Zwei oder drei Tage vor dem Termin wurde im RW- Forum ein Staffelplatz angeboten. Mensch, das ist doch DIE Idee, Staffel, nicht der ganze Marathon, sondern eine Teilnahme light! Ich schickte eine PN, aber leider war der Platz bereits vergeben. Schade.
Aber schon tat sich eine zweite Möglichkeit auf: Ausstieg an der HM- Marke mit Zeitmessung. Dann mach ich das, HM geht ja immer.
Das Foritreffen am Vorabend mit Jan und Hennes war ein richtig nettes, es zog sich hin, und die alten Geschichten vom Hagel 2005 und dem geklauten Führungsfahrzeug 2013 wurden erzählt und gerne gehört.
Am nächsten Morgen regnet es. Mist. Das hört bestimmt bis zum Start auf. Tut’s doch eigentlich immer. Frühstück, nochmal Klöchen, allet schick.
Die HM- Marke liegt nahe an meinem Hotel, ich brauche nicht mal einen Kleiderbeutel abzugeben, ziehe nur meinen neuen warmen Funktions- Kapuzenpulli aus der Berlin Marathon Kollektion über, den ich mir uncoolerweise vor dem Start um den Popo zu tüdeln beabsichtige. Glücklicherweise ist es fast windstill und immerhin 11°, also kommt zum Regen nicht auch noch Windchill und niedrige Temperatur.
Als ich am Treffpunkt Parkscheinautomat unter der Brücke ankomme, bin ich schon völlig durchnässt vom Regen. Trotzdem ist die Stimmung unter den RW- Foris gut, es wird gequatscht, gelacht, ich mache noch ein paar Handyfotos.
Das Starterfeld ist lange nicht so dicht wie in Berlin, ich laufe immer weiter vor, nach dem Motto: wenn ich nicht mehr weiterkomme, bin ich hinten und damit richtig. Bin plötzlich bei den 3:45ern, na sowas, schnell zurück.
Es geht los, die Strecke führt schön am Rhein entlang, dann wird sie unspektakulär, wegen des Dauerregens gibt’s auch kaum Zuschauer. Man kann ganz unaufgeregt und mit Platz um sich rum dahintraben. Anfangs laufe ich ein Stück mit Kerstin, aber ich will ja bloß den Halben machen, also kann ich etwas zulegen, darf ja nach der Hälfte schon platt sein.
Zwischen km 8 und 9 steht der LT Bernd Hübner- Fanclub und macht einen Mordsradau! Das sind bislang die lautesten Anfeuerer, danke, ihr gebt euch richtig Mühe da im Regen.
Und nun fange ich an zu „müssen“. Hm, wieso das? Kann nicht sein, ich war doch, das wird jetzt ignoriert!!! Mein Mantra: ich muss nicht, ich muss nicht, ich muss nicht.
Hilft nix, finstere Mächte zwingen mich, nach dem nächstbesten Dixi bzw. Gebüsch Ausschau zu halten. Das nächste Grün ist meins! Als ich mich wieder einreihe, treffe ich gerade auf Kerstin, aber ich will unbedingt die verlorene Zeit wieder aufholen und spurte davon, hach sowas Blödes, bestimmt ne Minute verloren!
Über die Oberkasseler Brücke, schöne Sicht über den Rhein, es regnet, ich laufe um die Pfützen oder mitten durch, ist ja eh alles nass. Man läuft geradeaus, man biegt nach rechts und wieder nach rechts und mäandert da durch so Wohngegenden so rum; zurück über die Brücke? Nee, nochmal eine Schleife, mir ist etwas langweilig, ich bin ziemlich gut in der Zeit, vielleicht kann ich meine Berliner HM- Zeit von 2:18:58 unterbieten? Regen ist zwar doof, bei mir aber erfahrungsgemäß hilfreich für gute Zeiten.
Kurz vor dem Rückweg über die Brücke geht das wieder los mit dem Müssen. Ich fasse es nicht. Das darf nicht wahr sein. Durchhalten, HM ist ja bald erreicht. Aber mitten auf dieser Brücke, wo es weit und breit weder Dixi noch Gebüsch noch Kneipe gibt, wo man mal hätte freundlich fragen können, geht mein Bauch zum Großangriff über. Hilfe! Ich kann doch nicht einfach hier vor allen Leuten… Mir schießt durch den Kopf: Hunde haben’s gut, die dürfen immer und überall. Soll ich mich hinhocken und den Leuten zurufen: „Denken Sie einfach, ich wäre ein Hund!“
Könnte ja auch noch ein bisschen bellen. Aber mein schauspielerisches Talent ist unterentwickelt, und in die Maske müsste ich vorher wohl auch noch… 
In Anlehnung an eine Filmszene in „Manche mögen’s heiß“ muss ich denken:
Ich bin ein Hund. Ich bin ein Hund. Ich brauche ein Dixi. Ich wollte, ich wäre tot.
Und am Ende der Brücke naht die Rettung, ein paar Büsche neben der Treppe runter zum Ufer. Harmlos guckend, *flöt*, drehe ich zur Seite ab. Die Zuschauer sind hier zwar besonders zahlreich, schauen aber netterweise alle auf die Strecke und die Läufer, so dass ich unbeachtet bleibe. Ächz, das war der allerletzte Moment! Ich brauche ein bisschen, bis ich mich rearrangiert habe, ärgere mich wieder über nunmehr nochmal bestimmt zwei Minuten verlorene Zeit. Jetzt bloß noch zwei Kilometer. Auch wenn ich den Ganzen vorgehabt hätte, wäre ich glaub ich raus, ich hatte aus diversen Gründen keinen Bock mehr. Da, das Halbmarathon- Schild, ich drücke meine Uhr ab, die zeigt eine 2:17er Zeit. Also wirklich schneller als in Berlin ohne Boxenstopps.
Shirt übergezogen, ist nass, macht nix, und zum Hotel zurück entlang der Kö, da kann ich noch Läufer gucken.
Woran es lag mit der flotten Verdauung – ich weiß es nicht, kann nur mutmaßen.
Ja, das war mein Runningkacki (danke an Det isse für den genialen Vertipper!
) in Düsseldorf.
