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Ist es der Letzte mit Etze???

Ist es der Letzte mit Etze???

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10.Ostermarathon in Berlin bei Etze

Geradezu selbstverständlich ist es für mich das ich bei Etze's letzten Ostermarathon
(so hat Er es beriets im letzten Jahr angekündigt) dabei sein werde. Er meinte mit diesem
kleinen Jubiläum soll es nun gut sein. Auch seinen "Vollmond-MA" hat Er 10x ausgerichtet
und ihn dann in andere Hände übergeben - in Zukunft ist Er dort nur noch im Hintergrund
und beratend tätig, schmunzelte Er. Ich habe schon im Vorfeld mit Ihm telefoniert - über alte
Zeiten und was man sonst noch so erzählt. Er hatte mir wieder gestanden das Er sich dieses
"bestimmte fränkische Bier" aus seiner zeitweisen fränkischen Heimat wünscht - ich habe Ihm
schon mehrfach den Wunsch erfüllt - und tue das gerne wieder. Das Bier gibt es nur dort wo
es gebraut wird: eine sehr kleine Erlangener Brauerei mit entsprechenden Lokal. So bin ich
da hingefahren und habe es abgeholt - das mache ich gerne für einen meiner besten Lauffreunde.
Beim Telefonat hat Er mir aber auch verraten, der Ostermarathon sei fast so eine Art Selbstläufer-
natürlich als das gesehen was er ist: ein kleiner wunderschöner Marathon zu einer Zeit wo es kaum
Andere gibt und die Strecke ist etwas ganz besonderes, rund um die Tegeler Seen. So glaubt Er
auch im nächsten Jahr das mit seinen Orga-Team noch zu stemmen, auch wenn Er dann 73Jahre
alt ist - so erzählt Er mir das ganz begeistert - und die Freude (und sicherlich das Leuchten in
seinen verschmitzten Augen) ist aus seiner Stimme heraus zu hören. Und ich bestätige Ihn in
seiner Überlegung: Dann mache es halt solange Du Freude und Lust daran hast und Deine
Gesundheit das erlaubt.
Am Karfreitag nach wenigen Stunden Schlaf (Nachtschicht lässt grüßen), steige ich in Nürnberg
in den ICE nach Berlin und freue mich schon auf das was mich morgen erwartet. Ich habe mir
diesmal ein Hotel in Spandau ausgesucht, da ist es am Lauftag dann nicht weit zum Start. Das
Hotel ist weithin sichtbar, schon als ich mit der S-Bahn anrolle entdecke ich es sogleich. Das
Frühstück am Folgetag genieße ich mit spektakulärer Aussicht von ganz oben (16.Stock/Dachterrasse)
Am Abend zuvor mache ich mich als Spaziergänger auf den Weg in die Spandauer Altstadt, 
entdecke ein typisch Berliner Kneipe, in der man auch gut essen kann. Auf dem Heimweg
werde ich etwas nass - doch für den Lauf am Samstag ist herrliches Frühlingswetter angekündigt.
Nur etwas "Saharastaub" wird die Sonne eintrüben - damit ist der Laufdress schon gewählt:
Kurz-kurz
Das nahe Hotel bringt es mit sich das ich ganz ohne Hektik schon zeitig in der Gartenkolonie
am Saatwinkler Damm ankomme. Etze freut sich gewaltig als Er sein fränkisches Bier in seinem
Kühlschrank verstaut - ein paar Flaschen werden auch nachher schon im Ziel getrunken, das
Partyfass bleibt für einen besonderen Anlass unangetastet.
Wie immer trifft sich dort ein Großteil Läufer(innen) die sich von vielen Läufen kennt und entsprechend
familiär geht es zu. Nach Etze begrüße ich gleich mal seine Frau und Hund Bruno darf man nicht vergessen!
Immer mehr bekannte Gesichter treffen ein und Etze verkündet dann auch - Alle die hier versammelt
sind sollen doch gerne nächstes Jahr wieder kommen - zum 11.MA und wieder mit Ihm als Veranstalter.
Unübersehbar ist Er fast ganz in Orange gekleidet, passend zur Streckenmarkierung die als tadellos
zu bezeichnen ist - da hat Er und seine Helfer am Vortag ganze Arbeit geleistet.
Ich deponiere meinen Kleiderbeutel in der Laube und die Überziehhose wird verstaut - schon da merke
ich, es ist nicht alles so wie es sein sollte. Ich tripple ein wenig durch den Garten bzw auf dem Weg
wo nachher gestartet wird, ein paar Dehnungen... das fühlt sich nicht gut an. Schwere Beine und 
etwas schmerzende (hakelige) Gelenke - würde ich nicht diese Erfahrung besitzen, Zweifel ob der
Start heute so gut ist, ständen an... aber so denke ich mir: wird schon werden!
Kurz vorm Start vernehme ich noch eine Art "Mini-Briefing" - ich höre nicht so wirklich hin, die Strecke
ist mir gut bekannt - okay diesmal gibt es keine Baustellen mehr... und das der 1.VP erst nach ca 15Km
kommt (mangels Helfer) - ich habe ja meinen Trinkgurt dabei - habe ich auch vernommen, es gibt dann
3 weitere VP's.
So stellen sich knapp 100 Starter an die Linie - Sigrid Eichner ("Läuferin-Legende" aus Berlin) ist schon
vor 2Std gestartet - dann brauchen die Helfer nicht solange zu warten. 
Auf geht's - und nach ca 1-2Km stellt sich das ein, was ich erhofft habe - wird schon werden, alles was
mich irritiert hatte ist weg. Begeistert und mit Vorfreude laufe ich die ersten Km und bin wieder mal
schneller unterwegs als ich dachte bis zum 1.VP (Km 15) laufe ich mit einer Ausnahme immer unter
6-er Pace und es geht mir gut dabei. Ich werde zum Streckenverlauf nicht zu detailliert berichten - das
habe ich bereits im letzten Jahr getan, siehe:
   
laufberichte/ostern-in-berlin-den-einen ... 32768.html

Es geht den Spandauer Schifffahrtskanal entlang, nach ca 1Km nach rechts an den Tegeler See, der sich
mit jede Menge Anlegestellen/Bootsstegen ankündigt. Hier wird wie schon die Jahre zuvor beobachtet
gepinselt, geschraubt und renoviert oder wer schon soweit ist das Boot zu Wasser gelassen. Die Saison
beginnt eben bei passenden Wetter für Viele an Ostern... und das Wetter ist wohlgesonnen, auch uns
Läufern. Ohne Saharastaub könnte uns gar ein noch ungewohnter heißer Frühlingstag bevorstehen, 
doch die direkte Sonne bleibt oft verborgen und trotzdem werden es weit über 20Grad, was noch eine
Rolle spielen wird.
Im See liegen mehrere kleine Inseln, hübsch anzusehen und in frühlingshafter Natur ist eben das ganze
Umfeld mindestens doppelt ansprechend. Richtung Norden am See entlang, durch Tegel parallel dazu
führt rechts die Bernauer Straße, über den Borsigdamm und Greenwichpromenade (hier werden die
Begegnungen mit Hobbyläufer(innen), Spaziergängern und Radfahrer immer mehr),laufen wir zur
nördlichsten Stelle, vorher noch die langgezogene Humboldtinsel mit der Sechserbrücke überquert. Schon
laufen wir an der anderen Seeseite nach Süden. Die Ansammlung von Tegeler Inseln ist nun linker Hand
zu sehen die Siedlung die wir jetzt durchlaufen nennt sich Tegelort, meist ganz nah am See. Als wir hier
den südlichsten Zipfel erreichen sind wir an der Havel und schon legt eine Autofähre gerade zu der Zeit
an als ich daran vorbei laufen will ich schlängle mich durch die wartenden Auto und laufe in die nächste
Ortschaft "Konradshöhe". Die Wärme macht mir zu schaffen und ich habe schon über die Hälfte meines
Trinkvorrats aufgebraucht, meine Uhr sagt Km15 rückt näher - der 1.VP kann nicht mehr weit sein. So
ist es auch, ich freue mich über die Helfer und fülle meinen Vorrat auf, lasse mir meinen mitgeführten
Falttrinkbecher mehrmals vollmachen und schütte Schorle und Cola in mich hinein. Mir kleiner Verspätung
geht es weiter nach Heiligensee (erst gleichnamiger See, den wir rechts liegen lassen, dann die Ortschaft).
Die Havel teilt sich nun in westlich Havelkanal bzw Havel und östlich Nieder Neuendorfer See, von dem
bekommen wir nicht so viel zu sehen da wir nun nicht mehr direkt am Ufer laufen können, stattdessen
geht es über gefährliches "Stolperpflaster" nach Norden. Dieses Pflaster ist mir aus mehreren Läufen
hier - sowohl Oster-MA, als auch dem 100-Meilen-Kurs, ein Teil dieser Strecke laufen wir hier auch - oft
war ich schon am Straucheln und meine Knie haben auch schon harten Kontakt gefühlt. Heute komme
ich hier gut voran, werde den Eindruck nicht los... so manche Stelle wurde entschärft bzw komplett neues,
besseres Pflaster verlegt. Schon nähert sich der VP2 bei gut 19Km - mein Vorrat wird wieder erneuert,
das kostet Zeit, muss aber sein - mir wird klar die VP's sind wohl in recht unregelmäßigen Abständen,
da kann Vorrat im Trinkgurt nicht schaden.
Weiterhin sehen wir ausnahmsweise mal kein Wasser, wir entfernen uns ein ganzes Stück davon und
laufen an der Ruppiner Chaussee entlang, knicken an einem Kreisverkehr ab - siehe da, wir überqueren
die Havel, biegen links ab um an einem größeren Anlegebecken vorbei wieder an der Havel entlang zu
laufen - so streifen wir Hennigsdorf nur. Auf der Uferpromenade geht es gen Süden, wobei der Name hier
mehr verspricht als er hält - links die Havel... ja schön, doch rechts erwartet uns ein Gewerbegebiet mit
Heizkraftwerk, Schrotthandel und ganz viel Gleisen, denn hier befindet sich u.a. die Endmontage von Alstom.
Wir verlassen über eine Brücke des Havelkanals diese Aussicht und kommen auf Spandauer Allee, heißt
später Dorfstraße und dann bereits wieder näher an der Havel wieder an Uferpromenade. Zuerst eine kleine
Badestelle, dann liegt rechts bereits Nieder Neuendorf, ich zehre bereits an meinem Getränkevorrat und sehne
den nächsten VP herbei, da entdecke ich wieder sehr Bekanntes: einen ehemaligen Grenzturm (auch hier wird
bei den 100Meilen vorbei gelaufen). Auch wenn meine Pace nun nachgelassen hat - etwas über 6-er Schnitt,
so überhole ich nun immer wieder Läufer(innen) denen die Ausdauer nachgelassen hat - auch Sigrid Eichner
entdecke ich vor mir - schon von weitem an Ihren Laufstil zu erkennen... wenn man bedenkt das Sie jetzt schon
2Std länger unterwegs ist...
Na endlich - der VP taucht auf und dort beratschlagen gerade 4 junge Läufer ob den eine Zielzeit unter 4Std
noch machbar sei - mein Kommentar: da müsstet Ihr jetzt wesentlich schneller werden, wenn Ihr das Tempo
von bisher durchhaltet, dann vielleicht 4:10 - 4:15. Sie scheinen mir Glauben zu schenken und lassen mir den
Vortritt beim Wiederanlaufen - doch bald sind Sie außer Hör- und Sichtweite, Sie bleiben zurück. Für mich
wäre heute eine 4:15 Zeit quasi ein Idealwert, denke mir aber - die Wärme wird mir noch mehr zu schaffen
machen, als mir lieb ist. Am VP war die Rede von 28,5Km - das deckt sich mit der Anzeige meiner Laufuhr.
So hoffe ich auf den letzten VP so zwischen Km34 - 37, das wäre gut um nochmals meinen Trinkgürtel zu
füllen... doch erstens kommt es anders, als man zweitens denkt - wenn ich das mal geahnt hätte!
Weiter mit viel Grün durch die Neuendorfer Heide, rechter Hand die Laubenkolonie Erlengrund, links die
"Bürgerablage" eine Art Strandbad. Der Oberhavelsteg wird überquert, den Aalemannkanal umlaufen wir,
hier ist die andere Seite der Autofähre von vorhin und damit wir die bestehende Brücke nicht nutzen, steht
ein Streckenposten bereit. Schon bald verlassen wir das Havelufer und streifen Wohngebiete von Spandau - 
ich nehme den vorletzten Schluck aus meinem Vorrat und sehne den letzten VP herbei - ca Km35.
Eine kleine Grünanlage, die mir letztes Jahr aufgrund des Namens aufgefallen ist: Glühwürmchengrund
wird passiert und am nächsten Seitenkanal wird wieder Wasser erreicht. Kanal überquert und weiter an
Havel mit diversen Einbuchtungen ins "Landesinnere" entlang. der letzte Schluck ist zu Ende und nun wird
es hart - noch immer kein VP in Sicht. Meine Schweißproduktion ist enorm - bin halt die Wärme noch nicht
gewohnt und ich spüre wie es mir den Stecker zieht, zudem der psychologische Effekt: nix mehr zu trinken -
kommt überhaupt noch ein VP oder ist er mangels Personal entfallen? Einen kleinen Anstieg gehe ich plötzlich
ohne es zu wollen, ich bin eben verunsichert... sofort wieder laufen, so gut es halt geht. Ein Blick zur Uhr zeigt
mir, mit 6:30 Pace bin ich sogar noch schneller als gefühlt - kaum zu glauben. Ich brauche Flüssigkeit - was auch
immer, frage 2x bei Passanten auf einer Bank nach - nix! Komm schon lauf weiter in einigen Km ist es vorbei,
sage ich mir. Leicht gesagt, mitnichten es fällt schwer.... weiter, immer weiter - wird wohl kein VP mehr kommen.
Die Uhr Zeit ca 38Km, da sehe ich Jemanden der größere Dinge vom Boot in sein Auto am Ufer verstaut, noch
einmal traue ich mich: Haben Sie Irgendetwas zu trinken für mich? Er blickt mich an - sieht wohl einen Läufer...
bemitleidenswert - Er nickt und zieht eine gekühlte Flasche Mineralwasser aus dem Kofferraum - ich fülle sofort
eine Flasche im Trinkgurt und frage ob ich den Rest der Flasche noch austrinken kann - Er nickt nochmals - wie
herrlich schmeckt dieses kühle Wasser, als es meine Kehle hinunterrinnt. Ich bedanke mich mehrfach bei Ihm
und trabe los.... einige hundert Meter weiter um zwei Ecken sehe ich VP4 - bei ca 38,8Km... ich bin fassungslos
und versuche nicht diese Helfer hier dafür verantwortlich zu machen, nur die Bemerkung: etwas früher wäre sehr
hilfreich gewesen kommt mir über die Lippen. nochmals Cola in die 2.Flasche und noch hinunter gestürzt - jetzt 
aber mit neuen Kräften auf die letzten Km, über eine Brücke geht's auf die Eiswerder Insel, sie liegt in der Havel,
oder genau genommen Spandauer See wie sie hier bereits genannt wird. Die kleine Insel ist alsbald überquert.
Mit einer weiteren Brücke gelangen wir ans Ostufer mit den Siedlungen Hasselhorst und Gartenfeld mit einem
Nordbogen an der Havel entlang, die 40Km sind bereits geschafft. Als wir den Hohenzollernkanal entlanglaufen
geht es schon Richtung Ziel, ich sehe schon die Brücke an der wir ihn überlaufen und dann dürfte es bestenfalls
noch 1Km sein. Mehrfach musste ich mich schon wieder am Getränkevorrat bedienen (Nachholbedarf), nun aber
dem Ziel entgegen - mit 4:26Std werde ich gestoppt. Meine ersten Wort - Etze wir müssen reden! Ich erkläre Ihm
und da bin ich weder der Erste noch der Einzige, der Abstand zwischen VP3-4 war einfach (v.a. bei der Temperatur)
viel zu weit. Ja sagt Er - das müssen wir verbessern....
Anschließend hole ich mir mein Finisherbier, genieße die Nachverpflegung und das tolle Wetter, freue mich über
viele nette Gespräche und bedanke mich für die nette Organisation und die tolle Strecke (Markierung 1A). 
Zwei Std später sitze ich schon im ICE nach Nürnberg und denke außer der "Durststrecke" war das zweifellos
ein ganz toller Ostermarathon - Danke Etze und Team, das nächste fränkische Bier kommt bestimmt!

Gruß Roland

Zu den Fotos:
1. Mein Hotel in Spandau: Im Spiegelturm
2. Typisch Berliner Kneipe
3. Innenansicht: Spandauer Bierbrunnen
runners.high - Nomen est omen :logik:
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