Banner

Enttäuscht trotz persönlicher Bestzeit?!

Enttäuscht trotz persönlicher Bestzeit?!

1
Hallo,

Ich bin am Sonntag den Mitteldeutschen Marathon gelaufen.
Dies war mein zweiter Marathon. Der erste war im Juli 2014. Danach hatte ich einen Infekt (Frühjahr 2015), eine Verletzung (Herbst 2015 und Frühjahr 2016)

Meinen ersten Marathon bin ich in 3:58:29 gelaufen.

Seit dem bin ich noch 2 HM gelaufen und habe regelmäßig trainiert.

Nun habe Verletzungsbedingt in diesem Jahr erst wieder seit Anfang Juni trainiert - allerdings waren ein Monat Bergwandern mit Zelt in den Pyrenäen im Mai sehr gut für die Grundlagenausdauer :) .

Es lief alles super, bis ich am 10.09. einen Infekt bekam. Ich kaufte mir ein paar neue Laufschuhe - anderes Modell.
Nachdem der Infekt ausgeheilt war, schmerzte anschließend beim dritten Lauf plötzlich die rechte Ferse höllisch. Also wieder Pause bis einen Tag vorm Marathon, und dann natürlich nur 3 km warmgelaufen. Allerdings mit wieder neuen Schuhen, nur diesmal gleiches Modell :)

Am Sonntag lief dann alles wunderbar. Der Fuß meldete sich nicht, und die Strecke war völlig eben (ich wohne südlich von Stuttgart, da gibt es "eben" nicht :) ).

Es war mit 8 Grad zwar frisch, aber sonnig, so dass ich ein kurzes T-Shirt mit halblanger Hose anzog.
Dier ersten 20 km waren super, und ich viel zu schnell. HM in 1:37 (wäre PB gewesen).

Ich wusste, dass ich schneller war, als ich sein sollte, schob das aber auf die angenehme Kühle und die ebene Strecke. Außerdem glaube ich auch ein Bisschen daran, was Prefontaine einmal sagte: "Die einzig gute Geschwindigkeit ist Selbstmord-Speed. Und am Sonntag war ein guter Tag zum sterben" (hat nur zu lange gedauert :) )

Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon 400 Sekunden Puffer auf 3:30 - konnte hätte also mit 5:20 weiter laufen können. Was soltle da schon passieren? Zu dem Zeitpunkt träumte ich noch von Sub 3:20.

Natürlich ging es dann bergab mit mir. Bei km 30 wurde ich echt müde (kannte ich aber schon vom anderen Marathon), beunruhigte mich noch nicht übermäßig - nur die 3:20 schrieb ich da schon mal ab. 3:30 war noch sicher, dachte ich.

Bei 31 setzten Regen und Wind ein. Bei 35 war ich am Ende, bei 38 kam eine Brücke mit dem einzigen echten Anstieg, da war es dann aus. Ab da hatte ich nicht mehr die mentale Kraft, nicht ab und zu zu gehen.

Insgesamt bin ich wahrscheinlich einen km gegangen. Wäre ich 300 m weniger geschlurft, hätte ich mein Ziel, die Sub 3:30 geschafft!

Ich bin nach 3:31:02 ins Ziel! :(

Ist es okay, sich da NICHT zu freuen? Alle sagen mir, "Toll, fast 30 min schneller!" - Aber sie verstehen das nicht!

Ich könnte es auf's Wetter schieben. Ich könnte es auf meinen Infekt schieben, oder meine Verletzung und die daraus resultierende mangelhafte Vorbereitung. Ich kann den Regen und den Wind verantwortlich machen. Aber seien wir ehrlich: ich bin einfach die erste Hälfte zu schnell gerannt. Das ärgert mich maßlos. Aber keiner versteht' wenn ich mich über mich selbst ärgere. Alle wollen mich nur beruhigen und bringen nur die oben erwähnten Entschuldigungen hervor oder verstehen überhaupt nicht, wieso man sich über eine solche Verbesserung nicht freut.

Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!

Zum Kotzen! Und keiner versteht's - noch mehr zum Kotzen!

LG

M_R
"Der gemeine Mann betrachtet Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Seneca

HM: 1:29:27
M: 3:06:57

2
Hallo!

Danke für den Bericht. Natürlich ist es okay, sich nicht zu freuen. Aber glaube mir, in ein paar Tagen wird der Stolz über die wirklich tolle Zeit siegen.

Hast du dich schon mal gefragt, warum du so infekt- und verletzungsanfällig bist? Man hört jedenfalls aus dem Bericht raus, dass du entweder krank oder verletzt bist. Das klingt ja auch nicht schön.

Jedenfalls, Top Zeit, Freude hin oder her :-)!

Alles Gute
Wolfgang
http://zweiundvierzigundmehr.blogspot.co.at/

https://www.facebook.com/wolfgangkoelli/

3
M_R hat geschrieben: Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!
Ich kann es ein wenig nachvollziehen, da ich auch gerne recht knapp über irgendwelchen Schallgrenzen ins Ziel komme:

- 2:01:44 im Halbmarathon
- 1:50:02 im Halbmarathon
- 49:02 bei einem 10km-Lauf (nicht in der Sig da nicht offiziell vermessen)

Hinterher ist da wirklich ein "Hargh, der Tick wäre doch auch noch gegangen" und spezziell bei den beiden 02ern wäre das defintiv auch gegangen, hätte ich nur einen Tick früher den Schlusspspurt angezogen, die Körner hatte ich noch und bei dem 49:02er-10km fehlte zudem auch eine Netto-Zeitmessung, so dass ich eigentlich unter den 49 war.

Bei mir wurde der Ärger über die verpasste "Schallgrenze" aber mit jeder Minute weniger und inzwischen ist der Stand: "Jetzt weiß ich sicher, dass die nächstesmal fällig ist".

[edit]
Achja, auch von mir einen herzlichen Glückwunsch!!!!
Bild

4
Wozu fehlen 63 Sekunden ????

Ob du 3:29 oder 3:31 gelaufen bist, dass ist doch quasi die gleiche Laufleistung. Du bist ein 3:30 Marthon-Läufer. Sei stolz drauf. Punkt.

Dass man direkt nach dem Marathon erstmal emotional komisch drauf ist, das haben sicherlich alle schon erlebt. Warte mal ne Woche ab, dann siehst du das schon anders.

Und beim zweiten Marathon darf man natürlich noch Fehler machen. Wäre eher ungewöhnlich, wenn man es nicht täte. Wenn du den selben Fehler das nächste mal wieder machst, dann musst du dich ärgern.

Glückwunsch zur tollen Leistung. :daumen:
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

5
Wenn du dich nicht freust, dann freust du dich halt nicht. Brauchst du dafür jetzt eine Absolution, oder was ist genau das Problem? Ob das nun jemand versteht oder nicht änder auch an den 63 Sekunden nichts mehr. Du kannst an den 63 Sek. arbeiten oder daran, deine Gefühle nicht so unbedingt von anderen bestätigt zu benötigen, dass du davon kotzen musst ;)

Trotzdem Glückwunsch!

6
M_R hat geschrieben:Hallo,

Ich bin am Sonntag den Mitteldeutschen Marathon gelaufen.
Dies war mein zweiter Marathon. Der erste war im Juli 2014. Danach hatte ich einen Infekt (Frühjahr 2015), eine Verletzung (Herbst 2015 und Frühjahr 2016)

Meinen ersten Marathon bin ich in 3:58:29 gelaufen.

Seit dem bin ich noch 2 HM gelaufen und habe regelmäßig trainiert.

Nun habe Verletzungsbedingt in diesem Jahr erst wieder seit Anfang Juni trainiert - allerdings waren ein Monat Bergwandern mit Zelt in den Pyrenäen im Mai sehr gut für die Grundlagenausdauer :) .

Es lief alles super, bis ich am 10.09. einen Infekt bekam. Ich kaufte mir ein paar neue Laufschuhe - anderes Modell.
Nachdem der Infekt ausgeheilt war, schmerzte anschließend beim dritten Lauf plötzlich die rechte Ferse höllisch. Also wieder Pause bis einen Tag vorm Marathon, und dann natürlich nur 3 km warmgelaufen. Allerdings mit wieder neuen Schuhen, nur diesmal gleiches Modell :)

Am Sonntag lief dann alles wunderbar. Der Fuß meldete sich nicht, und die Strecke war völlig eben (ich wohne südlich von Stuttgart, da gibt es "eben" nicht :) ).

Es war mit 8 Grad zwar frisch, aber sonnig, so dass ich ein kurzes T-Shirt mit halblanger Hose anzog.
Dier ersten 20 km waren super, und ich viel zu schnell. HM in 1:37 (wäre PB gewesen).

Ich wusste, dass ich schneller war, als ich sein sollte, schob das aber auf die angenehme Kühle und die ebene Strecke. Außerdem glaube ich auch ein Bisschen daran, was Prefontaine einmal sagte: "Die einzig gute Geschwindigkeit ist Selbstmord-Speed. Und am Sonntag war ein guter Tag zum sterben" (hat nur zu lange gedauert :) )

Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon 400 Sekunden Puffer auf 3:30 - konnte hätte also mit 5:20 weiter laufen können. Was soltle da schon passieren? Zu dem Zeitpunkt träumte ich noch von Sub 3:20.

Natürlich ging es dann bergab mit mir. Bei km 30 wurde ich echt müde (kannte ich aber schon vom anderen Marathon), beunruhigte mich noch nicht übermäßig - nur die 3:20 schrieb ich da schon mal ab. 3:30 war noch sicher, dachte ich.

Bei 31 setzten Regen und Wind ein. Bei 35 war ich am Ende, bei 38 kam eine Brücke mit dem einzigen echten Anstieg, da war es dann aus. Ab da hatte ich nicht mehr die mentale Kraft, nicht ab und zu zu gehen.

Insgesamt bin ich wahrscheinlich einen km gegangen. Wäre ich 300 m weniger geschlurft, hätte ich mein Ziel, die Sub 3:30 geschafft!

Ich bin nach 3:31:02 ins Ziel! :(

Ist es okay, sich da NICHT zu freuen? Alle sagen mir, "Toll, fast 30 min schneller!" - Aber sie verstehen das nicht!

Ich könnte es auf's Wetter schieben. Ich könnte es auf meinen Infekt schieben, oder meine Verletzung und die daraus resultierende mangelhafte Vorbereitung. Ich kann den Regen und den Wind verantwortlich machen. Aber seien wir ehrlich: ich bin einfach die erste Hälfte zu schnell gerannt. Das ärgert mich maßlos. Aber keiner versteht' wenn ich mich über mich selbst ärgere. Alle wollen mich nur beruhigen und bringen nur die oben erwähnten Entschuldigungen hervor oder verstehen überhaupt nicht, wieso man sich über eine solche Verbesserung nicht freut.

Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!

Zum Kotzen! Und keiner versteht's - noch mehr zum Kotzen!

LG

M_R
Lemmy hat verstanden! Da möchte jemand für eine besch... 3:31:02h gelobt werden! :hihi:

Lemmys ehrliche Meinung: Das war ja wohl ein suboptimales Rennen!

Trotzdem herzlichen Glückwunsch!

8
Hallo auch,

verstehen kann ich das gut und ich würde mich sicher auch ärgern...
Ich lese heraus, dass Du kaum sinnvoll trainieren konntest, oft verletzt warst und möglicherweise auch Deinen tatsächlichen Trainingsstand gar nicht so richtig einschätzen konntest?
Es war Dein zweiter Marathon und insgesamt der vierte WK seit 2014? Das wäre auch nicht gerade viel an WK-Erfahrung.
Unter den Voraussetzungen finde ich es weder verwunderlich noch „schlimm“, da daneben zu liegen bzw. dass der Rennverlauf schief gegangen ist.

Entscheidend ist doch, was man daraus macht: Du weißt was das Problem war, ärgerst Dich und weißt vermutlich auch schon, was Du nächstes Mal anders machst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder hier so eine Erfahrung gemacht hat – nicht immer läuft alles perfekt…
Mein eigenes Beispiel dazu ist ganz ähnlich und war der Hannover-HM dieses Jahr, welcher eine neue PB und sub 1:30 werden sollte: Zu ambitioniert trainiert --> Verletzungspause --> Trainingsstand rapide gesunken und genauer Stand unbekannt --> trotzdem gelaufen --> viel zu schnell losgerannt --> Paceverlauf sieht in der Auswertung aus wie eine gerade, aber stark ansteigende Linie :-) --> Gehpause bei km 17 und 19. Die reinste Katastrophe…

Aber: Lektion gelernt und Ziele dann im September erreicht…

In diesem Sinne: Kopf hoch und akzeptieren, das man Fehler machen kann. Aber ärgere Dich ruhig – das ist der erste Schritt dazu es nächstes Mal besser zu machen :-)

Liebe Grüße, Glückwünsche zu einer tollen Zeit und weiterhin viel Erfolg!

Anna

9
M_R hat geschrieben:Hallo,

Ich bin am Sonntag den Mitteldeutschen Marathon gelaufen.
Dies war mein zweiter Marathon. Der erste war im Juli 2014. Danach hatte ich einen Infekt (Frühjahr 2015), eine Verletzung (Herbst 2015 und Frühjahr 2016)

Meinen ersten Marathon bin ich in 3:58:29 gelaufen.

Seit dem bin ich noch 2 HM gelaufen und habe regelmäßig trainiert.

Nun habe Verletzungsbedingt in diesem Jahr erst wieder seit Anfang Juni trainiert - allerdings waren ein Monat Bergwandern mit Zelt in den Pyrenäen im Mai sehr gut für die Grundlagenausdauer :) .

Es lief alles super, bis ich am 10.09. einen Infekt bekam. Ich kaufte mir ein paar neue Laufschuhe - anderes Modell.
Nachdem der Infekt ausgeheilt war, schmerzte anschließend beim dritten Lauf plötzlich die rechte Ferse höllisch. Also wieder Pause bis einen Tag vorm Marathon, und dann natürlich nur 3 km warmgelaufen. Allerdings mit wieder neuen Schuhen, nur diesmal gleiches Modell :)

Am Sonntag lief dann alles wunderbar. Der Fuß meldete sich nicht, und die Strecke war völlig eben (ich wohne südlich von Stuttgart, da gibt es "eben" nicht :) ).

Es war mit 8 Grad zwar frisch, aber sonnig, so dass ich ein kurzes T-Shirt mit halblanger Hose anzog.
Dier ersten 20 km waren super, und ich viel zu schnell. HM in 1:37 (wäre PB gewesen).

Ich wusste, dass ich schneller war, als ich sein sollte, schob das aber auf die angenehme Kühle und die ebene Strecke. Außerdem glaube ich auch ein Bisschen daran, was Prefontaine einmal sagte: "Die einzig gute Geschwindigkeit ist Selbstmord-Speed. Und am Sonntag war ein guter Tag zum sterben" (hat nur zu lange gedauert :) )

Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon 400 Sekunden Puffer auf 3:30 - konnte hätte also mit 5:20 weiter laufen können. Was soltle da schon passieren? Zu dem Zeitpunkt träumte ich noch von Sub 3:20.

Natürlich ging es dann bergab mit mir. Bei km 30 wurde ich echt müde (kannte ich aber schon vom anderen Marathon), beunruhigte mich noch nicht übermäßig - nur die 3:20 schrieb ich da schon mal ab. 3:30 war noch sicher, dachte ich.

Bei 31 setzten Regen und Wind ein. Bei 35 war ich am Ende, bei 38 kam eine Brücke mit dem einzigen echten Anstieg, da war es dann aus. Ab da hatte ich nicht mehr die mentale Kraft, nicht ab und zu zu gehen.

Insgesamt bin ich wahrscheinlich einen km gegangen. Wäre ich 300 m weniger geschlurft, hätte ich mein Ziel, die Sub 3:30 geschafft!

Ich bin nach 3:31:02 ins Ziel! :(

Ist es okay, sich da NICHT zu freuen? Alle sagen mir, "Toll, fast 30 min schneller!" - Aber sie verstehen das nicht!

Ich könnte es auf's Wetter schieben. Ich könnte es auf meinen Infekt schieben, oder meine Verletzung und die daraus resultierende mangelhafte Vorbereitung. Ich kann den Regen und den Wind verantwortlich machen. Aber seien wir ehrlich: ich bin einfach die erste Hälfte zu schnell gerannt. Das ärgert mich maßlos. Aber keiner versteht' wenn ich mich über mich selbst ärgere. Alle wollen mich nur beruhigen und bringen nur die oben erwähnten Entschuldigungen hervor oder verstehen überhaupt nicht, wieso man sich über eine solche Verbesserung nicht freut.

Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!

Zum Kotzen! Und keiner versteht's - noch mehr zum Kotzen!

LG

M_R
Bei mir waren es letztes Jahr 4 "vier" Sekunden :D 3:30:04h
Und es hat trotzdem keine Sau interessiert :D
Für deine Nichtlaufenden Bekannten ist die Zeit unwichtig. Die sehen nur die Strecke.
Für die allgemeine Läuferschar bist du mit deiner Zeit Durchschnitt. Und Durchschnitt interessiert eigentlich auch niemanden!
Also was bleibt dir?
Richtig! Deine eigene Freude über deine für dich wunderbare Zeit. Glückwunsch dazu ;-)
Ein bisschen ärgern darfst du dich aufgrund deiner dämlichen Renneinteilung allerdings schon :D
Beim nächsten Mal machst das sicher besser ;-)

11
Der Ärger über so ein verkorkstes Rennen ist ja das nachvollziehbare Resultat. Wie kam das aber zustande? Für mich hört sich das ein wenig nach fehlender Einschätzungsfähigkeit an. Nach der Hälfte ne neue HM-PB zu erlaufen bedeutet entweder, dass die vorherige PB schon länger her ist oder du absolut überzogen hast. Wenn man sich dann noch den dazugehörigen Glaubenssatz mit der Selbstmord-Speed anschaut, ist es doch offensichtlich, dass du dich zu recht über deine schlechte Renntaktik ärgerst. Sich jetzt darüber zu ärgern, dass Menschen, die sich mit der Materie nicht auskennen, nicht darüber ärgern oder dich nicht verstehen, wäre irgendwie verschwendete Energie. Stattdessen kannst du deinen Frust ja dahingehend investieren, zu überlegen, wie du in Zukunft solche Rennen gestalten willst. Mit einer deiner Leistungsfähigkeit eher passenden Pace etwa. Eigentlich ganz einfach.

12
ja dein Lauf war scheisse, so richtig scheisse.
Erst viel zu schnell los gelaufen, dann ohne Hirn Tempo gebolzt, und am Ende auch noch wehleidig zum Walker mutiert statt sich mal richtig zu quälen, was echte Männer nun mal machen. Am besten verschenkst Du Deine Laufschuhe und fängst mich Schach an.

Alternativ könntest du dich natürlich auch noch für Frankfurt nachmelden, die ersten 15 km langsamer laufen und dann entspannt eine 3:25 mitnehmen.

Besser jetzt? :D

13
Aber keiner versteht' wenn ich mich über mich selbst ärgere. Alle wollen mich nur beruhigen und bringen nur die oben erwähnten Entschuldigungen hervor oder verstehen überhaupt nicht, wieso man sich über eine solche Verbesserung nicht freut.
Ich verstehe das - ich wäre stinksauer, wenn ich besch... 63 Sekunden vergeigt hätte, weil ich den A... nicht mehr hochkriegen konnte - die 63 Sekunden könnte ich mir verzeihen - aber nicht das Rumgelusche aufgrund von Größenwahnsinn.

Das ist bitter - wenn du einen auf Pre machst etc. und dann haut es dich voll aus den Schuhen.

Überleg mal so rum: Wenn du es sofort so hingekriegt hättest, wäre es ja überhaupt keine Herausforderung. Wer die Götter herausfordert, muss Staub fressen können - meine Meinung...

warst du dir des Risikos voll bewusst - dann hast du alles richtig gemacht - meine Meinung...

15
Mir ging es vor 3 Wochen (Wachaumarathon) ähnlich und ich war zunächst auch etwas enttäuscht. Jedoch fing ich mich relativ schnell durch folgende Gedanken:
- hätte ich mich an meine geplante Pace auf den ersten 15 km gehalten, wären sich höchstwahrscheinlich die sub 3:30 ausgegangen. Also ich hab diese Zeit drauf. Ich hab mich (war auch mein 2. Marathon) zwar nicht so extrem abgeschossen wie du, aber ich bin mir bewusst, dass ich noch viel lernen muss, um einen Marathon "richtig" zu laufen. Aber ich hätte die 3:30 drauf, trainiere fleißig weiter, und beim nächsten Marathon auf PB ist 3:30 nach dem Startschuss bereits die Zielverpflegung erfolgreich gestürmt :teufel:
- Ich bin nunmal noch Anfänger und mache das für MICH, also ist es zwar ärgerlich, aber ob ich die 3:30 jetzt knacke oder nächstes Jahr, ist egal (da hat der umfallende Reissack in China potenziell schlimmere Auswirkungen, denn wenn der in eine Pfütze fällt, könnte der Inhalt verschimmeln).
- Außerdem ist man als Marathon-Frischling in der glücklichen Lage, dass man - Gesundheit und genügend Trainingszeit vorausgesetzt - davon ausgehen kann, die PB in absehbarer Zeit noch mehrfach zu pulverisieren. Das kann man als erfahrener Marathoni wohl nicht mehr, da kann es schon mal sein, dass man zB mehrfach an sub 3 oder sub 3:10 scheitert und genau weiß, dass nicht mehr viel Verbesserung drin ist. Da würde ich es frustrierender finden, wenn man das (wo es wirklich um jede möglich Sekunde geht) mehrmals selbst vergeigt.

Also Kopf hoch, weiter trainieren und im Frühjahr werden dann die 3:14:59 Zugläufer gestalkt :teufel:

16
Wenn ich den Eingangspost richtig verstehe, hast du in diesem Jahr überhaupt nur gut 3 Monate trainiert und dann einen Monat Pause bis zum WK gemacht. Wieviele wirklich langen Läufe hast du denn gemacht ? Reden wir hier von falscher Renneinteilung oder eher von fehlender Ausdauer (obgleich dir das vorherige Wandern in den Pyrenäen auf den letzten Kilometern ja deutlich von Nutzen war :D )

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

17
M_R hat geschrieben: Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!
Dreh's lieber um! Du kannst froh sein, dass du bei deiner Harakiri-Taktik das Ziel nur um 63 Sekunden verpasst hast. Viel Trainingsausfall, dann in überhöhtem Tempo losgebrettert: das hätte auch schlimmer enden können. Was den ach so coolen Spruch vom Selbstmordtempo anbelangt: Prefontaine ist gerade mal 24 Jahre alt geworden. In dem Alter ist ungestümes Verhalten noch normal, in gesetzterem Alter orientiert man sich eigentlich mehr am Erfolg als am coolen Spruch.

Das Gute für dich ist: du kannst daraus lernen und hast noch genügend Möglichkeiten, intelligenter zu laufen.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

18
M_R hat geschrieben:[...]Trotzdem ärgere ich mich maßlos. Es fehlten nur 63 Sekunden!

Zum Kotzen! Und keiner versteht's - noch mehr zum Kotzen!
Auf welches Zeitziel hattest Du Dein Training ausgerichtet ? Mit welchem Zeitziel bist Du in den Lauf gegangen ?

Gee

19
Hallo,

Danke für die ehrlichen Worte.
Anbei ein paar Antworten zu den gestellten Fragen
anna_r hat geschrieben:Hallo auch,
Entscheidend ist doch, was man daraus macht: Du weißt was das Problem war, ärgerst Dich und weißt vermutlich auch schon, was Du nächstes Mal anders machst
Kopf hoch und akzeptieren, das man Fehler machen kann. Aber ärgere Dich ruhig – das ist der erste Schritt dazu es nächstes Mal besser zu machen :-)
:daumen:
Tvaellen hat geschrieben: Am besten verschenkst Du Deine Laufschuhe und fängst mich Schach an.
Besser jetzt? :D
Ja :)
Aber ich bin schon Mannschaftsführer der Jugendmannschaft unseres lokalen Schachvereins :frown:
Also muss ich wohl nächstes Jahr wieder laufen :D
Durchbeißerin hat geschrieben: warst du dir des Risikos voll bewusst - dann hast du alles richtig gemacht - meine Meinung...
Anscheinend nicht VOLL bewusst, denn dass es so schlimm wird, hatte ich nicht erwartet.
geebee hat geschrieben:Auf welches Zeitziel hattest Du Dein Training ausgerichtet ? Mit welchem Zeitziel bist Du in den Lauf gegangen ?
Gee
3:30 war das Ziel.
Die 3:20 Standen ab und an in der Phantasie im Raum.
RunningPotatoe hat geschrieben: Wieviele wirklich langen Läufe hast du denn gemacht ?
Begonnen mit 10 km und jede Woche ca. 3 km mehr.
2 x 30 km als längstes, da es auf Grund der Temperaturen einfach nicht weiter ging. Meine Frau radelte mit Wasser und Gel nebenher, alle 5 km getrunken und „gegessen“ Trotzdem reichten 3 Liter in etwas mehr als 2 h nicht aus, um den Flüssigkeitsverlust zu decken.
RunningPotatoe hat geschrieben: Reden wir hier von falscher Renneinteilung oder eher von fehlender Ausdauer (obgleich dir das vorherige Wandern in den Pyrenäen auf den letzten Kilometern ja deutlich von Nutzen war :D )
Ich weiß, dass das komisch klingt. Aber in drei Wochen 536 km Bergwandern mit 25 kg Rucksack und jeden Tag zwischen 1000 und 1800 HM bringt der Kondition schon Einiges. Nach dem Urlaub war ich ca. 20 sec/km schneller, ohne mich gefühlt mehr anzustrengen.

LG

M_R
"Der gemeine Mann betrachtet Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Seneca

HM: 1:29:27
M: 3:06:57

20
Das kann es schon mal geben. Ich war sogar schon ein paar Mal enttäuscht obwohl ich mein Zeitziel knapp erreicht hatte.

Anfangs masslos überpaced, dann hofflungslos eingebrochen.
Dank der Reserve vom Anfang hab ich mein Ziel in den Fällen sogar erreicht, hab auf der zweiten Hälfte aber sowas von gelitten was bei einer sinnvollen Renneinteilung schlicht unnötig gewesen wäre.

21
Ich muss in die Pyrenäen... :haeh: mit 25 kg Rucksack.
Ich kenne das auch, dass ich nicht in der Lage war, mir annähernd vorzustellen, was gemeint sein könnte mit vorsichtig bleiben, sonst fehlt dir die Energie... und dass du dir nicht vorstellen konntest, dass es so krass wird, ist ganz normal. Man kann sich das nicht vorstellen - und wenn man noch so viele Berichte liest etc. etc.
Man kennt ja nur - 10 km krass oder HM - da pustet man kurz durch - und alles ist wieder chic.

22
M_R hat geschrieben:[...] 3:30 war das Ziel. [...]
Mein Tipp für ein weiteres Vorgehen:
> Genug geärgert. Ärgern einstellen.
> Schildere in Deinem nächsten Post, welche Erkenntnisse Du aus dem Lauf gewonnen hast und stelle die Frage nach Verbesserungsvorschlägen.
> Fasse die Antworten zusammen und drucke sie aus.
> Plane Deinen nächsten Marathon.

Mein Verbesserungsvorschlag gleich vorab: Sei zu jedem Zeitpunkt des Wettkampfs imstande, zu berechnen, wie schnell Du laufen musst, um Dein Ziel zu erreichen. Eigentlich hätte Dir eine genaue Vorstellung davon bei km 38 ein paar Gehpausen ersparen können.

Gee

23
geebee hat geschrieben:Mein Tipp für ein weiteres Vorgehen:
> Genug geärgert. Ärgern einstellen.
okay
geebee hat geschrieben: > Schildere in Deinem nächsten Post, welche Erkenntnisse Du aus dem Lauf gewonnen hast und stelle die Frage nach Verbesserungsvorschlägen
> Fasse die Antworten zusammen und drucke sie aus.
1) Völlig egal, wie man sich fühlt. Nie deutlich schneller laufen, als die Pace, für die man geübt hat. Ich muss also noch üben, langsamer zu laufen, wenn ich in diese Situation komme.
2) Noch mehr lange und längere Läufe. Ich hab noch ca. 178 Tage bis zum nächsten Marathon, das sind 25 Wochen, also ungefähr 15 wirklich lange Läufe.
3) Tempohärte trainieren, dass man auch unter Qualen noch in der Lage ist, zu rennen.
4) Mehr Kilometer
5) Keine Experimente mit Schuhen mehr. Es bleibt immer bei Asics Gel 1000ern.
geebee hat geschrieben: > Plane Deinen nächsten Marathon.
09.04.17, 10:00 - Leipzig
geebee hat geschrieben: Mein Verbesserungsvorschlag gleich vorab: Sei zu jedem Zeitpunkt des Wettkampfs imstande, zu berechnen, wie schnell Du laufen musst, um Dein Ziel zu erreichen. Eigentlich hätte Dir eine genaue Vorstellung davon bei km 38 ein paar Gehpausen ersparen können.
Gee
Das kann ich - und mache ich - immer. Beim letzten Marathon machte ich die Rechnung bei jeder 5 km Marke und ab und zu zwischendrin. Ab km 30 dann bei jedem Kilometer.
- Zeitpuffer auf Zielzeit und somit auch erwartete Ankunftszeit
- Langsamste Pace um die Zielzeit zu erreichen
- Effekt auf Puffer und Pace, wenn der nächste km genau wie der letzte gelaufen wird
- Prozentualer Anteil des nächsten Kilometers an der Reststrecke auf drei Kommastellen.
- Anzahl Schritte, die noch gemacht werden müssen.

Das macht Spaß und ich fühle mich gut informiert.

Einzig: Runtastic hat einen potentiellen Fehler von 1%. Aber damit kann man leben.

LG

M_R
"Der gemeine Mann betrachtet Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Seneca

HM: 1:29:27
M: 3:06:57

24
M_R hat geschrieben:okay

1) Völlig egal, wie man sich fühlt. Nie deutlich schneller laufen, als die Pace, für die man geübt hat. Ich muss also noch üben, langsamer zu laufen, wenn ich in diese Situation komme.
2) Noch mehr lange und längere Läufe. Ich hab noch ca. 178 Tage bis zum nächsten Marathon, das sind 25 Wochen, also ungefähr 15 wirklich lange Läufe.
3) Tempohärte trainieren, dass man auch unter Qualen noch in der Lage ist, zu rennen.
4) Mehr Kilometer
5) Keine Experimente mit Schuhen mehr. Es bleibt immer bei Asics Gel 1000ern.



09.04.17, 10:00 - Leipzig



Das kann ich - und mache ich - immer. Beim letzten Marathon machte ich die Rechnung bei jeder 5 km Marke und ab und zu zwischendrin. Ab km 30 dann bei jedem Kilometer.
- Zeitpuffer auf Zielzeit und somit auch erwartete Ankunftszeit
- Langsamste Pace um die Zielzeit zu erreichen
- Effekt auf Puffer und Pace, wenn der nächste km genau wie der letzte gelaufen wird
- Prozentualer Anteil des nächsten Kilometers an der Reststrecke auf drei Kommastellen.
- Anzahl Schritte, die noch gemacht werden müssen.

Das macht Spaß und ich fühle mich gut informiert.

Einzig: Runtastic hat einen potentiellen Fehler von 1%. Aber damit kann man leben.

LG

M_R
Das hört sich doch schon viel besser an. Ich finde es übrigens gar nicht so schlimm, wenn man mal im Überschwang zu schnell losläuft, weil man auf ein Wunder hofft. Allerdings: Sich ärgern, wenn das Wunder nicht eintrifft, ist dann ein bisschen vermessen.

Ärgern kann man sich beispielsweise, wenn man ein perfektes Rennen abliefert, aber die Zielzeit verpasst, weil der Veranstalter die Strecke um 200 m zu lang gemacht hat :wink:

Und: Bestzeit ist Bestzeit, selbst wenn es nur 1 Sekunde ist. Du weißt nie, ob Du noch einmal Gelegenheit hast, diese zu verbessern.

Viel Glück für Leipzig; bitte an dieser Stelle berichten.

Gee

25
geebee hat geschrieben:Sei zu jedem Zeitpunkt des Wettkampfs imstande, zu berechnen, wie schnell Du laufen musst, um Dein Ziel zu erreichen.
Wenn du das auf den letzten km noch kannst, weißt du, dass du nicht an deiner Leistungsgrenze gelaufen bist und Zeit verschenkt hast...

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

26
burny hat geschrieben:Wenn du das auf den letzten km noch kannst, weißt du, dass du nicht an deiner Leistungsgrenze gelaufen bist und Zeit verschenkt hast...

Bernd
Na, gerade ein Kilometer vor dem Ziel sollte man diese Rechnung aber wirklich noch hinkriegen, egal, in welchem Zustand man sich befindet ...

27
geebee hat geschrieben:Na, gerade ein Kilometer vor dem Ziel sollte man diese Rechnung aber wirklich noch hinkriegen, egal, in welchem Zustand man sich befindet ...
Ich weiß nicht, wie deine eigenen Marathonerfahrungen sind.

Aber:
Wenn du richtig gut trainiert und deinen Körper auf hohe Leistung vorbereitet hast,
wenn du dich Tage vorher auf diesen Wettkampf eingestellt und alle Fasern deines Körpers auf genau dieses Rennen programmiert hast,
wenn du dann im Rennen das passende Tempo gefunden hast, schnell, fordernd, aber auch genau so, dass du es über die gesamte Distanz durchhalten kannst,
dann gibt es nach 30, 32, 35 km für Körper und Geist nichts anderes, als dieses Vorhaben, auf das du programmiert bist, umzusetzen und das gesetzte Ziel zu erreichen.
Dann ist alles nur noch auf die Bewältigung dieser Strecke ausgerichtet, die gesamte Energie fließt in diese Anstrengung ein, da ist kein Platz für Schmerzen, kein Platz für Ablenkung, kein Platz für Rechnerei oder ähnliches. Der Kopf ist kein Großhirn mehr, das auf Grübelei und geistige Ergüsse ausgerichtet ist, sondern auf die archaischen Regionen reduziert und auf Umsetzung der Laufanforderung ausgerichtet, sonst nichts, und da funktioniert irgendwann auch nichts anderes mehr.

Dieser Tunnel ist erst dann beendet, wenn du im Ziel bist und sich diese Anspannung irgendwann auflöst. Nein, vor dem Ziel klappen einfachste Rechnungen nicht mehr, und daran denkst du auch nicht, nur ans Ziel, und das erfordert alle Konzentration.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

28
geebee hat geschrieben:Na, gerade ein Kilometer vor dem Ziel sollte man diese Rechnung aber wirklich noch hinkriegen, egal, in welchem Zustand man sich befindet ...
Ich weiß nicht, wie es anderen ergeht, aber ab der Hälfte eines Marathons bewege ich mich in einem Tunnel, nur noch auf das Ziel fokussiert, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen. Zettel mit Zwischenzeiten sind ab dem Zeitpunkt zweitrangig, ich laufe mein Rennen.

Ob es ein gutes Rennen wird oder nicht, hängt davon ab, wie realistisch ich im Vorfeld in der Vorbereitung meine Möglichkeiten eingeschätzt habe und wie diszipliniert ich mich an meine vorher überlegte und gut durchdachte Taktik halte.

Gerade gegen Ende eines Marathons, wenn ich wie in Trance laufe, ist es ein sinnloses Unterfangen, irgendwelche Rechnungen aufzustellen.

Beste Grüße!
Iron Lemmy

29
burny hat geschrieben:Ich weiß nicht, wie deine eigenen Marathonerfahrungen sind.

Aber:
Wenn du richtig gut trainiert und deinen Körper auf hohe Leistung vorbereitet hast,
wenn du dich Tage vorher auf diesen Wettkampf eingestellt und alle Fasern deines Körpers auf genau dieses Rennen programmiert hast,
wenn du dann im Rennen das passende Tempo gefunden hast, schnell, fordernd, aber auch genau so, dass du es über die gesamte Distanz durchhalten kannst,
dann gibt es nach 30, 32, 35 km für Körper und Geist nichts anderes, als dieses Vorhaben, auf das du programmiert bist, umzusetzen und das gesetzte Ziel zu erreichen.
Dann ist alles nur noch auf die Bewältigung dieser Strecke ausgerichtet, die gesamte Energie fließt in diese Anstrengung ein, da ist kein Platz für Schmerzen, kein Platz für Ablenkung, kein Platz für Rechnerei oder ähnliches. Der Kopf ist kein Großhirn mehr, das auf Grübelei und geistige Ergüsse ausgerichtet ist, sondern auf die archaischen Regionen reduziert und auf Umsetzung der Laufanforderung ausgerichtet, sonst nichts, und da funktioniert irgendwann auch nichts anderes mehr.

Dieser Tunnel ist erst dann beendet, wenn du im Ziel bist und sich diese Anspannung irgendwann auflöst. Nein, vor dem Ziel klappen einfachste Rechnungen nicht mehr, und daran denkst du auch nicht, nur ans Ziel, und das erfordert alle Konzentration.

Bernd
Darum wurde aus mir nie ein Marathonläufer :idee: .
"Ich habe es immer geliebt, zu laufen. Es war etwas was man einfach so machen konnte. Du konntest in jede Richtung laufen, schnell oder langsam, gegen den Wind ankämpfen wenn du wolltest, neue Umgebungen kennenlernen mit der Kraft deiner Füße und dem Mut deiner Lungen." (Jesse Owens)

Wichtiger Hinweis: https://joachim-zelter.de/wp-content/up ... /PDF.9.pdf

30
burny hat geschrieben:[...] alle Fasern deines Körpers [...]
Hallo Bernd,

einen großartigen Text hast Du geschrieben, fast eine Art Vater Unser des wahrhaftigen Marathonläufers, den jener, der den Marathonlauf in seiner höchsten Vielfalt erfahren möchte, auswendig lernen und dreimal des Tages aufsagen möge.

Bei fast jeder Religion stehen aber vor der Erleuchtung die Exerzitien, entscheide selbst, was für den TE als nächste Stufe angeraten ist, ein Rennen kontrolliert von A bin Z zu gestalten oder sich gleich der Pachamama des Laufuniversums hinzugeben.
burny hat geschrieben:[...] Ich weiß nicht, wie deine eigenen Marathonerfahrungen sind [...]
Für wundervolle 2,2 km war es mir bei meinem 7. Marathon beschieden, das von Dir beschriebene Nirwana zu erreichen (nachdem ich bei km 40 noch einmal auf die Uhr geschaut und festgestellt hatte, dass es jetzt verdammt knapp mit der Bestzeit wird, wenn ich nicht Gas gebe). Den wahren Olymp aber habe ich nie betreten und wünsche mit jeder Faser meines Körpers, dass es dem TE am Ende gelingen möge.

Gee

31
Hallo
Bernd, sehr gut geschrieben. 🖒🖒🖒
Mir war es beim diesjährigen Rennsteigsupermarathon über viele viele Kilometer erlaubt in diesem Tunnel , oder besser gesagt, im läuferischen Nirvana zu laufen. Einfach nur H E R R L I C H diese Gefühl. Du denkst , dass du schwebst oder sogar über Wasser laufen kannst. Ich habe auch keine Berechnungen mehr im Kopf gehabt, wollte einfach nur Laufen, Laufen und nochmals Laufen.

Gruss Stefan

32
geebee hat geschrieben: Bei fast jeder Religion
Nun, mit Religion hat das nichts zu tun. Ich störe mich lediglich an dieser Aussage von dir:
geebee hat geschrieben:Na, gerade ein Kilometer vor dem Ziel sollte man diese Rechnung aber wirklich noch hinkriegen, egal, in welchem Zustand man sich befindet ...
Man läuft nicht mit dem Kopf allein, jedenfalls nicht im Sinne, dass der sozusagen rational und abwägend drüber steht.
Um das Optimum herauszuholen, sind Fokussierung auf das Ziel und Erfolgswille notwendig. Das ist ein bisschen wie im Fußball: Technik und spielerisches Vermögen sind kein Erfolgsgarant.

Ich darf diese emotionale Komponente hinein bringen, da ich als Mathematiker ein sehr analytischer Mensch bin, aber genau das allein reicht im Marathon nicht.
geebee hat geschrieben:was für den TE als nächste Stufe angeraten ist, ein Rennen kontrolliert von A bin Z zu gestalten
Da ist überhaupt kein Widerspruch zu dem, was ich geschrieben habe. Die Grundlage wird im Training gelegt, daraus kann man das passende Renntempo ableiten, und dann wird es im Wettkampf umgesetzt. In diesen Wettkampf kann man hineingehen mit dem Ansatz "vorsichtig, immer alles im Griff haben, immer rational das Geschehen kontrollieren" oder aber mit dem Willen und Glauben, das im Training Erarbeitete in einen Erfolg umsetzen zu können.

Dass der TE das in diesem Fall eben nicht getan, sondern stattdessen eine Harakiri-Strategie gewählt hat, habe ich in meinem ersten Beitrag geschrieben.


Noch als Ergänzung:
Bei den meisten meiner Marathons konnte ich problemlos hin- und herrechnen oder dachte daran, was ich später noch machen würde, welche Ereignisse sich für einen Bericht anböten o. ä. Das liegt einfach daran, dass ich viele Trainings- und Testmarathons gelaufen bin. Bei den vielleicht 20% jedoch, bei denen ich ein ambitioniertes Zeitziel hatte oder die sonstwie herausragten (z. B. anstrengender Bergmarathon), bin ich ganz anders in das Rennen eingestiegen, und da war zum Ende hin nix mit Rechnerei.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

33
Bevor wir uns jetzt weiter unsere Formulierungen um die Ohren hauen, vielleicht noch mal gucken, was M_R bei seinem nächsten Marathon hilft.

Sicher das Wissen um die diskutierten rationalen und emotionalen Komponenten, die für einen optimalen Rennverlauf notwendig sind. Sicher aber auch die Abwägung, wie diese Komponenten angesichts von Marathonvorerfahrung (laufe ich nach der jetzigen Erfahrung den nächsten Marathon auf Sicherheit oder Risiko ?), Trainingsalter und -umfang (war dieses Mal die Vorbereitung optimal, gut oder wieder auf Kante genäht ?), Anzahl der geplanten Marathons pro Jahr nächstes Jahr (wie viel Schüsse habe ich innerhalb eines Jahres frei ? Enttäuschend, einen Marathon in den Sand zu setzen, wenn die gesamte Jahresplanung auf dieses eine Hauptereignis ausgerichtet ist) oder anderer Ziele zu gewichten sind.

Bin gespannt.

34
Hallöchen :)

Leipzig Marathon bei Sonnenschein und knapp 20 Grad (etwas warm für meinen Geschmack :) )

3:23:19 :D

Training war wohl eindeutig besser (mehr lange Läufe über 30 km).

Ich bin mit ein Bisschen Risiko gelaufen, aber mit nicht zu viel.
Das Schlimmste Stück war so um km 25 bis 29, da merkte man, dass es langsam schwer wurde. Aber bei km 29 konnte man sich auf einen sanften Abhang freuen und danach waren es nur noch 0 Minuten, 55 Minuten usw. :)

Bei der Bundeswehr (km 37,5) wusste ich, dass jetzt eigentlich nix mehr schief gehen konnte (noch knapp 30 min Zeit).

Als mir dann ca. 1,5 km vorm Ziel klar wurde, dass ich uner 3:25 kommen könnte, war das Leiden gleich halb so wild :)

Trotzdem war ich am Ende am Ende, so wie es sein muss. Viel mehr als ein paar Sekunden schneller wäre insgesamt kaum drin gewesen.

Lieben Dank an meine Schwester und ihre Familie, die immer wieder an der Strecke standen!

LG

M_R

P.S.: 3:15? :confused:
"Der gemeine Mann betrachtet Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Seneca

HM: 1:29:27
M: 3:06:57

35
Hallo,

das hört sich doch gut an Dieser Thread ist aus dem Ärger einer verpatzen Strategie im Rennen entstanden. Ein paar Tage später konntest du das Rennen dann doch reflektieren und hast dir neue Ziele gesetzt. Jetzt schreibst du, dass dein Training (vor allem lange Läufe) dich weiter gebracht haben. Was hat dir die Erfahrung aus dem verpatzen Rennen gebracht? Hast du beim Rennen daran gedacht, nicht wieder den selben Fehler zu begehen? Oder hast du dich generell besser gefühlt?

36
zaunspringer hat geschrieben:Hallo,

Was hat dir die Erfahrung aus dem verpatzen Rennen gebracht? Hast du beim Rennen daran gedacht, nicht wieder den selben Fehler zu begehen? Oder hast du dich generell besser gefühlt?

a) Nicht zu schnell rennen :) Simple Erkenntnis, nur bedarf es wohl einigen Schmerzes, diese Erkenntnis auch umzusetzen.
Ich bin von Anfang an etwas zu schnell gewesen, allerdings in einem Rahmen, der bei den langen Läufen nicht zu Problemen führte.
"Lustigerweise" war ich diesmal der Klugscheißer, der anderen sagte, sie sollen langsamer machen. Hätte ich nie erwartet. Wenn ich allerdings die Fotos meines Schwagers anschaue, kann ich erkennen, dass die vier Leute, an die ich mich erinnere und die dies nicht beherzigt haben, am Ende teils eingebrochen sind.
Außerdem war es ein komisches Gefühl, auf der zweiten Runde mehr und mehr Leute zu überholen. Absolut ungewohnt.

b) Selber Fehler: Zu schnell gewesen bin ich diesmal nicht, siehe a), ABER:
5In Leipzig gibt es Zwischenzeiten für 10, 21,1 und 31,1 km. Diese zeigten mir, dass ich in den ersten drei Meßstrecken 4:44, 4:45 und 4:43 als Pace hatte. (Dabei ist interessant, dass Teilstück eins und drei die ansteigen, zwei und vier fallen.) Nach km 31,1 fiel meine Pace aber auf 5:03. Das zeigt, dass ich zwar nicht gefährlich zu schnell war, aber eben nicht wirklich "richtig" gelaufen bin. Dass kann/muss man also noch verbessern.

Kleine Randnotiz: Meine Eltern konnten es überhaupt nicht fassen, dass man die Zeiten so genau vorhersagen konnte (sie hatten von mir eine Tabelle mit "zu schnell" (3:19:29), "Plan" (3:24:44), und "zu langsam"(3:29:59) bekommen.

c) Insgesamt habe ich mich vor dem Start furchtbar gefühlt und war nervös und aufgeregt. Nach ca. einem km setzen Ruhe und Gelassenheit ein, so wie immer beim Laufen. Bei km 25 wurde ich etwas unruhig, weil ich Müdigkeit aufkommen spürte, aber da waren es im Kopf "nur noch 85 Minuten leiden". Die Strekcke schmol dann km für km zusammen. Und ab km 32 wurde der Puffer mathematisch automatisch größer, obwohl ich keine Zeit mehr "reinholte". Bei 36 war ich wirklich erschöpft, aber ich freute mich darauf, meinen letzten Iso-Drink von der Bundeswehr serviert zu bekommen. Danach hatte ich rechnerisch 6 min/km Zeit. Das war beruhigend und es ging nur noch darum, die letzten 15 Sportplatzrunden "nicht [zu] gehen".

Aber ich muss ziemlich erschöpft gewesen sein, da ich erst bei km 41,5 gerafft habe, dass ich unter 3:25 einlaufen werde. (Runtastic war da bereits 500 m zu weit, so dass die Zeitangaben nur noch Schätzwerte waren). Diese Erkenntnis gab mir nochmal Kraft, einen winzigen Tick schneller zu laufen. Trotzdem hab ich das Ziel erst umrissen, als ich durch war :D

Jetzt überlege ich, wie ich die 3:15 knacken kann.

Erster Schritt: GA1 Training --> Grand Canyon Wanderung Rim2Rim2Rim Ende Mai (80 km, 3300 HM, 34h inklusive Pausen)
Zweiter Schritt: Intervalltraining für Speed
Dritter Schritt: Im August auf die Zugspitze wandern, wenn es der Urlaubsplan erlaubt.
Viertens: Entweder Mitteldeutscher oder Bottwartal-Marathon

Ob das zu ambitioniert ist? Vielleicht. Ich werde es in sechs Monaten wissen.

LG

M_R
"Der gemeine Mann betrachtet Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Seneca

HM: 1:29:27
M: 3:06:57
Antworten

Zurück zu „Laufberichte“