da waren- ohne an ihre iegene Zeit zu denken.

Aber kaum war ich wieder einigermassen bei Kraeften (wirklich nur einigermassen) ging es in meinem Kopf schon wieder los "Meine Zeit und meine Eltern erwarten mich doch am Ziel, ich muss weiterlaufen".
Das hab ich den Sanis dann auch versucht klarucmachen und nach Puls nehmen und vorsichtig losgehen, haben sie mich dann gelassen.
Ein paar Meter haben sie mich, einer an jeder Seite, begleitet.
Irgendwann bin ich aber wieder alleine gelaufen. Verschwommen hab ich dann irgendwann meine Mutter am Rand wahrgenommen, aber da war ich schon nicht mehr richtig bei mir und konnte nur daran denken diese bloede Ziellinie zu ueberqueren (ich weiss allerdings noch, dass ich Queen Elizabeth verflucht hab, dass ich wegen der jetzt auch noch 90 Meter weiter laufen muss).
Ich habe die Zielline auch ueberquert (laut Ergebnisliste 1:58 Std.), bin danach aber nur noch ins Sanitaeterzelt gesunken.
Ich habe meine Beine nicht gespuert und konnte nicht mehr Spanisch sprechen- war alles wie weggeblasen (ich lebe seit 14 Monaten in Chile und spreche nur Spanisch).
Dann wurde ich nach meiner E-Mailadresse gefragt- was war das nochmal? Ich konnte mich einfach nicht erinnern...
Wo ich hier wohne? Puh...da fragen Sie mich aber was...
Alles in allem war es sicherlich kein erfolgreicher Lauf, aber ein sehr lehrreicher.
Nicht nur im Hinblick auf die Vorbereitung und Laufeinteilung. Ich war ausserdem erstaunt ueber die mentale Staerke, die man entwickelt. Immerhin bin ich nach einer (meiner ersten) Ohnmacht weitergelaufen.
Da kann man sich natuerlich streiten, ob das gut ist oder nicht, aber von mentaler Kraft zeugt es allemal...vielleicht hab ich aber auch einen leichten selbstzerstoererischen Hang

In 1 Monat hab ich mir jetzt den naechsten Halbmarathon vorgenommen, allerdings in Begleitung
