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Lichter aus

Lichter aus

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Es war für mich der erste und auch der einzig geplante Wettkampf 2013 in Deutschland und es war ein ganz besonderer.
Kleinere Verletzungen und eine Erkältung endlich überstanden, befand ich mich seit circa 2 Monaten wieder in einem geregelten Lauftraining mit lediglich 3 Einheiten pro Woche, um erneute Überlastungsschäden zu vermeiden. Dabei konnte ich auch die Kraft der Regeneration für mich entdecken.

Zwei Gründe machten diesen Lauf für mich besonders, ein dritter kam noch dazu. Erstens war es der traditionsreiche Volkslauf mitten durch mein kleines Heimatdörfchen (Südwestfalen, NRW) und Zweitens war meine Freundin aus Frankreich zu Besuch, da ist maNN natürlich doppelt motiviert, zumal Start und Ziel am alten Haus meiner Großeltern war.

Ich bin für den Jedermannlauf über 5,2km an den Start gegangen. Im Training lief ich eine 19:30min über 5km und 11:20min über 3km, allerdings ist die Strecke mit leichten Steigungen verbunden und ich bin im Training oft auf der Bahn gewesen, daher hatte ich mir als Minimalziel sub21 gesteckt, ich war einfach froh, wieder verletzungsfrei laufen zu können.

Morgens (11h) ordentlich gefrühstückt, Haferflocken mit Banane und einen ordentlichen Orangensaft. Darauf schwöre ich seit Ewigkeiten. Es war sehr heiss an dem Tag, so heiss war es während der Trainingseinheiten nie, das machte mir ein wenig Sorgen, fühle mich eher in der Kälte wohl wenn es um Tempoläufe geht. Den Tag über nichts mehr gegessen und einen PowerShot von AM Sport reingehauen.

Dann war es soweit, gegen 17h30 habe ich angefangen, mich warmzulaufen, locker vorgedehnt, meine Routine abgespult. Ich hab mich relativ gut und fit gefühlt und um 18h ging der Startschuss los.

Nach circa 500 Metern war der spätere Gesamtsieger über die 10km (33min) schon über alle Berge aber eine kleine Gruppe von 4,5 Läufern bildete sich und ich blieb dicht hinter einem alten Bekannten dran. Kilometer 1 in 3:40min absolviert und es hat sich alles super angefühlt. Die 3 Kilometermarke in 11:25min durchquert und ab da fängt es schon an, dass ich euch nicht mehr wirklich viel erzählen kann. :nick:

Weiss noch, wie ich circa 700 Meter später nach einer Kurve wieder auf den Asphalt kam und die Uhr bei Kilometer 4 16min anzeigte, das heisst, Kilometer 4 war schon sehr langsam und irgendwie war alles ausser Kontrolle.
Als nächstes erinnere ich mich, wie ich an den Wasserstellen Schwämme nahm und sie in mein Gesicht klatschte...ich kam dem Ziel immer näher, legte einen richtig schönen Endspurt ein bei dem ich nochmal drei, vier Läufer einkassierte. Nun kam ich auf die Hauptstrasse von der aus es nochmal 100 Meter bis zum Ziel sind, rechts gings zum Ziel, links in Runde drei. Komischerweise bin ich links gelaufen (sehr zur Verwunderung der sich bereits freuenden Familie und Co) und habe dann sehr verwirrt das Ziel in Runde 3 gesucht :peinlich: .
Schwarz, Sonne, Schwarz, Sonne. Geräusche, Stille. Taumeln. Wurde dann nach circa einem Kilometer in diesem Trancezustand aus dem Rennen genommen und mit Wasser versorgt. Ich konnte eine Stunde lang nur auf dem Boden sitzen, aufstehen war nicht möglich und habe geredet wie ein Wasserfall. War relativ verwirrt und natürlich total geknickt. Abends dann viel gegessen, Puls war noch leicht erhöht auf 85, normal so um die 65. Die Tage danach noch leichte Kopfschmerzen, war dann gestern im Krankenhaus. Blutwerte und EKG, alles top.
Was war da los?! Normalerweise wird man doch einfach langsamer wenn man nicht mehr kann. Aber wie kann man bitte nen Kilometer laufen und sich nicht mehr daran erinnern?! Bzw. schon ab km 3 nicht mehr wirklich großartig was wissen?
Ich werde jetzt eine Woche komplette Sportpause einlegen, viel trinken und am Sonntag mal einen ganz lockeren 3km Lauf im Wald testen.
Hat jemand von euch schon ähnliches erlebt? Was könnten die Ursachen dafür gewesen sein?
Viele Grüße
Niklas
3000m 11:09min l 5km 18:50min l 10km 38:44min

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Ok, danke. Ich starte mal wieder ganz locker mit dem Training. Bin aber trotzdem zufrieden beim Arzt gewesen zu sein - sicher ist sicher. ;)
3000m 11:09min l 5km 18:50min l 10km 38:44min

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Noizy75 hat geschrieben:
(...)
Schwarz, Sonne, Schwarz, Sonne. Geräusche, Stille. Taumeln. Wurde dann nach circa einem Kilometer in diesem Trancezustand aus dem Rennen genommen und mit Wasser versorgt. Ich konnte eine Stunde lang nur auf dem Boden sitzen, aufstehen war nicht möglich und habe geredet wie ein Wasserfall. War relativ verwirrt und natürlich total geknickt. Abends dann viel gegessen, Puls war noch leicht erhöht auf 85, normal so um die 65.
(...)
Was war da los?! Normalerweise wird man doch einfach langsamer wenn man nicht mehr kann. Aber wie kann man bitte nen Kilometer laufen und sich nicht mehr daran erinnern?! Bzw. schon ab km 3 nicht mehr wirklich großartig was wissen?
Ich werde jetzt eine Woche komplette Sportpause einlegen, viel trinken und am Sonntag mal einen ganz lockeren 3km Lauf im Wald testen.
Hat jemand von euch schon ähnliches erlebt? Was könnten die Ursachen dafür gewesen sein?
Viele Grüße
Niklas
Hallo,
das liest sich schon etwas bedrohlich, aber im Konkreten wird dein Einbruch eine schwere Unterversorgung mit Glukose des Blutes gewesen sein. Dieses Defizit wird auch als Unterzuckerung bezeichnet, allerdings hattest du einen "Black-Out", folglich war das eine schwere Unterzuckerung.
Die Tatsache, dass du keine Erinnerung mehr an die letzten Meter hast, dass du weiter laufen konntest, das ist schon speziell, aber auch nicht ungefährlich. Der Redeschwall im Ziel passt auch exakt in die Ausfallsymptomatik.

Was ist passiert?
Dein Körper hat aus noch nicht nachvollziehbaren Gründen ein Glukosedefizit im Blut gehabt.
Dein Körper hat während der Belastung keine Glukose ins Blut nachgeführt, folglich haben die Muskeln die Glukose aus dem Blut gezogen bis weit unterhalb des Minimums. Leider verliert ein Mensch unterhalb des Glukose-Minimums sehr schnell das Bewusstsein, deshalb keine Erinnerung mehr. Dennoch arbeitet der Körper weiter, nur ohne jede Kontrolle. Gerade an der Glukose-Minimum-Grenze wird Adrenalin ausgeschüttet, sodass man gegebenenfalls nochmal Extraschub bekommt. Der Nachteil ist an dem Grenzpunkt, stellt man die Leistung nicht sofort ein, verliert man schnell das Bewusstsein. (siehe falsche Richtung etc.)

Fazit:
Eine Wasserversorgung im Ziel war ungenügend, ein Becher Cola hätte das Problem in 10 -15 Minuten komplett beseitigt.
Leider deuten nur absolute Fachleute die Symptomatik richtig, folglich ist eine hilfreiche Unterstützung nur Zufall.

Warum ist das Passiert?
Das kann viele Ursachen haben, alles Weitere wäre Spekulation von mir, weil ich keine Vorgeschichte kenne.
Entscheidend ist z.B. die Ernährung der Tage vorher, der Tag selbst, welcher nur auszugsweise dargestellt ist, das Training in Zusammenhang mit Ernährung und, und, und.

Wie auch immer, keine schöne Situation, in welche du gekommen bist. Aber diese ist nicht unnormal, denn unser menschlicher Stoffwechsel ist fragil.
Dennoch, auch mich würde interessieren, warum du so abgestürzt bist.
Ich spekuliere natürlich im Geiste, Aufregung, höherer Grundumsatz, vielleicht ein Schluck Alkohol, und, und, und...

Und abschließend nochmals der Hinweis, der Stoffwechsel ist keine Konstante, dieser balanciert sich andauernd aus, sodass eine Untersuchung in einer Klinik keinerlei Aufschluss bringen kann, weil ein Becher Cola im Ziel schon alle Spuren (Symptome) verwischt hätte.

Wenn du Interesse hast, dann schreibe ruhig weiter, ich würde mich dafür schon interessieren.

Viel Erfolg!

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Maxwell the Fast hat geschrieben:

Wenn du Interesse hast, dann schreibe ruhig weiter, ich würde mich dafür schon interessieren.

Viel Erfolg!
Hallo Maxwell the Fast,

erstmal dank ich dir für die ausführliche Antwort.

Zur Ernährung: Ich trinke kein Alkohol, esse sehr wenig bis gar kein Fleisch (Fisch schon regelmäßig).

Vorgeschichte grob: Am Vorabend Nudeln gegessen, allerdings zu wenig getrunken würde ich vermuten, ich musste eine kleine Reise unternehmen und hatte kein Geld mehr dabei. Der Tag selbst lief relativ gemütlich ab...ich vermute, dass ich definitiv zu wenig gegessen habe. Hinzu kam dieser Powershot dann eben auf leeren Magen. Ich weiss nicht, ob das so eine gute Idee war. Deine Erklärung bezüglich der Glukose-Minimum-Grenze klingt plausibel, als ich aus dem Rennen genommen wurde bekam ich einen Becher Sprite, leider war davon nicht viel da, aber das tut gut. Auch eine Banane war super.

Ernährung im Hinblick auf das Training: Ich versuche mich so zu ernähren, dass es meiner Leistung hilft. Ich frühstücke jeden Tag Haferflocken mit Banane und Milch, dazu ein Glas Orangensaft. Mittags eine richtige warme Mahlzeit, meistens eben vegetarisch, sehr viel Nudeln und Reis, Gemüse. Abends Brot mit körnigem Frischkäse und Tomaten beispielsweise. An Getränken nehme ich eigentlich nur Wasser und gute Fruchtsäfte zu mir. Obst esse ich auch. Ab und zu mal eine Magnesiumtablette, wobei das auch nicht soviel bringt, denke ich.
Ich esse auch wirklich viel. Wenn es Nudeln sind, dann 500g mindestens. Egal, was ich esse. 2,3 große Teller kommen immer dabei rum ;). Vor einem Wettkampf versuche ich das dann ein wenig zu reduzieren. Vielleicht liegt hier schon der erste Fehler und dann kam alles zusammen. Ich tue mich noch schwer mit den Läufen am Abend und im Sommer. Fand es im Winter viel angenehmer zu laufen. Heute war ich aber z.B. in der prallen Mittagssonne 3km ganz locker auf Rasen unterwegs, lief alles problemlos ab.

Ich selbst versuche mich im Internet ein bisschen schlau zu machen, habe etwas zur "Hitzeerschöpfung" gefunden, da passten alle Symptome.

@Selbstläufer: Ja, das war wirklich eine ziemlich große Lücke ohne Essen. Vorher habe ich einen halben Toast verputzt, aber das wars. Ich war schon ein bisschen hungrig. Der Abend war dahin, das Grillen konnte keiner so richtig genießen, ich musste mich auch direkt ins Bett legen, so platt war ich aber immerhin hatte es keine schlimmeren Konsequenzen, das stimmt. Den nächsten Lauf gehe ich ein bisschen langsamer an, esse vorher mehr und trainiere jetzt häufiger in der Sonne und zu Wettkampfzeiten. Ich weiss nicht, wie es euch dabei geht, aber für mich ist das schon eine Umstellung, wenn ich immer morgens trainiere und dann abends einen Wettkampf laufen will.

Vielen Dank für das Feedback und Interesse

Gruß
Niklas
3000m 11:09min l 5km 18:50min l 10km 38:44min

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Hi Noizy75,

erst mal: klasse geschrieben! Bei den meisten Berichten, weiß ich schon vorher, wie es ausgeht, aber hier war der Plot echt bis zum entscheidenden Moment verborgen :hallo:

Es ist wahrscheinlich, dass Maxwell recht hat: Du hast unterzuckert. Was dagegen hilft ist nur Training (wie immer). Lauf mit leerem Magen, so dass der Körper sich langsam und vorsichtig dran gewöhnen kann, seine Glukose selber aus der Leber zu ziehen. :daumen:

Viel Glück!

LG

Flo

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Hey Flo,

danke =). Freut mich, dass dir der Bericht gefallen hat.

Ich habe schon häufiger Läufe auf leeren Magen gemacht direkt nach dem Aufstehen, das hat sich gut angefühlt aber da bin ich auch locker gelaufen ;).

Danke!

Gruß
Niklas
3000m 11:09min l 5km 18:50min l 10km 38:44min

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