Banner

Knochenmarködem im Sprunggelenk

Knochenmarködem im Sprunggelenk

1
Hallo zusammen, ein kleiner Hilferuf. Ich habe in einer Wettkampfserie Beschwerden im linken Fuß überlaufen und nun die Quittung. Nach dem letzten Rennen konnte ich gar nicht mehr auftreten, das MRT zeigt nun u.a. folgende Befunde: Knochenmarködem im Fersenbein, leichte Entzündung des anliegenden Ansatzes der Achillessehne, leichtere Gelenkergüsse im oberen und unteren Sprunggelenk. Ich bin seit fast vier Wochen inaktiv, allerdings ohne nachhaltige Besserung. Leidglich die Ruheschmerzen auch nachts sind fast überwunden. Belastung aber selbst beim Gehen kaum möglich. Mit welchem Gegner habe ich es hier zu tun? Was brauche ich, um ihn in Schach zu halten. Die Geschichte nimmt mich körperlich und psychisch sehr mit.

Kurz zu mir: Ich laufe leistungsorientiert und seit einem Jahrzehnt mit etwa 4000 KM im Jahr ohne längere Ausfallzeit als zwei Tage. Ich bin 45 Jahre alt und laufe die 10 km aktuell in etwa 35 Minuten. Kann mir jemand Mut machen oder hat Tipps? Ich habe sukzessive jede Bewegung eingestellt. Erst bin ich unbedarft noch auf dem Rad gewesen und war spazieren, was beides leicht schmerzhaft war. Seit ich mich komplett schone wird es gefühlt eher schlimmer. Aber mit der Diagnose im Kopf gehe ich nur noch auf Krücken. Ein Teufelskreis? Hat jemand Erfahrungen? Auch Tipps zum Thema Resilienz bei Verletzungen wären super.

Re: Knochenmarködem im Sprunggelenk

2
Hallo Hunter25,

was mich mit dir vereint: auch ich bin (wieder mal) verletzt und auch bei mir ist es die Folge überzogenen Ehrgeizes. Dritte Ähnlichkeit: Wenngleich meine Läsion das Knie betrifft, scheint sie sich einem Abheilen ebenso zu widersetzen wie deine. Und auch mich nervt die stete Wiederkehr der Schmerzen (auch wenn sie bei mir nicht über max. 2 von 10 hinausgehen). Das ist auch einer der Gründe - und hier fangen wir an uns zu unterscheiden -, weshalb ich weiter aktiv bin. Allerdings nicht so, wie ich es gerne möchte, was darauf hinaus liefe, dass ich meine Saison mit Marathons und Ultras am laufenden Band weiterführte. Stattdessen höre ich auf das, was mein behandelnder Arzt sagt und - mal sehen wie klug es mir erscheint -, was mein Therapeut raten wird, bzw. schon geraten hat.

In Sachen behandelnder Arzt komme ich jetzt zu einem für mich entscheidenden Faktor fürs medizinisch-orthopädische Wohl leistungsorientierter, ehrgeiziger Läufer. Der Austausch Arzt-Patient und die daraus resultierende Vorgehensweise sollte zur mittel- bis langfristigen Ausheilung plus Beschwerdefreiheit führen. Ich schreibe dir mal in welch' komfortabler Lage ich mich befinde: Mein Hausarzt ist zugleich Sportarzt. Der ist über 60, was zwangsläufig immenses Fachwissen, gepaart mit tonnenweise Erfahrung bedeutet. Ärztliche Erfahrung ergibt sich ja nicht nur aus den Behandlungserfolgen. Ärzte, "die was taugen", lernen auch an ihren Niederlagen. Meiner ist so einer. Seit ich bei ihm Stühle und Untersuchungsbänke mit meinem Gewicht beschwere, das sind nun bald 15 Jahre, hat er mich immer wieder hingebogen, mich auf die Läuferfüße zurückgestellt. Letztlich war er immer erfolgreich, auch wenn es für meinen Geschmack natürlich jeweils zu lange dauerte. Wenn ich ihn konsultiere, dann rede erst ich. Viel, möglichst genau, möglichst situativ schildernd. Er fragt nach, mehrmals. Schaut ev. parallel dazu irgendwelche Befunde. Dann fasst er mich an, wo es wehtut. Drückt, verdreht, knickt, entschuldigt sich, weil er mir gfs. weh tun muss. Zum Schluss redet er: Diagnostiziert, verordnet, schlägt vor. Und ich mache, was er sagt.

Er hat mich schonmal drei Monate am Stück zum Nichtlaufen verdonnert. Hab ich akzeptiert, weil er eher zum In-Bewegung-bleiben rät. Letzteres liegt daran, dass er selbst Spitzensportler war und dieses Herz schlägt auch mit über 60 noch in seiner Brust. Seine Marathonbestzeit, in den 1980er-Jahren in Houston gelaufen, liegt bei ca. 2:12 Stunden - das ist kein Schreibfehler von mir. Er weiß also auch aus sportlicher Sicht, was in dem vorgeht, der ihm gegenüber sitzt. Schätzungsweise tat ihm während seiner Laufkarriere auch schon einiges weh, war entzündet oder sonstwie lädiert. Der dritte Punkt ist: Vor ein paar Jahren stürzte er bei einem feierabendlichen Crosslauf und zerriss sich mehrere Bänder am Knie. In Folgezeit war er lange selber Patient, musste auch zwei Knie-OP über sich ergehen lassen. Er kennt also die besten Ärzte für dies und jenes in der Region, wenn er für seine Patienten fachärztliche Expertise oder Prozedur, ergänzend zu seiner Vorgehensweise braucht. Und er kennt die besten Therapeuten. Und zu denen schickt er mich. Seit 15 Jahren.

Nach meiner Einsicht und Auffassung wird jeder leistungsorientierte Sportler, je ehrgeiziger, umso eher oder häufiger, sich immer wieder verletzen oder zumindest gegen hartnäckige Beschwerden zu kämpfen haben. Das ist meine Erfahrung. Ergibt sich aus:
1. erster Marathon mit 48 Lebensjahren
2. unterdessen, jetzt bin ich 70, haben sich über 350 Marathons und Ultras angesammelt (auch sehr, sehr lange).
3. Ich war mehrfach verletzt oder kämpfte gegen Beschwerden (A-Sehne, LWS), sammelte auch schon vor meinem jetzigen Arzt zahlreiche Arzterfahrungen.
Sich zu fordern, grenzwertig zu fordern, bedeutet auf schmalem Grat unterwegs zu sein. Rechts und links geht's in den Abgrund der Verletzung, bei leichteren "Verstößen/Übertretungen" rutscht man nur aus und muss sich wieder auf den Grat hochrappeln. Bei mir liegt das natürlich auch daran, dass ich mein Training (und damit meinen Ehrgeiz) stets ganz alleine steuern musste. Es gab nie einen Trainer, der mich vor Fehlern zu hohen Einsatzes hätte bewahren können. Also: Rechne damit dich zu verletzen. Immer mal wieder.

Warum schreibe ich dir das mit meinem Arzt-Patientenverhältnis und das mit meiner Überzeugung, was die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen angeht, in dieser Ausführlichkeit? - Je ehrgeiziger einer ist, umso wichtiger ist, dass er den für ihn "richtigen" Arzt findet. Den habe ich gefunden. Zum Glück recht früh. Du hast ihn noch nicht gefunden. Hättest du ihn, dann müsste ich dir nicht antworten, weil kein Beitrag von dir hier stünde. Auf die meisten deiner Fragen gibt dir der richtige Arzt erschöpfend Antwort. Meiner beschränkt sich nicht auf Diagnose und erste Verordnung, rät nicht nur zu den nach seiner Ansicht geeignetsten Therapeuten. Er gibt mir auch fürs Training Handlungsempfehlungen. Diesmal hieß es: Weniger laufen (erstmal kein Marathon), dafür Radeinheiten, dazu die Beweglichkeit der Gewebe ums Knie herum verbessern (Dehnen), um das Knie zu entlasten.

Ich meine das ernst: Such dir den bestmöglichen Arzt für dich. Der was weiß, der was kann, der zuhört, der rät, der sich kümmert und auch nachsorgt. Es gibt solche Ärzte.

Weiter: Mein Knie widersetzt sich. Auch die A-Sehne war schon so ein heimtückisches Aas, desgleichen die Symphyse, der man einen Ermüdungsbruch unterstellte und diverse andere Stellen an meinem Körper verhielten sich ähnlich. Und damit bin ich beim Thema Resilienz. Das heimtückische Körpergewebe war immer widersetzlich stark. Aber ich war bislang immer stärker, was in diesem Fall bedeutet: endlos hartnäckig. Die A-Sehne brauchte mal 5 Monate, bis ich sie per Übung zum Schweigen brachte, während ich weiter trainierte. Heute weiß ich gar nicht, ob ich noch A-Sehnen besitze, weil sie Stillschweigen bewahren. Ich will gerne gestehen, dass ich durchaus ein ungeduldiger Rekonvaleszent bin. Das es mir nicht leicht fällt im Beschwerdefall optimistisch zu bleiben. Doch das mehrmalige Verletzen und die stete Wiederauferstehung haben mich in dieser Hinsicht konditioniert. Resilienz hat man per Genmuster zu einem gewissen Teil an Bord. Oder man besitzt sie eher weniger. Es ist wie mit anderen veränderlichen Eigenschaften: Resilienz ist trainierbar. Es gibt den Begriff der Tempohärte, dir sicher nicht fremd. Das unangenehme Empfinden, wenn der Stoffwechsel gezwungen wird das Letzte zu geben, lässt sich auch trainieren. Muss sogar trainiert werden durch harte Einheiten, wenn man leistungsorientiert erfolgreich sein will. Mit der "psychischen Widerstandsfähigkeit bei Verletzungen" verhält es sich ähnlich. Du wirst also lernen mit deinen Emotionen umzugehen, optimistisch zu bleiben, dich selbst aus dem Sumpf von Befürchtungen rauszuziehen. Du wirst es lernen, weil du es lernen musst. Jedenfalls, wenn du weiter solche Zeiten laufen und noch über einige Jahre leistungsorientiert bleiben willst.

Ich bin kein Arzt, kenne dich nicht, kann dich nicht mal sehen und habe mit deiner spezifischen Verletzung gottlob keine Bekanntschaft machen müssen. Daher wirst du keine Ratschläge von mir bekommen können, was die Verletzung angeht. Ich kann dir noch nicht einmal dazu raten in Bewegung zu bleiben, was normalerweise bei Beschwerden im Bewegungsapparat so sein sollte (jedenfalls sobald die Akutphase überwunden ist). Ich weiß einfach nicht, was für dich das Richtige ist. Und hier bin bei dem, was oben ausführlich steht: Finde einen Arzt, der dir deine Fragen beantwortet, der dich wieder auf die Läuferfüße stellt. Ein Orthopäde ist womöglich nicht die richtige Adresse. Für mich ist es ein Arzt, der den Hut "Sportmedizin" zusätzlich aufhat. Sportmediziner schauen mit anderen Augen auf lädierte Sportler als Ärzte ohne dieses Zusatzpäckchen. Was nicht heißt - leider -, dass jeder Sportmediziner dieses Prädikat verdient hätte. Ich habe da von Freunden schon diverse Geschichten gehört ... Also suchen und finden.

Alles wird dauern: Diesen Arzt zu finden, wenn du keinen Glückstreffer landest. Vor allen Dingen aber auch den Mist am Fuß wieder loszuwerden. Du wirst Geduld brauchen.

Alles Gute.

Gruß Udo

Re: Knochenmarködem im Sprunggelenk

3
Uah, ganz bitter.
Ich habe auch Probleme damit (im Sprunggelenk) und einen Ärztemarathon hinter mir.

Hier habe ich es ein bisschen geschildet, vielleicht hilft Dir der eine oder andere Punkt (insbesondere die Therapievorschläge):
post2781033.html#p2781033

Ach, die "wenn ich mich schone wird es eher schlimmer"-Problematik kenne ich auch.
Lieber weiter bewegen, dann allerdings auf den Umfang/Art der Bewegung achten...das hilft bei mir auch besser, als gar nichts tun.

Viele Grüße und gute Besserung!

Re: Knochenmarködem im Sprunggelenk

4
Vielen Dank, lieber Udo, für diesen großartigen Beitrag!

Da ist ganz viel Wahres drin, wie ich bereits nach meiner kurzen 4-wöchigen Leidensgeschichte bemerkt habe. Der Schlüssel ist der Arzt und das Vertrauen zu ihm. Wenn das gegeben ist, ist man geduldig und genügsam. Das Schlimme ist umgekehrt, wenn man sich auf Basis einer absolut halbgaren Diagnose im Nichts bewegt und damit fast implodiert. Und genau das macht mich verrückt. Ich habe dieses Ärztenetzwerk nicht, da ich bisher nie verletzt war. Ich war bei einem Orthopäden, der auf Sehnenentzündungen tippte und mir Kortison verschrieb. Eine Überweisung ins MRT hielt er für unnötig. Erst mein Hausarzt hat mich dann überwiesen, was ja nun eine ganz andere Diagnose erbracht hat. Alleine das ist schon verrückt. Heute Abend geht es nun zu einem anderen Orthopäden, der hoffentlich anhand des Befundes eine gute Therapie findet, in der ich mich wiederfinde. Bisher habe ich aber leider das Gefühl, dass ich der Lösung deutlich näher bin als irgendein Arzt und kriege die Krise, dass die kaum in der Lage sind, das Ganze zusammenzubringen und ganzheitlich zu sehen.

Generell würde ich auch meinen eigenen Weg gehen, der sicher schon früh Bewegung einbauen würde. Aber die Warnsignale sind leider eindeutig. Selbst ein kurzes Radeln macht leichte Beschwerden. Der Fuß arbeitet überall. Wahrscheinlich ist es hier die Mehrfachdiagnose. Mit einem Ödem im Fersenbein kann man sicher in der nicht mehr akuten Phase prima mit wenig Widerstand radeln. Mit einem Gelenkerguss allerdings nicht.

Resilienz ist mir leider nicht in die Wiege gelegt. Viel mehr werde ich mit jedem Tag sensibler, was die Schmerzempfindung betrifft. Hätte ich den Schmerz nun zum ersten Mal, würde ich ihn einfach ignorieren können. Inzwischen zieht mir selbst der moderate Schmerz den Zahn. Aber deine Nachricht hilft mir sehr. Weil sie stellvertretend deutlich macht, dass so viele ähnliche Probleme hatten und überwunden haben. Aber nochmal: Geduld und Resilienz können sich erst einstellen, wenn man sich auf dem richtigen Weg wähnt. Ansonsten machen einen die Arbeitsweise und die Experise vieler Ärzte schlicht wahnsinnig und man fühlt sich ziemlich allein gelassen.

Re: Knochenmarködem im Sprunggelenk

7
Ein Knochenmarködem hatte ich auch. Meine Info war und ist, dass man es auskurieren MUSS, kann sonst den Knochen kaputt machen. Mein Untermieter (Osteopath) hatte einen Pat. dem man einen Knochen aus dem Fuß herausnehmen musste, weil der Pat sein Knochenmarködem nicht auskuriert hatte.
Meine Leidensgeschichte kannst du in meinem Blog "Irgendwann nach Sparta" nachlesen. Bin derzeit bei einem Sportphysio: Der zeigt mir einerseits Übungen, die die Gelenke entlasten. Andreas Wellinger (Schispringer) springt trotz kaputtem Meniskus und Kreuzband durch diese Athletikübungen. Auch ist Regeneration superwichtig (dehnen) und Entsäuern, durch Bewegung entsteht Säure, die langfristig Schaden anrichtet. Bei mir kam Stress dazu (verursacht auch Säure), die Übungen mache ich erst jetzt, ev wäre mir sonst meine jetzige Verletzung (Meniskusschaden) erspart geblieben.
Alles Gute dir
Grüße

Cornelius
Antworten

Zurück zu „Gesundheit & Medizin“