
Eine nette Idee vom Veranstalter, uns (Olli und Jan) als Schlussläufer zu engagieren. Für uns die Gelegenheit, die ganze
Strecke von Husum bis Damp zu laufen, während ansonsten keine Einzelläufer zugelassen werden. Dafür hatten wir auch zwei Aufgaben mit auf den Weg bekommen: Jeweils die Staffelläufer am Ende des Feldes zu begleiten. Und den Hilfskräften am Straßenrand mitzuteilen, dass jetzt Feierabend für sie ist. Läufer als Besenwagen, wo hat man so was schon gesehen? Für die Teilnehmer sicherlich schöner, als von einem Fahrrad oder gar von einem Auto vor sich her geschoben zu werden.

Aber wie tragfähig ist diese Idee? Ultraläufer laufen eher gleichmäßiges Tempo, hier ist aber gefordert, sich dem Rhythmus des letzten Staffelläufers anzupassen. Beim Wechsel bekommt dann typischerweise eine Rakete (aus Ultrasicht) den Stab in die Hand. Keine Chance, direkt den Anschluss zu halten. Erneut auf der Suche nach dem Ende des Feldes. Tatsächlich klappte das nur auf den ersten Abschnitten. Schon zu Beginn des vierten Abschnittes äußerte ich, dass es knapp werden könnte, noch einmal an das Hinterfeld heranzukommen.
Auf der Strecke nach Jagel war es noch ok. Geniale Idee übrigens, den Lauf komplett über die Landebahn des Militärflughafens zu führen! Das hat was, so ein 2500 Meter langes Asphaltband für uns zwei Schlussläufer allein zu haben. Die letzte Staffelläuferin konnten wir hier noch sehen, aber nicht mehr erreichen. Wars das nun? - Nein! Auf dem nächsten Streckenabschnitt erreichten wir bei Kilometer 48 tatsächlich noch einen Läufer. Oliver lief voraus, ich verabschiedete mich von ihm: "Wir sehen uns im Ziel!" War das jetzt gut oder schlecht, noch mal auf einen Staffelläufer gestoßen zu sein? Nun ja, da ich wirklich locker nebenher gehen konnte, auch wenn er lief, wusste ich, dass ich unendlich viel Zeit verliere. Gut vier Kilometer später, beim nächsten Wechsel, war mir klar, dass ich nochmals mindestens 15 Minuten eingeschenkt bekommen habe.

Aufgegeben hatte ich noch nicht. Bei Kilometer 55 überlegte ich: Jetzt nur noch einen Marathon, das könnte passen. Denn im letzten Jahr kam die letzte Staffel bei 10:45 Stunden rein. Bei Kilometer 70 habe ich dann den nächsten Läufer eingeholt. Leider war es Olli, mein Schlusslaufpartner, der wegen einer verletzten Wade aufgeben musste. Jetzt erst recht, die Schlussläuferehre muss gerettet werden, sagte ich mir. Allerdings konnte ich nicht mehr beschleunigen. Da machte sich dann doch das mangelhafte Training in den letzten vier Wochen und der am Wochenende zuvor gelaufene hügelige 55-km-Lauf bemerkbar.

Das Ende der Geschichte: bei Kilometer 85 teilte mir ein Begleitfahrer, der zu mir abgestellt worden war, mit, dass ich weit zurückliege. Und so langsam bemerkte ich auch, dass ich in einen Tunnel reinlaufe. Bei Kilometer 90, kurz nach der letzten Wechselzone, habe ich mich dann einsammeln lassen. Es ging hier nicht darum, dass ich als Einzelläufer irgenwie noch über die Strecke komme. Meine Aufgabe war es, den Helfern am Straßenrand zu sagen, dass jetzt Feierabend ist. Aber ich wollte nicht die Ursache dafür sein, dass dieser Feierabend über Gebühr hinausgezögert wird.

Ist das Konzept: "Schlussläufer statt Besenwagen" machbar? Bis über die Hälfte der Strecke konnten wir die Aufgabe erfüllen. Und gerade auf dieser Trailpassage ab der Holzbrücke, einem schmalen Pfad, mit vielen Treppenstufen, war das Konzept ideal und anders kaum realisierbar.
Fazit: Mit gezieltem Training und mit Bereitschaft zu Tempowechselläufen ist die Aufgabe "Schlussläufer" für einen guten Ultraläufer machbar. Leider hatte ich vier Wochen vor dem Event einen Unfall, mit der Folge, dass ich drei Wochen fast gar nicht trainiert habe. Und eine Woche vorher noch 55 hügelige Kilometer zu laufen, war sicherlich auch nicht klug. Das lag aber auch daran, dass ich die Einladung zum Lauf zwischen den Meeren erst lange nach der Zusage für den 55er bekommen hatte. Für mich war es eine sehr interessante Erfahrung. Ich danke dem gesamten Team für die optimale Betreuung vor und während des Laufes.
Grüße
Jan